Mäntliser SE-Kante
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Meine Kollegin und ich suchten das Abenteuer, wir haben es gefunden. Mehr als uns lieb war. Die Klettertour zum Mäntliser über die SE-Kante war nicht unbedingt ein Genuss aber definitiv eine Erfahrung wert.
Wer, wie wir, die Tour als Tagestour absolvieren will, soll auf jeden Fall genügend Zeit einplanen. Auf www.alpineklassikeruri.ch findet man Informationen über die Tour. Ich persönlich finde die Informationen allerdings leicht untertrieben. Die angegebene Kletterzeit von 3-4h ist wirklich sehr knapp berechnet, wenn man jetzt nicht gerade zu den "Hardmovers" gehört. Die Schwierigkeiten werden mit 3a-4a beschrieben. Ich empfand vor allem die 4a Seillängen eher wie eine 4c. Die Route wurde zwar saniert, jedoch findet man Abstände von teils 10-15 Meter vor. Ein Set an Friends, genügend Schlingen und Erfahrungen in der Selbstsicherung sind also unumgänglich. Ausserdem sind es 13 Seillängen und nicht 11 oder gar 8, wie es auf der Seite steht. Scheinbar wurde die Route verändert. Mit diesen, ich nenne es jetzt mal Fehlinformationen, gingen wir unsere Tour an und stiessen an unsere Grenzen.
Zustieg: Um 06.00 Uhr morgens fuhren wir mit der Seilbahn zum Arni. Diese kann mit Jetons selbst betrieben werden, da die offizielle Betriebszeit um 07.00 Uhr beginnt. Kostenpunkt CHF 15.- pro Fahrt. Erster Aufstieg zur Leutschachhütte. Die Umgebung war noch ziemlich im Nebel eingehüllt. Nach rund 2h erreichten wir die Hütte. Nur kurz konnten wir einen Blick auf den Mäntliser erhaschen, bevor er wieder im Nebel verschwand. Die Vorfreude stieg. Wundervolle, irgendwie mystische Stimmung empfing uns auf der Hütte. Nach kurzem Rast bewegten wir uns Richtung Einstieg. Erst dem Weg folgen Richtung Hüttensee, kurz vor dem See zweigt ein Trampelpfad nach links ab. Diesem folgt man und erreicht unschwer den Einstieg. Mit Pause ca. 3h ab Bergstation Arni.
SE-Kante: Die erste Seillänge 3a führt geradewegs hoch zum Stand. Da war die Absicherung noch völlig in Ordnung. Danach folgt eine T3 Stelle im Gras. Vorsicht bei Nässe. Diese absolvierten wir am kurzen Seil. Etwas nach Westen ausholend, danach hinauf zur Scharte wo wir wieder auf Haken trafen. Einfache Kletterei führt zum nächsten Stand. Obwohl diese Stelle gem. Topo wohl noch zum T3-Teil gehört. Man befindet sich nun auf der Kante und es folgen eine schöne 4a und 3b Seillänge, welche auf einem Turm enden. Nun hat man einen besseren Überblick über die Route. Weiter über 3 Seillängen mit Schwierigkeiten von 3a, 4a und 4a. Besonders die mittlere SL war meines Erachtens niemals eine 4a. Die Wand plattig, die Abstände riesig und die Schwierigkeit würde ich als 4c einstufen. Ruhe bewahren! Diese zwei Wörter dachte ich über die gesamte Seillänge, insbesondere wenn ich den blinkenden Haken erst 7 Meter weiter oben erblickte. Die folgende 4a SL war dann wieder wesentlich einfacher und entsprach eher deren Schwierigkeit. Man steht auf dem nächsten Turm. Nun war die Routenführung erst etwas unklar. Gem. Topo folgt eine 2a Seillänge. Den Turm kurz abklettern und in der Nordostflanke hoch. Orientieren kann man sich am Gratverlauf. Wir gingen hier am kurzen Seil. Der Stand befindet sich direkt auf der Kante beim Gipfelaufschwung. Es folgen 5 (nicht 4) Seillängen bis zum Gipfel. Auch hier empfand ich die 4a's deutlich schwieriger. Was uns zudem zu schaffen machte, war die sehr fortgeschrittene Zeit, aufziehender, dicker Nebel und ein kriechendes Gefühl von Erschöpfung und Unsicherheit. Die Tour wollte kein Ende finden und der Abstieg stand uns auch noch bevor. Wir mussten uns immer mal wieder etwas beruhigen. Und endlich, meine Kollegin erreicht einen Stand und rief zu mir "Gipfel, ich glaube wir sind auf dem Gipfel" hinunter. Erleichterung. Nach geschlagenen 7h Kletterzeit hatten wir es geschafft. Wobei die Route ja nur auf den Vorgipfel führt. Für den Hauptgipfel hatten wir längst keine Zeit mehr und zum ersten Mal war mir dieser auch ziemlich egal.
Abstieg: Wahrscheinlich lag es an unserer Müdigkeit, dass uns hier wieder einen Fehler passierte. Wir stiegen eben nicht ganz auf den Vorgipfel und folgten irgendwelchen Wegspuren hinunter, die dann im nichts endeten. Genervt stiegen wir wieder hoch auf den Vorgipfel und siehe da, eine Wegspur. Diese führt links um eine Nase herum zum Südwestgrat. Der Abstieg ist mit roten Punkten markiert, die erste Markierung mussten wir allerdings suchen. Diese ist aber auch wirklich in die Jahre gekommen und kaum mehr zu erkennen. Danach ist der Verlauf klar und gut markiert. Der Abstieg forderte nochmals hohe Konzentration. T5, zum Teil recht exponiertes Gelände. Wir waren froh, als wir den Sattel Steinchelenfurggi erreichten. Zwar stand uns immer noch ein langer Abstieg bevor aber wenigstens hatten wir sicher den Felsen verlassen und würden es noch vor Einbruch der Dunkelheit zur Bahn zu schaffen. Der Abstieg vom Steinchelenfurggi ist überzogen mit Schutt und Geröll, daher sehr rutschig. Ohne Pause bei der Leutschachhütte zogen wir gleich weiter zur Arnibahn. Um Punkt 21.00 Uhr fuhren wir mit der Seilbahn, für die wir halt wieder einen Jeton lösen mussten, ins Tal. Eine 15-stündige, anstrengende und sehr abenteuerliche Tour ging zu Ende.
Fazit: Ich weiss nicht, ob ich diese Route jemals wieder machen werde. Wahrscheinlich nicht. Ich empfand sie um längen schwieriger als z.b. der Trotzigplangg, welcher mit 4c angegeben wird oder ein Chaiserstock/Guferstock wo wir eine 5b meisterten. Das Gestein ist wohl auch nicht mehr so bombenfest, wie es mal war. Einen Rückzug ist bis zur Hälfte noch möglich, allerdings nur mit 2x50m. Die ganze Tour ist psychisch wie physisch sehr fordernd. Nichts desto Trotz, eine Erfahrung war es Wert, das Klettern lieben wir beide noch genau so wie vorher und am Ende des Tages konnten wir über uns und unsere Ausraster lachen.
Material:
1x50 m Seil (oder 2x50 Halbseil)
8 Expressen
ein paar mittlere Cams
ein paar Bandschlingen
Wer, wie wir, die Tour als Tagestour absolvieren will, soll auf jeden Fall genügend Zeit einplanen. Auf www.alpineklassikeruri.ch findet man Informationen über die Tour. Ich persönlich finde die Informationen allerdings leicht untertrieben. Die angegebene Kletterzeit von 3-4h ist wirklich sehr knapp berechnet, wenn man jetzt nicht gerade zu den "Hardmovers" gehört. Die Schwierigkeiten werden mit 3a-4a beschrieben. Ich empfand vor allem die 4a Seillängen eher wie eine 4c. Die Route wurde zwar saniert, jedoch findet man Abstände von teils 10-15 Meter vor. Ein Set an Friends, genügend Schlingen und Erfahrungen in der Selbstsicherung sind also unumgänglich. Ausserdem sind es 13 Seillängen und nicht 11 oder gar 8, wie es auf der Seite steht. Scheinbar wurde die Route verändert. Mit diesen, ich nenne es jetzt mal Fehlinformationen, gingen wir unsere Tour an und stiessen an unsere Grenzen.
Zustieg: Um 06.00 Uhr morgens fuhren wir mit der Seilbahn zum Arni. Diese kann mit Jetons selbst betrieben werden, da die offizielle Betriebszeit um 07.00 Uhr beginnt. Kostenpunkt CHF 15.- pro Fahrt. Erster Aufstieg zur Leutschachhütte. Die Umgebung war noch ziemlich im Nebel eingehüllt. Nach rund 2h erreichten wir die Hütte. Nur kurz konnten wir einen Blick auf den Mäntliser erhaschen, bevor er wieder im Nebel verschwand. Die Vorfreude stieg. Wundervolle, irgendwie mystische Stimmung empfing uns auf der Hütte. Nach kurzem Rast bewegten wir uns Richtung Einstieg. Erst dem Weg folgen Richtung Hüttensee, kurz vor dem See zweigt ein Trampelpfad nach links ab. Diesem folgt man und erreicht unschwer den Einstieg. Mit Pause ca. 3h ab Bergstation Arni.
SE-Kante: Die erste Seillänge 3a führt geradewegs hoch zum Stand. Da war die Absicherung noch völlig in Ordnung. Danach folgt eine T3 Stelle im Gras. Vorsicht bei Nässe. Diese absolvierten wir am kurzen Seil. Etwas nach Westen ausholend, danach hinauf zur Scharte wo wir wieder auf Haken trafen. Einfache Kletterei führt zum nächsten Stand. Obwohl diese Stelle gem. Topo wohl noch zum T3-Teil gehört. Man befindet sich nun auf der Kante und es folgen eine schöne 4a und 3b Seillänge, welche auf einem Turm enden. Nun hat man einen besseren Überblick über die Route. Weiter über 3 Seillängen mit Schwierigkeiten von 3a, 4a und 4a. Besonders die mittlere SL war meines Erachtens niemals eine 4a. Die Wand plattig, die Abstände riesig und die Schwierigkeit würde ich als 4c einstufen. Ruhe bewahren! Diese zwei Wörter dachte ich über die gesamte Seillänge, insbesondere wenn ich den blinkenden Haken erst 7 Meter weiter oben erblickte. Die folgende 4a SL war dann wieder wesentlich einfacher und entsprach eher deren Schwierigkeit. Man steht auf dem nächsten Turm. Nun war die Routenführung erst etwas unklar. Gem. Topo folgt eine 2a Seillänge. Den Turm kurz abklettern und in der Nordostflanke hoch. Orientieren kann man sich am Gratverlauf. Wir gingen hier am kurzen Seil. Der Stand befindet sich direkt auf der Kante beim Gipfelaufschwung. Es folgen 5 (nicht 4) Seillängen bis zum Gipfel. Auch hier empfand ich die 4a's deutlich schwieriger. Was uns zudem zu schaffen machte, war die sehr fortgeschrittene Zeit, aufziehender, dicker Nebel und ein kriechendes Gefühl von Erschöpfung und Unsicherheit. Die Tour wollte kein Ende finden und der Abstieg stand uns auch noch bevor. Wir mussten uns immer mal wieder etwas beruhigen. Und endlich, meine Kollegin erreicht einen Stand und rief zu mir "Gipfel, ich glaube wir sind auf dem Gipfel" hinunter. Erleichterung. Nach geschlagenen 7h Kletterzeit hatten wir es geschafft. Wobei die Route ja nur auf den Vorgipfel führt. Für den Hauptgipfel hatten wir längst keine Zeit mehr und zum ersten Mal war mir dieser auch ziemlich egal.
Abstieg: Wahrscheinlich lag es an unserer Müdigkeit, dass uns hier wieder einen Fehler passierte. Wir stiegen eben nicht ganz auf den Vorgipfel und folgten irgendwelchen Wegspuren hinunter, die dann im nichts endeten. Genervt stiegen wir wieder hoch auf den Vorgipfel und siehe da, eine Wegspur. Diese führt links um eine Nase herum zum Südwestgrat. Der Abstieg ist mit roten Punkten markiert, die erste Markierung mussten wir allerdings suchen. Diese ist aber auch wirklich in die Jahre gekommen und kaum mehr zu erkennen. Danach ist der Verlauf klar und gut markiert. Der Abstieg forderte nochmals hohe Konzentration. T5, zum Teil recht exponiertes Gelände. Wir waren froh, als wir den Sattel Steinchelenfurggi erreichten. Zwar stand uns immer noch ein langer Abstieg bevor aber wenigstens hatten wir sicher den Felsen verlassen und würden es noch vor Einbruch der Dunkelheit zur Bahn zu schaffen. Der Abstieg vom Steinchelenfurggi ist überzogen mit Schutt und Geröll, daher sehr rutschig. Ohne Pause bei der Leutschachhütte zogen wir gleich weiter zur Arnibahn. Um Punkt 21.00 Uhr fuhren wir mit der Seilbahn, für die wir halt wieder einen Jeton lösen mussten, ins Tal. Eine 15-stündige, anstrengende und sehr abenteuerliche Tour ging zu Ende.
Fazit: Ich weiss nicht, ob ich diese Route jemals wieder machen werde. Wahrscheinlich nicht. Ich empfand sie um längen schwieriger als z.b. der Trotzigplangg, welcher mit 4c angegeben wird oder ein Chaiserstock/Guferstock wo wir eine 5b meisterten. Das Gestein ist wohl auch nicht mehr so bombenfest, wie es mal war. Einen Rückzug ist bis zur Hälfte noch möglich, allerdings nur mit 2x50m. Die ganze Tour ist psychisch wie physisch sehr fordernd. Nichts desto Trotz, eine Erfahrung war es Wert, das Klettern lieben wir beide noch genau so wie vorher und am Ende des Tages konnten wir über uns und unsere Ausraster lachen.
Material:
1x50 m Seil (oder 2x50 Halbseil)
8 Expressen
ein paar mittlere Cams
ein paar Bandschlingen
Tourengänger:
Zoraya

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