Grenzwanderung Schweiz * Bruzella - Cabbio


Publiziert von laurentbor , 15. Mai 2018 um 17:47.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Sottoceneri
Tour Datum:21 April 2018
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Monte Generoso   I   CH-TI 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 955 m
Abstieg: 912 m
Strecke:12,9 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zürich - Lugano - Mendrisio - Morbio Inferiore - Bruzella
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Cabbio - Morbio Inferiore - Mendrisio - Lugano - Zürich

Wenn man etwas über die Geschichte des Valle di Muggio liest, fällt einem auf, dass sich die Wörter Überalterung und Abwanderung immer wiederholen. Auch sonst war dieses enge und unwirtliche Tal nicht gerade vom Glück verfolgt. Armut war ein ständiger Begleiter der Bauern, denn abgesehen von Vieh- und Forstwirtschaft war kaum Geld zu verdienen. Somit verloren viele Familien ihre besten Söhne ans Söldnerwesen. Diese Zeiten sind jedoch längst vorbei und heute präsentieren sich die schmucken Dörfer von ihrer romantischen Seite und locken Wanderer wie uns ins Tal.

Heute bin ich mit einer internationalen Gruppe von Wanderlustigen unterwegs und wir starten im Dörflein Bruzella wo ich meine letzte Etappe beendet hatte. Steil geht es hoch zum Kirchenhügel Zöch wo das kleine hübsche Oratorio della Madonna di Loretto übers Tal blickt. Schön sieht man den hinteren Talkessel, den mächtigen Monte Generoso und an der rechten Talseite das Dörflein Casima. Nun folgt ein Asphaltsträsschen an einigen Bergbauernhöfen vorbei ins Val della Crotta. Auf halber Strecke liegt plötzlich ein landwirtschaftliches Gefährt auf der Strasse. Der Bauer welcher daneben sitzt erklärt, dass er oben am Hang die Kontrolle verloren habe und auf die Strasse gestürzt sei. Er ist mit dem Schrecken davon gekommen - doch sein Gefährt sieht irreparabel aus.

Nach einem hübschen Bauernhof mit Ziegen, Pferden, Schweinen und Hühnern erreichen wir den hintersten Hof namens Crotta. Hier queren wir die Breggia und steigen durch lichten Frühlingswald an. Der Weg geht im Zick Zack hoch und ist teilweise etwas rutschig. Auf der Alpe del Corno machen wir eine kurze Rast. Leider gibt es fast kein Schatten und es ist bereits sommerlich heiss an diesem Apriltag. Der Wald gibt auch nicht viel Schatten her, da das Laub noch nicht ausgeschlagen hat. So schleppen wir uns schwitzend weiter hoch bis zur Landesgrenze. Hier markiert ein Grenzstein und ein etwas hässlicher Drahtzaun die Grenze zu Italien. Der Weg führt weiter durch den Wald bis zu einigen Ruinen. Hier beim Monte Corno verlassen wir den Wald und steigen auf dem Grat weiter über Wiesen dem Sasso Gordona entgegen.

Bei der Verzweigung trennen wir die Gruppen - einige wollen direkt zur Hütte traversieren und ich mache mich mit der "Challenger-Gruppe" auf den Sasso zu besteigen. Eigentlich habe ich gelesen, dass es eine Variante gibt den Sasso über die Südflanke zu besteigen, es führt sogar ein Trampelpfad hoch bis zur Felskante. Doch dann führt nur ein schmaler Pfad rechts hoch und verliert sich in steilem Gelände. Wir steigen daher auf den Weg ab der den Sasso umrundet und überlegen kurz über den Westgrat aufzusteigen. Da ich jedoch nicht ganz sicher bin wie der Weg dort ausssieht - es gab ein paar Erdrutsche an dem Hang - kehren wir zum Südgrat zurück und traversieren unterhalb der Felsen bis zum Ostgrat. Hier treffen wir auf den Hauptzugang von der Hütte Prabello. Hier liegt auch bereits der erste "Bunker". Der Sasso Gordona war die perfekte natürliche Bastion von wo aus die italienische Armee im Ersten Weltkrieg einen allfälligen Einmarsch der Deutschen über die Schweiz abzufangen versuchten. Auch weiter oben am Aufstieg finden sich Schützengräben und Maschinengewehrstellungen. Der Weg selber würde ich als T3 einstufen - ist jedoch mit Tritten und Seilen gut abgesichert. Der Ausblick vom Gipfel ist phänomenal. Endlich sieht man den Comersee - dessen Anblick ich eigentlich bereits früher erwartet habe. Die Landschaft des Intelvi unter uns ist gespickt mit hübschen Dörfern und hinten erblickt man die Veltliner Alpen. Der Abstieg vom 1400 Meter hohen Gipfel ist rutschig und geht in die Knie.

Im Rigugio Prabello treffen wir den anderen Teil der Gruppe, der bereits in der Sonne döst. Wir wollen jedoch auch noch einkehren und bestellen die letzten Reste der Polenta. Einfach himmlisch. Für ein paar Euro richtig lecker essen - Viva Italia! Das Rifugio Prabello ist eigentlich eine Ex-Barracke der Guardia di Finanza, welche hier oben den Schmuggel bekämpfte. Wir schmuggeln die Pasta und das Moretti Bier in unseren Mägen 50 Meter weiter über die Grenze - der Abstieg naht.

Da die Tour länger dauerte als ich dachte und wir unbedingt den 17:00 Uhr Bus aus dem Tal erwischen wollen, steigen wir direkt ab nach Cabbio. Der Weg führt über eine hübsche Alpweide zum Hof Arla und kurz vor dem Ort Cabbio machen wir noch einmal Rast. Mein Blick schweift bereits auf die andere Talseite zum Monte Generoso - in der nächsten Etappe geht es also wieder richtig hoch hinaus! Der Weg nach Cabbio führt sogar an einem Rebberg vorbei. Viel Wein wird hier im Valle di Muggio jedoch nicht angebaut. Bekannt sind hier eher die Kastanienprodukte. Cabbio empfängt uns mit lautem Geläut der Pfarrkirche. Wir staunen wieder einmal über das hübsche Ortsbild. Wie aus der Zeit gefallen scheint der Ort zu sein. Absolut sehenswert.

Arrividerci!

Hier geht es zur nächsten Etappe

Tourengänger: laurentbor


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