Die schwierigste Aussichtsbank des Allgäus
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Aussichtsbank? Schwierig? Irgendwie passt diese Wortkombination nicht recht, sind doch die überall in den Alpen vorkommenden Wanderbänke mit einer Sitzhöhe von meist um die 50 cm leicht zu okkupieren, sofern sie nicht bereits anderen Wanderern als Ruhegelegenheit dienen.
Im Zuge des nach und nach ausufernden Massentourismus und des damit verbundenen Konkurrenzdrucks durch die Vielfalt attraktiver Regionen fühlen sich Manager immer mal wieder dazu berufen, der breiten Masse Attraktionen (oder das, was die Manager dafür halten) anzubieten. Dafür wird dann als Kollateralschaden auch gelegentlich die intakte Natur beeinträchtigt oder das Erscheinungsbild eines Ortes wesentlich verändert. Die eine oder andere Idee hat sich zwar dabei im Laufe der Jahre etabliert und wird von Touristen gut angenommen, wie etwa Klettersteige oder Mountainbike-Trails. Doch das ständige Streben zur bestmöglichen Positionierung auf dem umkämpften Markt scheint immer weiter zuzunehmen und nimmt ungesunde Auswüchse an, die einen ins Grübeln bringen, wie man etwa beim "Alpspitz-Kick" nebenan sehen kann.
So wundert sich der gemütlich über den Panoramaweg von Mittelberg zum Burgkranzegger Horn dahin flanierende Wanderer über eine überdimensionierte Wanderbank, die in aussichtsreicher Lage mit weitem Blick auf das Ostallgäu und die Ammergauer Berge sozusagen mitten auf der grünen Wiese an exponierter Stelle steht.
Diese "Wanderbank Allgäu" hat zwar alle Eigenschaften einer normalen Aussichtsbank, besitzt aber andere Dimensionen. Sie ist 12 Meter breit, 6 Meter hoch, und die "Sitzfläche" befindet sich auf 2,80m Höhe. Sie besteht aus massiven, Schneelast tragfähigen Fichtenholzbalken mit einem Gesamtgewicht von knapp 14 Tonnen. Die Vereinigung "Allgäu Top- und Landhotels" steht hauptsächlich hinter diesem Bau, der im Sommer 2015 eingeweiht wurde. Größenwahn, der nicht zum Allgäu passe, sagen manche dazu.
Die Bank soll die Message aussenden, dass das Allgäu, was das Wandern angeht, ein Riesending sei. Passend zum ebenfalls erst seit einigen Jahren existierenden Großprojekt "Wandertrilogie Allgäu" mit seinem knapp 900 Kilometer umfassenden Weitwegenetz steht die Bank direkt am Weg der Wandertrilogie. Und weil natürlich alle Wanderer diese Bank großartig finden (sollen), ist sogar schon ein optimaler Platz fürs Selfie mit Blick Richtung Schloss Neuschwanstein markiert. Doch das ist noch längst nicht das Ende der Fahnenstange: Im Allgäu sollen weitere solcher Banken aufgestellt werden. Schluck.
Was soll man nun als Tourist von alledem halten? Gerade auf vielbegangenen Wegen wie dem Panoramaweg wird man immer mehr mit der Kommerzialisierung des Tourismus konfrontiert. Man denke nur an den gesponserten "Weitblick-Hock", aber auch an die anderen Erlebnisstationen des Weges. Oder an die Leute, die jede Metallstange plakatieren. Wobei es manchmal richtig interessant ist, was da steht. Es fehlt nur noch ein Schild am Beginn, dass der Weg mit freundlicher Unterstützung von...präsentiert wird. Naturerlebnis ohne Berieselung? Unvorstellbar an den Touri-Hotspots.
Viele, gerade Kinder, sind freilich neugierig beim Anblick der Bank. Da würde man doch nur allzu gerne hochklettern. Davon wird allerdings wegen der Absturzgefahr und fehlenden Sicherung abgeraten. Die Bank ist weder als Aussichtsplattform noch als Spielgerät konzipiert, sondern nur als Sitzgelegenheit für Menschen mit mehr als 7 Metern Körpergröße. Weiterer Nachteil: Man kann nirgendwo Liebesschlösser hinhängen.
"Eltern haften für ihre Kinder". Mit diesem juristisch unhaltbaren Spruch versucht man sich hier, aus der Verantwortung zu stehlen und diese auf (häufig überforderte) Erziehungsberechtigte abzuwälzen. Dagegen ist die erwähnte Absturzgefahr offensichtlich.
Trotz aller Warnhinweise: Natürlich versuchen auch heute wieder allerlei Leute, die Bank zu erklettern. Das allerdings ist gar nicht mal so einfach. Man braucht schon einiges an Kraft, Klettertechnik, Gewandtheit und Gleichgewichtssinn, um auf den 12 Meter langen Höhenlaufsteg zu gelangen.
In gut griffigem Fichtenholz machen die wenigen Züge allerdings viel Spaß. In jedem Fall ein exklusiver Pausenplatz, den man sich nur selten mit anderen teilen muss. Es liegt auch kein Müll oben. Wir hatten darauf gewettet, einige leere Bierdosen oder -flaschen anzutreffen, aber nein...
Auf den anderen, den normalen, Bänken ist da schon mehr los. Eine nicht einsehbare Bank ist noch frei. Toll...hinsetzen, ausruhen, und dann...gaaanz intensiv diesen verführerischen Geruch nach Hund, Fäkalien und verfaulten Essensresten einatmen. Oder schauen, wer seit dem letzten Besuch die Bank eingeritzt hat.
Alles in allem ist der Panoramaweg aber in einem gepflegten Zustand und immer einen Ausflug wert. Als Hundebesitzer würde ich ihn jeden Tag begehen. Weil ganz viele andere Hundehalter ihn auch aufsuchen. Das verbindet.
Insbesondere empfehlen wir jedoch den Weg im Winter mit Schneeschuhen, weil es nämlich die ideale Einstiegstour ins Schneeschuhwandern ist. Viel Output für wenig Einsatz. Da fällt uns gerade ein, dass im November 2019 ein richtig geiler Allgäu-Schneeschuhführer vom Bergverlag Rother in die Buchhandlungen kommt.
Nach dieser "Panoramaweg-Extrem-Tour" legen wir im "Dorfgespräch" in Wertach die Beine hoch. Wir wünschen Euch viel Spaß auf dem Panoramaweg, und: bitte nicht abstürzen.
Im Zuge des nach und nach ausufernden Massentourismus und des damit verbundenen Konkurrenzdrucks durch die Vielfalt attraktiver Regionen fühlen sich Manager immer mal wieder dazu berufen, der breiten Masse Attraktionen (oder das, was die Manager dafür halten) anzubieten. Dafür wird dann als Kollateralschaden auch gelegentlich die intakte Natur beeinträchtigt oder das Erscheinungsbild eines Ortes wesentlich verändert. Die eine oder andere Idee hat sich zwar dabei im Laufe der Jahre etabliert und wird von Touristen gut angenommen, wie etwa Klettersteige oder Mountainbike-Trails. Doch das ständige Streben zur bestmöglichen Positionierung auf dem umkämpften Markt scheint immer weiter zuzunehmen und nimmt ungesunde Auswüchse an, die einen ins Grübeln bringen, wie man etwa beim "Alpspitz-Kick" nebenan sehen kann.
So wundert sich der gemütlich über den Panoramaweg von Mittelberg zum Burgkranzegger Horn dahin flanierende Wanderer über eine überdimensionierte Wanderbank, die in aussichtsreicher Lage mit weitem Blick auf das Ostallgäu und die Ammergauer Berge sozusagen mitten auf der grünen Wiese an exponierter Stelle steht.
Diese "Wanderbank Allgäu" hat zwar alle Eigenschaften einer normalen Aussichtsbank, besitzt aber andere Dimensionen. Sie ist 12 Meter breit, 6 Meter hoch, und die "Sitzfläche" befindet sich auf 2,80m Höhe. Sie besteht aus massiven, Schneelast tragfähigen Fichtenholzbalken mit einem Gesamtgewicht von knapp 14 Tonnen. Die Vereinigung "Allgäu Top- und Landhotels" steht hauptsächlich hinter diesem Bau, der im Sommer 2015 eingeweiht wurde. Größenwahn, der nicht zum Allgäu passe, sagen manche dazu.
Die Bank soll die Message aussenden, dass das Allgäu, was das Wandern angeht, ein Riesending sei. Passend zum ebenfalls erst seit einigen Jahren existierenden Großprojekt "Wandertrilogie Allgäu" mit seinem knapp 900 Kilometer umfassenden Weitwegenetz steht die Bank direkt am Weg der Wandertrilogie. Und weil natürlich alle Wanderer diese Bank großartig finden (sollen), ist sogar schon ein optimaler Platz fürs Selfie mit Blick Richtung Schloss Neuschwanstein markiert. Doch das ist noch längst nicht das Ende der Fahnenstange: Im Allgäu sollen weitere solcher Banken aufgestellt werden. Schluck.
Was soll man nun als Tourist von alledem halten? Gerade auf vielbegangenen Wegen wie dem Panoramaweg wird man immer mehr mit der Kommerzialisierung des Tourismus konfrontiert. Man denke nur an den gesponserten "Weitblick-Hock", aber auch an die anderen Erlebnisstationen des Weges. Oder an die Leute, die jede Metallstange plakatieren. Wobei es manchmal richtig interessant ist, was da steht. Es fehlt nur noch ein Schild am Beginn, dass der Weg mit freundlicher Unterstützung von...präsentiert wird. Naturerlebnis ohne Berieselung? Unvorstellbar an den Touri-Hotspots.
Viele, gerade Kinder, sind freilich neugierig beim Anblick der Bank. Da würde man doch nur allzu gerne hochklettern. Davon wird allerdings wegen der Absturzgefahr und fehlenden Sicherung abgeraten. Die Bank ist weder als Aussichtsplattform noch als Spielgerät konzipiert, sondern nur als Sitzgelegenheit für Menschen mit mehr als 7 Metern Körpergröße. Weiterer Nachteil: Man kann nirgendwo Liebesschlösser hinhängen.
"Eltern haften für ihre Kinder". Mit diesem juristisch unhaltbaren Spruch versucht man sich hier, aus der Verantwortung zu stehlen und diese auf (häufig überforderte) Erziehungsberechtigte abzuwälzen. Dagegen ist die erwähnte Absturzgefahr offensichtlich.
Trotz aller Warnhinweise: Natürlich versuchen auch heute wieder allerlei Leute, die Bank zu erklettern. Das allerdings ist gar nicht mal so einfach. Man braucht schon einiges an Kraft, Klettertechnik, Gewandtheit und Gleichgewichtssinn, um auf den 12 Meter langen Höhenlaufsteg zu gelangen.
In gut griffigem Fichtenholz machen die wenigen Züge allerdings viel Spaß. In jedem Fall ein exklusiver Pausenplatz, den man sich nur selten mit anderen teilen muss. Es liegt auch kein Müll oben. Wir hatten darauf gewettet, einige leere Bierdosen oder -flaschen anzutreffen, aber nein...
Auf den anderen, den normalen, Bänken ist da schon mehr los. Eine nicht einsehbare Bank ist noch frei. Toll...hinsetzen, ausruhen, und dann...gaaanz intensiv diesen verführerischen Geruch nach Hund, Fäkalien und verfaulten Essensresten einatmen. Oder schauen, wer seit dem letzten Besuch die Bank eingeritzt hat.
Alles in allem ist der Panoramaweg aber in einem gepflegten Zustand und immer einen Ausflug wert. Als Hundebesitzer würde ich ihn jeden Tag begehen. Weil ganz viele andere Hundehalter ihn auch aufsuchen. Das verbindet.
Insbesondere empfehlen wir jedoch den Weg im Winter mit Schneeschuhen, weil es nämlich die ideale Einstiegstour ins Schneeschuhwandern ist. Viel Output für wenig Einsatz. Da fällt uns gerade ein, dass im November 2019 ein richtig geiler Allgäu-Schneeschuhführer vom Bergverlag Rother in die Buchhandlungen kommt.
Nach dieser "Panoramaweg-Extrem-Tour" legen wir im "Dorfgespräch" in Wertach die Beine hoch. Wir wünschen Euch viel Spaß auf dem Panoramaweg, und: bitte nicht abstürzen.
Tourengänger:
quacamozza

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