Pointe du Tsaté (3078m) & ihre Nachbarn
|
||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Ich war unschlüssig. Wie sollte ich die Sache anpacken? Hauptziel war die Pointe du Tsaté, aber am Nachbarn Pointe du Bandon wollte ich auch einen Versuch wagen. Dummerweise war in der entgegengesetzten Richtung noch ein 3000er, die Pointe du Prélet. Vernünftig wäre also gewesen, zunächst zur Pointe du Tsaté hochzusteigen, von dort die Pointe du Bandon zu versuchen, wieder zurückzukehren und zum Abschluss zur Pointe du Prélet zu pilgern. Aber an dieser Linie fand ich gar keinen Gefallen. Schöner wäre die Gesamtüberschreitung. Ach, wüsste ich doch, welche Schwierigkeiten der Grat zwischen Bandon und Tsaté birgt! Nun, schliesslich obsiegte Schönheit vor Vernunft.
Ich starte in La Forclaz und steige hoch zum Col du Tsaté (2868m) (T3). Das Wetter ist trübfeucht, zwischenzeitlich klart es auf, doch im Col du Tsaté fällt Graupelregen vom verhangenen Himmel. Über die steile, brüchige Südostflanke geht es weiter zur Pointe du Bondon. Auf dem Grat angelangt ist der Gipfel schon in Sicht, jedoch hat sich ein brüchiger Felsturm in den Weg gestellt. Überklettern scheint mir zu schwierig. Ich werfe einen Blick nach rechts in die Ostflanke. Ujujuj, das dürfte selbst für Steinböcke eine Herausforderung sein. Auf der linken Seite (Westflanke) sieht es etwas gnädiger aus. Viel erdiger, schmieriger Schutt auf Felsbändern in abschüssigem Gelände, zu allem Übel mit Neuschneeflecken durchsetzt. Hmm, soll ich mich da reinwagen? Schon sehe ich alle Gipfel entschwinden. Nach nochmaliger Inspektion entschliesse ich mich, einen Versuch zu wagen. Behutsam taste ich mich Schritt um Schritt vorwärts, und so schlimm ist die Sache gar nicht. Trotzdem grosses Aufatmen, sobald ich nach der Querung wieder den Grat erreiche. Der Gipfel rückt näher, ein Wändchen stellt sich noch in den Weg. Diesem zeige ich die lange Nase und umgehe es ohne Probleme linkerhand. Auf dem Gipfel zeigt sich, dass ein direkter Abstieg sowohl durch die Südwestflanke als auch durch die Nordflanke möglich ist.
Beruhigt, diesen Notabstieg im Sack zu haben, setze ich den Weg über den Grat fort - alles Gehgelände, erst in Gipfelnähe der Pointe du Tsaté tut sich im Grat ein schröcklicher Abbruch auf (3022m). Auf diese Hindernis war ich vorbereitet, denn dieser Abbruch fiel mir schon während des Aufstiegs ins Auge. Der Abbruch kann links (Südflanke) gut umgangen werden. Danach in wenigen Minuten zum Gipfel. Inzwischen ist der Himmel deutlich aufgeklart, die grösste Freude bereitet mir der Blick zum Firngrat der Pointes de Mourti. Weiter geht es immer dem Grat entlang zur Pointe du Prélet. Zwei kurze Kletterstellen (II, nicht exponiert) sorgen für Abwechslung und schon stehe ich auf dem dritten Gipfel, Pointe du Prélet. Von hier steige ich in direkter Linie nach Villa ab, einige Schneefelder sorgen für schöne Rutschpartien.
Achtung: Die Pointe du Bandon ist ein brüchiger, abschüssiger Schutthaufen. Wer sich in solchem Gelände nicht sicher fühlt, lasse besser die Finger davon.
Ganz anders die Pointe du Tsaté. Dieser Gipfel ist relativ zahm und bietet eine vortreffliche Aussicht (Normalweg T3).

Kommentare (6)