Lange Grattour über den Schildplanggenstock 2591m


Publiziert von Bergamotte , 22. Oktober 2018 um 11:31.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:20 Oktober 2018
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 1775 m
Abstieg: 1775 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Meien, Dörfli

Bei meiner Begehung des Schafschijens war mir die lange Bergkette östlich vom Rot Bergli aufgefallen. Über insgesamt vier Kilometer und zahlreiche Gipfel zieht sich der wilde Grat hin. Mit Ausnahme eines Berichts zum Laucherstock konnte ich online keinerlei Begehungsnachweise finden. Und auch der Clubführer schweigt über das Gebiet, abgesehen von zwei veralteten Kletterrouten am Leidstock. Also genau das richtige Terrain für eine aufregende Entdeckungstour, bevor hoffentlich bald mal der Winter kommt.

Um halb neun geht's los im Meien Dörfli (1274m) und ich folge dem Bergwanderweg Richtung Berglialp. Aber für den unnötigen Schlenker über Seewen habe ich keine Geduld und ziehe auf ca. 1740m - bei der Marienstatute - weglos und direkt via Laucheren zum Rot Bergli (2406m) hoch. Das geht in diesem Gelände ganz angenehm. Kurze Pause im Sattel nach dem zügigen Aufstieg und dann kann die lange Überschreitung beginnen. Wobei, im Zustieg habe ich noch leer geschluckt, denn so scharf hatte ich den Grat nun wirklich nicht in Erinnerung.

Tatsächlich erweist sich das Terrain dann als erstaunlich gutmütig. Über weite Strecken bewegt man sich im gehobenen Geh- oder Kraxelbereich. Bei Bedarf kann meist auch in die Nordflanke ausgewichen werden. Zwingend erscheint mir das aber nur bei zwei Aufschwüngen, welche mindestens IIIer Kletterei erfordern würden. Heute ist schattenseitig etwas Vorsicht angebracht, liegt doch eine dünne Schicht Raureif. Nach einer knappen Stunde erreiche ich den Laucherstock (2554m), Schwierigkeit meist im T5-Bereich, stellenweise bis T6-. Von dort kurzer Übergang zum Plateau des Ostgipfels, dessen Begehung von Süden Felix *hier beschrieben hat. Übrigens, bei den markanten Betonpfeilern handelt es sich um das Fundament einer alten Transportseilbahn, welche vermutlich für die Errichtung der grossen Lawinenverbauungen benötigt wurde.

Das geübte Auge erkennt sofort, dass der Weiterweg zum Schildplanggenstock (2591m) über den Grat keine Schlüsselstellen mehr aufweist. Die T4-T5 sollte nicht überschritten werden. Ein grosszügiger, hohler Steinmann ziert den unbekannten Gipfel, welcher sich übrigens auch aus dem Gorneren über die Nordflanke erreichen liesse. Nur, wer möchte sich das antun!? Auch der Direktzustieg durch Rinnen in der Südwestflanke scheint möglich. Am lohnendsten und einfachsten ist aber auf jeden Fall die Gratüberschreitung. Für mich heisst es nun Mittagsrast. Bei ganz angenehmer Temperatur für die Jahreszeit und Höhe geniesse ich das tolle Rundumpanorama in die Urner Bergwelt.

Der Abstieg über den SE-Grat ins Lückli (2405m) ist geschenkt, das ist Gehgelände. Dabei wird auch der unauffällige Glattstock (2446m) mitgenommen. Nun aber gewinnt das Terrain abrupt an Schärfe. Den Aufschwung auf der Ostseite vom Lückli umgehe ich südseitig, anschliessend bleibe ich aber durchgehend auf dem Grat. Gutmütige und anspruchsvolle Passagen wechseln sich ab. Erwähnenswert ist ein Aufschwung kurz vor dem Schrotistock (2443m) und vor allem der Übergang zwischen Leidstock (2419m) und Schijenstock (2419m). Wer hier einigermassen direkt angreift, kommt um die T6/II-III nicht herum. Umgehungen über Bänder auf der Nordseite sind aber fast überall möglich. Auch kann immer mal wieder über Geröll- oder Graszungen nach Süden ausgestiegen werden.

Als überaus knackig erweist sich dann der Abstieg über den kurzen Schijenstock-Ostgrat. Er ist scharf und bricht stellenweise mehrere Meter ab, so dass ich drei Mal in die Flanken ausweichen muss. Oberhalb vom Husenstock (2260m) sind dann alle Schwierigkeiten geschafft und es geht an den recht mühseligen Rückweg ins Meiental. Mühselig deshalb, weil das rauhes und vergandetes Gelände ist. Immerhin, in der Querung unterhalb vom Schijenstock erweist mir ein langer Wildwechsel gute Dienste. Anschliessend wegloser Abstieg über Kraut und Rüebli, bevor ich oberhalb von Eistli (1613m) auf alte Wegspuren treffe. Das ist übrigens eine ganz schnucklige, bestens unterhaltene Alp. Von hier verbleibt ein Katzensprung zurück nach Meien, wo meine vorläufig letzte Tour im Sewengebiet ihr Ende findet.


Zeiten
1:30  Rot Bergli
1:00  Laucherstock
0:40  Schildplanggenstock
1:00  Schijenstock
1:40  Meien

Tourengänger: Bergamotte
Communities: T6


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