Genuss im Quadrat: Überschreitung Pizzo Quadro West - Ost


Publiziert von Alpin_Rise , 3. Dezember 2018 um 20:35.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:27 August 2018
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   I   Gruppo Pizzo Quadro 
Aufstieg: 1400 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Cimalmotto
Unterkunftmöglichkeiten:Munt la Reita La Reggia

Bei diesem garstigen Winteranfangswetter kann man's machen wie die Rentner, Schwalben oder Zaza: Sie flüchten in den Süden. Oder man wühlt in noch lauwarmen Erinnerungen an den gefühlt endlosen Sommer 2018...


Nomen est Omen, das gilt für den Pizzo Quadro ganz besonders: Der Gipfelkopf bildet, aus der hinteren Valle di Campo gesehen, einen ebenmässigen Kubus; kaum zu glauben, dass der Berg in einer prächtigen Alpinwanderung erstiegen werden kann. Die bisherigen drei Berichte beschreiben die doch recht mühsame Route von Osten im Auf- und Abstieg. Reizvoller ist eine Überschreitung von West nach Ost. Insbesondere der Aufstieg unter der sehenswerten Westwand gehört zum interessanteren, was ich im Tessin in diesem Schwierigkeitsgrad kenne. Und ein verblüffendes Bauwerk im Abstieg bildet dann das Tüpfelchen auf dem i.
Der Pizzo Quadro ist übrigens der südlichste Tessiner Gipfel, der höher als 2700m ist. Oben empfängt einen nebst grosszügigem Steinmann, Gipfelbuch und Biwakplatz eine entsprechende Rundsicht - insbesondere an einem glasklaren Frühherbsttag, wie wir ihn geniessen durften. 

Quadratisch, griffig, gut: Abwechslungsreich über den Pizzo Quadro

Von Cimalmotto, dem letzten Dorf im Val di Campo (oder dem empfehlenswerten Berglandwirschaft-Projekt Munt La Reita, dazu die SRF-Dok) auf dem Wanderweg zum Hof Fontanella. Dort beginnt der schöne, als Bergwanderweg markierte und kürzlich restaurierte Alpweg zur Alp Magnello. Die Alp ist ein Schmuckstück und wird seit 2010 mit Hilfe einer Stiftung restauriert; bemerkenswert ist der Abbau von riesigen Speckstein-Blöcken etwas oberhalb der Alp.

Ab hier verläuft die Route weglos, erst geht es in nördlicher Richtung zwischen den kleinen Bachläufen, Lärchen und Alpenrosen bergan, auf etwa 1950 m schwenkt man nach Westen ab, um über die Costa dell Asino die Pioda Bagnata etwas oberhalb von P. 2205 zu erreichen (bei zwei senkrecht stehenden Steinplatten). Hier - an der Landesgrenze zu Italien - öffnet sich ein reizvoller Blick in den hintersten Talschluss. Er liegt auf italienischem Terretorium und wird dort Valle Cravariola genannt.
Man folgt nun dem Grat, der nur unmittelbar oberhalb der Pioda Bagnata kurz etwas schwieriger (T4+) ist und bald in die Blockhalden der Pioda Rotonda übergeht. Wo sich der Südostgrat zum Pizzo Quadro aufschwingt, folgt man längere Zeit dem Fuss der senkrechten bis überhängenden Westwand (bester Fels!) bis auf die Westschulter des Pizzo Quadro, ca. 2730 m. Nun über den Westgrat in leichter Kletterei oder einfacher durch die grobblockige Nordflanke und ein kurzes, schuttiges Couloir auf den Gipfel. Umfassende Rundsicht, Gipfelsteinmann mit Gipfelbuchbehälter und ein lauschiger Biwakplatz.

Der Abstieg erfolgt durch das Blockgelände der Nordflanke nach rechts auf die Nordostschulter (Steinmann, ca. 2700 m). Hier wenige Meter in die Ostflanke absteigen, bis auf einem blockbesetzten Band nach rechts (südlich) in die Ostflanke gequert werden kann. Nicht zu früh in die Fallinie abbiegen, sondern ca. 100m weiter queren, bis der Geröllhang weniger steil ist und mühsam in Richtung P. 2440 abgestiegen werden kann. Auf dem Schuttkegel von P. 2440 steht seit einigen Jahren eine Stupa bzw. ein Chörten. Das Bauwerk auf dem symmetrisch geformten Hügel fügt sich harmonisch in die wilde Landschaft ein.
Von dort konnten wir es keinen eindeutigen Weg zur Alpe Magnello ausmachen, wir steigen hinunter in den idyllischen Piano dei Turnitt ("Indianerbödeli"), von wo ein schmaler Pfad zur Alpe Magnello führt. Weiter nach Cimalmotto ins empfehlenswerte La Reggia, wo wir als einzige Gäste tafeln.

Zeitbedarf: Cimalmotto - Alpe di Magnello 1 Std. / Alpe Magnello -  Pizzo Quadro 2-3 Std. / Pizzo Quadro - Magnello - Cimalmotto 2-3 Std. Total 5 - 7 Std.

Schwierigkeit
: Die anspruchsvollsten Stellen sind im oberen T4 (Grat oberhalb Pioda Bagnata und am  Gipfelaufbau), der  Abstieg durch die Ostflanke ist mehr mühsam als schwierig. Stöcke empfehlenswert. Wegen der Länge der Tour und der lange Wegstrecke im kraftraubenden, weglose Gelände schlage ich ein unteres T5 vor.

Tourengänger: Alpin_Rise
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Kommentare (1)


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chmblum hat gesagt: Souvenirs
Gesendet am 22. Dezember 2018 um 19:50
Eine imponierende Überschreitung: Erinnerungen an eine Begehung des SSW-Grates über seine Kante mit Lorenzo sind geweckt worden. Am Gipfelquader sind wir allerdings etwas nach links ausgewichen.. . Allgemein sehr schöner Fels .Interessant, wie Du nur wenige Meter unter dem Grat aufwärts hast queren können.


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