Nepal Teil 5: Ngozumpa Tse (5.554 m) - der absolute Wahnsinn


Publiziert von boerscht , 8. Februar 2020 um 17:54.

Region: Welt » Nepal » Gokyo
Tour Datum: 9 November 2019
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: NEP 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 760 m
Abstieg: 760 m
Strecke:17,0 km
Unterkunftmöglichkeiten:diverse Lodges in Gokyo

Endlich gehts weiter mit den Berichten der Nepal Reise im Herbst letzten Jahres. Die Tour dieses Berichtes auf den Gipfel des 5.554 m hohen Ngozumpa Tse stellte definitiv eines der absoluten Highlights der Reise dar. Wenn ich heute den Bericht schreibe und mir die Bilder nochmals anschaue stimmt mich dies ganz schön wehmütig. Dies war bis heute eine der eindrucksvollsten Bergtouren die ich erleben durfte. Doch alles der Reihe nach:

Tag 9 (9.11.):  Gokyo - Donag Tsho Lake - Ngozumpa Tsho Lake T3; 3h:

Im Voraus der Reise hatte ich mich etwas im Internet über möglich Gipfel am Wegrand informiert, welche für uns möglich zu erreichen wären. Der Ngozumpa Tse mit 5.554 kam mir dabei über den Weg. Ein toller Aussichtsgipfel ganz zuhinterst im Gokyo-Tal über dem Ngozumpa Gletscher, direkt vor der Südwand des Cho Oyus gelegen. Der Gipfel sollte mit einfacher Kletterei erreichbar sein. Das klingt doch perfekt und ich wollte dort unbedingt hin. Unter anderem daher hatten wir in Gokyo drei volle Tage eingeplant.
Am Vortrag nach der Toru auf den Renjo La Pass waren wir alle etwas von Kopfeh geplagt und waren noch nicht ganz sicher ob das eine gute Idee ist. Ich beharrte jedoch darauf unbedingt auf den Gipfel zu wollen und konnte Ramona und Niklas letztendendes zum Glück überzeugen es zu versuchen. Deal war dafür, nicht allzu früh zu starten und das Ganze gemütlich anzugehen. Wir starten also ganz entspannt nach dem Frühstück in Gokyo. Durch Moränenlandschaft geht es nur wenig ansteigend vorbei am Donag Tsho Lake bis auf Höhe des Ngozumpa Tsho Lakes. Der Weg bis hier ist gut ausgetreten und mit Steinmännern markiert, zieht sich jedoch ganz schön in die Länge. Auf der Route bis hierhin treffen wir nur zwei weitere Wanderer an, viel los ist hier wohl nie, was eher eine Seltenheit auf Trekking Routen in der Khumbu Region ist. Oberhalb des Ngozumpa Thso Lakes lohnt sich ein Abstecher auf die Randmoräne des rieseigen, fast vollkommen mit Schutt bedeckten Ngozumpa Gletschers, welcher wirklich gigantische Ausmaße hat.
Hier gönnen wir uns auch erstmal eine ordentliche Pause und studieren den weiteren Aufstiegsweg zum Gipfel des Ngozumpa Tse, welcher sich hier gut einsehen lässt und definitiv machbar aussieht. Von der Höhe her geht es uns heute allen deutlich besser als Gestern und Kopfeh spielt derzeit noch keine Rolle.

Ngoumpa Tsho Lake - Ngozumpa Tse T4+, I; 2 h:

Also nehmen wir den Gipfel in angriff. Um möglichst wenig Höhenmeter zu verlieren, folgen wir noch etwas der Moräne und queren dann hinüber zum wenig ausgeprägten Südgrat des Ngozumpa Tse. Auf diesem finden sich vereinzelt schwache Wegspuren und sogar Steinmännchen. Der Aufsteig ist mäßig steil und einfach. Die Höhe macht sich sso langsam jedoch auch hier durch stakres Schnaufen und geringere Leistungsfähigkeit wieder bemerkbar. Wir gehen einfach etwas langsamer, dann passt das schon.
Ab etwa 5.350 m Höhe geht der einfache Hang in ein grobes Schuttfeld über, welches hinauf zum südlichen Vorgipfel leitet. Richtiges Haxenbrecher gelände, was hier natürlich nicht passieren sollte. Die Aussicht über den Ngozumpa Gletscher und die umliegenden Gipfel ist schon jetzt gewaltig. Ich fühle mich richtig fit in der Höhe und komme ohne Probleme vorwärts, die andern beiden sind etwas langsamer unterwegs, ich stecke Sie aber mit meiner Motivation glaube etwas an. In schöner Kraxelei, teils an einem Grat geht es über große Blöcke bis zum Vorgipfel hinauf. Eigentlich dachten wir, dass dies der eigentliche Gipfel sei. Vom Vorgipfel führt jedoch noch ein schöner, relativ breiter Blockgrat hinüber zum Hauptgipfel, welcher sogar recht spitz aussieht. Cool, da schaffen wir es jetzt auch noch hin. Der Grat ist wenig ausgesetzt, es gibt jedoch die ein oder andere kurze Kraxelstelle wo es auch mal die Hände braucht (I). Einfach genial Kraxelei auf einen ziemlich unbekannten Gipfel auf 5.500 m Höhe in der gewaltigen Gebirgswelt des Himalayas. Besser gehts nicht.
Freudig erreichen wir den tollen Gipfel auf 5.554 m Höhe. Die Aussicht über den Ngozumpa Gletscher, zum Everest und Lhotse, dem fast 8000er Gyangchung Kang und natürlich dem Cho Oyu, welcher direkt vor einem Liegt ist umwerfend und atemberaubend. Niklas hat wieder mal seinen Gaskocher mit Kaffeepresse dabei. Frischer Kaffee auf dieser Höhe, dazu leckere Brownies aus der Bäckerei in Gokyo, und dieser Umgebung, wie im Paradies ist das für mich. Wir machen lange Pause am Gipfel und viele, viele Fotos. Niklas und ich entscheiden uns dafür, dass wir hier oben bis zum Sonnenuntergang bleiben wollen, da dies sicher ein irres Erlebnis wäre und tolle Fotos geben würde. Ramona ist eher wenig begeistert davon und will lieber zurück. Sie traut sich den Weg nach Gokyo zum Glück alleine zu und verabschiedet sich von Niklas und mir. Das wollen wir uns echt nicht engehen lassen, so eine Möglichkeit Fotos zu machen bekommen wir wohl nie wieder.
Wir warten noch etwa 1,5 h am Gipfel und ziehen dabei alle Kleidung an die wir dabei haben, da es doch recht frisch ist. Langsam macht sich jedoch wieder ziemlich Kopfeh bemerkbar und uns geht es zunehmend schlechter. Zudem zieht das Wetter etwas zu und es kommt Nebel auf, Mist. Also entscheiden wir uns schweren Herzens doch abzusteigen und zumindest im Hellen noch bis auf den Wanderweg zurück zu kommen, was sicher auch nicht verkehr ist.

Ngozumpa Tse - Ngozumpa Tsho Lake - Donag Tsho Lake - Gokyo T3; 2,5 h:

Also steigen wir wieder über den Grat zum Vorgipfel ab und das folgende Geröllfeld hinunter in einfacheres Gelände. Etwas traurig, dass das mit dem Sonnenuntergang wohl nicht mehr klappt, steigen wir weiter ab. Über den Ngozumpa Gletscher kommt Nebel herein, in den wir auf etwa 5.300 m eintauchen. Irgnedwie haben Niklas und ich jedoch so ein Bauchgefühl, dass es vielleicht doch noch lohnenswert wäre auf den Sonnenuntergang zu warten, immerhin haben wir schon so lange gewartet, da wäre es schade jetzt abzusteigen und dann vielleicht doch noch etwas zu verpassen. Also warten wir doch nochmal auf etwa 5.300 m Höhe im Nebel stehend auf ein Wunder, dass dieser sich nochmal verziehen wird.
Nach etwa 20 Minuten in der Kälte stehen, passiert es dann. Der Nebel über uns färbt sich orange. Wir schauen uns kurz an und rennen so schnell es geht wieder den Berg hinauf. Ich glaub ich hab noch nie so heftig geschnauft. Nach 50 Höhenmetern passiert dann das worauf wir gehofft haben. Wir schaffen es doch über das Nebelmeer und es gibt einen Sonnenuntergang. Doch nicht irgendeinen Sonneuntergang. Sowas habe ich noch nie im Leben gesehen. Die Farben in denen Everest, Lhotse und die umliegenden Berge leuchten ändern sich alle paar Minuten. Unter uns ein gewaltiges Nebelmeer, welches den Ngozumpa Gletscher verdeckt und um uns herum die höchsten Berge der Welt welche im verrücktesten Licht leuchten. Die drei Zacken der Berge Kangchung sind wahnsinnig eindrucksvoll.
Unsre Kameras laufen heiß und wir können nicht ganz glauben was hier gerade für ein Lichtspektakel abgeht. Die freudenschreie und ein oder andere Träne bleibt da nicht aus.
Die Sonne verschwindet und bald leuchten nur noch Everest, Lhotse und Makalu während es außenrum schon stockdunkel ist. Diese Stimmung hält fast eine halbe Stunde an. Das letzte Licht der Welt am Everest zu sehen war wohl eines der tollsten Erlebnisse die ich bisher hatte. Solch ein Licht habe ich noch nie zuvor gesehen.
Manchmal zahlt es sich eben aus zu warten, auch wenn die Chancen schlecht stehen. Wir hatten unglaubliches Glück und ich bin sehr daankbar so etwas erleben zu können. Wenn ich heute die Bilder ansehe bekomme ich immer noch ein Glücksgefühl.
So, genug in Erinnerungen geschwelgt und wieder zum eigentlichen Bericht zurück:
Im Dunkeln mit Stirnlampe hinab zum Ngozumpa Tsho Lake, an dem wir erstmal unsere Wasservorräte auffüllen. Wie so oft haben wir mal wieder den ganzen Tag viel zu wenig getrunken. Wieder zurück auf den Wanderweg nach Gokyo zu finden ist dann erstmal noch etwas tricky und wir müssen uns etwas durch unschönes Geröll quälen.
Auf dem Wanderweg angekommen kommt uns das Abendessen in den Sinn, welches eigentlich um 18 Uhr ist, also geben wir nun vollgas zurück nach Gokyo. Im Laufschritt rennen wir fast wie in Trance durch die Dunkelheit zurück nach Gokyo. Die Kopfschmerzen sind wieder verflogen und auch die Höhe macht uns hier gerade keine Probleme, sodass wir wirklich schnell zurück sind. Auch dieser Rückweg hat im Nahchinein mega viel Spaß gemacht, auch weil wir wohl noch so voller Glücksgefühlen dank des Sonnenuntergangs waren.
Perfekt zum Abendessen kommen wir in der Lodge in Gokyo an und sind dann doch etwas fertig. Ramona wartet bereits auf uns. 17 km und knapp 800 hm in dieser Höhe sind halt schon recht viel.


Der Ngozumpa Tse ist ein genialer Aussichtsgipfel, welcher auf jeden Fall eine Besteigung Wert ist, wenn man in Gokyo ist. Die Länge der Tour ist jedoch nicht zu unterschätzen.


Tourengänger: boerscht
Communities: Photographie


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Kommentare (6)


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dominik hat gesagt: Der Wahnsinn
Gesendet am 8. Februar 2020 um 19:45
Geniale Bilder. Danke für's Teilen!

boerscht hat gesagt: RE:Der Wahnsinn
Gesendet am 8. Februar 2020 um 19:58
Nichts zu danken :) freut mich wenn die Bilder gefallen.

rojosuiza hat gesagt:
Gesendet am 8. Februar 2020 um 20:19
Bravo! und Komplimente dem Barista!

boerscht hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. Februar 2020 um 21:42
Danke sehr !

Schubi hat gesagt:
Gesendet am 9. Februar 2020 um 05:57
Eindrucksvolle Bilder und ein stimmungsvoller Bericht – Gratulation zu dieser schönen Tour!

boerscht hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. Februar 2020 um 13:19
Danke dir, das freut mich zu hören :)


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