Großglockner (3798m) Nordwand - Mayerlrampe und Nordgrat (500m, 70°, III+)


Publiziert von pete85 , 1. Juni 2018 um 21:17.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Glocknergruppe
Tour Datum:24 Mai 2018
Hochtouren Schwierigkeit: S
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-T   A-K 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2200 m
Abstieg: 2200 m

Der Wetterbericht war mal wieder - naja - für Nordwände nicht perfekt. Phillip und ich wollten aber einen Versuch wagen und zum Biwak aufsteigen. In einer Regenpause (zunächst gabs noch ein Bier am Startpunkt und promt klarte es auf) gingen wir am Nachmittag los. Zunächst knapp 300 Hm absteigend (deutlicher Gletscherrückgang ist zu spüren), dann querend und im sumpfigen Schnee (durchfeuchtet bis zum Biwak) wieder aufsteigend. Von größeren Regenschauern blieben wir verschont, dennoch kamen wir erst nach 5:15 h an der Biwakschachtel und elendiger Spurerei an.
Wir fassten dann den Entschluss, dass wir nach einer klaren Nacht und gefrorener Oberfläche einsteigen würden. Wäre dies nicht der Fall, so müssten unsere Essensreserven (haha) für einen weiteren Tag in der Biwakschachtel reichen. Zum Glück lag noch ein fast abgelaufenes Pilzrisotto rum - das wurde dann auch gleich für gut befunden und gegessen, da wir nicht wirklich an eine klare Nacht glaubten.

Früh wurden wir aber Gott sei Dank eines besseren belehrt und nach einem kurzen Frühstück erfolgte die Spurarbeit zur Wand hin (Einbrechen bis zum Knie, zumindest die Oberfläche war gefroren - so wurde das nix mit 10 Minuten Zustieg vom Biwak bis zur Wand, wir benötigten 30 Minuten).
Dadurch, dass der Schnee bis zum Grund durchfeuchtet war, sicherte ich Phillip an einem Firnanker über die Randkluft. Danach konnten wir das Seil erstmal wieder wegpacken und gingen die nächsten 200 Hm (50°) seilfrei bei sehr guten Verhältnissen. Einen Versuch direkt hoch zur Rampe zu kommen brach ich gleich frühzeitig ab - was nach gutem Eis aussah, war nur eine wenige Millimeter dicke Eisschicht auf Steinen, die bei Berührung sofort abfiel.
So gingen wir bis zum Beginn der Rampe und querten dann hinein. Gute 30 Zentimeter Neuschnee hatte es die letzte Woche gegeben. Vor 1 Woche war hier (bekannt von einem anderen Tourenbericht aus dem Netz) noch Blankeis sichtbar. Leider hatten wir dieses Glück nicht und durften uns über Neuschnee auf Steinen herumquälen - gesichert wurde am Anfang der Rampe zunächst im Fels. Es sollte noch etliche Meter dauern, bis man vernünftig im Eis sichern konnte (letztes Drittel der Rampe) - meine gegrabenen Löcher vorher führten meist dazu, dass ich die Schrauben nach 4-10 cm auf Stein drehte (insgesamt 5 Mal - ärgerlich, aber eben nicht sichtbar). Oben hat man dann dickes Eis (unter Pulverschnee) und kann gut sichern.
Zum Schluss kommt noch mal eine steilere (aber sehr gut zu kletternde) Rinne. Für die Mayerlrampe (Bergschrund bis Grat) benötigten wir 4 Stunden.
Der Grat selbst war auch sehr gut eingeschneit (kaum tragender Schnee, ständiges Geschramme über den Fels, heute mehrfach M4-5). Bei guten Verhältnissen scheint mir das ein sehr lockerer 3er zu sein. Heute kostete das noch einmal viel Kraft und vor allem Zeit, da man keine Placements sah (mitunter gibt es sogar BH - nur waren die meist zugeschneit, wir haben 3 gefunden) - weder für Hand und Fuß, noch für die Sicherungen. Also wühlen, wühlen, wühlen. Leider denkt man bei den Bildern, dass man locker über den Grat spaziert - aber wie erwähnt ist der Schnee nicht tragend gewesen und man rutschte immer auf dem Fels herum. Für den Grat benötigten wir dann noch einmal 5:45 h für 7 Seillängen. Unglaublich aber war...…..
Aber dann standen wir auf dem höchsten Gipfel Österreichs. Vorher sahen wir noch 2 Bergsteiger, die bereits den Normalweg gespurt hatten - ansonsten waren nur noch wir beide (Stunden später) allein auf dem Gipfel. Das ist dort oben sicher auch eine Seltenheit - und das sogar mit Aussicht!

Im Anschluss gingen wir am laufenden Seil über die Stangen sichernd als "eine Seillänge" bis hinunter zum Gletscher und der Erzherzog Johann Hütte. Im Anschluss noch Abstieg (teilweise im Regen) bis zur Kaiser Franz-Josef-Höhe (300 Hm Gegenanstieg) und der Tag war nach 16:45 h zu Ende, wobei die Spurarbeit der beiden Tage am meisten Kraft gekostet hat.

Tourengänger: pete85


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