Hindelanger Klettersteig "Schnupperrunde" - gestern und heute
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Der Hindelanger Klettersteig ist ein vielbegangener klassischer Klettersteig. Er verläuft vom Nebelhorn über die Wengenköpfe und endet hinter einem Gratkopf vor dem Großen Daumen. Die weitaus meisten Begeher kehren spätestens nach Besuch des Großen Daumens über den Koblat-Wanderweg zurück ins Nebelhorngebiet.
Da es schon viele Tourenberichte über den lohnenden Steig gibt, brauche ich den Wegverlauf nicht mehr vorzustellen. Ich möchte anlässlich meiner heutigen Geburtstags-Kurztour die Gelegenheit ergreifen, um einige Zeit zurückzublicken und an zwei Punkte zu erinnern, die für mich erwähnenswert sind. Dabei geht es um einen persönlichen und einen objektiven Anlass.
1.
Nach einer längeren Abstinenzphase fing ich im Oktober 2007 wieder an, regelmäßig in die Berge zu gehen. Ziel war es, den dauerhaften Bewegungsmangel möglichst langfristig zu eliminieren. Da ich zusammen mit meiner Freundin eine Woche Urlaub im Kleinwalsertal verbrachte und wir die Bergbahn-inklusive-Tickets besaßen, kam ich auf die Idee, am Nebelhorn an meine früheren alpinistischen Taten, immerhin anspruchsvolle 4000er-Besteigungen und andere tagesfüllende Hochtouren, anknüpfen zu wollen und einfach mal den Hindelanger Klettersteig so weit zu laufen, wie es ging.
Da ich zwei Jahre lang überhaupt keinen Sport getrieben hatte und kurz davor war, in Flugzeugen XXL-Sitze reservieren zu müssen, war das Ergebnis folgerichtig ernüchternd. Nach einer Stunde musste ich am Notausstieg hinter dem Westlichen Wengenkopf aufgeben. Die Beine wollten einfach nicht mehr. Der später einsetzende Muskelkater hielt über vier Tage an und sorgte in diesem Zeitraum für erhebliche Bewegungseinschränkungen.
Doch auch am Tourentag selber gestaltete sich der weitere Weg zur Qual. Im stark gemäßigten Touristentempo ging es für mich mit vielen Zwangspausen hinunter. Ich musste meiner Freundin am Telefon gestehen, wegen fehlender körperlicher Fitness deutlich zu spät zum vereinbarten Treffpunkt zu kommen. Ich wäre ja selber schuld, mich so zu überfordern - das war noch der harmloseste Spruch, den ich zu hören bekam.
Im Nachhinein betrachtet muss ich allerdings froh sein, dass ich damals noch einen Rest an Energie besessen habe, aufs Neue mit dem Bergsteigen anzufangen, denn seitdem sind Bergtouren wieder fester Bestandteil meines Lebens, und das ununterbrochen bis heute. Über die konditionellen Defizite von damals kann ich jetzt nur müde lächeln.
Nach knapp 40 min erreiche ich den Notausstieg und bin noch nicht einmal warmgelaufen, so dass ich mich beeile, schnell in die Südseite abzusteigen, um die wärmende Oktobersonne genießen zu können.
2.
Das Nebelhorn war schon immer ein touristischer Anziehungspunkt. Das berühmte 400 Gipfel-Panorama zog damals wie heute die Touristen an. Doch vor 11 Jahren war der Massentourismus noch nicht so intensiv wie heute. Bergwandern war zu diesem Zeitpunkt nicht in Mode, und mit klassischen Klettersteigen konnte man keinen Hund hinterm Ofen vorlocken. Einen Flyer extra für die Klettersteige zu drucken - davon war man weit entfernt.
Wenn man sich die alten Fotos anschaut, die an vergleichbaren Herbsttagen aufgenommen wurden, dann wirkt die Umgebung des Nebelhorns im Vergleich zu heute geradezu idyllisch. Jedenfalls sind nirgendwo größere Menschenansammlungen zu erkennen. Ich erinnere mich daran, dass man an der Bahn ebenfalls warten musste, aber nicht deswegen, weil 500 Personen in der Schlange vor einem standen, sondern weil die Bahn erst dann abfuhr, wenn sie auch wirklich voll war, und das konnte mitunter dauern, aber in keinem Fall so lange wie in diesen Tagen. Heute stehe ich mir zum Betriebsschluss der Bahn 90 Minuten die Beine in den Bauch und verpasse fast das Abendessen im Hotel, im Grunde eine Zumutung für die Gäste.
Nun soll ja, nachdem was man so hört, die Nebelhornbahn im nächsten bzw. übernächsten Jahr saniert und auf die doppelte Kapazität ausgebaut werden. Das reduziert dann sicherlich die Wartezeit an der Bahn. Das Grundproblem des ausufernden Massentourismus vergrößert sich aber weiter. Ob man in einem solchen Umfeld noch gerne Bergtouren unternimmt, muss jeder für sich beantworten. Die Entwicklung hin zu einem überfüllten und lauten Allgäu geht aber vorerst ungebremst weiter. Die Frage ist: Wie lange kann sowas gutgehen?
Nur ein Beispiel von heute: Aufgrund der noch bestehenden Restschneeauflage gehen relativ wenig Personen am Nebelhorn los. Als ich die Einstiegsleiter erreiche und hochsteige, höre ich von der Bergstation her lautes Gegröhle und Gejodel. Leute klopfen auf die Tische. Meine Begleitung wird an der Bergstation von Fremden angesprochen, was das denn für ein Lebensmüder sei, der sich freiwillig auf so einen gefährlichen Grat begibt.
Oder an den Bushaltestellen im Walsertal: 10 Leute warten, der überfüllte Bus kommt, fährt aber ohne anzuhalten durch, und ob und wann der nächste anhält, weiß der Geier. Ich persönlich finde solche Zustände auf Dauer unerträglich.
Jedenfalls bin ich dankbar, die Möglichkeit zu haben, auch auf Berge steigen zu können, die noch nicht dem Tourismus zum Opfer gefallen sind.
Zur Schwierigkeit:
Klettersteig kurze Stellen B-C (ZS-), Abstieg bzw. Wiederaufstieg aufs Nebelhorn einfache Wanderung
Zum Zeitbedarf:
Nebelhorn-Westlicher Wengenkopf: 30 min
Westlicher Wengenkopf-Notausstieg: wenige min
Notausstieg-Koblat: 10-15 min
Koblat-Nebelhorn: 25 min
Nebelhorn-Höfatsblick: 20 min
Da es schon viele Tourenberichte über den lohnenden Steig gibt, brauche ich den Wegverlauf nicht mehr vorzustellen. Ich möchte anlässlich meiner heutigen Geburtstags-Kurztour die Gelegenheit ergreifen, um einige Zeit zurückzublicken und an zwei Punkte zu erinnern, die für mich erwähnenswert sind. Dabei geht es um einen persönlichen und einen objektiven Anlass.
1.
Nach einer längeren Abstinenzphase fing ich im Oktober 2007 wieder an, regelmäßig in die Berge zu gehen. Ziel war es, den dauerhaften Bewegungsmangel möglichst langfristig zu eliminieren. Da ich zusammen mit meiner Freundin eine Woche Urlaub im Kleinwalsertal verbrachte und wir die Bergbahn-inklusive-Tickets besaßen, kam ich auf die Idee, am Nebelhorn an meine früheren alpinistischen Taten, immerhin anspruchsvolle 4000er-Besteigungen und andere tagesfüllende Hochtouren, anknüpfen zu wollen und einfach mal den Hindelanger Klettersteig so weit zu laufen, wie es ging.
Da ich zwei Jahre lang überhaupt keinen Sport getrieben hatte und kurz davor war, in Flugzeugen XXL-Sitze reservieren zu müssen, war das Ergebnis folgerichtig ernüchternd. Nach einer Stunde musste ich am Notausstieg hinter dem Westlichen Wengenkopf aufgeben. Die Beine wollten einfach nicht mehr. Der später einsetzende Muskelkater hielt über vier Tage an und sorgte in diesem Zeitraum für erhebliche Bewegungseinschränkungen.
Doch auch am Tourentag selber gestaltete sich der weitere Weg zur Qual. Im stark gemäßigten Touristentempo ging es für mich mit vielen Zwangspausen hinunter. Ich musste meiner Freundin am Telefon gestehen, wegen fehlender körperlicher Fitness deutlich zu spät zum vereinbarten Treffpunkt zu kommen. Ich wäre ja selber schuld, mich so zu überfordern - das war noch der harmloseste Spruch, den ich zu hören bekam.
Im Nachhinein betrachtet muss ich allerdings froh sein, dass ich damals noch einen Rest an Energie besessen habe, aufs Neue mit dem Bergsteigen anzufangen, denn seitdem sind Bergtouren wieder fester Bestandteil meines Lebens, und das ununterbrochen bis heute. Über die konditionellen Defizite von damals kann ich jetzt nur müde lächeln.
Nach knapp 40 min erreiche ich den Notausstieg und bin noch nicht einmal warmgelaufen, so dass ich mich beeile, schnell in die Südseite abzusteigen, um die wärmende Oktobersonne genießen zu können.
2.
Das Nebelhorn war schon immer ein touristischer Anziehungspunkt. Das berühmte 400 Gipfel-Panorama zog damals wie heute die Touristen an. Doch vor 11 Jahren war der Massentourismus noch nicht so intensiv wie heute. Bergwandern war zu diesem Zeitpunkt nicht in Mode, und mit klassischen Klettersteigen konnte man keinen Hund hinterm Ofen vorlocken. Einen Flyer extra für die Klettersteige zu drucken - davon war man weit entfernt.
Wenn man sich die alten Fotos anschaut, die an vergleichbaren Herbsttagen aufgenommen wurden, dann wirkt die Umgebung des Nebelhorns im Vergleich zu heute geradezu idyllisch. Jedenfalls sind nirgendwo größere Menschenansammlungen zu erkennen. Ich erinnere mich daran, dass man an der Bahn ebenfalls warten musste, aber nicht deswegen, weil 500 Personen in der Schlange vor einem standen, sondern weil die Bahn erst dann abfuhr, wenn sie auch wirklich voll war, und das konnte mitunter dauern, aber in keinem Fall so lange wie in diesen Tagen. Heute stehe ich mir zum Betriebsschluss der Bahn 90 Minuten die Beine in den Bauch und verpasse fast das Abendessen im Hotel, im Grunde eine Zumutung für die Gäste.
Nun soll ja, nachdem was man so hört, die Nebelhornbahn im nächsten bzw. übernächsten Jahr saniert und auf die doppelte Kapazität ausgebaut werden. Das reduziert dann sicherlich die Wartezeit an der Bahn. Das Grundproblem des ausufernden Massentourismus vergrößert sich aber weiter. Ob man in einem solchen Umfeld noch gerne Bergtouren unternimmt, muss jeder für sich beantworten. Die Entwicklung hin zu einem überfüllten und lauten Allgäu geht aber vorerst ungebremst weiter. Die Frage ist: Wie lange kann sowas gutgehen?
Nur ein Beispiel von heute: Aufgrund der noch bestehenden Restschneeauflage gehen relativ wenig Personen am Nebelhorn los. Als ich die Einstiegsleiter erreiche und hochsteige, höre ich von der Bergstation her lautes Gegröhle und Gejodel. Leute klopfen auf die Tische. Meine Begleitung wird an der Bergstation von Fremden angesprochen, was das denn für ein Lebensmüder sei, der sich freiwillig auf so einen gefährlichen Grat begibt.
Oder an den Bushaltestellen im Walsertal: 10 Leute warten, der überfüllte Bus kommt, fährt aber ohne anzuhalten durch, und ob und wann der nächste anhält, weiß der Geier. Ich persönlich finde solche Zustände auf Dauer unerträglich.
Jedenfalls bin ich dankbar, die Möglichkeit zu haben, auch auf Berge steigen zu können, die noch nicht dem Tourismus zum Opfer gefallen sind.
Zur Schwierigkeit:
Klettersteig kurze Stellen B-C (ZS-), Abstieg bzw. Wiederaufstieg aufs Nebelhorn einfache Wanderung
Zum Zeitbedarf:
Nebelhorn-Westlicher Wengenkopf: 30 min
Westlicher Wengenkopf-Notausstieg: wenige min
Notausstieg-Koblat: 10-15 min
Koblat-Nebelhorn: 25 min
Nebelhorn-Höfatsblick: 20 min
Tourengänger:
quacamozza

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