Biwak auf dem Steineberg


Publiziert von schimi , 14. März 2020 um 21:28.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 8 Juni 2019
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 

Schimi allein zu Haus; und schönes Wetter in den Bergen? Das geht nicht. Ich muss endlich mal wieder Bergluft schnuppern und sei es auch nur für eine kleine Tour. Die Wettervorhersage ist allerdings nicht gut. Nach einem heißen Tag soll morgen eine Kaltfront kommen und das heiße Wetter mit Gewitter und Regen beenden. Es muss also was wirklich Kurzes sein...

Ich fahre ins Gunzesrieder Tal und komme dort kurz vor dem Abendessen an. Das gesamte Allgäu ist ausgebucht und auch in der Kneipe in Gunzesried ist es gegen 18 Uhr schon brechend voll. Gerade bekomme ich noch ein einzelnes Plätzchen auf der Terrasse.

Nach einem schnellen Essen mache ich mich gleich auf den Weg auf den Steineberg - es ist schon spät. Wenn ich noch bei Tageslicht oben ankommen möchte, muss ich ordentlich Gas geben. Über den Fahrweg geht es gleich bergauf. Nach ein paar Minuten bin ich vom asphaltierten Sträßchen weg und auf dem Wanderweg. Moderat geht es bergan bis kurz vor der Dürrehornalpe. Dort wird es richtig steil und auch wieder auf Asphalt. Das ist nun nicht sehr fußfreundlich, aber dem Bergbauer gefällts sicher.

Kurz vor der vorderen Krummbachalpe wird es wieder flacher und man kann etwas entspannen. Dann kommt auch schon der Schlussanstieg auf den Steineberg. Auf dem Wirtschaftsweg geht es weiter hinauf und es wird in Richtung Grat wieder ein wenig steiler. Ich erreiche den Wanderweg auf dem Grat ziemlich genau zwischen Mittagberg und dem Steineberg.

Ich sehe nun erstmals nach Norden ins Flachland und sehe dort im Westen, dass die Sonne nur noch wenige Minuten bis zu ihrem Verschwinden hat. Ich beeile mich nun noch ein wenig mehr, denn auf den letzten Metern wartet noch ein größeres Altschneefeld auf mich und danach eine steile und nicht zu kurze Leiter auf den Gipfel. Über das Schneefeld komme ich recht gut. Der Schnee ist nicht mehr so steinhart, so dass ich die eingetretenen Stufen recht gut begehen kann. Als ich an der Leiter ankomme hat die Sonne eben begonnen den Horizont zu passieren.

Schon zweimal bin ich über diese Leiter gestiegen. Einmal hinauf und einmal hinunter. Es ist also nichts Neues für mich. Trotzdem ist es heute anders als sonst. Die ersten Male war es immer warm und sonnig und es waren immer viele Leute am Werk. Heute ist es fast schon dunkel, es ist sehr frisch und mit jedem Meter hinauf wird es deutlich windiger um mich herum. Die Leiter fühlt sich unangenehm kalt an. Seltsam, was einem so durch den Kopf geht, wenn man vollkommen alleine im Haldunkel hinaufsteigt.

Egal ob kalt oder warm. Sonnig oder Nacht. Abrutschen ist hier immer verboten, denn die schmerzlichen Folgen sind immer die gleichen. Also konzentriert den Rest nach oben steigen und nicht blöd rumdenken. Oben wartet gleich das Gipfelkreuz auf mich. Und keine 3 Minuten weiter habe ich meinen Ruheplatz für die Nacht erreicht. Eine kleine Überraschung wartet auch. Ein kleines Zelt steht auch schon dort.

Ich suche mir den höchstgelegen Platz auf dem Steineberg aus. Dort habe ich ein fast ebenes Plätzchen in einer kleinen Mulde ausgemacht. Da mach ich mirs bequem. Ich packe Biwaksack und Schlafsack aus und schaue in den Nordwesthimmel. Eine halbe Stunde schaue ich an den Horizont und beobachte das Dunkelwerden. Dann drehe ich mich um und schlafe ein.

Einmal erwache ich; ich nutze die Gelegenheit für eine Sternenschau. Aber auch im Allgäu sind die Nächte nicht mehr so dunkel, dass man das ganz große Erlebnis hat; zumindest nicht hier oben in der relativen Nähe der Zivilisation. Beim nächsten Aufwachen beginnt gerade die Morgendämmerung. Da gibt es doch tatsächlich auch schon etwas zu sehen. Gerade ist es 4.30 Uhr da kommt schon der erste Trailrunner vorbei. Stirnlampe noch auf dem Kopf. Ich "bestaune" ihn aus meinem warmen Biwaksack heraus. Er sieht micht nicht und läuft weiter.

Dann widme ich mich dem kommenden Tag. Keine zwei Minuten später geht es hinter mir los. In gut 50 Metern Entfernung balzt ein (wahrscheinlich) Birkhuhn. Er stolziert über einen Graßhügel und springt immer wieder in die Höhe. Dann läuft er wieder im Kreis und springt wieder. Schade dass ich heute nur das Handy dabei habe und nicht die große Kamera. Dann schaue ich eben nur zu und genieße das seltene Spektakel.

Eine halbe Stunde erfreut mich der Vogel, dann hat er wohl genug, fliegt ein wenig umher und dann schließlich weg. Wahrscheinlich zu wenig Zuschauerinnen in der Nähe? Ich schaue mir den Sonnenaufgang aus meinem warmen Sack heraus an. Nach einer Weile öffnet sich auch das Zelt, meine Nachbarn stehen auf. Sie stehen lange vor dem Zelt und schauen in die Landschaft.

Ich mach mich ans karge Frühstück. Mineralwaser, Brot und einen Landjäger. Das sollte reichen bis zum Mittagessen im Tal. Nach dem Zusammenpacken führt mich mein Weg entlang der Nagelfluhkette nach Westen. In der Sonne blühen bereits die Blumen in herrlicher Pracht. In den schattigen Regionen stoße ich aber immer wieder auf Schneereste und zwar nicht zu wenig. Dort wo der Weg sich dann vom stetigen bergab vom Steineberg zum bergauf zum Stuiben wendet erreiche ich den Wegweiser der mich vom Grat wegführt in Richtung Tal und zurück nach Gunzesried.

Auf reizvollem Steig führt der Weg, abwechslungsreich für das Auge hinab bis zum Hof Wiesach. Dort biege ich links ab und wandere dann auf einem flachen und breiten Wirtschaftsweg in Richtung Gunzesried. In der Gegend des Rauhenbergs mach ich noch ein kleines Picknick, denn ich will die letzte Sonnenstunde noch eine Weile genießen. Ich liege in der Wiese auf einem weich bewachsenen Felsen und schaue mit der Sonnenbrille in den Himmel. Langsam sehe ich die Wolkenschleier der heranziehenden Kaltfront heranziehen. Schön anzuschauen, aber nach einer halben Stunde sind die Schleier so weit vorangekommen, dass es merklich kühler wird.

Ich mache mich auf das letzte Wegstück und erreiche meinen Zielpunkt rechtzeitig bevor es wirklich schlecht wird. Ich verlade meinen Rucksack und steige aus den Wanderstiefeln. Dann reicht es noch für einen kleinen Imbiss in der Molkerei Gunzesried. Ein hausgemachtes sehr leckeres Kräutereis beendet meinen Kurzaufenthalt im schönen Allgäu.

Tourengänger: schimi


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 45574.gpx Aufstieg von Gunzesried
 45575.gpx Abstieg nach Gunzesried

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