Kälbelespitze-Nordgrat, Übergang Kastenkopf und ein Vollbad im Schrecksee
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Es ist mal wieder mal einer dieser schwül-heißen Tage, an denen einem schon bei geringer Aktivität der Schweiß aus allen Poren fließt. Und so ist mein Ziel für heute schnell klar. Denn was gibt es Besseres, als nach einer kleinen Kraxeltour in den schönsten Bergsee des Allgäus zu springen? Den zweiten Teil meines Vorhabens haben natürlich auch andere Leute im Auge. Und so gleicht der steile und mühsame Aufstieg zum See einmal mehr einer Völkerwanderung.
Auf der einmalig schönen Runde über die Kälbelespitze ist man freilich bis zum Kastenkopf zu 99% allein. Auch wenn ich innerhalb weniger Jahre bereits zum fünften Mal an der Kälbelespitze réussiere - diese Tour ist viel zu anspruchsvoll und heikel, um zum Mainstream zu verkommen. Leider wird sie aber auch zunehmend gefährlicher. Viele Griff- und Trittmöglichkeiten, die ich gefühlt schon ewig nutze, sind plötzlich weggebrochen oder nicht mehr zu gebrauchen, was an der einen oder anderen Stelle auch die Schwierigkeit erhöht. So hat dieser Tourenbericht trotz meiner ausführlichen Beschreibungen aus den Vorjahren seine Berechtigung. Interessant wäre es natürlich, auf dieser Seite auch einmal die Eindrücke anderer von dieser außergewöhnlichen Runde zu lesen.
Zur Schwierigkeit:
Kirchdach: T 4-
Kirchturm: T 5-6 und II, brüchig; Umgehung möglich, dann T 5-6 und I
Kälbelespitze-Nordgrat: mehrere Stellen III, momentan auch eine davon im Abstieg, sehr brüchig
Übergang zum Kastenkopf: Durchgehend extremes Gehgelände T 6, T 5 und eine Stelle II+ im Abstieg, zum Schluss ausgesetzter, aber weniger schwieriger Schrofengrat T 4-5 und I-II
Zum Zeitbedarf:
E-Werk-Schrecksee: 1 Std 35 min
Schrecksee-Kirchdachsattel: 15-20 min
Kirchdachsattel-Kälbelespitze: 1 Std 15 min
Kälbelespitze-Kastenkopf: 35 min
Kastenkopf- Lahnerscharte-Schrecksee: 30-35 min
Schrecksee-E-Werk: 1 Std
Da ich die Tour schon mehrfach vorgestellt habe (
hier und
hier), beschränke ich mich auf eine Zusammenfassung der Runde mit den wichtigsten Änderungen gegenüber dem vergangenen Jahr.
Vom Kirchdachsattel (1927m) auf Wegspuren steil hoch auf das Kirchdach (1991m). In genussvoller Wanderung an den Fuß des Kirchturms (2013m).
Ich empfehle, diesen direkt rechts über die brüchige Nordkante zu erklimmen, statt auf dem ausgesetzten Band um den Kirchturm herumzuschleichen, da diese kurze Kletterei ein schönes Aufwärmprogramm darstellt und die Umgehung auch ihre Tücken hat.
Wem es bereits an dieser Stelle flau im Magen wird bzw. wem die nötige Souveränität abhanden kommt, der sollte die weitere bergsteigerische Aktivität am Nordgrat einstellen und möglichst noch vor dem Kirchturmgipfel umdrehen, denn es wird im weiteren Verlauf noch wesentlich schwieriger und brüchiger.
Auf der Südseite über Steilschrofen (T 5-6) in die Lücke vor dem ersten großen Aufschwung mit Abstiegsmöglichkeit zum Schrecksee. Dieser sieht zwar von weitem heftig aus, ist aber leicht zu erklettern (I-II, oben Gehgelände). Steil und ausgesetzt entweder über die Kante (II, brüchig, mein bisheriger Weg) oder (meine heutige Variante) linker Hand über heikle Schrofen (T 6-) in die Lücke vor dem großen Gratturm absteigen.
Wer diesen ersten anspruchsvollen Abstieg noch als einfaches Wandergelände empfindet, kann sich an der Überkletterung des großen Gratturms versuchen und wird nach dem Aufstieg (II+) bei der anschließenden 8 Meter langen Abkletterei im IV. Grad auf seine Rechnung kommen.
Für das Gros der Begeher ist es dagegen echt schade, dass der einzige Abschnitt des Nordgrates mit gutem Fels ausgelassen und der Turm vielmehr in wenig spaßigem Grieselgelände (T 5-6) links umgangen werden muss.
Über einen weiteren leichten, schrofigen Aufschwung gelangt man zur nächsten Abkletterstelle, eine zweite scharfe Kante, für mich die heutige Schlüsselstelle der Tour. Eigentlich "nur" eine II+...wenn die Griffe und Tritte halten würden. Das tun sie aber im Gegensatz zu den Vorjahren nicht mehr. Der Belastungstest bei drei von vier Haltepunkten ist nicht bestanden. Also, da hinunter zu klettern ist heute Harakiri. Grübel, grübel…
So geht es nach kurzem Antesten auf Minileisten und Reibungstritten letztlich knapp unterhalb der Kante auf den rettenden Absatz. Dafür ist eine gute Portion Klettergewandtheit vonnöten. Im Ergebnis kann man diese knifflige Passage nicht mehr als II er Kletterei durchgehen lassen.
Auch später werde ich noch hin und wieder mit extremem Bruch konfrontiert. Trotz vorheriger Belastungsprobe verabschiedet sich etwa ein Riesenblock mit lautem Getöse in die Ostflanke.
Auf der Plattenwand am Einstieg in die Gipfelfelsen (III) liegen zurzeit keine Steinchen mehr herum. Das macht den Aufstieg aber keineswegs leichter. Weniger anspruchsvoll wird es erst 10 Meter weiter oben. Später wird der Grat wiederholt stark ausgesetzt und bietet schwindelerregende Tiefblicke. In diesem Ambiente stehen weitere kurze III er Stellen an, darunter ein Mini-Überhang. Einen Felskopf überklettere ich dieses Mal (II). Der dann folgende Zacken muss dagegen zwingend rechts umgangen werden (II). Schließlich in eine Scharte, über eine helle Platte (III-) und schließlich einige Felsen zum weißen Grenzstein auf der Kälbelespitze (2135m).
Beim Übergang zum Kastenkopf ist ein gutes Auge für die beste Linie zeit- und kraftsparend. In der stark abschüssigen Südflanke geht es hinüber unter den Plattengürtel und sodann in Steilgras und Steilschrofen hinauf auf den Grat, einige Schritte entfernt vom Westgipfel der Kälbelespitze (2130m). Diesen nehme ich wie immer mit. Kurz auf dem Grat hinunter und nach rechts an den Oberrand einer plattigen Stufe. Diese abklettern (II+; größere Leute tun sich leichter) in die tiefste Lücke vor dem Kastenkopf. Über den nun leichteren, wenn auch weiter ausgesetzten Grat auf den Kastenkopf (2129m), auf dem das schöne GB leider nicht mehr vorhanden ist.
Nach der verdienten Rast im sommerlichen Blumenmeer ist eine gute halbe Stunde später der Schrecksee (1813m) erreicht, und dann...ja, ist das herrlich erfrischend...
Der Bus nach Hinterstein fährt ab E-Werk nachmittags jede Stunde um 18 nach (letzter Bus 18.18 Uhr; kostet in 2018 2,40 € einfache Fahrt).
Trotz der miesen Felsqualität ist diese Runde für mich absolut traumhaft und wird mit ziemlicher Sicherheit wieder gedreht. Natürlich ist sie nur für unerschrockene und erfahrene Bergsteiger geeignet, die sich nicht scheuen, auch ausgesetzte und brüchige II und III er Stellen abzuklettern, aber allein der Tiefblick auf den See gehört mit zum Feinsten, was das Allgäu zu bieten hat.
Auf der einmalig schönen Runde über die Kälbelespitze ist man freilich bis zum Kastenkopf zu 99% allein. Auch wenn ich innerhalb weniger Jahre bereits zum fünften Mal an der Kälbelespitze réussiere - diese Tour ist viel zu anspruchsvoll und heikel, um zum Mainstream zu verkommen. Leider wird sie aber auch zunehmend gefährlicher. Viele Griff- und Trittmöglichkeiten, die ich gefühlt schon ewig nutze, sind plötzlich weggebrochen oder nicht mehr zu gebrauchen, was an der einen oder anderen Stelle auch die Schwierigkeit erhöht. So hat dieser Tourenbericht trotz meiner ausführlichen Beschreibungen aus den Vorjahren seine Berechtigung. Interessant wäre es natürlich, auf dieser Seite auch einmal die Eindrücke anderer von dieser außergewöhnlichen Runde zu lesen.
Zur Schwierigkeit:
Kirchdach: T 4-
Kirchturm: T 5-6 und II, brüchig; Umgehung möglich, dann T 5-6 und I
Kälbelespitze-Nordgrat: mehrere Stellen III, momentan auch eine davon im Abstieg, sehr brüchig
Übergang zum Kastenkopf: Durchgehend extremes Gehgelände T 6, T 5 und eine Stelle II+ im Abstieg, zum Schluss ausgesetzter, aber weniger schwieriger Schrofengrat T 4-5 und I-II
Zum Zeitbedarf:
E-Werk-Schrecksee: 1 Std 35 min
Schrecksee-Kirchdachsattel: 15-20 min
Kirchdachsattel-Kälbelespitze: 1 Std 15 min
Kälbelespitze-Kastenkopf: 35 min
Kastenkopf- Lahnerscharte-Schrecksee: 30-35 min
Schrecksee-E-Werk: 1 Std
Da ich die Tour schon mehrfach vorgestellt habe (


Vom Kirchdachsattel (1927m) auf Wegspuren steil hoch auf das Kirchdach (1991m). In genussvoller Wanderung an den Fuß des Kirchturms (2013m).
Ich empfehle, diesen direkt rechts über die brüchige Nordkante zu erklimmen, statt auf dem ausgesetzten Band um den Kirchturm herumzuschleichen, da diese kurze Kletterei ein schönes Aufwärmprogramm darstellt und die Umgehung auch ihre Tücken hat.
Wem es bereits an dieser Stelle flau im Magen wird bzw. wem die nötige Souveränität abhanden kommt, der sollte die weitere bergsteigerische Aktivität am Nordgrat einstellen und möglichst noch vor dem Kirchturmgipfel umdrehen, denn es wird im weiteren Verlauf noch wesentlich schwieriger und brüchiger.
Auf der Südseite über Steilschrofen (T 5-6) in die Lücke vor dem ersten großen Aufschwung mit Abstiegsmöglichkeit zum Schrecksee. Dieser sieht zwar von weitem heftig aus, ist aber leicht zu erklettern (I-II, oben Gehgelände). Steil und ausgesetzt entweder über die Kante (II, brüchig, mein bisheriger Weg) oder (meine heutige Variante) linker Hand über heikle Schrofen (T 6-) in die Lücke vor dem großen Gratturm absteigen.
Wer diesen ersten anspruchsvollen Abstieg noch als einfaches Wandergelände empfindet, kann sich an der Überkletterung des großen Gratturms versuchen und wird nach dem Aufstieg (II+) bei der anschließenden 8 Meter langen Abkletterei im IV. Grad auf seine Rechnung kommen.
Für das Gros der Begeher ist es dagegen echt schade, dass der einzige Abschnitt des Nordgrates mit gutem Fels ausgelassen und der Turm vielmehr in wenig spaßigem Grieselgelände (T 5-6) links umgangen werden muss.
Über einen weiteren leichten, schrofigen Aufschwung gelangt man zur nächsten Abkletterstelle, eine zweite scharfe Kante, für mich die heutige Schlüsselstelle der Tour. Eigentlich "nur" eine II+...wenn die Griffe und Tritte halten würden. Das tun sie aber im Gegensatz zu den Vorjahren nicht mehr. Der Belastungstest bei drei von vier Haltepunkten ist nicht bestanden. Also, da hinunter zu klettern ist heute Harakiri. Grübel, grübel…
So geht es nach kurzem Antesten auf Minileisten und Reibungstritten letztlich knapp unterhalb der Kante auf den rettenden Absatz. Dafür ist eine gute Portion Klettergewandtheit vonnöten. Im Ergebnis kann man diese knifflige Passage nicht mehr als II er Kletterei durchgehen lassen.
Auch später werde ich noch hin und wieder mit extremem Bruch konfrontiert. Trotz vorheriger Belastungsprobe verabschiedet sich etwa ein Riesenblock mit lautem Getöse in die Ostflanke.
Auf der Plattenwand am Einstieg in die Gipfelfelsen (III) liegen zurzeit keine Steinchen mehr herum. Das macht den Aufstieg aber keineswegs leichter. Weniger anspruchsvoll wird es erst 10 Meter weiter oben. Später wird der Grat wiederholt stark ausgesetzt und bietet schwindelerregende Tiefblicke. In diesem Ambiente stehen weitere kurze III er Stellen an, darunter ein Mini-Überhang. Einen Felskopf überklettere ich dieses Mal (II). Der dann folgende Zacken muss dagegen zwingend rechts umgangen werden (II). Schließlich in eine Scharte, über eine helle Platte (III-) und schließlich einige Felsen zum weißen Grenzstein auf der Kälbelespitze (2135m).
Beim Übergang zum Kastenkopf ist ein gutes Auge für die beste Linie zeit- und kraftsparend. In der stark abschüssigen Südflanke geht es hinüber unter den Plattengürtel und sodann in Steilgras und Steilschrofen hinauf auf den Grat, einige Schritte entfernt vom Westgipfel der Kälbelespitze (2130m). Diesen nehme ich wie immer mit. Kurz auf dem Grat hinunter und nach rechts an den Oberrand einer plattigen Stufe. Diese abklettern (II+; größere Leute tun sich leichter) in die tiefste Lücke vor dem Kastenkopf. Über den nun leichteren, wenn auch weiter ausgesetzten Grat auf den Kastenkopf (2129m), auf dem das schöne GB leider nicht mehr vorhanden ist.
Nach der verdienten Rast im sommerlichen Blumenmeer ist eine gute halbe Stunde später der Schrecksee (1813m) erreicht, und dann...ja, ist das herrlich erfrischend...
Der Bus nach Hinterstein fährt ab E-Werk nachmittags jede Stunde um 18 nach (letzter Bus 18.18 Uhr; kostet in 2018 2,40 € einfache Fahrt).
Trotz der miesen Felsqualität ist diese Runde für mich absolut traumhaft und wird mit ziemlicher Sicherheit wieder gedreht. Natürlich ist sie nur für unerschrockene und erfahrene Bergsteiger geeignet, die sich nicht scheuen, auch ausgesetzte und brüchige II und III er Stellen abzuklettern, aber allein der Tiefblick auf den See gehört mit zum Feinsten, was das Allgäu zu bieten hat.
Tourengänger:
quacamozza

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