Eine Sondierung im Revier der Freiburger Hütte


Publiziert von Grimbart , 20. Oktober 2019 um 14:31.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechquellengebirge
Tour Datum: 6 Juli 2019
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 1560 m
Abstieg: 540 m
Strecke:ca. 15,3 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit den ÖBB nach Bludenz, Bahnhof, und weiter mit der Buslinie 90 bis Dalaas, Kristbergsaal.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit dem Lechbus Linie 7 von der Formarinalpe nach Lech, Rüfiplatz, dort umsteigen auf die Buslinie 91 nach Langen a. Arlberg, Bahnhof, oder auf die Buslinie 92 nach St. Anton a. Arlberg. Weiter mit den ÖBB.
Unterkunftmöglichkeiten:Freiburger Hütte (DAV); Hotels in Dalaas oder Lech a. Arlberg.
Kartennummer:ÖK-25V Nr. 1230-Ost (Schruns); Kompass WK-Nr. 32 (Bludenz / Schruns / Klostertal)

Aber hier, wie überhaupt, kommt es anders, als man glaubt!“ Weise Worte aus der Feder Wilhelm Buschs, die mir wieder einmal in Erinnerung gerufen wurden, als ich mich am Weg zur Freiburger Hütte befand. Mit Unwägbarkeiten ist im (Hoch-)gebirge ja immer zu rechnen. Die Frage ist nur, wie man mit diesen umgeht, wenn einem eine solche widerfährt. Letzten Endes lässt sich eine Tour nun einmal nicht bis ins kleinste Detail voraus planen. Das Wetter zum Beispiel sollte man bei einer Wanderung immer im Auge haben. Es ist schließlich ja nicht erfreulich von einem Wetterumsturz überrascht zu werden. Lässt sich das Wetter bei der Tourenplanung noch recht gut einbeziehen, so ist es mit den Schneefeldern aber nicht mehr so einfach. Man weiß, dass man im Frühsommer mit ihnen zu rechnen hat, mein weiß aber in der Regel nicht, ab welcher Höhe und wo.

Hat man mit solchen Unwägbarkeiten aufgrund des Wetterberichts und der Schneelage zu rechnen, so ist die Freiburger Hütte stets ein gut gewähltes Ziel. In gut drei Stunden von Dalaas aus zu erreichen, bietet sie mit dem Wanderbus nach Lech einen nicht zu unterschätzenden Pluspunkt, sollte man wider Erwarten gezwungen sein den „vorzeitigen Rückzug“ antreten zu müssen. Die Freiburger Hütte war an diesem Tag dann auch die Konstante auf die ich mich verlassen konnte. Mein Plan vom Rauhen Stafel durch das Saladina-Kar zur Saladinaspitze aufzusteigen, musste ich dann aber doch verwerfen. Aus meiner Hoffnung während des Aufstiegs, den ein oder anderen Blick auf dieses Hochkar zu bekommen, um die Schneelage abschätzen zu können, wurde nichts, sodass ich kurzfristig umdisponierte und die einsehbaren Kuppen im Westen der Freiburger Hütte in mein Visier nahm. So wurde dann am Rauhen Stafel die Idee geboren, die Geißköpfe einmal näher zu erkunden.

 

Frühmorgens, das Klostertal noch im Schatten, aber bei strahlend blauem Himmel, nahm ich voller Zuversicht mein Vorhaben in Angriff. Vom Kristbergsaal der Straße in einem Bogen hinauf zum Dalaaser Bahnhof folgend, wird die Arlbergbahn mittels Steg gequert. Danach auf einem Anliegersträßchen Richtung Ober Marias hält man sich bei einer Kehre geradeaus. Ein Fahweg in einen Tobel hinein folgend, geht’s in einem weitausholenden Bogen hinüber zu den Häusern von Mason. Sich rechts haltend beginnt bei einem Bauernhof der Stebok-Wäg“ hinauf zum Formarinsee. An insgesamt neun Stationen kann man dabei wissenswertes über Land und Leute im Klostertal erfahren.

Noch wenig spektakulär führt ein Fahrweg von Mason in einer Schleife via Gantegg hinauf zu den Bergwiesen bei Bargand. An ein paar Scheunen und Hütten vorbei trifft man beim „Guetle“ auf Station zwei des „Stebok-Wägs“. Dort wechselt man nun auf einen Steig und folgt diesem steil hinauf an den Waldrand. Hoch über dem Schmiedetobel zieht nun ein Pfad durch den äußerst steilen Masonwald der Mustrin Alpe entgegen. Über Lichtungen und zwischen Buschwerk hindurch, wird dabei auch noch die ein oder andere Rrunse gequert, bis man schließlich das Rauschen eines Baches vernimmt. An diesen heran, quert man an geeigneter Stelle hinüber zu einem schmalen Rücken. Über diesen nun hoch, liegen einem wenig später die Alpmatten der Mustrin Alpe zu Füßen. Sich rechts haltend über diese hoch, laden zwei Holz-Liegestühle zu einer Vesper bzw. einem Frühstück ein.

Frisch gestärkt, hatten mittlerweile auch schon die ersten Sonnenstrahlen ihren Weg in das Alptal, das von mächtigen Flanken eingerahmt und von einer Steilstufe abgeriegelt wird, gefunden. Auf diese Steilstufe zuhaltend, geht’s zunächst im Zick-Zack über einen Latschenhang hoch, bis der Weg nach Nordwesten abdrehend, durch lichten Wald hinauf zu einer kleinen Jagdhütte führt. Von dort folgt man nun einem breiten Alpweg hoch zur Rauhen Stafel. Zwischen den Alpgebäuden hindurch und in ein paar Kehren über eine letzte Steilstufe hoch, darf man sich schließlich auf die Sonnenterrasse der Freiburger Hütte freuen.

Bei einer Tasse Kaffee wurde einmal die Karte eingehend studiert um diese mit markanten Geländepunkten im Bereich der Geißköpfe abzugleichen. Bis unter das Gwurfjoch warten dabei noch keine Orientierungs-schwierigkeiten auf, da man sich bis dorthin an einen markierten Wanderweg halten kann. Allerdings muss man dabei wieder einige Höhenmeter herschenken und dies tut man ungern, wenn man schon 1.100 Höhenmeter in den Beinen hat. Aber was nimmt man nicht alles auf sich um „Neuland“ zu erkundigen ;-)

Bei der Wegkreuzung unweit der Freiburger Hütte wechselt man auf einen Wiesenpfad und folgt diesem zwischen Latschen und über karstiges Gelände hinunter in eine Mulde. Diese in leichtem Auf und Ab auslaufend führt nun ein Ziehweg steil hinauf auf eine Schulter. Um diese herum und zwischen Latschen weiter bergan bis zu den Weideböden am Friedhöfli. Über diese vor bis zur Wegverzweigung zum Roggelskopf. Dort hält man sich rechts und wandert über die kargen Weideböden bis zu einer Viehtränke.

Hier verlässt man nun den Wanderweg und nimmt ein Tälchen ins Visier. Auf Viehpfaden durch dieses hoch zu einer Schulter. Nun schräg durch die Hänge hoch auf den Rücken, den man idealerweise etwas östlich vom östlichen Geißkopf erreicht. Oben angelangt hält man sich daher wieder in westlicher Richtung und steigt über kupiertes Gelände diesem entgegen. Damit man bei der Vielzahl an Kuppen und Hügeln den höchsten Punkt des östlichen Geißkopfs auch ja nicht verfehlt, sollte man sich dabei stets rechts halten. Wer diesen Rat beachtet, der wird ohne große Mühen einen kleinen Steinmann mit Kreuz entdecken. Zu diesem hoch und man steht auf dem östlichen Geißkopf.

Ob der von Westen aufziehenden Wolkenfeldern sowie der zahlreichen und dazu noch recht großen Schneefelder, ließ ich hier oben fünfe grade sein und verzichtete auf den Übergang zum deutlich höheren westlichen Geißkopf. Die Stille und Abgeschiedenheit hier oben, lässt sich auch ein anderes Mal genießen. Da der Wind auch noch begann aufzufrischen, verweilte ich auch nicht allzu lange hier oben und machte mich auf den Rückweg zur Freiburger Hütte. Hiezu wählt man am Besten den gleichen Weg wie im Anstieg und steigt durch die Südflanke hinunter zu den Böden beim Friedhöfli. Von dort querfeldein hinaus zur Wegverzweigung und auf bereits bekannten Wegen zurück zur Freiburger Hütte, wobei der Gegenanstieg zum Rauhen Joch noch trügerisch sein kann.

Um von der Freiburger Hütte zur Haltestelle bei der Formarinalpe zu gelangen, hat man zwei Optionen: Eine lange und eine kurze. Die kurze ist ein nicht zu unterschätzender, drahtseilversicherter Steig, der ostseitig hoch über dem Formarinsee durch eine äußerst steile Flanke führt und neben Trittsicherheit auch Schwindelfreiheit verlangt. Da durchaus viel begangen ist aber auch mit Gegenverkehr zu rechnen, der gegenseitige Rücksichtnahme verlangt. Eine Charaktereigenschaft, die bei allen Berggängern eigentlich vorhanden sein und nicht extra betont werden sollte. Aber man kann sich manchmal ja auch täuschen, wie ich am Weg zur Formarinalpe feststellen musste. Muss man sich wirklich gegenseitig in Gefahr bringen, wenn es auch anders geht?

 

Gehzeiten:

Dalaas, Kristbergsaal – Bahnhof Dalaas – Mason (ca. 40'') – Hintergant, Maisäß (ca. 30'') – Mustrinalpe (ca. 45'') – Rauher Stafel – Freiburger Hütte (ca. 1' 05'') – Friedhöfli (ca. 40'') – Östl. Geißkopf (ca. 35'') – Friedhöfli (ca. 25'') – Freiburger Hütte (ca. 40'') – Formarinalpe, Bushaltestelle (ca. 30'')


Tourengänger: Grimbart


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Kommentare (2)


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sven86 hat gesagt:
Gesendet am 22. Oktober 2019 um 17:48
Hallo Erwin,

Schade dass es mit dem Formarin Schafberg noch nicht geklappt hat, aber der Berg rennt ja nicht weg. Werde es vielleicht am Samstag einmal probieren. Falls es oben raus dann doch zu streng wird, gibt’s im Hüttenumfeld ja noch, wie von Dir auch bemerkt, den einen oder anderen „Trostgipfel“.

VG Sven

sven86 hat gesagt: RE:
Gesendet am 31. Oktober 2022 um 09:12
Hallo Erwin,

Habe den Formarin Schafberg, dieses alte Wunschziel, nun gestern endlich realisieren können. Der Übergang über die Geißköpfe ist dabei aber deutlich anspruchsvoller als in der Literatur dargestellt. Der "erste" westl. Geißkopf ist noch recht einfach. Zwei ausgesetzte Grateinschartungen, die sicherlich Kletterei mindestens im 1. Grad erfordert hätten, musste ich dann mehr oder weniger weiträumig in der unübersichtlichen Südflanke umgehen. Einfacher ist es, den Sattel östlich des Schafberges vom Gwurfjoch aus schräg aufsteigend anzupeilen. Bald setzt dann in der Nordflanke eine Trittspur an, die sich aber auch wieder verliert. Hier wohl am leichtesten über einen Grassporn (T4-) hinauf. Werde bei Gelegenheit dazu auch noch einen Bericht bringen.

VG Sven


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