Hrad Himlštejn a Horní Hrad/Hrad Hauenštejn
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Die Burgen Himmelstein und Hauenstein hoch über dem Egertal
Fährt man dieser Tage durch Tschechien trifft man auf ein trauriges Volk. Ihr Nationalidol Karel Gott ist Anfang des Monats gestorben. Die einheimischen Radiosender würdigen sein Wirken durch vermehrtes Abspielen seiner Lieder. Ein bemerkenswert intensiver Titel, besser gesagt eine Hymne sticht dabei ganz besonders hervor, seine tschechische Adaption von „Forever young“ - „Být stále mlád“. Die markante Stimme geht einem lange Zeit nicht mehr aus dem Kopf und das Lied begleitet einen quasi den ganzen Tag.
Dieser Tag, ein Tag passables Wetter während einer eher wechselhaften Periode, möchte kurzfristig mit einer Wanderung gefüllt werden. Dazu greife ich heute in den B-Ware-Wandertourenvorrat. Ich folge der Hauptstraße E442 - I/13 am Fuße des Erzgebirges westwärts bis Stráž nad Ohří (Warta). Hier parke ich am Bahnhof. Ich orientiere mich nach einer grünen Wanderwegmarkierung, überquere dabei am Anfang Ohře (Eger) und Hauptstraße. Dann verlasse ich den Ort steil ansteigend. Am gegenüberliegenden Talhang des Egertales röhrt ein einzelner Hirsch. Kurz wird die vulkanische Pyramide (Nephelinit) meines ersten Bergzieles, die Nebesa sichtbar. Obwohl hier der Untergrund der Erzgebirgsscholle beginnt, wird dieser, sie durchdringende Berg noch den Doupovské hory (Duppauer Gebirge) zugerechnet. Da mein restlicher Weg aber eher erzgebirgisch geprägt ist, habe ich die Tour dieser Region zugeschlagen. Ich „rampe“ mich also aus dem Egertal heraus. Die durchschnittliche Steigung bis zur Nebesa wird mit 15 % angegeben. Durch den kühlen Morgen erreiche ich bestenfalls „Betriebstemperatur“. Ein Stichweg bringt mich schließlich hinauf auf den Gipfel der Nebesa, der gleichzeitig einst mit der Hrad Himlštejn (Burg Himmelstein/Altes Schloss) überbaut wurde. Als Erbauer wird Vilém z Ilburka (Wilhelm von Ilburg) vermutet, der 1434 als Inhaber der Burg urkundlich wurde. Als letzter tatsächlicher Nutzer wird die Familie Fictum (Vitzthum) angesehen, die 1592 noch Arbeiten an der Burg veranlasste. Ich besichtige die Reste der Burganlage und gehe zum Abzweig zurück, um dort dem ursprünglichen Wegverlauf zu folgen. In einem Gehölzstreifen mache ich dann die Wüstung des Gutshofes býv. dvůr Himmelstein aus. Die riesige Ruine des Hauptgebäudes veranlasst mich zu einer Abschreit-Messung. Es war demnach etwa 50 m lang und bestand aus 3 Abschnitten zu 10 m und einem Gebäudeabschnitt zu 20 m Länge.
An dieser Stelle verlasse ich den markierten Weg und halte schräg über eine Weide auf eine Salzlecke am Waldrand zu. Die Karte von mapy.cz weist hier keinerlei Wege aus, archivnimapy.cuzk.cz verzeichnet einige Flurwege - Vorhandensein und Begehbarkeit offen. Im Wald gehe ich zunächst auf etwa gleichbleibender Höhenlage weiter, bis ich auf einen Weg nach links talwärts abbiege. Kurz vor Erreichen des Talbodens endet der Weg an einer massiv umzäunten Weide mit Tor. Dieses ist aber nicht zur Selbstbedienung vorgesehen. Ich weiche nach links in ein Wäldchen aus, unterhalb ist ebenfalls eine umzäunte, mit Schafen besetzte Weide. Die bewaldete Zunge bringt mich näher an den Talweg heran. Zum Schluss überwinde ich in Partisanenmanier eine letzte Freifläche in kurzen Sprüngen und sehe mich oberhalb der Böschung zum Weg mit einem nächsten Zaun konfrontiert. Mein mehr oder weniger galanter Überquerungsschwung bringt das unerwartet wacklige Konstrukt beinahe zum Einsturz. Leise pfeifend sortiere und säubere ich meine Bekleidung/Ausrüstung und laufe talaufwärts durch die Streusiedlung Peklo (Höll). Der Burgname Himmelstein soll in Anlehnung an „Himmel und Hölle“ passend zum damals schon existenten Örtchen Höll ausgesucht worden sein. Hinter einem Teich halte ich mich nun links und steige bergan. Oben treffe ich auf einen Fahrweg. Hier biege ich nach rechts und durchquere das Örtchen Osvinov (Gesmesgrün). Auf der anderen Seite nutze ich die asphaltierte Zugangsstraße. Von hier hat man einen schönen Blick auf die leicht herbstlich angefärbte Landschaft.
In einer Straßenkehre mit Bachbrücke (etwa 500 m. ü. M.) biege ich nach rechts in das Bachtal des Osvinovský potok (Köstelbach/Hüttmesgrüner Bach) ab. Der begleitende Weg verengt sich schnell zum Pfad und verschwindet schließlich ganz. Als es zu unwegsam wird, wechsele ich die Bachseite und treffe dort auf eine Holzrückegasse. Das Vorankommen ist dadurch etwas erleichtert. Allerdings hat es hier einen hohen Bergwasserandrang und ist dadurch recht feucht. Überall finde ich Handstücke des Umgebungsgesteins, einem Glimmerschiefer mit einzelnen Quarzgängen. Obwohl ich keine expliziten Spuren ausmache, riecht es hier förmlich nach Erzbergbauversuchen. Im Verlauf wechsele ich an das andere Ufer zurück und komme ausweislich eines alten Wasserhauses zum Beginn des Siedlungsgebietes des vollständig aufgelösten Ortes býv. obec Hüttmesgrün (Vrch). Der Vorkriegsbestand wird mit 59 Häusern und 327 Einwohnern angegeben. Hüttmesgrün war ein ausgesprochenes Bergdorf. Der untere Teil ab dem Bach war an einem Steilhang gelegen, dann folgte der moderater geneigte Mittelteil des Ortes (Ortsmitte bei etwa 695 m. ü. M.). Die heutige Straße stellte dann die Trennung zum Oberdorf dar. Die Erkundung der einzelnen Siedlungsplätze nimmt einige Zeit in Anspruch. Da man bei der Beseitigung des Ortes, vermutlich durch Sprengen, recht rigoros vorgegangen ist, sind kaum mehr als Fundamentreste auszumachen.
Entlang der Fahrstraße laufe ich im Anschluss talwärts. Nach einer ausladenden Straßenkurve biege ich im Wald links spitzwinklig entgegen der ursprünglichen Laufrichtung ab und gehe auf einem Flurweg den Hang hinunter. Dort treffe ich auf die alte Wegverbindung Hüttmesgrün - Hauenstein, der ich nun talwärts folge. Der Weg wird nicht mehr unterhalten weist einiges Fallholz und bisweilen einsetzende Verbuschungen auf. Kurz vor einer Straße muss ich die verwachsene Weghohle nach links auf eine angrenzende Wiese verlassen. Dann quere ich die Straße und nutze einen aktuellen Flurweg hinunter zu den Häusern von Horní Hrad (Hauenstein). Die gleichnamige Burg Hrad Hauenštejn/Horní Hrad wurde Ende des 13. Jh. erbaut. Erster nachgewiesener Inhaber war Burggraf Mikuláš Winkler. Um 1600 ließ die Familie Šlik die Burg zu einem Renaissance-Schloss umbauen. Ob damit auch eine Lageverschiebung vom Berggipfel an die Bergflanke erfolgte, konnte ich noch nicht herausfinden. Die heutige Lage wäre nur schlecht zu verteidigen gewesen. 1837 wechselte das Schloss an die Familie Buquoy, die englische Stilelemente anbringen ließ. Nach einer letzten Nutzung als Kinderheim verfiel die Anlage ab 1958. Heute wird das Schloss privat stückweise wieder hergerichtet und als Ausflugsziel vermarktet. Bei der Schilderung der Geschichte sollte dem wahren Burgfan mittlerweile aufgegangen sein, was (gebührenpflichtig) zu erwarten ist - leere Fassaden, Ziegelrohbauten, Notdächer und Baustelleninstallationen in Mischung mit Würschtelbude und Kinderbespaßung - für den der‘s mag. Ich bin definitiv kein Freund solcher verbastelter Kisten und drehe entsprechend ab. Unterhalb des Burgberges treffe ich auf einen blau markierten Wanderweg, der nach einem Stück Straßenführung nach links in den Wald geleitet wird. Abwechslungsreich gelange ich nun zurück nach Stráž nad Ohří. Am frühen Nachmittag setze ich hier zur Heimfahrt an.
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 5 h 30 min.
Die Wanderung ist auf weiten Strecken mit T1 zu bewerten.
Der Besuch der Hrad Himlštejn und die Erkundung der Wüstung Hüttmesgrün haben die Schwierigkeit T2.
Fährt man dieser Tage durch Tschechien trifft man auf ein trauriges Volk. Ihr Nationalidol Karel Gott ist Anfang des Monats gestorben. Die einheimischen Radiosender würdigen sein Wirken durch vermehrtes Abspielen seiner Lieder. Ein bemerkenswert intensiver Titel, besser gesagt eine Hymne sticht dabei ganz besonders hervor, seine tschechische Adaption von „Forever young“ - „Být stále mlád“. Die markante Stimme geht einem lange Zeit nicht mehr aus dem Kopf und das Lied begleitet einen quasi den ganzen Tag.
Dieser Tag, ein Tag passables Wetter während einer eher wechselhaften Periode, möchte kurzfristig mit einer Wanderung gefüllt werden. Dazu greife ich heute in den B-Ware-Wandertourenvorrat. Ich folge der Hauptstraße E442 - I/13 am Fuße des Erzgebirges westwärts bis Stráž nad Ohří (Warta). Hier parke ich am Bahnhof. Ich orientiere mich nach einer grünen Wanderwegmarkierung, überquere dabei am Anfang Ohře (Eger) und Hauptstraße. Dann verlasse ich den Ort steil ansteigend. Am gegenüberliegenden Talhang des Egertales röhrt ein einzelner Hirsch. Kurz wird die vulkanische Pyramide (Nephelinit) meines ersten Bergzieles, die Nebesa sichtbar. Obwohl hier der Untergrund der Erzgebirgsscholle beginnt, wird dieser, sie durchdringende Berg noch den Doupovské hory (Duppauer Gebirge) zugerechnet. Da mein restlicher Weg aber eher erzgebirgisch geprägt ist, habe ich die Tour dieser Region zugeschlagen. Ich „rampe“ mich also aus dem Egertal heraus. Die durchschnittliche Steigung bis zur Nebesa wird mit 15 % angegeben. Durch den kühlen Morgen erreiche ich bestenfalls „Betriebstemperatur“. Ein Stichweg bringt mich schließlich hinauf auf den Gipfel der Nebesa, der gleichzeitig einst mit der Hrad Himlštejn (Burg Himmelstein/Altes Schloss) überbaut wurde. Als Erbauer wird Vilém z Ilburka (Wilhelm von Ilburg) vermutet, der 1434 als Inhaber der Burg urkundlich wurde. Als letzter tatsächlicher Nutzer wird die Familie Fictum (Vitzthum) angesehen, die 1592 noch Arbeiten an der Burg veranlasste. Ich besichtige die Reste der Burganlage und gehe zum Abzweig zurück, um dort dem ursprünglichen Wegverlauf zu folgen. In einem Gehölzstreifen mache ich dann die Wüstung des Gutshofes býv. dvůr Himmelstein aus. Die riesige Ruine des Hauptgebäudes veranlasst mich zu einer Abschreit-Messung. Es war demnach etwa 50 m lang und bestand aus 3 Abschnitten zu 10 m und einem Gebäudeabschnitt zu 20 m Länge.
An dieser Stelle verlasse ich den markierten Weg und halte schräg über eine Weide auf eine Salzlecke am Waldrand zu. Die Karte von mapy.cz weist hier keinerlei Wege aus, archivnimapy.cuzk.cz verzeichnet einige Flurwege - Vorhandensein und Begehbarkeit offen. Im Wald gehe ich zunächst auf etwa gleichbleibender Höhenlage weiter, bis ich auf einen Weg nach links talwärts abbiege. Kurz vor Erreichen des Talbodens endet der Weg an einer massiv umzäunten Weide mit Tor. Dieses ist aber nicht zur Selbstbedienung vorgesehen. Ich weiche nach links in ein Wäldchen aus, unterhalb ist ebenfalls eine umzäunte, mit Schafen besetzte Weide. Die bewaldete Zunge bringt mich näher an den Talweg heran. Zum Schluss überwinde ich in Partisanenmanier eine letzte Freifläche in kurzen Sprüngen und sehe mich oberhalb der Böschung zum Weg mit einem nächsten Zaun konfrontiert. Mein mehr oder weniger galanter Überquerungsschwung bringt das unerwartet wacklige Konstrukt beinahe zum Einsturz. Leise pfeifend sortiere und säubere ich meine Bekleidung/Ausrüstung und laufe talaufwärts durch die Streusiedlung Peklo (Höll). Der Burgname Himmelstein soll in Anlehnung an „Himmel und Hölle“ passend zum damals schon existenten Örtchen Höll ausgesucht worden sein. Hinter einem Teich halte ich mich nun links und steige bergan. Oben treffe ich auf einen Fahrweg. Hier biege ich nach rechts und durchquere das Örtchen Osvinov (Gesmesgrün). Auf der anderen Seite nutze ich die asphaltierte Zugangsstraße. Von hier hat man einen schönen Blick auf die leicht herbstlich angefärbte Landschaft.
In einer Straßenkehre mit Bachbrücke (etwa 500 m. ü. M.) biege ich nach rechts in das Bachtal des Osvinovský potok (Köstelbach/Hüttmesgrüner Bach) ab. Der begleitende Weg verengt sich schnell zum Pfad und verschwindet schließlich ganz. Als es zu unwegsam wird, wechsele ich die Bachseite und treffe dort auf eine Holzrückegasse. Das Vorankommen ist dadurch etwas erleichtert. Allerdings hat es hier einen hohen Bergwasserandrang und ist dadurch recht feucht. Überall finde ich Handstücke des Umgebungsgesteins, einem Glimmerschiefer mit einzelnen Quarzgängen. Obwohl ich keine expliziten Spuren ausmache, riecht es hier förmlich nach Erzbergbauversuchen. Im Verlauf wechsele ich an das andere Ufer zurück und komme ausweislich eines alten Wasserhauses zum Beginn des Siedlungsgebietes des vollständig aufgelösten Ortes býv. obec Hüttmesgrün (Vrch). Der Vorkriegsbestand wird mit 59 Häusern und 327 Einwohnern angegeben. Hüttmesgrün war ein ausgesprochenes Bergdorf. Der untere Teil ab dem Bach war an einem Steilhang gelegen, dann folgte der moderater geneigte Mittelteil des Ortes (Ortsmitte bei etwa 695 m. ü. M.). Die heutige Straße stellte dann die Trennung zum Oberdorf dar. Die Erkundung der einzelnen Siedlungsplätze nimmt einige Zeit in Anspruch. Da man bei der Beseitigung des Ortes, vermutlich durch Sprengen, recht rigoros vorgegangen ist, sind kaum mehr als Fundamentreste auszumachen.
Entlang der Fahrstraße laufe ich im Anschluss talwärts. Nach einer ausladenden Straßenkurve biege ich im Wald links spitzwinklig entgegen der ursprünglichen Laufrichtung ab und gehe auf einem Flurweg den Hang hinunter. Dort treffe ich auf die alte Wegverbindung Hüttmesgrün - Hauenstein, der ich nun talwärts folge. Der Weg wird nicht mehr unterhalten weist einiges Fallholz und bisweilen einsetzende Verbuschungen auf. Kurz vor einer Straße muss ich die verwachsene Weghohle nach links auf eine angrenzende Wiese verlassen. Dann quere ich die Straße und nutze einen aktuellen Flurweg hinunter zu den Häusern von Horní Hrad (Hauenstein). Die gleichnamige Burg Hrad Hauenštejn/Horní Hrad wurde Ende des 13. Jh. erbaut. Erster nachgewiesener Inhaber war Burggraf Mikuláš Winkler. Um 1600 ließ die Familie Šlik die Burg zu einem Renaissance-Schloss umbauen. Ob damit auch eine Lageverschiebung vom Berggipfel an die Bergflanke erfolgte, konnte ich noch nicht herausfinden. Die heutige Lage wäre nur schlecht zu verteidigen gewesen. 1837 wechselte das Schloss an die Familie Buquoy, die englische Stilelemente anbringen ließ. Nach einer letzten Nutzung als Kinderheim verfiel die Anlage ab 1958. Heute wird das Schloss privat stückweise wieder hergerichtet und als Ausflugsziel vermarktet. Bei der Schilderung der Geschichte sollte dem wahren Burgfan mittlerweile aufgegangen sein, was (gebührenpflichtig) zu erwarten ist - leere Fassaden, Ziegelrohbauten, Notdächer und Baustelleninstallationen in Mischung mit Würschtelbude und Kinderbespaßung - für den der‘s mag. Ich bin definitiv kein Freund solcher verbastelter Kisten und drehe entsprechend ab. Unterhalb des Burgberges treffe ich auf einen blau markierten Wanderweg, der nach einem Stück Straßenführung nach links in den Wald geleitet wird. Abwechslungsreich gelange ich nun zurück nach Stráž nad Ohří. Am frühen Nachmittag setze ich hier zur Heimfahrt an.
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 5 h 30 min.
Die Wanderung ist auf weiten Strecken mit T1 zu bewerten.
Der Besuch der Hrad Himlštejn und die Erkundung der Wüstung Hüttmesgrün haben die Schwierigkeit T2.
Tourengänger:
lainari

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