Kurzbericht 

Bifertenstock NordWand


Publiziert von Dolmar , 26. März 2018 um 23:03.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Surselva
Tour Datum:24 März 2018
Ski Schwierigkeit: SS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Hausstockgruppe   CH-GL   Bifertengruppe 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1680 m
Abstieg: 2600 m

Spinnereien sind so lange Spinnereien bis auf den Grund gegangen wird, und so eine Spinnerei bleibt nach dem Versuch entweder weiterhin eine Spinnerei weil es für den Aspiranten nicht geht oder der Versuch wird zu einem besonderen Erlebnis, dessen Süße noch lange anhält.

Der Kreis hat sich geschlossen, Feb. 2017 bin ich angetreten eine Ski Überschreitung des Biferten zu wagen,
die Vernunft hatte damals gesiegt, oder die verbohrte Engstirnigkeit hat gesiegt, damit ist gemeint Abfahrt über die Eisnase war wegen Vereisung (abgeblasen) nicht durchführbar. Heute weiß ich das es sehr sehr viel Glück bräuchte die Eisnase mal nicht blank anzutreffen, mangelnde Recherche hat mir 2017 die alternative östlich des Eispanzers abzufahren nicht aufgezeigt.
Heute stand ich wieder am P.3351 am Grat zum Bifertenstock und mit etwas Fantasie ist der Kreis den Bifertenstock mit Ski zu erreichen geschlossen, bzw. von Süden und Norden geglückt. Eine Überschreitung ist es nicht geworden aber für mich ein besonderes Erlebnis.
Den Gipfel habe ich für diesmal nicht mitgenommen, Erstens war die Zeit schon weit fortgeschritten, noch wichtiger dürfte der Umstand sein, das der alte Mann mit seinen Kräften Haushalten musste und drittens war ich schon 3 mal am Gipfel, zwei mal über die Eisnase und einmal eben mit Ski von Süden.

Anreise bereits am Freitag, geplant war eine Erkundungstour zum Limmerenpass, denn dieser stellt das Tor, oder wegen mir auch den Schlüssel zur Biferten N-Wand dar.
Zu prüfen galt auf das Limmerenband hinunter zu kommen.,Ob eventl. wegen einer Wächte oder zu unsicherer Schneelage die Gangbarkeit sowie im Ab- als auch im Aufstieg möglich sei, denn diese Passage stellt ja auch den Schlüssel für das wieder zurückkommen dar. Zumal vom Limmerenpass aus ein Blick auf die N-Wand möglich sein dürfte war das die Option für den Freitag nebst der Anreise.

Ankunft in Brigels am späteren morgen, nachdem mir die Billetverkäuferin erklärt hat, das der Lift zur "La Cauma" nicht fährt, ich aber den anderen Lift nach "Fil da Rubi" dem höcheren Endpunkt nehmen könnte, war ich kurz verwirrt. Der Schwabe hat dann gesiegt, ich wählte eine Liftbeförderung bis "Crest Falla". auf 1700m.
Das hat nur 15 Franken gekostet, nach "Fil" wären 30 Franken zu entrichten gewesen, so viel wollte ich für eine Erkundung nun doch wieder nicht ausgeben.
Die Erkundungstour war von Anfang an nicht mit dem besten Stern gesegnet, um 10:00 Uhr endlich ab in den Lift, die Wolkenschleier haben sich bald verzogen und ich konnte im T-Shirt aufsteigen. Leider ein sehr leidlicher Aufstieg, von Anfang an haben meine Felle gestollt, was ich nicht verstand, habe ich diese doch erst kürzlich imprägniert. zu den Stollen unter den Ski kommt dann noch der Pappschnee auf den Skiern, da haben die Ski leicht mal das doppelte Gewicht und Sch... zum durch den Schnee Spuren ist es auch.
Die Stollerei sollte sich bis zum Limmerenpass nicht erledigen. Das war alles war ziemlich anstrengend hier hinauf, war generft und wollte schon alles abblasen. Da sehe ich das Ziel der Begierde und wie weggeblasen ist alles, ja die Wand sieht für mich fahrbar aus, jetzt noch den Abstieg zum Limmerenband finden und checken. Ab 15m bis 40m westlich der beiden Steinmänner ist der Einstieg gut. Ich habe die Steigeisen angezogen und die Eisgeräte zur Hand genommen und bin in super Trittschnee hinunter gestiegen. Keine Wächte versperrt den Zugang, immer nach Westen absteigend dem Limmerenband zugewandt ist des Rätsels Lösung. Nachdem der Abstieg klar war zurück zu den Ski.
Noch an den Fuß des Felsaufbaus des Kistenstöcklis und dann in schöner Abfahrt den genialen Hang hinunter, Ab der Bifetenhütte zurück bis Rubi Sura geht es sehr flach und um die eine oder andere Stöckelei komme ich nicht herum, bei Rubi Sura gibt es einen direkte Abfahrt ins Val Frisal nach Rubi Sut. Hier hinunter in nun schon sehr schweren Schnee und das lange flache Tal hinaus Stöckeln und kleinen Gegenanstiegen. Nach knappen 6 Stunden erreiche ich wieder Brigels, für eine kleine Erkundungstour doch ausgewachsen. 

30 Franken meine Aufstiegshilfe für Samstag bringt mich nach Fil da Rubi auf 2482 m. Kurze Abfahrt im Bruchharsch nach Rubi Sura, nun erfreue ich mich an meiner Spur vom Vortag, ebenso an den anderen Fellen den ohne diese Stollerei geht es in der Spur zügig und kraftsparend hinauf zum Limmerenpass welchen ich nach 1 1/2 h erreiche. Hier wird die Komfortzone verlassen jetzt wird`s einsam und ursprünglich, vermutlich wird in dieser entlegenen Ecke ein antreffen anderer Türler ehr auszuschließen sein.

Ich entscheide mich zum Limmerenband hinab zu fahren quasi als kleines Testpice, das was ich heute noch vorhabe ist ja vermutlich noch steiler als das hier.
Dank des Super Pressschnee geht das hervorragend, das Tor ist aufgeschlagen, nun über das Limmerenband anfangs noch fahrend dann mit Fellen. Das ist aber alles andere als easy zu begehen dieses Limmerenband, unter einer 20cm Pulverschneeschicht kommt im weiteren Verlauf des Bandes eine harte Unterlage, ohne mehrmaliges einschlagen der Ski bei jedem Schritt ist das wegrutschen nicht zu verhindern.
Die Steilheit des Bandes ist ganz ordentlich, teils an die 40 ° Grad, hier schießt mir etwas das Adrenalin ein.
Bald gebe ich die Spurerei wieder auf, wechsle wieder in die Abfahrtsstellung und stiebe das Band bei der ersten Unterbrechung der Felsabbrüche hinunter auf den Limmerengletscher, zwar bin ich nun deutlich tiefer auf dem Gletscher aber das queren war ein dermaßen heikler Krampf, das das die sicherere Lösung war.

In Pulverschnee geht es den nicht enden wollenden Limmerengletscher sanft ansteigend hinauf. Die N-Wand entzieht sich für längere Zeit wieder meinen Blicken, erst ab dem Griessgletscher kommt die Wand wieder in den Blickwinkel und ja es ist immer noch weit bis zum Wandfuß, eine gewisse Leidensfähigkeit setzt das hier so langsam vorraus. Die Eisnase ganz westl. ist auch zu erkennen, und eben auch das diese nicht fahrbar wäre komplett blank geblasen und viel Fels darunter. Nach gefühlter Ewigkeit erreiche ich nach fast 4 1/2 Std. den Wandfuss auf ca. 3000m. Mit den Ski komme ich noch bis kurz über den hervorragend eingeschneiten Bergschrund. Dann wird umgebaut, mit den Eisen an den Füßen und den Eisgeräten zur Hand geht es hinauf. Der rechter Hand liegende Eisbalkon wölbt sich aus dem Firn heraus und läßt alles Irre Steil erscheinen. Ich finde hervorragenden Trittfirn vor, welcher auch für die Abfahrt bestes verspricht. Leider geht mir das alles sehr bald an die Kondition, nach meiner Grippe konnte ich noch nicht wirklich wieder Kraft aufbauen. Der alte Mann muss alle paar Schritte g`hörig verschufa.
Die Wand wird zur Mitte hin gut 50 ° Grad haben. Der Schnee wird mal tiefer und anstrengender beim Spuren, mal geht`s wieder in gutem Firn. Im oberen Drittel wo die Sonne in die Wand scheint wird`s ecklig, hier hat sich eine harte Eiskruste gebildet, welche leider nicht komplett trägt, darunter ist der Schnee sehr tief, diese Passage treibt Raubbau an den Kräften des alten Mannes. Wird das zu fahren sein, die Ski werden nicht durch die Kruste brechen und die Wand ist hier immer noch an die knappe 50 ° Grad steil.
Gott sei Dank legt sich die Wand dann aber alsbald etwas zurück und auch die Eiskruste geht über in Pressschnee und kleinere Windgangeln. 
Ich bin aus der Wand herraussen, noch wenige Meter zum Grat des Bifertenstock beim P.3351m
6 Std.  Arbeit haben mich hier her gebracht. Es ist absolut Windstill am Grat, ich kann die Aussicht genießen, herrlich hier, gefühlt bin ich eine Ewigkeit von der Zivilisation entfernt, alleine, es gibt nur mich.
Eine Innere Zufriedenheit kommt auf, (ergo Kreis, Überschreitung, zu alt für sowas, und und und.).

OK ganz alleine ist man nirgends mehr, der Flugverkehr ist markant, inklusiv Gletscherlandungen auf dem Griessgletscher, aber Flugzeuge und Heli sind wie Vögel weit weg und können das Gefühl nicht mindern.

Nein ich gehe nicht zum Gipfel, die Gründe hatte ich eingangs beschrieben. Vielmehr mache ich mich nach kurzer Rast sofort an die Abfahrt, es ist bereits 15:00 Uhr. der Weg zurück noch weit. Nach wenigen Schwüngen über die Windgangeln geht es zunehmend zur Sache, die eisige Passage geht recht gut zu fahren, dann ist es nur noch toller gesetzter Powder, einzig die Mitreißgefahr ist zu beachten, sonst alles Safe in der Wand und viel zu schnell vorbei. Letzte glückliche Blicke zurück und es geht
über den Flachen Griess- und Limmerengletscher entspannt dem Limmerenband entgegen.
Auf dem Limmerenband ist wieder volle Aufmerksamkeit gefragt, die Situation hat sich ja nicht geändert.
Kraftraubendes Spuren und dieses permanente Abrutschfeeling auf dem Band setzen mir zu. Endlich an der Steilstufe wieder umbauen und hinaufpickeln, das dauert nun alles sehr lange.
Oben am Limmerenpass angekommen fällt eine Anspannung von mir ab, ich bin wieder in der Komfortzone.
Es ist bereits 16:45 Uhr es wird Zeit, in der wieder leicht angefrohrenen Spur läuft es super gut hinunter nach Rubi Sura, diesmal  Felle ich ein letztes mal an und nehme die Steigung hinauf nach "La Cauma" in Angriff.
Müßig zu erwähnen das es mich sehr geschlaucht hat.
Auf frisch präparierter Piste kann ich bis etwa Crest Falla abfahren, danach auf der zerpflügten Pflonzschneepiste hinunter bis Brigels, Ankunft 18:00 Uhr bumsfertig.
Ohne die Piste wäre die Abfahrt wohl extrem anstrengend gewesen und war dann echt glücklich über die Piste.

Eine Spinnerei umgewandelt in ein besonderes Erlebnis dessen Süße noch lange anhält.
 





Tourengänger: Dolmar


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen