Munt Müsella (2630 m): Viel besser als sein Ruf!


Publiziert von rkroebl , 26. August 2018 um 22:58.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberengadin
Tour Datum:26 August 2018
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 4:15
Aufstieg: 972 m
Abstieg: 972 m
Strecke:Chamues-ch - P.1686 - P.1811 - P.1878 - Alp Müsella - Munt Müsella - retour (13,3 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW oder cff logo La Punt-Chamues-ch
Zufahrt zum Ankunftspunkt:PW oder cff logo La Punt-Chamues-ch
Kartennummer:1237 Albulapass / GPS etrex 30

Ach! Was musste er leiden hier in dieser Community, der Munt Müsella. Er habe im SAC-Führer nichts zu suchen, schreibt Einer. Der gleiche Eine macht den Berg für eine Fliegenplage verantwortlich, obwohl der Berg ja wohl nix für kann, wenn der Eine an dem Tag wiedermal sein Rasierwasser "Come on Baby" aufgetragen hat, bevor er sich ohne nennenswerte Tourvorbereitung in den Hang stürzte - querwaldein, versteht sich. Ein anderer Einer macht den Berg subtil für den Versuch, ihm einen Trekkingstock zu stehlen, verantwortlich. Wieder ein Anderer stellt den armen Berg bloss, in dem er Fotos von einer Kuh-Parade auf dem Gipfel publiziert. Andernorts nennt man solche Propaganda FAKE NEWS!

Der Munt Müsella ist ein wahrlich sehenswerter Buckel, es gibt da Wege und Pfade (die zwar nicht angeschrieben sind) , es gibt keine Fliegen, ich kam mit allen meinen Trekkingstöcken rauf und runter und Kühe hatte es am Gipfel auch keine! Und das kam so:

Auto irgendwo in La Punt-Chamues-ch parkiert und auf der Prachtstrasse des kleinen Orts bergwärts gewandert. Die Strasse ist nach Sandro Viletta, seines Zeichens Olympiasieger von Sochi, benannt. Nicht ein Strässchen, nicht ein Gässchen. Nein, die Hauptallee von La Punt-Chamues-ch haben sie ihrem Mitbürger gewidmet. Nicht übel!

Nach Kartenkonsultation (ich weiss, nicht jeder macht sowas) entschied ich mich, via die Talstation des momentan noch nicht in Betrieb befindlichen kleinen Schlepplifts "Müsella" zum Eintritt in den Wald zu wandern. Der Hang da (man könnte ihn "Idiotenhügel" nennen) war also, wo der spätere Olympiaheld das Skifahren gelernt hat. Klein anfangen, gross rauskommen, das gefällt mir.

Also, am Waldrand bei P.1686 dann auf der Forststrasse immer leicht ansteigend in den Wald, bis zur ersten Rechtskurve. Dort mündet von links ein Pfad ein, der winterns eine Langlaufloipe sein dürfte. Die Loipe nimmt man und steigt bis zum P.1811 auf. Herrlicher Wald, herrlicher Pfad, keine Fliegen. Beim erwähnten P. 1811 trifft der Pfad wieder auf eine Forststrasse. Der folgt man in südwestlicher Richtung wieder leicht steigend bis zum P.1878. Dort zweigt links (bergwärts) ein Weg ab, der steil in Richtung God Chamadouir führt, aber nicht angeschrieben ist. Es ist gar nichts angeschrieben auf dieser Tour nirgends, nichts. Drum bin ich etwas ausführlicher bei der Wegbeschreibung, nicht dass sich irgendein Flachlandhauser noch im Wald verirrt, wenn er dem Munt Müsella die verdiente zweite Chance gibt.

Nach einigem steilen Aufstieg durch einen wirklich prächtigen Wald mit Lichtungen, die wie von Greenkeepern gepflegt aussehen, kommt man wieder unter freien Himmel, da der Wald da aufhört. Also, der hört da nicht einfach so auf, der hört auf, weil da Baumgrenze ist, der kann also gar nicht anders. Geht man nun den Wegspuren weiter nach in Bergrichtung, sieht man bald die kleine Alp Müsella, ein Häuschen mit Brunnen und Bänken davor. Prima Platz um kurz zu rasten. Stünde man direkt vor dem Häuschen und würde bergwärts (nach oben) blicken, dann würde man den Einstieg in die nächste Etappe sofort sehen. Da geht rechts ein Pfad ins Gebüsch, zwischen jungen Lärchen durch bergwärts. Den Pfad nimmt man, bis man ihn nach einigen hundert Metern mit Garantie verliert. Weil er einem buchstäblich unter den Tretern verschwindet. Das ist der Moment, um nach rechts oben zu blicken, wo man sofort ein kleines Steinmännchen entdecken wird, das einen schneeweissen Quarzklumpen als Krone trägt. Dem nach. Und dem nächsten Steinmännchen, und dem Nächsten...

Weiss der Geier warum, nach ein paar hundert Metern auf denen man präzise von Steinbeige zu Steinbeige gestiegen ist, hat man plötzlich wieder einen deutlich erkennbaren Pfad unter den Füssen. Dem folgt man weiter hinauf, bis auch der verloren geht. Ab da geht man dann nicht mehr gross weiter, denn da ist man ja schon oben. Ein Bergrücken mit verschiedenen Erhebungen, welche die Höchste ist, kann klar erkannt werden. Hat auch einen Steinmann drauf. Etwas tiefer und nördlicher dann noch ein wahres Kunstwerk von Grosssteinmann, das ist derjenige, den man schon vom Talboden aus sehen kann. Im Gipfelgebiet, wie auch auf dem gesamten Bergrücken nach Süden, keine Kühe. Die sind alle viel weiter unten - und im Fall meiner Wanderung gar keine Kühe, sondern allesamt männliche Rinder.

Mittagsrast  zwischen zwei Felsen um etwas windgeschützt zu sein. Trotz des herrlich sonnigen Wetters blies ein Wind und es war schweinekalt da oben. Zum Glück hatte ich im Rahmen der Tourenvorbereitung auch die Wetterprognosen studiert und wurde demnach nicht auf dem falschen Fuss erwischt. Kappe, Handschuhe, Fasi, Daunenjacke, alles dabei. Für den Rückweg entschied ich mich gegen Experimente, da ich mich konditionell etwas für noch folgende Taten schonen wollte. Zudem gab es entlang der Aufstiegsroute eine Unmenge an Heidelbeeren zu futtern. Was ich dann auch tat. Im untersten Teil des Abstiegs schaute ich mir dann noch so einen Kunst-im-Wald-Pfad an, bevor ich ins Dorf kam und mein Auto suchen ging.

Kurzum: Der Munt Müsella ist ein bege(r)henswerter Berg, er verdient Beachtung und Respekt!

Die vom SAC vorgesehene Bewertung von T3 reduziere ich aber mit Nachdruck auf T2. Da hat's nichts, das "anspruchsvoll" sein könnte.

Ausser der Wegfindung. :-)

Tourengänger: rkroebl


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Geodaten
 41594.gpx Munt Müsella

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Kommentare (5)


Kommentar hinzufügen

Linard03 hat gesagt: He, he ...
Gesendet am 27. August 2018 um 18:42
gelungener Bericht; da fühle ich mich natürlich direkt angesprochen bzw. verpflichtet, etwas zu kommentieren:

> keine Kühe
sorry für die falschen Versprechungen ;-)
> T2
wenn man den kinderwagentauglichen Forstweg nimmt, stimmt T2. Wenn man die direkten, teilweise weglosen Anstiege wählt, eher T3. Und die Steinmänner / Pfade scheinen sich inzwischen auch vermehrt zu haben; die waren nämlich ab der Alp kaum vorhanden. Aber ob T2 oder T3; who cares - schwierig ist es nirgends, da stimme ich Dir zu
> Der Munt Müsella ist ein wahrlich sehenswerter Buckel
absolut einverstanden!

LG, Richard

rkroebl hat gesagt: RE:He, he ...
Gesendet am 28. August 2018 um 14:05
Na, das Augenzwinkern hat Du gesehen. Vom Herrn mit dem Schweizhut kriege ich dann wohl am Hikr-Treff mein Fett weg! :-)

Das mit den Kühen sei Dir natürlich verziehen. Das T2 bezieht sich selbstverständlich nur auf meine eigene Routenwahl. Im unteren Teil blieb ich auf dem Weg, weil es sich bei dem Wald da um eine Wildruhezone handelt. Die mag zwar nur im Winter verbindlich sein, ich achte aber auch im Sommer auf die und bleibe dann auf den Wegen. Am Müsella ist ja wie wir wissen, nichts angeschrieben - aber Wildschutztafeln sind vorhanden. Bitte nicht als Kritik an den Querwaldein-Wanderern verstehen, denn wenn's nicht verboten ist, dann ist's erlaubt. Ist eher so ein Ding von mir, dass ich drauf achte, wenn ich's sehe. Halt im Sommer auch. Soll für die vielen Idioten kompensieren, die sich im Winter nicht drum scheren und sich ihren Pulver-Spass zwischen den Bäumen in Auerhahngelände nicht nehmen lassen.

LG, Ray

Linard03 hat gesagt: RE:He, he ...
Gesendet am 28. August 2018 um 18:40
> ich achte aber auch im Sommer auf die und bleibe dann auf den Wegen
Absolut einverstanden; aber es gibt tatsächlich auch im unteren Abschnitt (d.h. im Wald) steile Pfade, wenn eben auch undeutlich und vermutlich nicht viel begangen

> Soll für die vielen Idioten kompensieren, die sich im Winter nicht drum scheren und sich ihren Pulver-Spass zwischen den Bäumen in Auerhahngelände nicht nehmen lassen
Auch da gibt's nichts anzufügen - im Winter gibt es sowieso keine Ausreden …

LG, Richard

WoPo1961 hat gesagt:
Gesendet am 31. August 2018 um 18:15
Nix da, der Mensch mit Schweizhut auf dem Kopp meldet sich vorher schon... hat nur ein bißchen gedauert, weil viel Arbeit.
Also, mein lieber Ray, den Fliegen hast du ja ein pfiffiges Schnippchen geschlagen, denn ohne Schweizhut auf dem Kopf, kommen Die gar nicht auf die Idee um dich herum zu schwirren... Ich mein natürlich DEIN fehlender Schweizhut, nicht die fehlende Schweizhut der kleinen Schweizfliegen!!
Ausserdem bist du natürlich viel schlauer als der damalige Nicht-Fliegenfänger und hast den richtigen Riecher für den richtigen Weg. Womöglich auch zuvor schon einen Blick in die entsprechende Wanderkarte riskiert.
Und zu guter Letzt hast du mit Sicherheit auch einen viel besseren Blick für das Schöne direkt vor der Nase, während dieser Jungspund damals nur Augen für die hohen Berge hatte.
Ein Kompliment möchte der Ex-Jungspund jedoch für deinen trefflich vorzüglichen Tourenbericht machen... nicht nur, weil er sich auf ein Wiedersehen beim Hikr Treff 2018 freut!!

rkroebl hat gesagt: RE:
Gesendet am 31. August 2018 um 20:13
Vielen Dank für die verständnisvolle Kenntnisnahme. :-)))

Der Treff wird eine Gaudi, WoPo, freue mich auch drauf!

LG, Ray


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