Nepal: Gokyo-Khumbu-Trek; Teil 2


Publiziert von Linard03 , 23. Dezember 2019 um 06:52.

Region: Welt » Nepal » Khumbu
Tour Datum: 9 November 2019
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: NEP 
Zeitbedarf: 3 Tage
Aufstieg: 2171 m
Abstieg: 1742 m
Strecke:Machermo - Gokyo - Gokyo-Ri - Dragnak - Cho-La Pass - Dzongla (25.5 km)

Hier geht’s zu Teil 1
(wenn’s jetzt im 2. Teil trotzdem etwas mehr Text gibt als im 1. Teil angekündigt; sorry …)
 
Wir waren nun schon einigermassen akklimatisiert, aber die Höhe forderte weitere Tribute …
 
Machermo (4450m) – Gokyo (4750m) – Gokyo-Ri (5357m) – Dragnak (4600m)
 
Die heutige Etappe nach Gokyo war wenig spektakulär (eher karge Landschaft); zudem war’s heute Morgen etwas bedeckt. Gleich nach dem Frühstück folgte erst mal ein kurzer, aber steiler Aufstieg, welchen wir bereits vom Vortag her kannten. Wir kennen das ja auch in unseren Alpen: man startet hinter der Hütte, wo’s gleich richtig zur Sache geht, der Motor schon ordentlich pumpen muss und man sich fragt, wie man die nächsten Stunden überstehen will …
 
Die Steilheit hielt sich zwar auf allen Trekkingpfaden in Grenzen, aber die Höhe macht hier den Unterschied aus. Zur meiner Beruhigung durfte ich lediglich feststellen, dass ich nicht der einzige war, welcher nach 20Hm bereits am ordentlich Luft holen war …
 
Das pendelte sich jedoch schnell wieder ein und diese „Steilstufe“ war rasch überwunden. Danach flachte das Gelände auch schon wieder etwas ab; das Tal wurde breiter. Hier führen auch wieder mehrere Wege zusammen, was zur Folge hat, dass zwischenzeitlich ganze Karawanen unterwegs sind.
 
Da verschiedene Gruppen dieselbe Route und Ruhetage an denselben Tagen absolvieren, hat das zur Folge, dass man gewisse Leute bzw. Gruppen immer wieder sieht. So fühlten wir uns von je einer grösseren Gruppe aus Spanien und Frankreich richtiggehend verfolgt … ;-)
 
Über die Moräne des Ngozump Gletschers gelangten wir zu wunderschöne Bergseen, eingerahmt von 6000ern. An einem der Seen rasteten wir und entdeckten sogar eine Ente, welche einsam ihre Runden zog. Nach ca. 4 Std. erreichten wir schliesslich unsere nächste Lodge in Gokyo (4750m) – also schon knapp auf „Mont Blanc-Höhe“ …
 
Wir schauten zum Aussichtsberg Gokyo Ri hinauf, den wir am nächsten Tag besteigen wollen. Verglichen mit den umliegenden Bergen sah dieser allerdings mehr als ein kleiner, unbedeutender Schutthügel aus …
 
Gokyo ist wunderschön an einem grossen See gelegen. Auch hier gab’s die üblichen, täglichen Rituale: „welcome-Drink“, Zimmerbezug, ausruhen und viel The trinken. Etwas später trafen sich einige von uns wieder, wir wollten das örtliche und vielversprechende Café aufsuchen. Tatsächlich stiessen wir auf ein „full house“, aber jeder von uns fand noch irgendwo einen Platz. Überraschend und unglaublich war das Angebot: feiner Kaffee und jede Menge leckerer Kuchen!
 
Der Nachmittag verging so im Flug; am Abend war wieder mal eine Jassrunde angesagt.
Hartnäckig hält sich der Husten meines Zimmergenossen; was später noch zu grösseren Problemen führen sollte …
 
Heute Morgen war also unsere erste Berg-Besteigung angesagt! Ziemlich früh (irgendwann nach 5 Uhr) zogen wir los. Es war (wie nicht anders zu erwarten) ziemlich kalt … Unser BF schlug (wie immer!) ein perfektes Tempo an, sodass ich trotz der Höhe nie ausser Atem kam. Andere aus unserer Gruppe kämpften trotzdem mit typischen Höhensymptomen wie Kopfschmerzen und Übelkeit. Ich blieb weiterhin ohne jegliche Probleme wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Durchfall – um mal die gängigsten Beschwerden beim Namen zu nennen. Nach ca. 2.5 Std. erreichten wir bereits den Gipfel des Gokyo Ri (5357m).
 
Wow – was für eine phantastische Rundsicht! Mit dem Cho Oyu, Everest, Lhotse und Makalu sahen wir gleich vier 8000er! Ich konnte mich kaum satt sehen an diesem beeindruckenden Panorama ... Einige Tränchen werden verdrückt; zum Glück gibt's ja die Sonnenbrille ... Bei Windstille und Sonnenschein blieben wir eine ganze Weile oben und schossen noch einige Gruppenfotos.

Natürlich ist man auf dem Gokyo Ri nicht alleine. Nicht umsonst zieht der Berg viele Leute an, denn der Gipfel ist grundsätzlich leicht erreichbar und das Panorama ist da oben schlicht umwerfend! Wenn man aber den "richtigen" Zeitpunkt erwischt, kann man auch auf dem Gokyo Ri (fast) alleine sein.
Noch wichtiger ist die "richtige" Strategie am Kala Pattar - doch dazu später ...

 
Danach stiegen wir wieder zu unserer Lodge ab, wo es erst mal Frühstück gab. Nach dem Packen ging’s weiter, nicht ohne vorher nochmals einen Blick auf den nahen Cho Oyu geworfen zu haben.
 
Wir benötigten ca. 1.5 Std., um den gewaltigen Gletscher zu durchqueren – eindrücklich! Schliesslich gelangten wir zu unserer nächsten Lodge in Dragnak (4600m).
 
 
Dragnak (4600m) – Cho-La Pass (5420m) – Dzongla (4700m)
 
Heute stand die Königsetappe bevor; zumindest wurde sie als « strengster Tag » der ganzen Tour angekündigt. Wiederum sehr früh (irgendwann nach 5 Uhr) starteten wir bei eiskalter Witterung (ca. -10 Grad) und steifen Knochen. Zunächst östlich das Tal hinauf mit moderater Steigung. Mein Zimmergenosse bekundete trotzdem schon früh grosse Probleme, hatte keine Kraft und musste den Rucksack abgeben.
 
Rundum wurden die Berge von der Sonne beleuchtet, es kündigte sich wiederum ein grandioser Tag an. Allein, unser Aufstiegsweg lag weiter im Schatten, was auch noch lange so bleiben sollte. Es war bereits etwas ein Kampf auf den ersten Pass, wo wir hinüber zum Cho-La Pass blickten: puh, sah ganz schön steil und anspruchsvoll aus! Aber wie das auch bei uns der Fall ist; aus der Nähe sieht dann immer alles anders aus …
 
Wie schon auf vergangenen Etappen gab es „Nachzügler“; d.h. nicht alle aus unserer Gruppe waren gleich schnell. Da es aber auf dem Pass eiskalt und zudem etwas windig war, wollten wir weiter. Es folgte ein Abstieg von ca. 200Hm, die Durchquerung des Tals, bevor wir schliesslich am Fusse des Cho-La Passes standen.
 
Nochmals eine Trinkpause – und auf geht’s! Wie bereits erwähnt, war der Aufstieg letztlich nur halb so wild wie es aus der Ferne aussah. Zwar relativ steil, aber technisch einfach, auch wenn Fixseile installiert waren (übrigens von Aktivferien initiiert und installiert). Diese Fixseile sind zweifelsohne sehr hilfreich bei Schnee und Vereisung.
Wir hingegen hatten perfekte und trockene Verhältnisse, weshalb sich der Aufstieg insgesamt als recht einfach gestaltete. Das Gelände erinnerte mich unmittelbar an die kürzlich bestiegene Ellmauer Halt… (obwohl die Ellmauer Halt deutlich anspruchsvoller ist).
 
Schliesslich gelangten wir nach ca. 4 Std. auf den Cho-La Pass (5420m) und damit endlich auch an die Sonne. Auch hier durften wir wiederum eine phantastische Aussicht in Richtung Everest & Co. geniessen. Bei schönstem Wetter und bei Windstille hielten wir eine ausgiebige Rast und schossen viele Fotos auf der Passhöhe.
 
Eine weitere Person aus unserer Gruppe bekundete grosse Mühe bei dieser Etappe und wird letztlich erst ca. 3 Std. nach uns bei der nächsten Lodge eintreffen. Wir beschlossen daher, schon mal in Richtung Lodge abzusteigen, während unser BF zurückblieb (bzw. wieder auf unserem Aufstiegsweg abstieg) und die später folgende Person auf den Pass zu begleiten.
 
Der Abstieg war landschaftlich ein wahrer Höhepunkt: zunächst auf Schnee (erste Schneeberührung auf diesem Trekking), danach wieder auf felsigem Untergrund kam ich immer wieder ins Stolpern, weil ich die umliegenden Berge mit offenem Mund bestaunen musste. Links der Lobuche, rechts die gewaltigen Aramka Tse & Cholatse, in der Mitte ein unschlagbares Panorama mit Ama Dablam & Co.
 
Es war schlicht ein Traum, diese Landschaft zu sehen – genauso, wie ich mir das erträumt hatte! Trotzdem musste man etwas konzentriert bleiben, denn der Abstieg im Blockgelände war gar nicht mal so trivial. Umso mehr durften wir die Landschaft wieder geniessen, als wir den Talgrund erreicht hatten.
 
Wir waren alle ziemlich kaputt, als wir schliesslich um die Mittagszeit Schliesslich im  Yakweidendorf Dzongla (4700m)eintrafen; die Königsetappe war geschafft! Nach dem Mittagessen war erst mal ein „Ausruhe-Schläfchen“ angesagt …
 
 
Fortsetzung folgt …
 
 
Tägliche Rituale :
  • wir erhielten jeden Morgen nach dem Aufstehen eine Schale mit warmem Wasser, um das Gesicht zu waschen
  • immer nach Ankunft in einer Lodge erhielten wir einen „welcome drink“
  •  nach dem Essen ist vor dem Essen: kaum waren wir jeweils fertig mit dem Mittagessen, wurde uns auch schon wieder die Menu-Karte hingestreckt, um das Abendessen auszuwählen … (das Angebot war halt auch etwas limitiert, fast in jeder Lodge identisch und deshalb schnell gewählt: Fried Rice Veg., Noodles, Fried Potato, Hash Brown; Momos oder mal eine Pizza - viel mehr war da nicht …)
  • vor dem Nachtessen erhielten wir jeweils einen heissen Lappen, um Gesicht und Hände zu waschen (kennt man sonst eher bei Flügen in der Business Class …)
 
Die korrekte Schlussfolgerung: es sind kleine Dinge, welche das Leben auf der Trekkingtour erfreuen bzw. angenehm machen. Das Duschen (hatte ich schon mal erwähnt) erschien plötzlich als unnötiger Luxus. Auch wenn zwei Personen aus unserer Gruppe die eine oder andere Gelegenheit wahrnahmen: eigentlich hat niemand das Duschen vermisst, man riecht in der Höhe sowieso nix …
Wasser gibt es hier in den Bergen zwar reichlich, aber wozu unnötig verschwenden?
 
Zahlen:

7. Tag: ↑446m, ↓96m, 7.6km, 3 ½ Std.

8. Tag: ↑851m, ↓936m, 7.9km, 6 ½ Std.

9. Tag: ↑875m, ↓710m, 10km, 6 ½ Std.


Tourengänger: Linard03


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

aBart hat gesagt:
Gesendet am 26. Dezember 2019 um 09:58
Danke für die Berichte. Hab diese Tour auch noch auf meiner Liste.

Linard03 hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. Dezember 2019 um 21:38
gern geschehen ... - und die Tour kann ich natürlich nur weiterempfehlen!
Fortsetzung folgt, wie versprochen ...


Kommentar hinzufügen»