Auf und neben dem Ottenhöfener Felsenweg


Publiziert von Schubi , 1. April 2021 um 12:40.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:25 Oktober 2020
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 562 m
Abstieg: 562 m
Strecke:13,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PKW: In Ottenhöfen einige Parkplätze vor dem Feuerwehrhaus oder am nahen Gasthaus Schwarzwaldstube. ÖPNV: mit dem Zug bis zum Haltepunkt Ottenhöfen West.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

Ich komme jetzt mal mit Herbstfarben in den Frühling hereingeplatzt und bitte vorweg um Nachsicht. Aber dieses Töurle lässt sich fast ganzjährig machen. Nur falls man die hier vorgeschlagenen kleinen Kraxel-Ergänzungen mitnehmen möchte, sollte man sich eher einen trockenen Tag suchen. Der Ottenhöfner Felsenweg ist einer der bekanntesten Wanderwege in der Ortenau und wirklich schön angelegt. Kollege WolfgangM hat ihn bei Hikr bereits *vorgestellt. An unserem sonnigem Sonntag im güldenem Herbst waren einige Leut unterwegs, aber das verlief sich. Da der markierte Weg keine richtigen Kraxeleien vorsieht und ausser den "offiziellen" noch so einige andere Felsgruppen im Wald herumlagen, sind wir hierunda noch hieingestiegen. Wenn man das nicht machen will ist die Runde T2.

Bei Ottenhöfen geht die sog. "Vorbergzone" in den eigentlichen Schwarzwald über. Obst- und Weinbau prägen die Rheinebene und Seitentäler unterhalb, dichte Nadelwälder die Berge oberhalb. Dazwischen liegen oft Mischwälder (wie hier, westlich vom Ort) und bilden einen Übergang von der warmen Rheinebene zu den rauheren Höhen des Nordschwarzwalds. Apropos unterhalb: etwas Vulkanismus gab es hier in Urzeiten, später wurde das Terrain mal herausgehoben, dann brach es wieder ein, und verwittert und erodiert wurde ja eh schon immer. Rund um den Ort trifft daher magmatischer Porphyr auf kristallinen Granit auf sedimentigen Buntsandstein. Geologisch jedenfalls war hier also die letzten paar Milionen Jahre einiges los. Davon profitieren nun neben vielen Steinbruchbetrieben auch wir Naturliebhaber.


Zur Stimmung von Gebiet und Tour passt als Soundtrack diesmal Dyans Ooh Song.

Wir starten in Ottenhöfen und gehen südlich ansteigend, dem Tal des Simmersbächle folgend. Am Geiersgrund rechts/westlich hoch in den Wald. Dort verlassen wir für ca. 100 Meter den markierten Weg, gehen kurz nach Norden und schaun uns einen aufgelösten Porphyr-Steinbruch mit beeindruckenden Felswänden an. Porphyr ist ein Resultat der erwähnten, hiesigen vulkanischen Aktivität und wird uns heute noch oft begegnen. Nun wieder zurück und bergan zum Sesselfelsen. Über eine Fels-Treppe erreicht man sein Gipfelkreuz, wo wir einen feinen Blick auf die Schwarzwaldhöhen geniessen. Man kann den Fels auf einem verwunschenen Pfädle ein paar Meter unterhalb auch noch umrunden. Anschliessend weiter zum Spitzfelsen, südlich. Auch auf ihn kommt man, etwas rustikal, aber fix rauf. Seine starke Zergliederung lädt zum Erkunden ein und wir blicken von ihm nach Osten. Nicht weit südöstlich komt auch schon der Breitfelsen, der eine kompakte Kuppe bildet, die man einfach überschreiten kann. Dank des klein-gekanteten und griffigen Porphyrs ist das fix getan und weiter geht's zum Rappenschrofen. Auch von ihm blickt man nach Osten. Zwischen den bisherigen Highlights machen wir hier eine schöne Waldpassage, vorbei an auch kleineren Felsen auf einem netten Pfad. Auch wenn nun wieder mal breite Forstwege kommen, im Gesamtblick ist diese Wanderrunde wirklich abwechslungsreich geführt.

Den neben einer Wegkreuzung liegenden Pfennigfelsen übersehen wir leider :-/ Weiter nördlich staffeln wir dann zum Katzenschrofen hoch und zwischen seinen großen Felstrümmern auch hindurch, hier hat man den Pfad wirklich originell und rustikal angelegt. Bemerkenswert ist, dass wir irgendwo im letzten Wegabschnitt den "Porphyr -Bereich" verlassen haben müssen, denn der Katzenschrofen besteht nun aus Granit, der wollsackartig verwittert ist. An der bald folgenden Wegkreuzung Hexentanzplatz hat die Gemeinde eine Schutzhütte in Form eines lustigen Hexenhäuschens errichtet. In westliche Richtung geht es nun zum Palmfelsen. Er ist ebenfalls von oberhalb leicht begehbar und von ihm haben wir nun zum ersten Mal einen Blick zur Oberrhein-Ebene. Zeit für ein schönes Fernblick-Veschper. Man verlässt den Palmfels nördlich und der Pfad führt sehr eindrucksvoll am Fuß seines fast senkrechten Nord-Wändles entlang.

Nach einer Wald-Weile passieren wir auf einem offenen Sattel eine Häusergruppe namens Blaubronn. Dort schaun uns Ziegen mit lustig-zotteligem Fall nach. Wieder in den Wald rein und etwas in die Höhe. Rechts am Weg nun der Stierfelsen. In ihn steigen wir mal kraxelig herein und finden auf seinem bemoosten Granit natürlich auch ein gemütliches Plätzle für eine erneute Rast – wunderbar. Auf Höhe dieses Felsens führen vom markierten Weg links ab noch kaum sichtbare Trittspuren zu einer etwas abseits gelegenen Felsgruppe namens Karschrofen ab. Diese (ziemlich umfangreiche) Ansammlung schöner Granitfelsen erkunden wir ebenfalls in kraxeliger Manier, herrlich moos-überwuchert ist der Stein. Für mich der schönste Ort der Tour. Aber mindestens genaus schön ist die nächste, namenlose, Felsgruppe: wir gehen zunächst zurück zum Hauptweg und darauf  etwas nördlich. Nun sehen wir (etwas versteckt hinter den Bäumen) rechts nochmal Granitfelsen. Auch sie finden wir einladend für eine Erkundung und kraxeln neugierig rauf. Der aufmerksamen Ameliebsten fällt oben ein lang ausgelegter Ast einer Buche auf: grad ideal, um sich mithilfe seiner Federkraft durch die Felsen zu schwingen :-)

Nun ist es nicht mehr weit bis zum letzten, "offiziellen" Felsen des Wanderwegs, dem Bürstenstein. Er hat eine Aussichtskanzel, von der man nochmals eine fabelhafte Aussicht nach Westen hat: über Wälder und Rebland der Vorbergen hinweg schweift der Blick zur Oberrheinischen Tiefebene und weit bis zu den Vogesen, die den Horizont bilden. Schliesslich stiefeln wir, das Gehöft Sommereck passierend (und ab da leider auf Asphalt), zurück herab nach Ottenhöfen.

Mit auf Tour: Amelie.

Fazit: die Gegend um Ottenhöfen steckt wirklich voller schöner Ecken. Der Felsenweg ist ein Musterstück an abwechslungsreicher Wegführung: zwar größtenteils im Wald, aber mit tollen Aussichtspunkten auf den Felsen und natürlich vielerlei Möglichkeiten, mal ins Gestein hinein zu kraxeln. Auch die waldigen Abschnitte sind durch die vielfältige Vegetation des hiesigen Mischwalds herrlich. Das i-Tüfpelchen sind die vielen Infotafeln zur geologischen Geschichte entlang des Wegs.

Tourengänger: Schubi
Communities: Photographie


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