Gehrenspitze N-Wand - die stark vernachlässigte Seite des beliebten Gipfels
|
||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Bei der Suche nach einer Tour die den 3.-ten Schwierigkeitsgrad nicht überschreiten sollte, bin ich schließlich bei der Gehrenspitze N-Wand fündig geworden. Die Route, im Jahre 1904 erstbegangen, nutzt die mächtige Rampe welche die N-Wand von West nach Ost ansteigend durchzieht und knapp unterhalb des Gipfels den Ostgrat erreicht. Von aktuelleren Begehungen der N-Wand-Routen ist mir noch nie was zu Ohren gekommen, das liegt wahrscheinlich an den gegenüberliegenden prominenten Nachbarn mit deutlich besserer Felsqualität. Eine 500 m hohe Wand aufgrund von Vorurteilen immer unbeachtet links liegen lassen, dem wollte ich heute mal entgegentreten, und mir ein eigenes Bild verschaffen.
Direkt nach dem „Stich“ hinauf ins Puitental gleich eine freudige Überraschung, eine weidende Pferdeherde blickt mich teilweise mit neugierigen Augen an. Die Tiere sehen sehr gepflegt aus, eine Augenweide, nur als eines der Prachtexemplare auf mich zukommt und vmtl. was fressbares will, mache ich dann doch lieber einen kleinen Bogen.
Ein Stückchen oberhalb, vor der Latschenzone, gesellen sich dann noch viele Kühe dazu, ehe, nach der Latschenzone, die Schafe das Regiment übernehmen.
Um zum Einstieg zu gelangen, verlässt man den Wanderweg unmittelbar hinter dem Latschendickicht und steigt über eine schöne Almwiese hinab zum Puitbach. Nun, anfangs einen kurzen Geländestreifen mit Almrosen hinaufsteigen, zuletzt über Geröll etwas mühsam zu der Rampe, die dem Hauptband vorgelagert ist, nach links hinüberqueren.
Die Route verläuft zunächst auf dieser westlich vorgelagerten Nebenrampe bis sie sich aufsteilt und in senkrechter Wand verliert.
Die Kletterei selbst ist nicht direkt brüchig, vom Felscharakter her so eine Mischung auf Wasser- und Steinschlagrinne. Wenn man alleine unterwegs ist, oder in einer kleinen Gruppe nahe zusammenbleibt droht bei trockenen Bedingungen m.E. auch kein Steinschlag. Problematisch wird das Geröll, dass auf allen Absätzen und Bändern massenhaft rumliegt, nur für Kletterer / Gruppen die größere Abstände voneinander trennen, da sich das Lostreten von Steinen nie ganz verhindern lässt. Ein Gewitterregen sollte auf jeden Fall vermieden werden, denn dann droht mit Sicherheit ein Inferno.
An günstiger Stelle verlässt man die Nebenrampe nach links und steigt / quert zum darunterliegenden Hauptband ab. Dies empfand ich als die unangenehmste Stelle, da einige Meter schon etwas bröselig sind. Nun immer dem einfachsten Weg, auf der bis zu 40 m breiten Rampe, folgen. Man muss auch nicht verzweifelt nach dem Weg suchen, die Linie aus Rinnen, Bändern und kleinen Spornen drängt sich förmlich auf, und klettern lässt sich wohl auch fast alles, wenn man sich doch mal ein paar Meter verhaut hat. Die letzten 60 m hinauf zum Ostgrat wird es nochmal brüchig, aber aufgrund der geringen Schwierigkeit sollte dies kein Problem darstellen.
Zum Schwierigkeitsgrad: einen richtigen III-er würde ich nicht vergeben, eher II+ oder bestenfalls Stellen III-.
Fazit: als Sterne-Tour kann die N-Wand-Rampe nun nicht unbedingt eingestuft werden, aber für weniger versierte Kletterer die sich von alpinem Gelände nicht abschrecken lassen, bietet die Route trotzdem ein kleines Abenteuer. Und wo bekommt man mit max. 90 Minuten bis zum Einstieg schon eine 500 m-Wand kredenzt.
Viele Grüße
Albert

Kommentare (13)