Der lange Weg zum Selun


Publiziert von Grimbart , 27. Oktober 2018 um 15:35.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:22 August 2018
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Churfirsten   CH-SG 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 1345 m
Abstieg: 660 m
Strecke:ca. 10,0 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit den ÖBB oder cff logo nach Buchs SG, weiter mit der Buslinie 790 nach Starkenbach.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Kartennummer:LKS 1:25000, Nr. 2514 (Säntis / Churfirsten)

Über die Anzahl der Churfirsten lässt sich trefflich streiten. Je nach Zählweise variiert deren Anzahl zwischen sechs und dreizehn. In Anlehnung an die sieben Kurfürsten des Heiligen Römischen Reiches hat sich bei der offiziellen Zählweise schließlich die magische Zahl sieben durchgesetzt. Ob sich der Name dieser Bergkette aber auch vom erlauchten deutschen Wahlkollegium herleiten lässt, darf bezweifelt werden. Auch wenn sich dies die St. Galler Obrigkeit gerne gewünscht hätte, ist der Ursprung des Namens wohl eher darauf zurückzuführen, dass die markante Bergkette ehemals die Grenze zur Herrschaft Chur darstellte.

Mit den östlichen Eckpfeilern der offiziellen Churfirsten hatte ich bereits meine Bekanntschaft gemacht. Gut zwei Jahre zogen seitdem ins Land, bis ich wieder dem Reiz der Churfirsten erlegen bin. Nach meinem Ausflug in die hochalpinen Gefilde der Silvretta war ein Kontrastprogramm gesucht und mit dem Selun auch schnell eines gefunden. Der westlichste und zugleich „kleinste“ hielt dann auch noch eine Überraschung parat mit der ich nicht gerechnet hatte.

 

Wer dem langen Anstieg aus dem Obertoggenburg nichts abgewinnen kann, dem sei die Fahrt mit der urigen Kistenbahn ans Herz gelegt. Ein Erlebnis, dass ich mir dann am Rückweg gönnte. Denn auf den monotonen Abstieg durch den Seluner Wald nach Starkenbach verzichtete ich nur allzu gerne, blieb mir doch durch die Benützung der Selunbahn mehr Zeit für den Einkehrschwung bei der Ochsenhütte.

Mit dem ÖPNV aus Vorarlberg via Buchs ins Obertoggenburg anreisend und an der Haltestelle Starkenbach dem Bus entstiegen, sorgte ein Wegweiser gleich einmal für „Motivation“. Mit „3h 45min“ ist der Selun via Säss und Vordere Selunalp angegeben. Bei einer „zweistündigen“ Verkürzung ab der Bergstation überlegt man schon einmal, ob man beim Säss nicht doch in die „Kiste“ steigen soll. Viel Zeit bleibt einem dafür nicht, ist es doch von der Haltestelle bei Starkenbach hinüber zum Säss nicht allzu weit. Am Campingplatz vorbei und anschließend über Wiesen steht man keine 10 Minuten später bereits an der Talstation der Selunbahn.

Ich ließ mich jedenfalls von dem Wegweiser nicht entmutigen, erschien mir die Zeitangabe doch ein wenig zu großzügig. Die gut 700 Höhenmeter durch den Seluner Wald hinauf zur Vorderen Selunalp sollten bei guter Fitness auch in knapp 1½ h machbar sein. Dazu folgt man beim Säss für ca. 150m noch einem Fahrweg und wechselt dann nach links auf einen alten Hohlweg, der recht steil durch den Wald hochführt. Aus dem Wald heraus hält man sich eher rechts und steigt über eine Wiese hoch zu einem Feldweg. Auf diesem nun weiter Richtung Hofstatt bis ein Wegweiser nach links auf einen Wiesenpfad aufmerksam macht. Auf den Pfad wechselnd, geht’s nun recht anstrengend durch Wald und über Alpweiden bergauf, bis man bei P. 1221 auf einen Güterweg trifft. Dieser windet sich nun in zahlreichen Kehren durch den Seluner Wald hinauf ins Weidegebiet der Vorderen Selunalp.

An der Bergstation angekommen schweift der Blick unweigerlich hoch zum Tagesziel. Imposant aber recht sanftmütig erhebt sich der Selun mit seinem breiten Wiesenrücken über der Vorderen Selunalp. Doch man soll sich von seinem Antlitz nicht verführen lassen. Denn so nah er auch erscheinen mag, der Weg hinauf zum Gipfel zieht sich trügerisch in die Länge und bietet wenig Anhaltspunkte.

Bei der Selunbahn nach links auf einen Schotterweg kann der lange Aufstieg zum Selun wenig später in Angriff genommen werden. Bei einer Wegkreuzung vor dem Strichboden nach rechts ab, geht’s zu Beginn über Karst und Weidegelände an eine Steilstufe heran. In einer Kehre über diese hinauf steht man danach auf dem nicht enden wollenden Pultdach des Selun. Vorbei an einem einsamen Wegweiser – dem erst im Abstieg Bedeutung zukommt – gilt es die finalen 400 Höhenmeter Schritt für Schritt abzuarbeiten. Im unteren Teil noch recht erdig, präsentiert sich der Pfad im letzten Viertel des Anstiegs zusehends von Steinen durchsetzt.

Die Brotzeit am Selun gestaltete sich dann unverhofft recht kurzweilig. Nicht etwa, wie man meine könnte, wegen den fabelhaften Tief- und Weitblicken, sondern weil ich auf vertraute Gesichter meiner AV-Sektion traf. Meine Verwunderung war dann auch dementsprechend groß, Gesprächsthemen schnell gefunden und der Gipfel recht bald fest in „Emser“ Hand.

Den „Mittwochswanderern“ den Selun überlassend, ging's nach verdienter Stärkung wieder über den breiten Wiesenrücken bergab bis zu besagtem Wegweiser. Von der Ausschilderung „Ochsen-Hütte 30 min“ angetan, verließ ich den breiten Pfad und folgte den bescheidenen Steigspuren nach links in die W-Flanke des Selun. Zwischen viel Gestrüpp hindurch führt ein schmaler, aber doch deutlich ausgeprägter Steig in eine verkarstete Mulde hinab. Dort nach NW abdrehend leiten schließlich spärliche Markierungen über Karrenplatten und Schratten ins Weidegebiet der Alp Chalberberg. Über die Wiesen weiter bergab verlor ich zwar bald einmal die Markierungen, nicht aber das Ziel, aus den Augen. Einer Senke rechts ausweichend, hielt ich unbeirrt auf die Anhöhe der Ochsenhütte zu und stieg in einem Linksbogen über einen Steilhang zu P. 1676 hinauf. Über die Kuppe hinweg hat man kurz danach die schön gelegene Alphütte auch ohne Markierungen gefunden.

Der Rückweg zur Bergstation der Selunbahn gestaltet sich dann recht aussichtsreich und lässt sich nicht mehr verfehlen: Von der Hütte vor zu einem Fahrweg und diesem nach rechts folgend, bis man links die Bergstation ausmacht. Für eine urige Talfahrt heißt es dann „ab in die Kiste“!

 

Gehzeiten:

Starkenbach, Eschen – Säss – Hofstatt, P. 1048 (ca. 25'') – Seluner Wald – Vordere Selunalp, Selunbahn (ca. 1' 05'') – Selun (ca. 1' 20'') – Abzw. Ochsenhütte (ca. 35'') – Chalberberg – Ochsenhütte (ca. 40'') – Vordere Selunalpe, Selunbahn (ca. 20'') – Säss, Talstation – Starkenbach, Eschen (ca. 5'')


Tourengänger: Grimbart


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