Pizol (2844 m) von Süden - unterwegs auf supersteilen Bergwegen


Publiziert von gero , 24. September 2019 um 18:11.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:15 September 2019
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG 
Zeitbedarf: 11:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Strecke:Gigerwald - Tersol-Tal - Pizolscharte - Pizol (14,0 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von der Ausfahrt Bad Ragaz der Rheintalautobahn hinauf ins Taminatal bis Vättis. Dann das teilweise schmale Sträßlein ausgeschildert hinauf nach Gigerwald, fast am Fuß der gleichnamigen Staumaer, im Calfeisental. Gebührenfreier P vor dem Gasthaus.
Kartennummer:Landeskarte der Schweiz 5002T (Chur-Arosa-Davos 1:50.000))

Welch kühner Doppelspitz, wenn man aus dem Calandagebiet zum Pizol guckt, wie hier vor 2 Wochen von mir vorgestellt. Von Norden, etwa dem Alpstein, wird er vom höheren Ringelspitz dominiert und fällt weniger auf. Jedenfalls ist er als herrlicher Aussichtsberg immer eine Besteigung wert - ob mit weniger Aufwand von Norden unter Zuhilfenahme der Pizolbahn, oder - wie nachfolgend beschrieben - wesentlich anstrengender durch das Tersol-Tal von Gigerwald aus.

Wie immer, starte ich zu früher Stunde kurz nach 4:30 Uhr - heute am Berggasthaus Gigerwald (1228 m) im Schein der Stirnlampe. Diese wird sich während der nächsten 90 Minuten als äußerst nützlich erweisen, denn nachdem zwei Kehren der zur Staumauer führenden Straße ausgegangen sind, zweigt beschildert am Waldrand nach rechts der Steig Richtung Pizol ab. Er führt bis auf weiteres durch Bergwald aufwärts - supersteil, es ist stockfinster, außer dem Kegel meiner Stirnlampe und den nächsten 5 Metern Bergsteig vor meinen Füßen ist absolut nichts zu sehen. Letzteres liegt wohl auch daran, daß der Steig in die Steilhänge des "Tersol-Tobels" hineinführt, in dessen Grund auch ein Vollmond vermutlich nicht wirklich lichtstark einfallen würde.

Es geht nun anstrengend diesen finsteren Steig bergauf; in der Tiefe rauschen die Wasser des Tersol-Baches, und es ist direkt etwas unheimlich, in dieser Finsternis unterwegs zu sein. Aber der Steig ist auch im Dunkeln nicht zu verfehlen - es gibt nur diesen einen Steig ohne jegliche Verzweigung. Also hinauf, meine Beine leisten Schwerarbeit ! Später dann dämmert es aber auch heute, und als ich die Alp Tersol (2000 m) passiere, liegen bereits fast 800 Hm unter mir, die Lampe ist im Rucksack verstaut, und vor mir öffnet sich das weitläufige Tersol-Tal. Der Steig ist nun nicht mehr so steil wie bisher, zieht aber trotzdem weiter als gedacht in den Hintergrund des Tales hinein, wo als besonderer Leckerbissen eine steile Geröllflanke 300 Meter hinaufzieht und den Zustieg in die Gipfelregion des Pizol vermittelt.

Leider bin ich heute etwas außer Form - die besagte Steilflanke beginnt bei etwa 2500 m (Geländepunkt Tersol), ich plage mich sehr und habe für die zurückliegenden 1300 Höhenmeter über 5 Std gebraucht. Aber Bangemachen gilt nicht .... "hinauf" heißt auch weiterhin die Devise. Je höher man im Geröllchaos kommt, desto steiler und unbequemer wird dessen Begehung (jedoch keine Schwierigkeiten, nur sehr anstrengend, gut blau-weiß markiert, teilweise auch alte rot-weiße, verblaßte Farbtupfer). Zuletzt erfährt die Schuttflanke eine Richtungsänderung nach links oben (hier etwas Steinschlaggefahr), und dann habe ich den langgezogenen Sattel zwischen dem Gipfelstock des Pizol und einem Felskopf zur Linken erreicht. Das Gipfelkreuz, aber auch ein Wegweiser im vorgelagerten Pizolsattel, sind schon lange erkennbar.

Nun geht es noch überschaubar eine kleinere Flanke zum Pizolsattel (2789 m) hinauf, und dann endgültig unschwierig, teilweise an einigen Fixseilen entlang, auf den Gipfel des Pizol (2844 m). Die Aussicht ist ja bereits vielfach gerühmt worden, aber der heutige Tag ist kaum zu übertreffen: abgesehen von leichtem Sommerdunst ist von "Wien bis Nizza" kein Wölkchen am Himmel, es ist einfach phantastisch, was mir heute geboten wird. Und als dann plötzlich die Völkerscharen, die von Norden heraufgepilgert sind, alle absteigen und ich den Gipfel für mich ganz alleine habe, kehrt ganz plötzlich jene Stille ein, die wir alle so mögen. Allein auf der Welt, allein auf dem Pizol - das wird nicht oft geboten.

Der Rückweg nach Gigerwald erfolgt auf dem Aufstiegsweg - der oberste Abschnitt der Schuttflanke hinab ins Tersol-Tal ist etwas mit Vorsicht zu begehen (schon, um Steinschlag zu vermeiden), aber dann geht es zügig hinab zum Ausgangspunkt der heutigen Bergtour.

Tourengänger: gero


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Geodaten
 46209.gpx Südanstieg ab Gigerwald auf den Pizol

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Kommentare (9)


Kommentar hinzufügen

Primi59 hat gesagt:
Gesendet am 25. September 2019 um 10:41
uiui, wahnsinnige Tour, schön beschrieben und ebenso schöne, tolle Bilder.

Gratuliere dir zu dieser Besteigung.

Gruss
Priska

Primi59 hat gesagt:
Gesendet am 25. September 2019 um 13:34
..... uns schön dass du uns Glarnern noch ein paar SG Gipfel dazu schenkst ;-)))))

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. September 2019 um 15:01
nun, der gero wird seine grosszügige Vergabung schon noch bemerken ;-))

gero hat gesagt: RE: alpinie oder politische Zugehörigkeit ?
Gesendet am 29. September 2019 um 18:52
Also ... der Pizol ist nach meinem Verständnis ein Glarner, kein St. Gallener. Er steht in meinem AV-Führer bei den Glarnern drin (wie der Tödi), und bei Harry's Bergliste (tourenwelt.info) ebenfalls.

Und dies ebenfalls auf Wikipedia, dort ist das noch näher aufgedröselt: politisch liegt er zwar im Kanton Sankt Gallen, aber alpinistisch gehört er zu den Glarnern.

Vielleicht eine ähnliche Situation wie mit den südlichen Berner Bergen, die zwar zum Kanton Wallis gehören, aber alpinistisch zum Berner Oberland: vgl. hierzu das berühmte Eggishorn am Aletschgletscher. Es liegt zwar politisch im Wallis, gehört aber zum Berner Oberland.

Ich bin zwar der Meinung, daß hier auf hikr der jeweilige Gebirgsstock und nicht die politsche Zugehörigkeit maßgebend ist, aber eine Grundsatzdiskussion möchte ich nicht anstoßen.

Differenzen dieser Art gibt es noch viele: gehört die Bernina zu den Ost- oder Westalpen?

Beste Grüße, gero

Primi59 hat gesagt: RE: alpinie oder politische Zugehörigkeit ?
Gesendet am 30. September 2019 um 07:49
aha, ja soweit hab ich mich nicht informiert, aber für mich gilt er als SG. :-)) Eigentlich spielt es ja keine grosse Rolle, Hauptsache es macht Spass
die Berge zu besteigen, egal wem oder wohin sie gehören.
Sorry wenn du da meinetwegen Umstände hattest. ;-(

Herzliche Grüsse
Priska

PStraub hat gesagt: Eine Grundsatzdiskussion ..
Gesendet am 20. Oktober 2019 um 19:01
.. braucht es nicht - die Usanz in HIKR ist klar: Es geht um die Kantone und deren Grenzen. Und bei Touren, die mehrere Kantone berühren, ist der Start der Wanderung ausschlaggebend.
Das soll dich nicht daran hindern, es anders zu halten ..

Gruss Peter

Primi59 hat gesagt: RE:Eine Grundsatzdiskussion ..
Gesendet am 21. Oktober 2019 um 06:06
ah, ja dann bin ich doch nicht falsch ?

danke Peter für deinen Kommentar :-)

Gruss
Priska

Felix hat gesagt:
Gesendet am 25. September 2019 um 15:20
ja, schon lange und steil, doch dies ist ja freiwiliig ;-) - und ausserordentlich schön;

lg Felix

Primi59 hat gesagt:
Gesendet am 27. September 2019 um 14:03
mal sehen, aber wir können ja nicht genug Berge haben ;-))))


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