Auf stillen Pfaden zum Sankenbach-Wasserfall, Sankenbachsee, Rosshimmel-Wasserfall und Ellbachsee


Publiziert von Schubi , 12. Februar 2020 um 13:59.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum: 5 Februar 2020
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT2 - Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 624 m
Abstieg: 624 m
Strecke:17 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Wanderparkplatz am östlichen Ortsrand von Kniebis
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Unterkunftmöglichkeiten:zahlreiche im Ort Kniebis.

In Fortführung zu meinen beiden anderen Stille-Pfade-Touren (hier und dort) sollte es ein weiteres Mal durch frisch gefallenen Schnee zu Karseen gehen, und zwei Wasserfälle wollte ich dabei auch noch mitnehmen. Der letzte Mittwoch schien dafür geeignet, laut Wetterbericht würden noch in der zweiten Nachthälfte die letzten Flocken fallen. Also spontaner Überstunden-Abbau und vor Tagesanbruch hoch. Für die Einschätzung der tatsächlichen Schneehöhen vor Ort (auch in akkumulierter Ansicht für die Betrachtung über einen Zeitraum hinweg) finde ich die super detailierten Modellkarten vom Kachelmann-Wetter übrigens immer sehr hilfreich.

Auf dem ca. 920 m hoch gelegene Bergrücken Kniebis (mit der gleichnamigen Ortschaft darauf) war ich bisher nur zum Langlaufen, neben dem Ort findet sich ein super ausgebautes Langlauf-Zentrum. Sicherheitshalber nahm ich auch mal die Skier mit, aber wie sich später herausstellte, war eh (noch) nichts gespurt. Der eigentlich Plan hieß jedoch, auf Schneeschuhen eine große Runde zu zwei Karseen und Wasserfällen zu machen, die ich noch nicht kannte. Interessante Relikte aus den Eiszeiten.


Als Soundtrack für Anfahrt, Rückfahrt oder zum Betrachten der Bilder hier empfehle ich diesmal Carl Broemels "Snowflake".

Los geht es am östlichen Ortsrand von Kniebis, hier vom Wanderparkplatz direkt in den Wald hinein und zunächst ein ganzes Stück leicht abfallend auf Forststraßen. Ich bin gespannt, wie der Sankenbachsee im Vergleich zu den anderen Karseen des Nordschwarzwalds so sein wird. Am oberen Ende der Karwand angelangt sehe ich die ersten warmen Sonnenstrahlen in den Wald hinein blitzen, eine herrliche Stimmung. Ein paar Meter weiter habe ich auch den ersten Tiefblick zum See herunter, leider noch arg von Bäumen verstellt. Nun rechts herunter auf einem Pfad, den ich unter der Schneedecke nur erahnen kann. Unten treffe ich auf einen Wirtschaftsweg und habe hier nun eine prächtigeren Tiefblick auf den See. Eine wundervolle Stimmung bietet sich mir: die wenigen, noch schwachen Strahlen der aufgehenden Sonne transportieren etwas Wärme und bringen damit die Thermik über dem See in Bewegung, inklusive einiger Nebel-Wölkchen, die nun aufsteigen. Der flüchtigste und deshalb vielleicht schönste Moment der Wanderung.

Dem erwähnten Wirtschaftsweg folge ich kurz nach rechts und biege an der Wasserfall-Hütte links auf einen weiteren Pfad ab, denn auf dem Weg zum Sankenbachsee herunter kann man auch noch den Wasserfall des Sankenbachs bewundern. Der fällt in mehreren Stufen (die höchste mit einer Länge von 25 m) über eine Abbruchkante in der Buntsandstein-Karwand herunter und macht ordentlich Lärm. Kein Wunder, gab es doch in den verganenen Tagen reichlich Niederschläge. Eindrucksvoll finde ich, aus wievielen Spalten unterhalb großer Felsblöcken in der Karwand kleine "Spontan-Wasserfälle" hervorsprudeln. Scheinbar ist der ganze Hang mit Wasser vollgesogen. Der Pfad ist hier schön felsig, allerdings kaum mit Schnee bedeckt. Vermutlich produziert der Wasserfall in seiner kleinen Schlucht sein eigenes, etwas milderes Feuchtklima, man spürt es auch etwas. Wie bei malerischen Wasserfällen so üblich, ist der Pfad hier netterweise über ein paar Brücken und weiter unten nahe bei der Fallstufe geführt. So hat man mehrere Perspektivwechsel und wunderbare Blicke auf diese Naturschönheit.

Der Sankenbach rauscht durch das restliche Waldstück bis zum See über noch ein paar kleinere Fallstufen und der Wanderpfad folgt ihm dabei über auch so einige Felsen. Tricky mit den Schneeschuhen zu laufen, aber wär  sonst ja auch langweilig. Schliesslich komme ich am westlichen Ende des Sankenbachsees (680 m) heraus und laufe auf dem Uferweg nordseitig bis zu seinem östlichen Ende. Hier bietet sich mir ein wunderschöner Blick auf den still in seiner Karmulde liegenden See, eingerahmt von winterlich weißen Wäldern. Ich bin offenbar der erste Besucher an diesem Morgen, alles ist noch frisch verschneit und die Zuckerschickt auf den Ästen noch nicht weggetaut. Es ist ein rechter Traum. Auf der Wasseroberfläche hat sich eine zarte Eisschicht gebildet und reflektiert die Szenerie ganz zauberhaft. Zeit für eine erste Veschper!

Und weiter geht es, nun in einer Schleife am südöstlichen Hang des Hinteren Heinzelbergs (897 m, was für Name! ;-) wieder in die Höhe. Wer es eilig hat, kann auch direkt am Ufer zurück nochmals durch den Wasserfall-Steig nach oben, bis zur Stelle mit dem schönen Tiefblick, und dort dann rechts weiter. Ich aber mag es auf Rundwanderungen nicht, Wegstücke zweimal zu laufen. Außerdem interessiert mich der Oberlauf des Sankenbachs, also noch bevor er in seinen Wasserfall läuft. Desweiteren hoffte ich bei der Tourenplanung, evtl. zwischen den Bäumen am Hinteren Heinzelberg hindurch nochmal einen Tiefblick auf den See zu erhaschen, was dann aber nur vage gelingt.

Ein offenbar lange aufgegebener Pfad (Spuren im Schnee zeigen, dass ihn Wildtiere noch nutzen) bringt mich nach einiger Zeit des Hatschens auf Wirtschaftswegen nun links in die Waldschlucht des Sankenbachs oberhalb seines Wasserfalls. Ich überschreite den Bach mit einem großen Schritt und freue mich über diesen beschaulichen Ort. Nicht so richtig klar ist, wo der ehemalige Pfad dann weitergeht, aber dank GPS-Peilung und Offline-Karte folge ich per Smartphone der vermutlich früher mal vorhandenen Pfadführung und finde den Weg heraus aus der Karwand, durch den Hang hoch auf den Wirtschaftsweg (ca. dort wo auf dem Hinweg der schöne See-Tiefblick war).

Auf dem Weg dann rechts und nun folgt ein längerer Wander-Abschnitt auf so einigen weiteren Forstwegen, die nicht allzu spektakulär sind. Ich komme wohl dermaßen in monotones Schneeschuh-Stapfen und Gedanken-Abschweifen, dass ich mich zweimal verhaue und Wegkreuzungen überlaufe, an denen ich hätte abbiegen müssen :-/ Aber das Wegenetz im Schwarzwald ist dicht und ich finde so nicht allzu lange Umwege, um zur ursprünglichen Routenführung zurückzukommen. Immerhin lacht mich die Sonne aus ihrem heiter-blauen Winterhimmel herunter munter an, wärmt ganz ordentlich und beschert mir auch ein paar brillante Foto-Impressionen entlang des Wegs.

Ich bin mir ob der Zeitplanung nun aber nimmer sicher, ob ich an meinem letzten Etappenziel, dem Ellbachsee, gegen Schluss nicht zuuu spät vorbeikäme. Da mich meine Verhauerei nun aber eh in seine Nähe bringt, beschliesse ich, ihn einfach zweimal zu besuchen (die hier hinterlegte GPX-Tour zeigt natürlich den eigentlich vorgesehenen Wegverlauf mit Ellbachsee zum Schluss). Das Kar des Ellbachsees (772 m) ist deutlich enger und steiler als das seines Vorgängers. Wie bei fast alle Karseen im Schwarzwald gibt es auch bei ihm einen Verlandungsprozess, und hier ist er leider schon weit fortgeschritten: der ursprünglich nahezu runde See hat nur noch die Form einer dreifingrigen Hand. Auch interessant: auf ihm schwingt, nein: schwimmt eine Schwingrasen-Fläche. Aus dem See entspringt übrigens der Gute Ellbach, nicht zu verwechseln mit dem Bös Ellbach ein Tal weiter
:-)

Hinab ins Tal führt mich nun auch mein Weg weiter, ich folgen dem Guten Ellbach eine Weile, er rauscht und plätschert recht laut neben mir. An der Talsohle steige ich am gegenüberliegenden Hang wieder bergan und über Kehren, nochmals unspektakuär auf Forstwegen bis zum westlichen Wendepunkt meiner Rundwanderung. Etwas südöstlich davon erreiche ich nun den Rosshimmel-Wasserfall (802 m), einem kaskadenartigen Wasserfall über eine weitere Karwand am Kniebisrücken. Links und rechts von ihm finden sich sogar noch zwei kleinere Wasserfälle. Auch in diesem Waldstück plätschert es also reichlich entlang des Wegs. Die Sonne steht nun bereits tief und ich beeile mich, nochmals rüber zum Ellbachsee zu kommen. Unterwegs ein schöner Fernblick rüber nach Baiersbronn-Mitteltal.

Als ich das zweite Mal am Ellbachsee bin, hat sich schon die blaue Stunde breit gemacht. Ich umrunde ihm auf dem Steig durch seine Karwand und habe hier nochmals schöne Blicke auf ihn herunter. Die Verlandung des Sees kann man gut erkennen. Ab halber Höhe geht es auf einem wunderbaren Pfad weiter, der sich steil über Sandsteinblöcke und durchs Unterholz nach oben windet. Ich muss mich weiterhin beeilen, denn das Licht schwindet schnell und oben möchte ich noch einen Blick auf den See von einer Aussichtsplattform machen. Gerade so im letzten Licht komme ich, etwas außer Atem, dort an und freu mich, dass ich diesen schönen Tiefblick noch mit der Kamera einfangen kann. Das nun folgende letzte Wegstück bis zu Wanderparkplatz gehe ich mit Stirnlampen-Licht recht eben durch die Wälder auf dem Kniebis nahe der Ortschaft, hier sind auch die eingangs erwähnten Loipen.


Fazit: große Runde mit vier tollen Naturschönheiten, aber eben auch längeren, nicht so spektakulären Wegstücken. Diese kamen im frisch eingeschneiten Winterkleid aber auch ganz charmant rüber. Außerdem kann man an dieser Stelle natürlich auch mal die Frage stellen, ob Wanderungen nur „schön“ sein können, wenn sie einem durchgehend Highlights um die Ohren hauen.

Eine Tour aus der Rubrik Unterholz-Preziosen


Tourengänger: Schubi


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Sankenbachtal · basodino

Kommentare (2)


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alpstein hat gesagt: Schwarzwald
Gesendet am 12. Februar 2020 um 17:42
>Außerdem kann man an dieser Stelle natürlich auch mal die Frage stellen, ob Wanderungen nur „schön“ sein können, wenn sie einem durchgehend Highlights um die Ohren hauen.

Hallo Frank,
sicher sind Wanderungen nicht nur schön, wenn einem ständig Highlights um die Ohren gehauen werden. Deine Berichte beweisen dies ja auch.
Ich muss allerdings zugeben, dass ich nach dem Umzug an den Bodensee 35 Jahre brauchte, um meinen Wanderfuß mal in den Schwarzwald zu setzen. "Im Schwarzwald könne man nicht gescheit wandern, da man nur im Wald herumläuft". Diesen Spruch habe ich, mehr alpenorientiert, vor vielen Jahren mal losgelassen. Jetzt muss ich ihn mir von Esther immer mal wieder anhören. Wie Du sicher schon bemerkst hast, tauche ich nun ja auch regelmäßig wieder im Schwarzwald auf.
Ich denke, dass jede Wanderung seinen Reiz hat, wenn man nur ein Auge dafür hat.

In diesem Sinne beste Grüße
Hanspeter

Schubi hat gesagt: RE:Schwarzwald
Gesendet am 12. Februar 2020 um 18:33
Hallo Hanspeter.
Recht schönen Dank für deine Zeilen. Ein schönes Beispiel aus deiner "Wanderkarriere" ;-)
Richtig: es geht beim Wandern ums Augen-Aufmachen und das links wie rechts Schaun. Nicht nur imposante Naturschönheiten zu erlaufen, sondern auch Unscheinbares, Flüchtiges zu entdecken. Aber vielleicht auch (z.B. auf längeren ebenen Wegabschnitten) in der Gleichmässigkeit des Schritts die Gedanken einfach mal schweifen zu lassen ... oft hat man auf Wanderungen ja die besten Ideen für alle möglichen Fragen des Alltags.
Schöne Grüße zurück, Frank


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