Auf alten Spuren im Sarganserland


Publiziert von rhenus , 28. November 2022 um 23:42.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:28 November 2022
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG 
Zeitbedarf: 3:30
Aufstieg: 500 m
Abstieg: 500 m
Strecke:16 km

Mit dem Verarbeiten von 2 Ster Buchenholz habe ich mich leider etwas "überlupft". Zur Lockerung der Rückenmuskulatur unternahm ich daher heute Nachmittag die leichte Wanderung auf alten Spuren ins Seeztal. Ich kombinierte hierbei 3 Themenwege: Den "Pfarrer Künzle Weg" am Fusse des Pizols, den "Weinbauweg" von Sargans nach Mels sowie den "Jubiläumsweg" am südlichen Fusse der Alvierkette von Sargans nach Flums. 

Von unserem Wohnhaus gings bei durchzogenem, aber trockenem Novemberwetter zuerst zum "Pfarrer Künzle Weg" am Grossbach (www.pfarrerkuenzle.ch) und von dort dem Vilterser-Wangser-Kanal entlang nach Sargans. Johann Künzle (1857 - 1945) war von 1909 bis 1920 ein origineller Seelsorger in Wangs und widmete sich bis zu seinem Tod in Zizers vollamtlich der Kräuterheilkunde. "En Pfarrer chammer liechter ersetze als en rechte Chrüterdoktor" kommentierte seine Nichte später seinen Entschluss, den Kirchendienst zu quittieren. Künzle ist neben Sebastian Kneipp der wohl bekannteste Kräuterpfarrer und ein Förderer der Alternativmedizin sowie der Pflanzenheilkunde. Sein bekanntes Buch "Chrut und Uchrut" wird noch heute publiziert; ich selbst besitze noch die Ausgaben von 1911 und 1922 zum Preis von 80 Cts. 1918 forderte die Spanische Grippe auch in der Schweiz zahlreiche Opfer. Da dank Künzle's Bemühungen in der Gemeinde Vilters-Wangs kein einziges seiner "Schäflein" verstarb, verlieh ihm die Gemeinde das Ehrenbürgerrecht. Den Ärzten war der erfolgreiche Kräuterpfarrer ein Dorn im Auge, da er von ihnen als Konkurrent wahrgenommen wurde. So musste er als 65-jähriger "Student" vor einer Ärzteprüfungskommission ein Examen ablegen, das er mit Bravour bestand. Zu Beginn der Prüfung brachte er die Ärzte in Verlegenheit, als er sich harmlos erkundigte, ob er die Fragen auf lateinisch oder griechisch beantworten solle. Es waren Künzles letzte 25 Lebensjahre in Zizers, welche seinen Mythos begründeten und dem umtriebigen Kräuterpfarrer einen "Platz irgendwo zwischen Henri Dunant und Bundesrat Minger, Bruder Klaus und General Guisan" (Peter Egloff) verschafften. Ob sein Kräutertee wohl auch gegen das im Jahre 2020 aufgetauchte neue Coronavirus hätte wirksam sein können? Probiert habe ichs nicht.

In Sargans wanderte ich zur Spleekapelle, wo der "Weinbauweg Sargans Mels" (www.weinbauverein-mels-sargans.ch) sowie der "Jubiläumsweg" ausgeschildert sind. Über den Schlosshügel stieg ich auf schmalem Pfad direkt zum Schloss Sargans hinauf und nahm auch einen Augenschein im dortigen Torkel, wo alle Weine im Kanton St. Gallen ausgestellt sind. Dann wanderte ich entlang dem "Weinbauweg" durch die Reben von Sargans und Heiligkreuz bis nach Reschu. Dabei erfährt man allerhand Interessantes zum Rebbau. Neben dem Blauburgunder und dem Müller-Thurgau werden im Sarganserland noch zahlreiche weitere Spezialitäten gezogen, so etwa der von uns sehr geschätzte Rotwein "Marechal Foch" sowie der Weisswein "Seyval blanc", welche vom Bio-Weinbauer Bosshart + Grimm in Berschis gekeltert werden (www.bosshartweine.ch). 

Im Jahre 2015 feierten die 3 Sarganserländer Gemeinden Sargans, Mels und Flums das 1250-Jahr-Jubiläum. Im Jahre 765 - also damals vor 1250 Jahren - erwähnte nämlich der Churer Bischof Tello aus dem Geschlecht der Victoriden (im Amt 759 - 765) erstmals die Namen der 3 späteren Gemeinden ("Senegaune" für Sargans, "Maile" für Mels, "Fluminis" für Flums). Tello war sowohl kirchlicher wie weltlicher Herrscher seines Landes. Auf dem Schloss Sargans regierte ein Verwaltungsmann des Churer Bischofs über das damalige Rätien, dem auch das Sarganserland angehörte. Anlässlich dieses Jubiläums wurde ein 12 km langer Themenweg am sonnigen Südabhang des Seeztals zwischen Sargans und Flums errichtet. Auf dem Weg stehen 15 rührige Infotafeln, die von Primarschülern der Region gestaltet wurden. Sie enthalten allerlei Interessantes zum Testament von Bischof Tello, zur allgegenwärtigen rätoromanischen Sprache im Sarganserland, zum Gonzenbergwerk, zur Grafschaft und zum Städtchen Sargans, zum Schlösschen Nidberg in Mels, zum Kloster Pfäfers und zu den historischen Hochwassern an Seez und Schils.

Ich folgte dem aussichtsreichen und lohnenden "Jubiläumsweg" abseits bekannter Wanderrouten mit einigem Auf und Ab via Ragnatsch, Halbmil, Poli, Guferen, Galsersch nach Flums, von wo ich bei einbrechender Dunkelheit mit dem öffentlichen Verkehr nach Hause zurückkehrte.

 

Tourengänger: rhenus


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