Bartolomäus Berg, Sonnenwirbel Berg und Stiefmütterlberg


Publiziert von lainari , 13. März 2024 um 18:04.

Region: Welt » Tschechien » Krušné hory
Tour Datum:10 März 2024
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ   D 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 555 m
Abstieg: 555 m
Strecke:17,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Parkoviště P1 Skiareál Klínovec-sever
Kartennummer:1:33.000, SK Nr. 33 Oberwiesenthal und Umgebung

Historische Betrachtungen rund um den Klínovec (Keilberg)
 
Meine heutige Tour startete mit ähnlichen Wetterbedingungen wie in der Vorwoche. Bei meinem Eintreffen am Fuße des Klínovec (Keilberg) war es jedoch bei moderatem Wind stark neblig. Das Hotel Nástup aus dem gleichnamigen Wegpunkt ist unbekannt verzogen, deshalb startete ich am Parkoviště P1 Skiareál Klínovec-sever. Auf einem leicht fallenden Flurweg kam ich zum einstigen Siedlungsgebiet des Ortes Gahlerberg/Gahlerův Kopec. Dieser gehörte zur Flur Stolzenhain und der Vorkriegsbestand wird mit 13 Häusern/85 Einwohnern angegeben. Derzeit gibt es hier nur etwa vier Wochenendhäuser. Über die heute noch existenten Nové Domky (Neuhäuser) kam ich zum Talboden und bog talaufwärts ab. Hier beging ich einen asphaltierten Flurweg. Im Bereich eines kreuzenden Baches waren oberhalb zwei alte Teiche auszumachen. Darüber befand sich einst das Forsthaus Parthum/Bortum. Der Name soll sich von der Flur Bartholomäus ableiten. Das Forsthaus wurde nach dem 2. Weltkrieg abgerissen. Nun überquerte ich auf einer kleinen Brücke den Pöhlbach (Polava) und lief auf deutscher Seite durch den wildromantischen Zechengrund talaufwärts. Entsprechend dem Namen sind bei genauer Betrachtung mannigfaltige Bergbaurelikte auszumachen. Grenzüberschreitend oder nahe der Grenze befanden sich im Tal etwa ein Dutzend Erzgänge der Kobalt-Silbererz-Formation. Kurz nach der Quelle des Pöhlbaches kreuzte ein Flurweg die Grenze.
 
Ich ging auf ihm nach Böhmen und bog am Hauptweg nach links und bei der nächsten Gelegenheit wieder links. In diesem Waldstück befand sich das Siedlungsgebiet des Bergbauortes Kalter Winter. Die Siedlung wurde 1574 erstmals urkundlich genannt und hatte zu Hochzeiten etwa 20 Häuser inklusive Gasthaus, Bäcker und Dorfrichter. Auf der Katasterkarte aus der Mitte des 19. Jh. fanden sich nach Niedergang des Bergbaues nur noch zwei Häuser, diese wurden gegen Ende des 19. Jh. ebenfalls abgerissen. Über einen leicht steigenden Weg kam ich zurück zur Grenze. Dort beging ich den Grenzpfad, da der deutsche Landzipfel Schlauderwiese komplett als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist. An einer Ecke des Zipfels weist ein Kreuz auf den Gipfel des heute nicht mehr erwähnten Bartolomäus Berg/Bartolomějův kopec hin. Wenig später traf ich auf einen sehenswerten historischen Grenzstein. In Böhmen lief ich Richtung Straße. Hier befand sich einst das Siedlungsgebiet der Einschicht Sonnenwirbelhäuser/Klínovec. Diese gehörte zur Flur St. Joachimsthal und der Vorkriegsbestand wird mit 4 Häusern/26 Einwohnern angegeben. Die Häuser wurden nach dem 2. Weltkrieg abgerissen. Ab der Straße nahm ich einen Flurweg und bog auf den rot markierten Wanderweg ein. Mittlerweile hatte der Wind zugenommen und die Feuchtigkeit des Nebels kondensierte an den Bäumen und es tropfte stark. Weiter oben war es dann Raureif. Über Altschneereste kam ich schließlich zum Gipfel des Klínovec (Keilberg/Sonnenwirbel Berg). Vom Fernsehturm war gerade einmal der Fuß erkennbar und ständig prasselten Eisstücke zu Boden. Jetzt weiß ich endlich, wozu die „Achtung Eisabfall!“-Schilder gut sind. An einen längeren Aufenthalt am Gipfel war nicht zu denken.
 
Nun wollte ich eigentlich auf dem roten Wanderweg weiterlaufen. Ich ging dreimal um die Gebäude, sah aber nur dichten Nebel und Skipisten. Fußgänger kommen hier im Winter offenbar nicht vor. Nach mehrfachem Kartenstudium nahm ich zunächst den gelben Wanderweg. Der kreuzte zwar auch eine Skipiste, dass aber direkt neben der Bergwacht. Da wäre die Rettung quasi in Sichtweite. Kurz hinter der Piste traversierte ich zunächst auf einem Mountainbike-Trail und dann weglos den bewaldeten Hang. Irgendwie hatte ich immer noch Hoffnung, den roten Wanderweg zu finden. Als ich im Wald neben der Skipiste stand, fiel dann der Groschen: Die Skipiste ist außerhalb der Skisaison der rote Wanderweg. Nun stieg ich also weglos über Harsch unter tropfenden Bäumen hinunter bis zum kreuzenden Weg Traverz. Dort bog ich nach rechts und lief wie geplant bis zu einem Pavillon. Hier war erst einmal eine Pause fällig. Der nächste Abschnitt schien in der Planung recht simpel. Es sollte ab dem Pavillon über unmarkierte Flurwege mehr oder weniger gerade zum nächsten Berg gehen. Ich ging zunächst über einen größeren Waldweg und bog dann nach links hinein. Laut Karte sollte ein Hochmoor westlich umgangen werden. Bereits am Rande verlor sich der zum Pfad gewordene Weg. Probleme beim Vorankommen bereiteten die Nässe, dichter Jungwuchs und bis zu einem halben Meter hohe Altschneehaufen. Ab und an waren Gräben zu überwinden. Ich lief nach meiner Wahrnehmung relativ geradeaus weiter - und stand nach einer halben Stunde fast wieder am Ausgangspunkt, war also tatsächlich im Kreis gelaufen. Nun war guter Rat teuer. Das Hochmoor wollte ich mir kein zweites Mal antun. Deshalb nahm ich wieder den größeren Weg und lief südlich am Moor vorbei. Als der Weg talwärts drehte, stieß ich weglos (und gerade!) in nordöstlicher Richtung auf eine Lichtung und danach auf eine zweite Lichtung vor. Diese hatte ich mir alternativ als Orientierungspunkte im weitläufigen Wald ausgesucht. Von der letzten Lichtung ging ich nördlich und kam zu einem Weg der zweifelsohne über einen Berggipfel verlief. Aber ich fand partout den Vermessungspunkt nicht. Ich ging zweimal hin und her, wandte mich schließlich noch bis zum oberen Ende einer Skilifttrasse um den Standort zu versichern. Das klappte und ich ging zum dritten Mal zum höchsten Punkt. Plötzlich sah ich einen schmalen Pfad und etwa 20 m vom Weg entfernt dann den TP. Somit hatte ich den Gipfel des Berges Macecha (Weberberg/Stiefmütterlberg) erreicht. Nun ging es an den Rückweg. Zu allem Überfluss entdeckte ich jetzt direkt am Weg noch einen alten TP. Über den Waldweg ging es hinunter zur Straße und am Straßenrand zurück zum Parkoviště P1. Dort endete eine durch die vorgefundenen Bedingungen recht anspruchsvolle Runde. Da stand ich nun - benadelt, durchnässt und dreckig - aber schie wor’s!
 
Die absolvierte Route ist als T1 zu bewerten. Der Zechengrund und der weglose Abstieg Klínovec - Traverz sind abweichend T2. Es gibt einige unmarkierte Passagen! Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 6 h.

Tourengänger: lainari


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