Einmal um den Oeschinensee

Nach einem längeren Aufenthalt in China bin ich zurück in der Schweiz und bereit für eine Tour. Es soll nichts sein, das meine Lunge zu sehr fordert. Jedoch muss die Tour landschaftlich lohnend sein. Meine Wahl fällt auf die Umrundung des Oeschinensees.

Jeder kennt die atemberaubenden Bilder des oberhalb von Kandersteg liegenden Oeschinensees. Besonders beeindruckend ist dabei die hohe Felswand, welche den See im Osten begrenzt. Umso erstaunlicher ist es, dass eben diese Felswand ungefähr in der Mitte ziemlich problemlos durchquert werden kann. Eine durchgehende Sicherung mit Drahtseilen ermöglicht eine sichere Seeumrundung als Wanderung im Schwierigkeitsbereich T4+.

Unsere Wanderung startet um 09:00 Uhr von der Bergstation Oeschinen (1682m). Nach einigen Metern auf der breiten Zubringerstrasse biegen wir bei der Verzweigung P.1671 links ab. An der bald auftauchenden Alp Läger (1659m) gehen wir vorbei und folden dem Pfad hinunter an den Oeschinensee.

Kaum ist der See beinahe erreicht, führt ein Wanderweg am Ufer entlang hoch zur Alp Unterbergli (1793m). Unterwegs passieren wir einen wunderbaren Wasserfall und erfreuen uns bester Aussichten.

Bei der Alp angekommen können wir einen gut angelegten Weg in Richtung Felswand ausmachen. Der deutliche Pfad kann kaum verfehlt werden, auch wenn kei Wanderweg den rechten Pfad weist. Wir gehen die ersten paar Meter und sind begeistert von der atemberaubenden Aussicht.

Der Weg durch die Felswand ist aus der Ferne nicht auszumachen. Es ist auch schwer vorzustellen, dass es da tatsächlich mitten durch den Felsriegel gehen soll. Doch wir erreichen schlussendlich die Drahtseile, welche den Start der Unteren Fründenschnuer (1808m) markieren. Es entpuppt sich alles als halb so wild. Das Gelände ist zwar äusserst ausgesetzt, der Weg jedoch unschwer zu begehen. An einer Stelle hat es jedoch aktuell einen Wasserfall. Dort ist der Weg sehr matschig und entsprechend rutschig. Gerne halten wir uns hier an den Drahtseilen fest.

Kaum ist der vertikale Einschnitt verlassen, warten die technisch anspruchsvollsten Stellen. Dabei sei jedoch erwähnt, dass nach wie vor Drahtseile ein sicheres Vorankommen ermöglichen. Zudem gibt es nur gerade 1 bis 2 Kraxelstellen. Trotzdem, die Ausgesetztheit hat auch hier eine gewisse Bedrohlichkeit. Es folgt noch eine etwas knackige Abstiegsstelle und dann enden die Seile auch schon.

Nun sehen wir uns aber mit Problemen bei der Wegfindung konfrontiert. Ein kleiner Erdrutsch hat an einer Stelle den Weg verschwinden lassen. Gleich danach verdeckt ein grösseres Schneefeld den Pfad. Wir steigen an dieser Stelle etwas den Hang hoch, anstatt einfach gerade zu queren. Dies stellt sich als clever heraus. Der Weg führt schliesslich stetig steigend über einige Felswände. Nach einem grösseren Bogen erreicht man den auffällig markierten P.1936, wo wir auf den Weg zur Fründenhütte treffen. Dem Weg folgend steigen wir rasch zum See ab und gönnen uns im Berghaus Oeschinensee (1593m) ein kühles Getränk. Um zurück zur Gondelbahn zu kommen, folden wir dem Touristenstrom auf dem breiten Strässchen zurück zur Station.

FAZIT: Eine ideale Tour für jemanden, der nicht viele Höhenmeter bewältigen möchte, um die atemberaubende Schönheit des Berner Oberlandes zu geniessen. Für die Untere Fründenschnuer hatten wir je ein Klettersteigset und einen Helm dabei. Auf das Set würde ich wahrscheinlich das nächste Mal verzichten. Einen Helm zu tragen, kann jedoch aufgrund der Nähe zu steilen Felswänden sehr empfohlen werden.