Kasereck (1589 m) und Versuch Kreuzköpfl (2094 m) mit Schneeschuhen


Publiziert von DiAmanditi , 10. Juni 2018 um 21:44.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Glocknergruppe
Tour Datum:31 Dezember 2017
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT4 - Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:11 km

Die Glocknergruppe lässt mit ihren sehr steilen Hängen im Winter mit Schneeschuhen kaum Annäherungsversuche an ihre Gipfel zu. Auch die Aufstiege auf niedrige Gipfel gestalten sich manchmal ziemlich mühsam. Dies mussten wir im letzten Winter erfahren, als wir versuchten, das 2094 m hohe Kreuzköpfl oberhalb des Fuscher Tals von Süden zu besteigen. Der schwierigste Teil lag dabei schon im WT4-Bereich, was für unsere erste richtige Schneeschuhtour definitiv zu schwer war. Wir konnten dennoch den Tag voll und ganz genießen, das Wetter war traumhaft und die Aussicht unter anderem vom Kasereck, einer Schulter im Südwestgrat des Kreuzköpfls, war ebenfalls grandios. Aufgrund dessen möchte ich der Tour trotzdem einen Bericht widmen, auch wenn sie wohl kaum zum Nachgehen geeignet ist.

Wir beginnen mit der Wanderung in Fusch an der Großglocknerstraße, genauer gesagt kurz vor der Straßensperre der Großglocknerstraße nach Ferleiten am Embachbauer / Riegerbauer. Der Nebel hängt dicht im Tal, als wir noch ohne Schneeschuhe die ersten Meter durch den nicht allzu tiefen Schnee stapfen. Unser erstes Ziel ist Bad Fusch, ein ehemaliger Kurort auf 1200 Metern Höhe im Tal des Weichselbachs. Um dort hinzugelangen gibt es zwei Wege auf den jeweils verschiedenen Seiten des gennanten Baches. Wir entscheiden uns für die in Gehrichtung linke Seite und folgen der Markierung bergauf, bis wir auf ein Schild "Privatweg - Durchgang verboten" treffen. Seit letztem Jahr wollten die Anwohner des Weges laut Einheimischen wohl nicht mehr, dass an ihrem Haus ein öffentlicher Wanderweg vorbeiführt, deshalb ist der Weg jetzt nicht mehr passierbar. Wir lösen das Problem, indem wir einfach die steilen Wiesen weglos zur Zufahrtsstraße nach Bad Fusch hinaufsteigen. Im Aufstieg bietet sich uns dabei ein grandioses Schauspiel: Langsam lichtet sich der Nebel und hinter uns erscheinen die grellweißen Gipfel der Hohen Tauern, die sich eindrucksvoll fast 2500 Höhenmeter über uns erheben. Als wir schließlich auf die Straße treffen, haben wir den Nebel komplett hinter uns gelassen und betreten bei freier Sicht den hier beginnenden Bergwald.

Die Straße leitet uns nun in geringer Steigung durch die Fichten aufwärts, wir passieren die Perleben-Jagdhütte sowie die Weichselbachschlucht und erreichen nach einiger Zeit Bad Fusch. Der kleine Kurort war einst fast so bedeutend wie Bad Gastein, ist aber im Verlauf des 20. Jahrhunderts nach und nach zerfallen und besteht heute nur noch aus Ruinen. Vor der ersten Hotelanlage wechseln wir auf den Weg 2F, welcher uns nach links in den Wald führt. Es geht auf steilem Steig aufwärts, während der Schnee mit der zunehmenden Höhe immer mehr wird. Gelegentlich gibt es fantastische Ausblicke auf die Glocknergruppe mit Großem Wiesbachhorn (3564 m) und Hohem Tenn (3368 m). Wir überqueren schließlich den Tiefenbach über eine kleine Brücke und gelangen kurz darauf vom Steig auf eine große Freifläche mit einem Forstweg.

Hier stehen wir vor einem Schild, dass auf ein Wildschutzgebiet mit Wildfütterung und ein dementsprechendes Wegegebot hinweist. Da wir nicht vorhaben, uns abseits der Wanderwege aufzuhalten und es scheinbar kein generelles Betretungsverbot gibt, denken wir uns nicht viel dabei und setzen unseren Weg fort. Die Forststraße macht nun zwei ausgedehnte Kehren an einigen Alm-/Jägerhütten vorbei und führt uns dann hinauf zum Beginn des Kreuzköpfl-Südwestgrats unterhalb des Kaserecks. An dieser Stelle biegt der Wanderweg nach rechts auf einen Pfad zwischen die Fichten ab, über den wir in wenigen Schritten auf eine kleine Waldlichtung gelangen. Dies ist die Schulter des Kaserecks, einer kleinen Erhebung im Südwestgrat des Kreuzköpfls, ein erstes Zwischenziel und einen gut geeigneter Pausenplatz.

Über den Wipfeln der Fichten bietet sich von dort außerdem wieder mal ein wunderbarer Ausblick auf das Große Wiesbachhorn, es ist allerdings nicht mehr ganz so beeindruckend wie im unteren Teil der Wanderung. Inzwischen ist der Schnee so hoch geworden, dass wir beschließen, endlich unsere Schneeschuhe anzulegen. Und los geht's, hinauf über die kleinen Wiesenflächen auf dem Rücken und durch den Wald, mal mehr, mal weniger steil. Das anfangs noch ungewohnte Gehen mit den Schneeschuhen wird langsam routiniert und wir steigen immer höher.

Auf ca. 1850 Metern Höhe wird das Gelände langsam immer steiler, auf der Südseite verschwindet der Wald und wird plötzlich zu einen mindestens 30° steilen Grashang. Anfangs kann man sich noch gut auf dem nun zum recht scharfen Grat gewordenen Rücken halten, dann steilt dieser ebenfalls noch einmal deutlich auf und es wird anspruchsvoller. Mühsam erklimmen wir die Steilstufe, ein Drahtseil leistet über einige Meter Hilfe. Schließlich stehen wir vor der Entscheidung: Entweder über den verwechteten, nicht gut einsehbaren Grat weiter aufwärts oder die Steilflanke queren. Wir nehmen die Querung, doch ganz wohl ist uns bei der Sache nicht; immer wieder rutschen kleine Schneemengen ab und die Schneeschuhe sind offensichtlich nicht besonders gut für derartige Traversen geeignet. Außerdem wissen wir nicht, ob es bald wieder einfacher oder eher schwerer wird. Nach ein paar Metern und etwas Überlegen beschließen wir dann, besser umzudrehen und arbeiten uns langsam wieder zurück ins einfachere Gelände des Südwestgrats vor.

Ab hier geht der Abstieg schnell: Über den langen Rücken wieder zum Kasereck, wo wir noch einmal auf der unterhalb gelegenen Forststraße die Aussicht genießen, dann über den Fahrweg weiter und schließlich über den schönen Waldpfad hinunter nach Bad Fusch. Dort angekommen wartete bereits ein Jäger auf uns. Dieser hatte uns weiter oben gesehen und sprach uns nun darauf an, dass wir wegen der Wildfütterung eigentlich gar nicht im Gebiet oberhalb des Hinweisschilds hätten sein dürfen. Wir hatten ja gedacht, das Schild bezöge sich nur auf das Verlassen der Wege, offensichtlich gilt das Betretungsverbot jedoch für das ganze Gebiet. Ob es sich allerdings auf den ganzen Zeitraum des Wildschutzgebiets bezieht, oder ob man sich dort nur in diesem Winter nicht aufhalten darf, kann ich leider nicht sagen. Jedenfalls war der Jäger zu uns recht freundlich und wir unterhielten uns eine Weile über die Gegend sowie Möglichkeiten für Touren im Winter. Er empfahl uns noch den Rückweg auf der anderen Seite des Weichselbachs, wir nahmen aber trotzdem die Straße wie beim Hinweg, da ich heute früh hier meinen Schneeteller verloren hatte. Also steigen wir weiter auf dem uns bekannten Weg ab und erreichen bald wieder das immer noch im Nebel liegende Fuscher Tal; der Nebel hat sich hier den ganzen Tag lang nicht aufgelöst. Wir hingegen hatten heute die ganze Zeit ausgezeichnetes Wetter und ebenso großartige Ausblicke!

Schwierigkeiten:
°Bis zum Kasereck: T2
°Vom Kasereck zur Schlüsselstelle Kreuzköpfl: Im unteren Teil WT2, an der schwersten Stelle wohl WT3-WT4

Fazit:
Trotz des nicht erreichten Gipfels für uns eine sehr schöne Tour, die allerdings zum Nachgehen aufgrund der Schwierigkeit bei unsicherer Schneelage und des Wildschutzgebiets, zu dessen möglicher Begehbarkeit an anderen Zeitpunkten ich nichts weiß, kaum geeignet ist. Es könnte allerdings sein, dass man sich dem Kreuzköpfl einfacher von Norden nähern kann, was wohl ebenfalls eine interessante Tour zum Ausprobieren wäre.

Tourengänger: DiAmanditi


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