Ruederstock 2550m - Sewenzähne - Sewenstock 2820m


Publiziert von Bergamotte , 23. August 2018 um 21:43.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:22 August 2018
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1475 m
Abstieg: 1475 m
Kartennummer:1211 Meiental

Meine Werbung für die Sewengruppe verhallt bis anhin ungehört, so darf ich mich weiterhin alleine an den unzähligen Gipfeln im Gebiet versuchen. Heute ist die Reihe an der wilden Kette, welche direkt hinter der Sewenhütte einsetzt und erst auf dem Bächenstock ihr Ende findet. Mit Ausnahme von letzterem sind die unzähligen Erhebungen dazwischen nur für Kletterer interessant und erreichbar - könnte man meinen. Tatsächlich lassen sich verschiedene Gipfel auch im gehobenen Alpinwanderstil begehen und das auf attraktiven, wilden und komplett einsamen Routen. Den Hoch Sewen habe ich bereits *hier besucht, heute ist die Reihe an Rueder- und Sewenstock. Die Überschreitung der Sewenzähne, ein Zwischengang sozusagen, fällt dann eher in den Kletterbereich.

Etwas Training soll's auch heute sein, also düse ich von Gitzichrummenflue (1613m) bergwärts und erreiche nach 35 Minuten die Sewenhütte SAC (2150m). Wobei, mit den "richtigen" Schuhen würde das noch schneller gehen. Ich ziehe gleich durch und folge dem nicht-markierten, aber gut ersichtlichen Weg an den Fuss vom Sewenchegel und weiter auf dessen Westseite. Er dient den Kletterern als Zustieg für unzählige Routen am wilden Grat. Ich verlasse ihn bei der markanten Rinne, welche in die Scharte südlich vom Ruederstock (2550m) führt. Das ist ein Gemisch aus Gras und Fels und bewegt sich im T5-Bereich. Auch die kurze Fortsetzung über den Grat zum Gipfel ist nicht besonders schwierig und verlangt höchstens ein paar halbgare Klettergriffe. Die Kote ist dank einem improvisierten, schiefen Kreuz nicht zu verfehlen.

Elegant wäre natürlich der Direktabstieg nach Norden in die Lochplanggenlücke (ca. 2471m), doch dies würde die Wanderskala sprengen. Aber der Umweg über die Westflanke durch eine der grasigen Rinnen ist kaum weiter: Es bieten sich verschiedene Varianten an, aufgrund der Steilheit im unteren T6-Bereich, bei Restnässe wie heute etwas heikel. Rechtzeitig verlasse ich die Rinne nach Norden und kann so fast horizontal in die erwähnte Lücke queren. Diese liesse sich auch einfach vom Kletterzustiegsweg erreichen.

Der Abstieg nach Osten Richtung Wanderweg ist unschwierig (T4), bloss etwas mühselig im Gras-Schutt-Gemisch. Mit meinem Programm braucht man nicht ganz zum Weg abzusteigen, man kann recht effizient direkt zum Sewenstöss queren. Von unten scheint mir die Routenführung offensichtlich: links eine Rinne, welche in die Südliche Sewenzahnlücke führt (mein Aufstieg), rechts eine Rinne, welche in die Nördliche Sewenzahnlücke führt (mein Abstieg). Im Nachhinein bin ich nicht mehr sicher, ob nicht zu südlich aufgestiegen bin, denn ich entdecke später noch eine dritte Rinne. Sei's drum, der Aufstieg über Schutt, Fels und Schrofen war spannend und nicht überaus schwierig (T5+ bis T6-). Es gibt auch immer wieder Varianten, v.a. rechts der Rinne im grasigen Bereich. Oben auf der Grathöhe - den Sewenzähnen - quere ich aus Neugier noch kurz zum Fuss der Plattenburg (und retour) - das ist ausgesetzte, aber unschwierige Plaisirkletterei über rassige Felszacken. Das gilt ebenso für den kurzen Abschnitt zur nächsten Scharte, bei der es sich - wie bereits angetönt -  ebenfalls um die Südliche Sewenzahnlücke handeln könnte.

Ab hier nehmen die Schwierigkeiten schlagartig zu. Fullin bewertet die Überschreitung der Sewenzähne mit II . Das ist Blödsinn, man bewegt sich stellenweise tief in der III, selbst mit gelegentlichen Ausweichmanövern. Das soll niemanden von einem Besuch dieses einsamen Fleckchens abhalten, denn westseitig findet man unterhalb vom Grat durchgehend Gehgelände (s. LK). In der "Nördlichen Sewenzahnlücke" (ca. 2735m) haben die groben Schwierigkeiten ein Ende. Wobei, wer will, findet auch im Schlussaufstieg zum Sewenstock (2820m) am Westgrat nochmals den einen oder anderen IIIer. Ein leichtes Ausweichen in die gutmütige NW-Flanke sei deshalb empfohlen (max. T5 / II).

Oben meine obligate Lunchpause. Das Wetter ist im Moment noch stabil, auch wenn die Bewölkung zugenommen hat. Lohnend ist vor allem das Gipfelpanorama nach Westen Richtung Spannörter und Titlis. Auch das Sustengebiet und die Urner Riesen Stuckli- und Fleckistock liegen in Sichtweite. Im Norden verdeckt hingegen der Hoch Sewen die Sicht auf Krönten & Co. In etwa der Aufstiegsroute folgend steige ich zurück in die Nördliche Sewenzahnlücke und von dort die steile Rinne runter zum Sewenstöss. Besonders schwierig ist das nicht (bis T6-), aber dank üblem Schutt kein Genuss. Es ist fast unmöglich, keinen Steinschlag auszulösen. Immerhin, das Risiko jemanden abzuschiessen, dürfte nahe bei Null liegen... Über den Wanderweg erreiche ich die Hütte und pünktlich zu den ersten Regentropfen die Sustenpassstrasse.


Zeiten
1:20  Ruederstock
1:15  Südliche Sewenzahnlücke
1:00  Sewenstock
1:30  Gorezmettlen

Tourengänger: Bergamotte
Communities: T6


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