Von Ebnit auf den Kugelgrat (1572 m) - eine total krasse SST


Publiziert von alpstein , 28. Januar 2019 um 16:19.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Bregenzerwald-Gebirge
Tour Datum:27 Januar 2019
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT5 - Alpine Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Aufstieg: 680 m
Abstieg: 680 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:über Lustenau - Dornbirn - Ebnit - PP bei der Kirche
Unterkunftmöglichkeiten:Emser Hütte
Kartennummer:Kompass Bregenzerwald

Warum es sich einfach machen, wenn es auch schwerer geht. Die Hohe Kugel (1645 m) haben wir schon ein paar Mal mit Schneeschuhen über den relativ einfachen Aufstieg von Fraxern aus besucht. Dieses Mal haben wir Ebnit (1011 m) als Startpunkt gewählt. Nachdem wir den abgelegenen Ort über eine abenteuerlich anmutende Straße durch eine Gebirgsschlucht erreicht hatten, dachten wir, dass das Schwierigste des Tages schon hinter uns liegt. Aber weit gefehlt, es sollte noch besser kommen. Es wundert mich nun auch nicht mehr, dass es erst 1 Winterbericht zur Hohen Kugel auf HIKR von dulac mit dem Ausgangspunkt Ebnit gibt.

Start war an der Kirche von Ebnit (1075 m) Richtung Heumöserlift, wo wir die Schneeschuhe montierten. Wir folgten dem Wegweiser Schneewaldalpe über den Güterweg. Die ungespurte Abkürzung einen steileren Hang hinauf ließen wir rechts liegen. Aus dem planierten Weg wurde später ein Trampelpfad, der mehr langweilig war als interessant. Nach endlos erscheinenden 5,6 km hatten wir die Schneewaldalpe (1303 m) erreicht. Es war ein Irrtum zu glauben, dass die Spur auf die Hohe Kugel führt.  Im unbekannten Gelände eine erste Spur zu legen, erschien uns erstens zu gefährlich und zweitens auch sehr mühsam.

So folgten wir der Spur zum Schneewaldeck in der Hoffnung, dass es irgendwann mal richtig aufwärts gehen müsste. Diese Hoffnung stellte sich als Trugschluss heraus, ging die Spur doch wieder zur Lindenbachalpe und Richtung Ebnit hinab. Frust machte sich breit. Was tun sprach Zeus. Wenn schon wieder bergab, keinesfalls die weit ausholende Variante. Einer schon wieder etwas eingeschneite Skispur folgten wir in den Wald hinab. Nach gut 100 m Höhenverlust trafen wir dort einen einzelnen Skitourer. Ein älterer Herr, sicher schon gegen die 70, stieg langsam bergan. Die Unterhaltung mit ihm ergab, dass es neben dem Normalweg ab der Schneewaldalpe auch "noch eine Route vom Schneewaldeck der Kante entlang" gebe. Diese nehme er meist, sie sei aber schon etwas "speziell".

Da eine Tour ohne Gipfel keine Tour ist, entschlossen wir ihm in einigem Abstand zu folgen. Während wir Schritt für Schritt einbrachen, tat er sich mit Skiern leichter. Gekonnt wählte er eine Spur zum Waldeingang am Grat. Ein erstes Steilstück kam, das im Gegensatz zu dem, was noch folgte, ein Zuckerschlecken war. Bald kamen wir an eine Stelle, wo ich erst mal schlucken musste. Max. 30 cm breit war die Spur zwischen einem Baum und einem gut 50 m tiefen Abgrund. Gewisse Haltemöglichkeiten am Baum gab es zwar schon, aber keine Ahnung, ob der Schnee nicht unter den Füßen wegbrechen würde. Also haben wir den Weg durch den steilen Abhang gesucht und auch gefunden.

Es folgten bis zum Kugelgrat noch viele steile Passagen östlich der Abbruchkante, die der Skitourer mit Spitzkehren bewältigte. Unser Glück war, dass der Neuschnee gut mit der Unterdecke verbunden war und wir so zwar etwas einsanken, aber nicht mit der Oberschicht wegrutschten. Eine steile Passage zum Schluss mit etwa 15 Hm nötigte uns nochmals fast 20 Minuten Zeit ab. An Ästen zogen wir uns die letzten Meter hoch und nach unendlich erscheinenden 75 Minuten Schwerstarbeit standen wir oben auf dem Kugelgrat. Den Punkt 1572 m hatten wir wenig später erreicht. Die Hohe Kugel war zwar nicht mehr weit entfernt, aber uns nun so was von egal. Wir brauchten erst einmal eine Pause mit einem Vesper.

Der anschließende Abstieg zur Emser Hütte war angesichts der Schneemassen keineswegs trivial. Von 2 Fußgängern zertrampelt, konnte von einer Spur keine Rede sein. Mit dem nötigen Standvermögen schafften wir auch dies. Die Einkehr in der Emser Hütte (1283 m) hatten wir uns redlich verdient. Der Restabstieg über die Fluhereck nach Ebnit verlief dann völlig unspektakulär.

Fazit: Nach dem langen Einlaufen bis zum Schneewaldeck, folgte die für uns bisher anspruchsvollste Schneeschuhpassage. Dass wir sie aber doch geschafft hatten, sorgte bei uns auch am Abend noch für Gesprächsstoff. Wir danken dem unbekannten Skitourer, ohne dessen Spurarbeit wir die Route niemals gefunden bzw. uns getraut hätten, dort hoch zu gehen. Wenn der Schnee im Frühjahr weg ist, gehen wir sie sicher mal zu Fuß rauf.

Hinweis: Die beschriebene Route der Abbruchkante nach wird nicht zur Nachahmung empfohlen. Mein Tool zeigt Abschnitte mit ca. 56 %, was WT4/WT5 nahe kommen müsste. Interessant ist, dass auf Swisstopo zumindest teilweise ein Pfad eingetragen ist. Einen Hinweis auf die Route habe ich aber weder im Alten AV-Führer noch sonst wo gefunden. Tage zuvor muss sie einer alten Spur nach aber auch schon begangen worden sein. In den Höhenmetern ist auch der erwähnte 100 m Zwischenabstieg enthalten.

In outdooractive.com ist die Route von Ebnit über die Schneewaldalpe auf die Hohe Kugel als Schneeschuh-Genusstour beschrieben. Dies wird man mit der Einschränkung verstehen müssen, dass schon eine gute Spur über den beschilderten Normalweg und keine Lawinengefahr vorhanden ist.

Ergänzung vom 25.05.2019:

Mittlerweile haben wir den "krassen" Abschnitt der Schneeschuhroute auch unter Sommerbedingungen begangen und hier dokumentiert.

Tourengänger: alpstein, Esther58


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Kommentare (2)


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83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 1. Februar 2019 um 16:34
Hallo Hanspeter, ich gratuliere euch zur rustikalen, sicherlich unvergesslichen Unternehmung. Diese Art von Touren bleibt einem doch ganz besonders im Gedächtnis und so soll es auch sein. Viele Grüße!

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 1. Februar 2019 um 18:40
Hallo Stefan,

zunächst einmal vielen Dank für Deinen netten Kommentar.

Es stimmt absolut, dass die außergewöhnlichen Touren die sind, die im Gedächtnis am besten haften bleiben. Diese Schneeschuhtour war so eine und das völlig unerwartet.

Dir auch weiterhin tolle Touren.

Grüße
Hanspeter


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