Skitour mit (unerwartet) weitem Gipfelanstieg vom Skidepot zum Gipfel des Hochnörderers


Publiziert von Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II , 26. Februar 2020 um 20:11.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Silvretta
Tour Datum:22 Februar 2020
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Ski Schwierigkeit: ZS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:45
Aufstieg: 1160 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit PKW von Galtür zum Bahnhof Telfs-Pfaffenhofen, Zug nach Landeck, Bus nach Galtür-Wirl
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit Bus nach Landeck, Zug nach Telfs-Pfaffenhofen, PKW nach Garmisch

Vor kurzem hatte ich den Hochnörderer im Panico-Skitourenführer der Silvretta entdeckt, letzteren aber wieder bei der DAV Geschäftsstelle in Garmisch abgegeben. Als ich ihn erneut ausleihen wollte, stand er nicht im Regal. Das nächste mal werde ich eine Kopie der Beschreibung machen lassen!

So ließ ich mich auf das Abenteuer ein, diese exotische Skitour ohne Anleitung zu versuchen. Am Parkplatz in Galtür-Will wurde mir vom Parkwächter gesagt "diese Route ist nicht lawinensicher, ich sage Ihnen deshalb nicht, wo die Aufstiegspur beginnt! Da waren Einheimische unterwegs, die wissen, wo man gehen kann!"

Natürlich fand ich zur Spur hin, die von unten gut zu sehen war, verließ sie aber immer wieder, zum einen, weil sie mir zu steil war, zum anderen weil ich glaub(t)e, das Gelände besser für einen Aufstieg nutzen zu können (ich bin Abweichler, Individualist!)  Des Bewuchses u. der Schneestruktur wegen hielt ich es für sehr unwahrscheinlich, dass in diesem steilen Bereich ein Schneebrett abgehen könnte! Weit oben erreichte ich schließlich einen flachen Bereich. Bald darauf stieg ich nach rechts einen Hang auf. Als ich wieder nach links gehen wollte, hätte ich einen steinigen Bereich zu Fuß überschreiten müssen. So tastete ich mich vorsichtig in eine mäßig steile Rinne hinein, in der der Schnee stabil zu sein schien. Ich verließ sie auf der anderen Seite u. stieg weiter den Hang nach rechts querend auf, teilweise im Harsch, den ich aber ohne Harscheisen begehen konnte, auf. Nach links wäre wieder ein steiniger Bereich zu queren gewesen. Schließlich stoppte eine Kante meine Aufstiegsrichtung, hinter der eine nicht sehr hohe Steilflanke in einen Tobel/Graben abfällt. Zwischen dem steinigen Bereich links und der Kante rechts stieg ich im ca. 35° steilen Hang weiter auf, bis ich nach rechts in das Kar, das unter dem angestrebten Gipfel liegt, hätte gehen können. Ich hatte aber keine Beschreibung der Tour dabei!

Also querte ich im flacheren Gelände nach links u. sah im weiter Kar drei Sktourengeher den 35, weiter oben wohl 38° steilen Hang aufsteigen. Ich war etwa 100hm tiefer. Sie machten bald Skidepot, nahmen die Felle ab u. fuhren gleich anschließend im kaum mehr als 5-10cm tiefen Pulverschnee ab, der den Harsch bedeckte.

Wenige Meter stieg ich mit meiner Skier noch höher als sie auf. Darüber war mir das Gelände für einen weiteren Skiaufstieg einfach zu steil! Ich näherte mich nach links im mehr als 40° steilen Hang den Felsen. Zwischen ihnen und über sie hinweg erreichte ich den Nordgrat des Hochnörderers. Er begann zunächst recht einfach. Dann kam ich an eine sehr steile Felsstelle, die ich in Ermangelung eines Pickels nach einem Versuch, sie zu überwinden, links in der schneebedeckten Flanke umgehen musste. Allerdings war das nicht so einfach wei gedacht, denn ich hatte über 45-50° steilen Schnee in eine sehr kurze Felsrinne mit guten Tritten u. Griffen einzusteigen, über der wieder im sehr steilen, festen Schnee ohne Felsen zum Festhalten aufzusteigen war. Ich griff so tief als möglich in den Schnee, um Halt zu finden. Nach einigen sehr steilen Metern erreichte ich wieder den Grat.

Ich hatte keine Lust, der großen Steilheit u. Ausgesetztheit wegen dort wieder abzusteigen. Aber da muss man sich einfach überwinden u. sich Zeit nehmen, um sicher hinunterzukommen. Das geht natürlich schon!

Ich stand nun auf dem Vorgipfel, von dem ich den Gipfel sehen konnte. Es geht keine 200Meter weit flach weiter, wobei man kaum 20m an Höhe verliert.
Den Grataufschwung konnte ich nicht packen, er war zu schroff u. schwierig! Also stieg ich etwas nach rechts (westlich) ab u. nach einer etwas unangenehmen Querung des unter den Gipfelfelsen gelegenen Steilhangs im mehr als 40° steilen Schnee zum obersten Nordgrat hinauf, über den ich in Kürze auf den Gipfel gelangte.

Eine Beschreibung der Besteigung des Hochnörderers im Sommer liegt bei "hikr" bereits vor. Auch dabei wurde der Gipfelgrat rechts umgangen, das letzte Stück zum Gipfel aber von Süden her bewältigt.

Ich war froh, nachdem ca. 1,5h seit Verlassen des Skidepots vergangen waren,  an diesem Traumtag endlich den Gipfel erreicht zu haben. Dort oben hatte ich ein herrliches Panorama!

Der Rückweg erfolgte über das westlich gelegene Plateau auf ein abfallendes Band, das unter den Felsen liegt. Eine Gams hatte vor mir diese Route ebenfalls benutzt. Dann kam eine kurze, mehr als 40° steile Passage, in der die Gams sich sicher wohler gefühlt hatte. Rechts waren Felsen, an denen ich mich festhalten konnte. In dieser Art von Schnee kann man aber nicht weit rutschen, sodass ich wohl etwas vorsichtiger als notwendig (?) war.

Ich befand mich nun über dem von unten gesehen ganz rechten Kar, in das ich beim Aufsteig geschaut hatte u. in dem ich mit Skier hätte weit aufsteigen können! Hinter der nächsten Kante musste ich zwischen Felsen im mehr als 40° steilen Schnee absteigen, den Hang unter der felsdurchsetzten Steilflanke queren u. dahinter wieder ca. 100hm aufsteigen. Daher wäre die Rückkehr im Bereich des Grates besser gewesen, aber dafür hatte ich noch ein weiteres Abenteuer erlebt!



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