Schächental Nord


Publiziert von Bergamotte , 18. Februar 2019 um 13:45.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:15 Februar 2019
Ski Schwierigkeit: S+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 1540 m
Abstieg: 2050 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:LSB Spiringen - Ratzi
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Unterschächen, Post
Unterkunftmöglichkeiten:Berggasthaus Ratzi

Seit längerem schon bastle ich an dieser abwechslungsreichen Skisafari zwischen Schächen- und Muotathal rum. Doch immer und immer wieder habe ich das Projekt aufgeschoben. Denn die steilen Südhänge sollten entsprechende Verhältnisse aufweisen, dem Genuss und der Sicherheit zuliebe. Und die Abfahrt bis ganz nach Unterschächen ist auch nicht alle Tage möglich, die sonnenexponierten Hänge apern sehr schnell aus. In diesem Prachtswinter aber ist alles ein bisschen anders und manche, fast vergessene Trouvaille darf endlich realisiert werden.

Die erste Bahn bringt mich um 7:15 von Spiringen hoch ins Ratzi (1511m). Wenig überraschend bin ich der einzige Passagier um diese Zeit an einem Werktag; der Skilift geht erst zwei Stunden später in Betrieb. Das wäre deutlich zu spät für meine weitläufige Überschreitung und die 300Hm extra sind zu verkraften. Für den Weg Richtung Gisleralp folgt man in etwa der Skipiste. Diese ist heute Morgen pickelhart gefroren, technisch anspruchsvoller als jede S-Tour... aber mit harmloseren Folgen.

Von der Bergstation zieht eine Spur vom Vortag Richtung Grätli, welcher ich im Anschluss folge. Und dann geht hinter dem Klausenpass bereits die Sonne auf. Unterhalb vom Grätli erreicht man stellenweise die 35°, aber die ausgeprägten Südhänge sind jeweils recht schnell sicher. Oben türmt sich die rassige Ostflanke vom Gamperstock (2275m) vor mir auf - noch jungfräulich, von den ersten paar Metern mal abgesehen. Ich steige mit den Skiern bis ganz zum Gipfel hoch. Dabei bleibe ich immer in Gratnähe. Das ist zwar sicherer, aber technisch recht anspruchsvoll.

Eigentlich wollte ich über die tolle Nordflanke abfahren. Doch oben vergeht mir die Lust angesichts des coupierten Geländes weiter unten. Schnell landet man irgendwo in einer Mulde und muss dann zur Rindermatt runterfellen, nein danke. Also Abfahrt über die ebenfalls lohnende Ostflanke (>35°, Tagesgang beachten) und weiter über herrlichen Pulver zum Dürrseeli runter.

Einer verblasenen Spur folgend steige ich über die Grundplanggen zur Oberalp hoch und weiter zum Sattel vor der mächtigen Ostflanke des Höch Pfaffen (2458m). Dessen NE-Grat ist meist breit und gutmütig und lässt sich durchgehend begehen. Oben gibt's die erste (kurze) Pause. Über Wetter und Fernsicht brauche ich in dieser perfekten Woche keine grossen Worte verlieren. Man könnte zurzeit problemlos das ganze Ferienbudget verpulvern.

Obschon ich wieder über den Grat abfahrn, felle ich ab. Das ist deutlich angenehmer und ich kann so mit viel Schwung ostwärts queren. So verbleiben nur noch 100Hm Wiederaufstieg ins Alpler Tor (2447m). Erinnerungen kommen auf an die denkwürdige Begehung von Alpler Torstock und Schächentaler Windgällen diesen Sommer (*klick), gell Tobi. Ich blicke nach Norden runter, ui das wäre ein pulvriges Vergnügen. Doch mein Ziel liegt im Schächen- und nicht im Bisithal. Und auf dieser Seite fährt man Sulz.

Nach kurzer Abfahrt folgt die Schlüsselstelle der Tour: der extrem steile, ausgesetzte Durchschlupf durchs Felsband runter nach Mettenen. Stürzen ist hier absolut verboten. Bei passablen Schneeverhältnissen wird der sichere Skifahrer die Stelle aber gut abfahren und/oder abrutschen können. Im Aufstieg hingegen dürfte bei den meisten Bedingungen eine kurze Portage die beste Wahl sein, Pickel / Steigeisen nicht vergessen. Übrigens, die Stelle firnt sehr spät auf. Heute hat sie um halb zwölf noch kaum Sonne gesehen und präsentiert sich unangenehm rau. Anschliessend schöne Schwünge runter ins Mettener Butzli; die Alphütten sind fast nicht zu erkennen unter den Schneemengen.

Und nun felle ich ein allerletztes Mal wieder auf, dann sind die nahen Butzlichöpf (1984m) praktisch geschenkt. Den Spuren nach zu urteilen scheint das bei ausreichend Schnee eine ganz beliebte Plaisirtour zu sein, welche erst noch mit zwei Routenvarianten lockt. Da schon mal Schnee bis ganz unten liegt, wähle ich natürlich die Variante nach Unterschächen. Verdächtig nur, dass entgegen der offiziellen Route alle Spuren alsbald nach Fritteren / Urigen wegziehen. Ich bleibe hart und fahre weiter über Hirmi zur Klausenpassstrasse. Die Folgehänge bringen dann des Rätsels Lösung: stark aufgeweicht und vielerorts bis aufs Gras abgerutscht. Trotzdem kann ich mich bis nach unten durchmogeln. Man dürfte hier nicht sehr häufig tolle Verhältnisse vorfinden.

Die weissgeräumte, hartgepresste Forststrasse bringt mich der Schächen entlang nach Ribi, wo ich auf die Loipe wechsle und ohne grosse Stöckelei direkt im Zentrum von Unterschächen (999m) lande. Eine lange gehegte Tourenidee findet damit endlich ihr Ende, was im Hotel Alpina mit einem zünftigen Mittagessen belohnt werden muss.


Zeiten (kum)
1:30  Gamperstock
3:10  Höch Pfaffen
3:40  Alpler Tor
4:45  Unterschächen

Tourengänger: Bergamotte
Communities: Skitouren


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Kommentare (1)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 28. Februar 2019 um 20:04
eine weitere grandiose Tour - Gratulation!


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