Durch Wald und Reben bei Oberkirch


Publiziert von Schubi , 17. Februar 2020 um 13:19.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:15 Februar 2020
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 370 m
Abstieg: 370 m
Strecke:9,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz am Feuerwehrhaus in Tiergarten
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

Für das vergangene Wochenende waren sehr milde Temparaturen angesagt. Und am schönsten sammelt sich die Sonnenwärme ja in den kleinen Talschlüssen und Hängen der Weinberge im Badnerland. Vieles im Rebland unseres Landkreises Ortenau kennen wir schon, aber die Ecke oberhalb der Dörfer Tiergarten und Haslach (eingemeindet zu Oberkirch) noch nicht. Also für den Samstagnachmittag fix eine Wanderrunde auf der Karte angelegt, auf der wir die Rundungen und Windungen der Weinberge schön nachlaufen können.

Für Anfahrt, Rückfahrt oder zum Betrachten der Bilder hier lautet meine Soundtrack-Empfehlung diesmal (passend zum Monat): "February Seven" der Avett Brothers.

Los geht es in der Ortsmitte des beschaulichen Weindorfs Tiergartens, am Feuerwehrhaus kann man gut parken. An der Kirche vorbei lassen wir die Häuser des Dorfs schnell hinter uns und stiefeln die Weinberge hoch. Schritt für Schritt wird die Aussicht über die Rheinebene immer schöner und bald haben wir schon eine beeindruckende Fernsicht. Trotz des leichten Dunstes sehen wir auch die Höhenlinie der Vogesen drüben im Elsass und den Turm des Straßburger Münsters. Ins Blickfeld vor uns rückt jetzt ein besonders runder Hügel (283 m) in den Weinbergen. Er trug im Mittelalter bis ins 17. Jahrhundert die kleine Ullenburg. Von der ehemaligen Burganlage sind nur noch Reste der Ringmauer erhalten. Nach dem Dreißigjährigen Krieg lebte dort als Burgverwalter Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, der Verfasser des Simplicissimus. Auf dem höchsten Punkt des Hügels weht heute nur windzerzaust aber ordnungsgemäß die Ortsflagge von Tiergarten.

Wir wandern weiter (jetzt in östliche Richtung) und bleiben eine ganze Zeitlang auf den "Kämmen" der Weinberge. Die Ameliebste weist mich auf die vielen kleinen Blüten von Ehrenpreis zwischen den Rebstock-Reihen hin, diese seien nämlich allerliebst anzusehen und sind natürlich auch ein Foto, gemacht in Bauchlage, wert. Dann Schwenk nach Norden und kurz darauf Veschper auf einem herrlichen Aussichtsbänkle oberhalb des Gewanns "Ochsengrund". Die Sonne wärmt, die Häppchen sind mundgerecht und die Aussicht ist prächtig – was braucht man mehr?

Wenn man es eilig hätte, könnte man jetzt hier rechts in den Wald herunter abkürzen, aber Eiligkeit hat an unserem sonnigen Samstag-Nachmittag nix zu suchen und so umlaufen wir die ganze Nase des Weinbergs nach Westen, verlieren dabei leider fast alles an Höhe und gehen entlang seiner Nordseite, über ein Obstwiese kurz weglos, wieder nach Osten. Dabei in ein Waldstück herein, das mit seiner Nordhang-Lage recht viel Kühle behielt. Interessant auch, wie stark der Hasel mit seine hängenden Würsten schon blüht.

Wir erarbeiten uns wieder etwas Höhe und treten erneut in die wärmende Sonne hinaus mit Blick nach Westen in die Rheinebene. Bald schwenken wir aber nochmals rechts nach Nordosten in den Wald ab, es geht darin um einen feuchtkühlen Talschluss herum und, jawoll, diese Wanderung hat einige Déjà Vus: wieder nach Westen, wieder in die Höhe, wieder in die Sonne.

Jetzt sind wir auf dem letzten der "Weinberg-Finger" unserer Wanderung, die in ihrer Form so typisch sind für das Vorgebirge des Schwarzwalds zur Rheinebene hin. Es ist das Gewann Sommerbuckel, und sein Name ist Programm. Interessant finde ich, dass oben auf den Kämmen dieser (in der Ortenau zahlreichen) fingerförmig, vom Schwarwald auslaufenden und sanft geschwungenen Bergchen und Hügel immer eine Gemeinschaft aus knorrigen Eichen und Kiefern steht. Oft sind sie etwas zerzaust, da sie natürlich viel Angriffsfläche für den Wind bieten. Ebenfalls ein Resultat des Winds: der sandige Lößboden, der vor Urzeiten hier angeweht wurde und sich oft nur auf Bergkuppen einer bestimmten Höhe des Schwarzwald-Vorgebirges als teils recht mächtige Schicht angesammelt hat. Am Kaiserstuhl bei Freiburg kann man das auch gut sehen. Der Baumbestand am Kamm setzt sich meist waldig auf die sonnenarme Nordseite fort, während die sonnen-exponierten Süd- und Südwest-Flanken natürlich perfekte Bedingungen für den Weinbau bieten, hier um Oberkirch ist es überwiegend die Rebsorte Spätburgunder.

Am westlichen Ende des Sommerbuckels geniessen wir die wunderschöne Aussicht weit über die Rheinebene und auch zurück zum Schwarzwald, während die Sonne schon tief steht. Auch wir gehen tiefer, unser Routenverlauf senkt sich nun endgültig in die Rheinebene ab, runter zu den Häusern des Örtchens Haslach. Es ist Fastnachts-Zeit (hier: "Fasent") und ein paar mal während unserer Wanderung hörten wir von unten herauf Blasmusik klingen. Wir laufen durch die verwinkelten, (hier noch stillen) Sträßchen, in den Vorgärten blühen Schneeglöckchen und Krokusse. Am Sportplatz dann das Fasents-Event: Menschen in den traditionellen Kostümen (eine Art stilisiertes Vogel-Gefieder) kommen uns erschöpft entgegen, während wir nach unseren gemütlichen 370 Höhenmetern eigentlich noch recht frisch sind. Schon bald danach sind wir zurück an unserem Wagen in Tiergarten.

Mit auf Tour: Amelie.

Fazit: für kleine bis mittellange Halbtages-Touren bietet sich das Rebland auf den Ausläufern des Schwarzwald-Vorgebirges immer wunderbar an. Im Hochsommer wird es hier schon mal arg stickig und heiß, aber Sonnenstrahlen im Februar lassen sich hier perfekt geniessen. Eine schönes Charakteristikum der hiesigen Topographie sind ihre vielen Schwünge und Rundungen. Dadurch wechselt beim Wandern auf ihr der Blick und die Aussicht häufig: mal raus zur Rheinebene, mal hoch zum Schwarzwald, mal runter in einen stillen Talgrund.

Tourengänger: Schubi


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»