Plasteikopf, Demmerahöhi, Hinter-, Vorder Grauspitz
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Am 31. August verabschiedete sich der so prächtige Sommer 2015 nocheinmal mit einem Traumtag und was liegt näher, als diesen ausgiebig auszukosten?! Ich entschied mich für eine Tour in Liechtenstein, zu der mich einige Tage zuvor ein Tourenbericht im Internet inspirierte. Zunächst stieg ich auf den Plasteikopf (2356 m), dann auf einem traumhaften Grat über die Demmerahöhi (2302 m) und schließlich weiter zum Hinter Grauspitz/Schwarzhorn (2574 m). Den Abschluss bildete dann noch die Ersteigung des höchsten Punktes Liechtenstein, der Vorder Grauspitz (2599 m). Die Namensgebung ist etwas undurchsichtig, von den Einheimischen wird wohl nur zwischen Schwarzhorn und Grauspitz unterschieden, die Zusätze Vorder und Hinter werden ignoriert.
Route: Steg (Triesenberg) - Valüna - Valüna Obersäss - P.1862 - P.2090 - Ostgrat - Plasteikopf - Südflanke - Südostgrat - Demmerahöhi - Nordwestgrat - Schwarzhorn - Südostrücken - Südflanke - Grauspitzsattel - Nordostgrat - Grauspitz - Retour Südflanke - Ijesfürrgli - Notz(kar) - Retour via Obersäss
Ausgangspunkt ist der kostenlose Parkplatz (1276 m) nach dem Scheiteltunnel vor dem Örtchen Steg, das man auf der Straße nach Malbun erreicht. Gegenüber quert eine Straßenbrücke den Stägerbach, man folgt immer den Wegweisern Richtung Pfälzerhütte ins Valüner Tal. Am besten nutzt man hierzu ein Rad, um sich den Talhatscher zu erleichtern. Bald darauf passiert man den Gänglesee, hier gibts einen weiteren Parkplatz und eine WC-Anlage. Nun auf einem schotterigen Alpweg ins Tal, wenig ansteigend zur Alpe Valüna (1409 m) und in der Folge auf dem etwas weniger komfortablen Weg deutlicher steigend bis zum Valüna Obersäss (1652 m), in den Serpentinen ist der Weg dann sogar, wenn auch brüchig, asphaltiert. Hier oben befindet sich ein Wegweise (Raddepot), dem man in Richtung des Wanderwegs zur Pfälzerhütte folgt. Dadurch verlässt man den Alpweg und wandert geradewegs oberhalb des Bachbetts bis zum nächsten Wegweiser (P.1738). Nun zweigt der Hüttenzustieg nach links ab, man hält sich aber geradeaus der Spur (entlang des Zauns) folgend unter der Notzhalda hindurch, bis sich das Gelände öffnet und man ins weite Naaf-Kar blickt. In einem Bogen quert man die Bachläufe über gute (Kuh-)Pfadspuren zum kleinen See bei P.1862. Von hier ergibt sich dann in instruktiver Blick über den weiteren Anstieg.
Vor uns befindet sich markant der breite Ostrücken des Plasteikopfs, der sich oben immer mehr zusammenschnürt und aufschwingt. Ihn erreicht man über eine freie Schneise im Buschwerk über recht steiles Gras, welches teilweise nur mäßig gestuft ist und damit bei der spätsommerlichen Länge des Grases eher unangenehm zu begehen ist. Man quert dann nach rechts zur Abbruchkante des Rückens nach Norden hin, um dort dann besser gestuft, aber steil entlangzusteigen: Ziel ist P.2090 am Fuße einer großen Geröllhalde. Man kann nun nach rechts über den nördlich verlaufenden Ostrücken zum vorgelagerten Nordrücken aufsteigen oder man bleibt dem bisherigen Ostrücken treu. Über schönes Gras und etwas Geröll geht es den nun schmaleren Rücken aufwärts an den markanten schrofigen Aufschwung. Hatte dieser von unten noch recht unnahbar gewirkt, so zeigt sich jetzt die Möglichkeit einer Ersteigung. Entweder direkt an der Kante hoch, dann anspruchsvoll und mind. 2ter Schwierigkeitsgrad oder rechts in die Flanke ausweichen und auf Gras den ersten Felsriegel umgehen, dann keine Kletterei. Eine dritte Variante und das war mein Weg: man quert nach links hinaus, dort sind schmale, ausgesetzte Grasbänder und man umgeht die Felsen und steigt sehr steil aufwärts (gefühlt recht anspruchsvoll bei spürbarer Ausgesetztheit, I im Grasgelände), danach kurz etwas leichter im Gras zum zweiten Aufschwung, hier in ähnlicher Schwierigkeit hinauf. Danach legt sich das Gelände etwas zurück, der Grat wird aber schmaler, jedoch nie großartig ausgesetzt. Man wandert schön an der Kante über Fels und Gras gegen den Gipfelaufbau, teilweise weicht man etwas nach Norden aus. Unter dem steilen Gipfelaufbau quert man nun im wieder steileren, teils sehr schottrigen Gelände auf den Nordrücken, direkt an der abweisenden Felswand. In der obersten Westflanke kann man diese nun steil, aber gut gestuft umgehen, am besten man strebt so schnell wie möglich wieder zu der Grathöhe. Oben teilweise mit leichter Kletterei weiter, die wackligen Felsblöcke dann auf guten Bändern westseitig umgehen, um auf den Hauptgipfel des Plasteikopfs (2356 m) mit Steinmann und Gipfelbuch zu gelangen. Schöne Ausblicke und Einsamkeit scheinen hier garantiert, maximal 15 Einträge gibt es hier oben im Durchschnitt pro Jahr, meist sind es Einheimische.
Der kurze Übergang zum Hauptgipfel markiert dann auch den Beginn des Traumgrats, der vom Plasteikopf zum Schwarzhorn führt. Dabei muss zunächst einfach zu einem Graskopf abgestiegen werden, von hier bricht der zerborstene Südgrat senkrecht in die Tiefe. Deshalb weicht man in die grasige Flanke daneben aus, das sieht zwar von oben sehr gewagt aus, stellt sich dann aber gut machbar dar. Zwar sehr steil, aber immer gut gestuft steigt man ab, um dann unter den Felsabbrüchen wieder zurück zur Gratkante zu queren. Dieser folgend geht es in die tiefste Einschartung (2245 m). Hier setzt der Nordwestgrat der Demmerahöhi an, zunächst leiten seichte Pfadspuren und Eisenstangen eines alten Schafzauns die grasige Grathöhe entlang, die deutliche Spur bleibt aber bald in der Südwestflanke. In einigem Auf und Ab, möglichst immer an der Gratkante steigt man dem Gipfel entgegen, was von Fern so ungemütlich aussah entpuppt sich als zwar recht brüchiges, aber gut gangbares Gras-Schrofengelände. Kurze Aufschwünge werden am besten direkt erklettert (I-II, sehr kurz, aber meist mit kräftigem Zupacken), kurzes Ausweichen in die Flanke möglich. So erreicht man kurzweilig die Demmerahöhi (2302 m), ohne jegliches Gipfelzeichen. Bis hierhin waren ab dem Ostgrat des Plasteikopfs immer wieder Edelweiß aufgetaucht, vermutlich war ich aber schon zu spät, da der Gratverlauf auch als "übersät mit Edelweiß" beschrieben wird.
Jetzt steht man praktisch direkt vor der eindrucksvollen Nordflanke des Falknis-Grauspitz-Massivs, die Demmerahöhi nur angebunden über einen schmalen, respekteinflößenden Grat aus Gras und Fels. In unverändertem Gelände mit bleibendem Anspruch, jedoch jetzt mit deutlichen Pfadspuren weiter zum vermeintlich unüberwindbaren Mitteilteil des Grates, der sich abweisend aufbaut. Im Näherkommen löst sich das ganze dann aber recht gutmütig auf. Nichtsdestotrotz meiner Meinung nach die gehtechnische Schlüsselstelle der Tour: auf teils nachvollziehbaren Trittspuren geht es den schiefrigen Aufschwung nach oben. Hier sollte jeder Tritt sitzen, man hat das Gefühl alles um einen herum zerbröselt. Aber auch hier geht es zügig drüber und oben wirds wieder grasiger und angenehmer. Die Spuren leiteten dann zum breiten Nordostrücken des Schwarzhorns, den man etwas oberhalb von 2500 m erreicht (markanter Steinmann). Kurz noch dem nun deutlichen Wanderweg unschwierig zum Schwarzhorn-Gipfel (2574 m) mit Kreuz und Buch folgen.
Auf dem Schwarzhorn wird die umfassende Aussicht eigentlich nur noch vom etwas höheren Grauspitz verstellt. Insofern bleibt dem Bergsteiger nichts anderes übrig, als diesen Gipfel ebenfalls noch zu erklimmen ;). Man könnte dies auf dem direkten Gratübergang nach Westen durchführen, das Gestein ist hier oben aber nochmals deutlich brüchiger (gefühlt zumindest). Der Grat bricht kurz nach dem Gipfel senkrecht ab, eine kurze Rinne (II, hart an T6 ran,) müsste man abklettern, hat aber wenig haltbares um sich herum. So habe ich dann auch gekniffen, nachdem die ersten beiden Griffe bzw. Tritte gleich wacklig waren. Im AVF Rätikon ist eine Umgehung in der Südflanke beschrieben, die ich mir dann lieber anschauen wollte. Vom Gipfel zunächst etwas auf dem Aufstiegsweg zurück, bis man auf den breiten Südostrücken gehen kann. Hier hat es ein paar Steinmänner und Spuren, man steigt ca. 100 Höhenmeter hinunter, bis ein größerer Steinmann den Einstieg in die Südflanke markiert. Hier ist es dann aber auch schon vorbei mit Spuren, mit etwas Glück findet man Gamsspuren, die das vorankommen etwas erleichtern. Zunächst noch auf einer steilen, aber gestuften Grasrampe abwärts und dann in die Südflanke einsteigen. Ansonsten versucht man möglichst weit oben die Geröllflanke in Richtung Scharte gegen den Grauspitz zu queren. Die untersten Felsabbrüche des Schwarzhorn-Gipfelaufbaus haben teilweise gangbare Bänder ausgebildet, ansonsten ist das Gelände unangenehm zu begehen. Insgesamt verliert man unter die Scharte knapp 60 Höhenmeter. Zum Grauspitzsattel (2502 m) gelangt man am Schluss über passabel gestuftes Gras. Über den zersplitterten, aber gutmütigen Nordostgrat geht es auf deutlicher Spur zum Vorgipfel und mit kurzem Zwischenabstieg auf den Hauptgipfel und höchsten Punkt Liechtensteins, den Grauspitz (2599 m). Hier oben liegt ein schäbig verpacktes Gipfelbuch in einem Metallkasten ohne Deckel, das Buch ist von Gipfeltieren sogar angefressen. Leider hatte ich keine passenden Utensilien dabei, um diesen Zustand etwas abzumildern...davon stand in den gelesenen Berichten auch leider nichts (ob das Buch aus dem Jahr 1992 vllt. gar nicht gefunden wird ???). In den letzten Jahren viele Einträge von gipfelsammelnden Polen.
Zurück ging es dann auf dem gleichen Weg über die Südflanke zum Südostrücken, hier allerdings nur ein Stück wieder hochsteigen und dann über ein Geröllfeld zum Nordostrücken queren. Über den Normalweg geht es dann weiterhin unschwierig zum Ijesfürggli (2348 m). Von hier oben steil und abschüssig auf einem kleinen Steig hinab ins Notz-Kar und weit hinaus bis zur Notzhalda. Hier links hinab, neben dem Zaun gibt es eine deutliche, steile Wegspur, die die Runde dann zum Aufstiegsweg komplettiert (ggf. im Luftbild der Schweiz nochmal nachvollziehen). Nun schnell zum Obersäss und glücklicherweise mit dem Rad ohne langen Hatsch hinaus zum Parkplatz.
Fazit: Grandiose Bergtour auf einen der Seven Summits der Alpen, den andere deswegen nur besteigen. Solche Ambitionen hege ich nicht, mir ging es rein um das bergsteigerische Erlebnis, für das ich nicht enttäuscht wurde. Eine satte, oft weglose T5-Runde (mehr als 1600 Höhenmeter, Radstrecke gut 5,5 Kilometer einfach, Gesamtstrecke um 20 Kilometer) mit ein paar kurzen Kletterstellen (I. Schwierigkeitsgrad obligatorisch), für die man ausreichend alpine Erfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit mitbringen muss, etwas Orientierungssinn ist insgesamt hilfreich. Weite Ausblicke und eine über das Jahr gesehen wohl auch prächtige Flora runden das Gesamtbild würdig ab. Auch im Bereich des nicht ausgeschilderten und markierten, aber auf durchgehenden Wegen zu erreichenden Schwarzhorns kommt es laut Gipfelbuch zu keinen Massenaufläufen :-L). Einziger Wermutstropfen war der unangenehm starke (Föhn)Wind, der trotz strahlendem Sonnenschein frösteln ließ, dafür war der Aufstieg kaum schweißtreibend, die Pausen aber teils ungemütlich.
Am 31. August verabschiedete sich der so prächtige Sommer 2015 nocheinmal mit einem Traumtag und was liegt näher, als diesen ausgiebig auszukosten?! Ich entschied mich für eine Tour in Liechtenstein, zu der mich einige Tage zuvor ein Tourenbericht hier bei Hikr inspirierte.
Grandiose Bergtour auf einen der Seven Summits der Alpen, den andere deswegen nur besteigen. Solche Ambitionen hege ich nicht, mir ging es rein um das bergsteigerische Erlebnis, für das ich nicht enttäuscht wurde. Eine satte, oft weglose T5-Runde (mehr als 1600 Höhenmeter, Radstrecke gut 5,5 Kilometer einfach, Gesamtstrecke um 20 Kilometer) mit ein paar kurzen Kletterstellen (I. Schwierigkeitsgrad obligatorisch), für die man ausreichend alpine Erfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit mitbringen muss, etwas Orientierungssinn ist insgesamt hilfreich. Weite Ausblicke und eine über das Jahr gesehen wohl auch prächtige Flora runden das Gesamtbild würdig ab. Auch im Bereich des nicht ausgeschilderten und markierten, aber auf durchgehenden Wegen zu erreichenden Schwarzhorns kommt es laut Gipfelbuch zu keinen Massenaufläufen. Einziger Wermutstropfen war der unangenehm starke (Föhn)Wind, der trotz strahlendem Sonnenschein frösteln ließ, dafür war der Aufstieg kaum schweißtreibend, die Pausen aber teils ungemütlich.
Link zum Bericht mit Bildern auf Alpic.net.
Grandiose Bergtour auf einen der Seven Summits der Alpen, den andere deswegen nur besteigen. Solche Ambitionen hege ich nicht, mir ging es rein um das bergsteigerische Erlebnis, für das ich nicht enttäuscht wurde. Eine satte, oft weglose T5-Runde (mehr als 1600 Höhenmeter, Radstrecke gut 5,5 Kilometer einfach, Gesamtstrecke um 20 Kilometer) mit ein paar kurzen Kletterstellen (I. Schwierigkeitsgrad obligatorisch), für die man ausreichend alpine Erfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit mitbringen muss, etwas Orientierungssinn ist insgesamt hilfreich. Weite Ausblicke und eine über das Jahr gesehen wohl auch prächtige Flora runden das Gesamtbild würdig ab. Auch im Bereich des nicht ausgeschilderten und markierten, aber auf durchgehenden Wegen zu erreichenden Schwarzhorns kommt es laut Gipfelbuch zu keinen Massenaufläufen. Einziger Wermutstropfen war der unangenehm starke (Föhn)Wind, der trotz strahlendem Sonnenschein frösteln ließ, dafür war der Aufstieg kaum schweißtreibend, die Pausen aber teils ungemütlich.
Link zum Bericht mit Bildern auf Alpic.net.
Tourengänger:
Kauk0r

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