Auf stillen Pfaden zwischen Zuflucht und Buhlbachsee


Publiziert von Schubi , 29. Januar 2020 um 16:49.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum: 6 Januar 2019
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT2 - Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 263 m
Abstieg: 263 m
Strecke:7,1 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Wanderparkplatz Zuflucht
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Unterkunftmöglichkeiten:Natur- und Sporthotel Zuflucht

In Ergänzung zu meiner Stille-Pfade-Tour von neulich möchte ich noch eine Schneeschuhtour zu einem weiteren stillen Karsee beschreiben, nämlich zum Buhlbachsee. In meinen Augen der schönsten Karsee des Nordschwarzwalds. Zum einen, weil er etwas ab vom Schuß ist und nur per Fußmarsch erreichbar ist (nagut, von Baiersbronn her auch mitm Bike). Zm anderen gibt es eine geotopische Besonderheit zu entdecken: auf ihm liegt eine schwimmende Insel aus Torf und Schwingrasen, naturräumlich ein Kleinod und Kuriosum. In einem Sommer-Monat hatte ich ihn bereits mal besucht, aber eine Runde auf Schneeschuhen fand ich reizvoll, da man zum See auf wirklich schönen Pfaden herabsteigt.

Als Soundtrack für Anfahrt, Rückfahrt oder zum Betrachten der Bilder hier passt übrigens hervorragend Peggy Lees Version von Winter Wonderland.

Im Gegensatz zum diesjährigen gab es im Januar 2019 eine reichliche weiße Pracht. Nach einer Nacht mit nochmals viel Neuschnee schnalle ich die Schneeschuhe morgens am Wanderparkplatz Zuflucht unter. Die Zuflucht besteht aus nur zwei Gebäuden und hat btw eine sehr interessante Geschichte. Hier gehe ich nun östlich 30 m an der Straße entlang und biege dann links in den Wald ab. Und zwar ca. rechtwinklich zur Straße auf einen versteckten Pfad, der bergab führt (bitte nicht verwechseln mit dem steil links abzweigenden Wirtschaftsweg/Loipe). Pfadig wird es die ganze Schneeschuh-Wanderung lang bleiben, und so taucht man wirklich tief in die winterliche Natur ein.

Nach ca 250 m überquere ich die Schwarzwaldhochstraße, gehe direkt gegenüber wieder in den Wald hinein, weiter bergab. Das Winterwetter hatte in den vergangen Tagen für reichlich Schnee gesorgt. Alles, jeder kleinste Ast, jeder Blaubeer-Strauch, ist mit einer dicken Schicht Zuckerguss verziert: Winter Wonderland. Alles ist unberührt, still und ich bin an diesem Sonntag-Vormittag  komplett alleine unterwegs, erst kurz vor Wiederreichen des Wanderparkplatz begegne ich Leuten.

Der Pfad senkt sich nun steiler ab und quert rustikal die Karwand des Buhlbachsees. Dicke Sandstein-Blöcke liegen verstreut im Waldhang herum, so mag ich den Schwarzwald. Ich treffe auf einen Wirtschaftsweg und biege  links auf ihn ab, es geht jetzt ein kurzes Stück bergan zu gehen. Rechts gluckert schomal der Buhlbach, nun ist es nicht mehr weit bis zum See, nach ca. 100 m bin ich auch schon da. Was für eine zauberhafte Stimmung: der See ist gefroren, ringsum absolute Stille, der See bietet einen märchenhaften Anblick. Zeit für eine kleine Veschper.

Der Buhlbachsee liegt auf 790 m Höhe. Erdgeschichtlich ist er als Karsee sozusagen das bleibende Resultat eines Gletschers, in den Eiszeiten war der Schwarzwald in den höheren Lagen ordentlich vergletschert. Er ist ungefähr 160 Meter breit und fast rund. Das Besondere an ihm ist: im See schwimmt eine etwa 0,7 ha große Torfinsel die von Schwingrasen, seltenen Sumpfgewächsen, Birken und anderem Gehölz bewachsen ist. Fast hat man bei diesem Anblick ein nordisch-skandinavisches Feeling.

Die im See schwimmende, etwa 0,7 ha große Torf-Insel ist von Schwingrasen, seltenen Sumpfgewächsen, Birken und anderem Gehölz bewachsen. Sie entstand in den vergangenen Jahrhunderten durch das häufige Ablassen und Stauen des Sees durch die Flößer. Sie benutzten den See früher zur Schwallung: zum Abtransport des geschlagenen Holzes wurde das Wasser des Sees aufgestaut und die gefällten Baumstämme in den Bereich unterhalb des Stauwehr gelegt. War der See ausreichend gefüllt wurde das Stauwehr geöffnet und die Stämme mit dem Schwall der Flutwelle talwärts geschwemmt. Der morige Seeboden löste sich durch diese andauernde Aufstau-Prozedur irgendwann vom festen Untergrund und schwamm als Insel auf. Die Insel beherbergt ein fragiles Ökosystem und viele seltenste Arten in Fauna und Flora.

Wie bei so vielen Karseen im Nordschwarzwald findet leider auch am Buhlbachsee ein langsamer  Verlandungsprozess statt. Der wäre auch schon weiter fortgeschritten, hätre man 1975 nicht etwas ausgebaggert. Trotzdem kann man die Verlandung an den Seerändern gut beobachten. Über die Zeit wird er wohl zu einem Moor oder "Blindsee" werden.

Leider ist der Rundweg um den See inzwischen gesperrt, so dass ich nur einen Abstecher das Südufer entlang machen kann, hier soll wohl ein Schutzgebiet für Wild entstehen. Aber man kann vom Ufer aus nochmal ganz gut die Größe der Insel erkennen. Nun also zunächst den Weg am Seeufer zurück, dann der Stelle vorbei, an der ich vom Pfad herunterkam, links vorbei auf dem Wirtschaftsweg weiter bergab. Immer dem Buhlbach folgend, der einen linkerhand munter plätschernd begleitet. Weiter unten dann links abbiegen, über einen Damm-Durchlass an der Stelle, wo der Buhlbach auf das benachbarte Spaltbächle trifft  und meine Wanderroute nun nach Westen geschwenkt hat. Ab hier geht es nun in der kleinen Schlucht des Spaltbächles wieder bergan.

Nach ca. einem Kilometer Wirtschaftsweg darf ich nun wieder auf einem Pfad entlang stapfen und der ist wirklich schön angelegt: er führt am Hang entlang, links und hinter mir öffnet sich ein Talblick, die Vegetation wird lichter und ich muss mich unter vielen tiefhängenden Ästen hindurchschlängeln, denn die Schneelast auf den Bäumen ist beträchtlich. In der Ferne höre ich auch mal das Krachen eines umfallenden Baumes. Ich war damals wohl wirklich zu naiv-optimistisch bzw. hatte im Vorfeld über Schneebruch-Gefahr nach Tagen reichlichen Scheefalls gar nicht nachgedacht. Insofern: don't try this at home.

Die kleine Schlucht des Spaltbächles ist für mich einer der beschaulichsten Orte im Schwarzwald. Wilde Waldnatur, unten gluckert und plätschert das Bächle zwischen Sandsteinblöcken hindurch, ansonsten: absolute Stille. Auch ich arbeite mich in aller Ruhe auf dem Pfad nach oben und freu ich einfach über so einen schönen Vormittag. Anschliessend über drei, vier Wirtschaftswege und in wieder ebenerem Gelände in Richtung Schwarzwaldhochstraße und über sie rüber, wieder in eien kurze Waldpassage. Rechts durch die  Bäume sieht man die Skipiste Zuflucht und es ist da wohl ganz gut Betrieb: ein Skikurs für die Kleinen, die jauchzend-lustig ihre ersten Abfahrten üben. Ich bin also wieder zurück in der der Zivilisation und muss aus meinem "Stille-Modus" mental etwas umschalten.

Jetzt bin ich auch schon am höchsten Punkt des Rossbühl (963 m) angelangt,  hier gab es im Dreissigjährigen Krieg eine sternförmige Wehranlage aus Erdwällen und Holzbauten, mit jeder Menge Geschützen und schlimmen Scharmützel: die Röschenschanze. Der Pfad führt am Rande der Schanze entlang und man kann die Sternform etwas erahnen, auf Satellitenbildern sieht man es deutlicher.

Nicht mehr weit ist es nun bis zum Ausgangspunkt meiner Wanderung, es geht nochmal über eine offenen Grinden-Landschaft. Hier schieben sich oft Wolken von West nach Ost durch, vermutlich auch wegen viel Thermik am Steilhang der Oppenauer Steige, nicht weit westlich von der nahen Zuflucht. Die von den Wolken mitgebrachte Feuchtigkeit gefriert in den Wintermonaten dann zu Flugfrost an der unterkühlten Vegetation. Zusammen mit der Schneeschicht ergibt das den perfekten Zuckerguß-Effekt.

Fazit:
eine abwechslungsreiche Runde, die ich auch schon in warmen Jahreszeiten gemacht habe und sie natürlich ganzjährig empfehlen möchte. Still und beschaulich wird es immer sein, aber viel romantischer als an einem Tag mit Neuschnee bekommt man's wohl nicht hin ;-)


Tourengänger: Schubi


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