Der Mond war mein Begleiter
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Mein erster Versuch am Piz Buin liegt schon etliche Jahre zurück. Auch damals wollte ich den Gipfel in einer nächtlichen Aktion mit Mond-Unterstützung erreichen, jedoch war mein Ausgangspunkt zu jener Zeit Klosters. Die Aktion war von wenig Erfolg gekrönt, denn ich hatte eine ungewöhnlich warme April-Nacht erwischt. Die Schneedecke konnte trotz klarem Himmel nicht gefrieren und so strich kurz oberhalb von Sardasca die Segel und machte kehrt. Mit dem ersten Morgenzug fuhr ich unverrichteter Dinge wieder heimwärts.
Auf anderer Route hat es heute geklappt.
23:00 Uhr - elf Uhr schlägt die Kirche, als ich in Lavin den Bahnsteig verlasse und in die Finsternis trete. Nach meinem Plan will ich gegen 06:00 Uhr in der Fuorcla Buin sein. Somit habe ich 7 Stunden Zeit für 1600 Höhenmeter bei einer Distanz von 13 Kilometern - ergibt 230m und 1.9km pro Stunde - ein lockeres Programm!
Im fahlen Mondlicht geht es zunächst nach Guarda, eine leicht gespenstische Stimmung überkommt mich, als hier die Kirche Mitternacht einläutet. Nach einem kurzen Bummel durch das schlafende Engadiner Vorzeigedorf geht es ins Val Tuoi. Das Mondlicht ist so intensiv, dass ich die Stirnlampe während der ganzen Nacht nur für wenige Minuten einschalten muss. Schnee liegt ab 1900m, perfekt gefrorene, tragfähige Oberfläche.
02:30 Uhr - ich erreiche die verwaiste Tuoi-Hütte. Hier montiere ich die Schneeschuhe, in Richtung Cronsel wird es deutlich steiler. Die Schneedecke ist herrlich fest, traumhaft schön zum Hochsteigen. Wie sind wohl die Verhältnisse im steilen SE-Couloir, das mich zur Fuorcla Buin leiten soll? Bald werde ich es wissen. Nach einer flachen Passage wird es zunehmend steiler, das Couloir rückt näher. Ich wechsle die Schneeschuhe gegen Steigeisen. Trotz einiger Schneerutsche, die etliche Unebenheiten zur Folge haben, ist das Couloir gut zu begehen, nur ab und zu bricht die Schneedecke leicht ein.
05:30 Uhr - Fuorcla Buin, früher als geplant. Macht nichts, denn inzwischen ist es hell geworden. Nun kann ich einer verwehten Spur zum NW-Grat folgen. Auf dem Grat muss eine kurze, ziemlich exponierte Querung gemeistert werden, ansonsten ohne grössere Schwierigkeiten zum Gipfel, den ich überglücklich kurz nach Sonnenaufgang erreiche. Fantastische Morgenstimmung bei unsicherer Wetterentwicklung. Nach einer ausgedehnten Gipfelrast - keine Menschenseele weit und breit zu erspähen - steige ich entlang der Aufstiegsspur wieder ab. Nachdem auch das SE-Couloir überwunden ist und der noch junge Tag sich doch prächtig zu entwicken beginnt, krame ich die Karte hervor, und überlege, was sich noch anstellen liesse. Hinterer Jamspitz! Da wollte ich schon lange hin, nichts wie los, wenn ich schon so "nah" bin. Abstieg auf etwa 2500m und über wunderschönes Gelände in die Südflanke des mehrgipfligen Hinterer Jamspitz'. Auf einem steht ein riesiges Gipfelkreuz, das müsste der Höchste sein. Zu Fuss stapfe ich die steile Südflanke hoch, die von der Sonne schon reichlich aufgeweicht wurde, und stehe bald beim Gipfelkreuz. Bis auf den östlichsten lassen sich alle Gipfelchen bequem überschreiten. Abstieg über die Nordflanke, dann rechts um den Jamspitz herum und hinunter zum Sattel 2811m. Hier noch husch zum Piz Furcletta und dann ab die Post durch das Val d' Urezzas zur Alp Valmala. Der Schnee ist inzwischen schon stark aufgeweicht, teilweise sinke tief, sehr tief ein. Nun büsse ich meinen vielleicht nicht ganz vernünftigen Abstecher zum Jamspitz, das hat entscheidende Zeit gekostet. Von der Alp Valmala durch das Val Tasna nach Ardez, wo ich ziemlich übermüdet eintreffe.
Route: Lavin - Guarda - Val Tuoi - Chamanna Tuoi - Cronsel - SE-Couloir - Fuorcla Buin - Piz Buin - Fuorcla Buin - Crosnel - S-chardunas - Plan Furcletta - S-Flanke Hinter Jamspitz - Hinter Jamspitz - N-Flanke - Piz Urezzas - P.2811 - Piz Furcletta - P.2811 - Val d' Urezzas - Urezzas - Alp Valmala - Val Tasna - Chanoua - Ardez

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