Kurzbericht 

Zahnspitze, gebohrt ist da nix


Publiziert von Dolmar , 12. Juli 2019 um 23:38.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Silvretta
Tour Datum: 6 Juli 2019
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   A   Fluchthorn-Gruppe   Augstenberg-Gruppe 
Zeitbedarf: 10:45
Aufstieg: 1450 m
Abstieg: 1450 m

Auch für mich sollte es so langsam mal in die Wandersaison gehen, seit der letzten Skitour am Sustenhorn Mitte Juni ist außer chilligem Sportklettern nix gewesen.

Da ich derzeit nicht selber in der Schweiz ein Auto lenken darf, ist mein Ausgangspunkt eben im benachbarten Östereich. 

Ein sehr ambitioniertes Ziel hatte ich mir ausgesucht, 3 Gipfel wollte ich erreichen, einer ist es geworden. Die längere Bergabstinenz schlägt wohl direkt auf die Kondition durch.

Nun gestartet bin ich am Parkplatz der Jamtal Hütte bei der Menta Alp. Kaffeetasse, Kocher hatte ich dabei, aber der Wasserkessel glänzte mit Abwesenheit also ging es um 4:45 Uhr ohne morgentl. Kaffee los. Der Rucksack wiegt schon schwer mit dem 60m Seil, Steigeisen, Pickel, Klettergurt und das wirklich nötige im Rucksack.  Letztlich war das alles nur dabei um auch mal wieder an die frische Luft zu kommen, sofern die untiefen meines Rucksackes frische Luft einlassen.

Die Teerstraße ins Jamtal hinein gabelt bei einer Alpe zum Fahrweg rechter Hand und dem Wanderweg linker Hand, wieso der Wanderweg eine 1/4 Std. schneller sein soll, hat sich mir bis zur Jamtalhütte nicht erschlossen. Bis hier alles prima, in starken 2 Std bei der Jamtalhütte angekommen und das durchaus prächtige Panorama genossen. Lt. meinem Ausdruck geht es hier in ein Tal nach links (Osten) weiter. Eine mangelhafte Wegfindung am Anfang lassen mich schwache Wegspuren folgend taleinwärts gehen. Ich bin südlich eines kräftigen Baches und merke bzw. sehe eine ander Gruppe auf der anderen Bachseite aufsteigen. Aber wieso wechseln, mein Weg ist vermutlich der alte Weg und so ziehe ich auf alten Wegen dahin, bis der Weg kurz vor der flachen Schwemmebene "Breites Wasser" nach rechts zum Augstenberg hinauf zieht. Es wird schon ein Brückle geben, und in der Tat es gibt einen durchgebrochenen Stamm der als Übergang mal da war, nun aber Wasser überströmt kein guter Übergang mehr ist. Da geh ich nicht drüber, auf rutschigem Holz ist das heikel und dort ist der Bach auch eher reißend.

In der Schwemmebene überquere ich immer wieder kleinere Bachläufe, finde aber den finalen Übergang nicht. Also werden die Schuhe letztlich ausgezogen, die Hose hochgekrempelt und rein ins eiskalte Naß. Ein Schritt geht bis über das Knie tief und die Hose ist naß, ich könnte schreien vor Schmerzen so kalt ist das ungetrübte Wässerchen. Zeit und Energie habe ich nun schon zur genüge verbraucht, beim Finanzierstein weisen Wegweiser in vielerlei Richtungen aber keiner gibt Auskunft über den Weg zum Zahnjoch. Die Gruppe weiter vorn steigt weglos im Schutt auf, kann das sein ?. Kronenjoch, Heidelberger Hütte, Pass Futschöl alles angeschrieben aber wer will den da hin, ich nicht. Vor zurück, zurück vor, vielleicht schadet ein Blick in die Kartenkopie ja doch nicht. Beim Finanzierstein soll es nach links (Nord) hoch gehen, weglos starte ich und finde alsbald einen Steig bergan. Es scheint hier werden die Wege versteckt, das wäre ja auch zu einfach beim Finanzierstein eine Wegweiser aufzustellen, auf dem Zahnjoch oder Fluchthorn steht. Steil geht es den Bergrücken hinauf, nur noch wenige Restschneefelder müssen überschritten werden bis der Moränenrücken erreicht wird, welcher oberhalb des Kronenferners unter der Fluchthornwestwand hindurch folgend zum Zahnjoch führt. Dieses Stück hat erheblich an meinen Kräften gezehrt. Meine 3 ambitionierte Ziele schrumpfen am Zahnjoch auf die Zahnspitze zusammen.

Gepäck befreit gehe ich die leichte Kletterei an.
Ein einfacher Riss an der linken Begrenzung der kleinen Einstiegswand leitet leicht im II Grad hinauf, danach wird es im I-er Gelände auch zunehmend brüchig, es sind viele Wege die nach oben führen, es ist jedoch ratsam sich zum Grat hin zu orientieren, da dort der Fels am wenigsten lose ist, sprich man folgt dem logischen Gang. Das geht so ganz kurzweilig dahin bis sich der finale Hauptaufschwung vor einem aufbaut. Sieht respekteinflösend aus, von nahen ist dann alles wieder bezwingbarer.
Die Schlüsselstelle ist dann auch gleich aus der kleinen Scharte heraus am Schlußaufschwung. Kurz senkrecht an Doppelriss hinauf im III Grad, und wohl dem der sorgfältig die Griffe prüft, es ist nicht alles ganz fest.
Nach 3m ist es aber schon vorbei, oberhalb der Stelle ist auch eine recht neue Abseilstelle eingerichtet, für alle hilfreich welche ein Seil mitführen und nicht am Wandfuß lassen. Es geht im IIer Gelände weiter zu einem markanten senkrechten breiten Risskamin, in diesem leicht hinauf zum Gipfel II Grad. Nach 6 Std. stehe ich am Gipfel.
Wie lange der höchste Punkt in dieser Form noch besteht steht in den Sternen, ich habe jedenfalls auf dem 1/2 Qm sich bewegendem Blockwerk max. für das Foto verweilen mich getraut, und bin schnell wieder 2 Meter zurück.
Von oben gesehen bemerkte ich das der Risskamin auch einfacher südseitig umgangen werden kann, jedoch noch brüchiger und leicht schuttig. So wähle ich auch für den Abstieg den Risskamin. Der Abstieg verläuft entlang des Aufstiegswegs wenn dieser wieder gefunden wird.
Gesamthaft eine nette leichte Kletterei allerdings in eher zweifelhaftem Gestein.
Zurück am Zahnjoch fühle ich mich immer noch zu schlapp um weitere hehre Ziele anzugehen. Und so starte ich meinen Rückweg. Unter dem Fluchthorn rutsche ich im Restschnee hinunter zum Kronenferner, keine gute Idee, da kein Weg hinunter zum Finanzierstein führt, also geht es weglos in steilem Schutt anstrengend hinab. Zunehmend tun mir die Füße in den Bollerschuhen schmerzen bereiten. Eine Blase habe ich auch schon bekommen.
Bei der Jamtal Hütte gönne ich mir ein Bierchen und den Füsschen eine 1/4 Std außerhalb der Bollerschuhe.
Eher Öde wackle ich die Fahrstraße talauswärts dahin. 
Nach knapp 10 Std. halte ich es in den Schuhen nicht mehr aus und gehe Barfuß weiter. Na ja nach einer 1/4 Std. ziehe ich die Bollerschuhe wieder vor. Die letzte 1/2 Std. kommt mir vor wie eine ganze Std.
Ziemlich Kaputt, auch wegen der schmerzenden Füße begebe ich mich nur teils befriedigt an die Heimfahrt.
Hoffe mal da geht noch was in diesem Sommer. 

Tourengänger: Dolmar


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