Grünhorn und Ochsenhofer Köpfe - Grat- und Höhenwege im Glanz des Widdersteins


Publiziert von Grimbart , 24. Oktober 2017 um 19:07.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:14 Oktober 2017
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 880 m
Abstieg: 880 m
Strecke:ca. 10,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Anreise mit PKW aus dem Vorarlberger Rheintal: Auf der L 200 nach Alberschwende, bei Müselbach auf die L 205 bis nach Hittisau. Weiter auf der L5 via Balderschwang und Riedbergpass nach Fischen i. Allgäu. Auf der B19 (ab Walserschanze L 201) ins Kleinwalsertal.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Kartennummer:Kompass WK-Nr. 03 (Oberstdorf / Kleinwalsertal); F&B WK 5364 (Hinterer Bregenzerwald / Kleinwalsertal / Damüls)

Mit nicht einmal 5.000 Einwohnern macht des Vorarlbergers „Terra Incognita“ etwa 3,8% der Landesfläche aus. Zu Lande nur über (straßenlose) Gebirgspässe zu erreichen, ist es also nicht verwunderlich, dass der gemeine Vorarlberger sich nur selten ins Kleinwalsertal verirrt. Für wahr es fühlt sich auch an, als ob man sich im (deutschen) Ausland befindet. Die landschaftliche Schönheit dieser Quasi-Exklave ist ein Ausflug aber allemal Wert.

Den besten Überblick über das Tal, seine Seitentäler und die alpine Bergumrahmung genießt man vom zentral aufragenden Walmendingerhorn. Zwischen den beiden markantesten Bergen des Tals gelegen, entsendet dieser vortreffliche Aussichtsgipfel nach Westen hin einen gut 4 km langen Grat zum Grünhorn, der sich in Kombination mit den südlich vorgelagerten Alpterrassen für eine kurzweilige Rundtour inmitten einer reizvollen Bergszenerie geradezu aufdrängt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass der Gratweg über die Ochsenhofer Köpfe sich großer Beliebtheit erfreut. Wer die Einsamkeit sucht, der ist hier definitiv am falschen Ort!

 

Von Mittelberg schwebt man mit der in die Jahre gekommenen Pendelbahn recht zügig hinauf zur Bergstation am Walmendingerhorn. Von dort ließe sich der Gipfel auf gut ausgebautem Fußweg in gut 10 Minuten erreichen. Wegen der tiefstehenden Morgensonne verschiebt man diesen Abstecher aber besser auf den Nachmittag. Es herrscht dann zwar mehr Andrang, doch wiegt die bessere Aussicht nach Osten diesen Wermutstropfen allemal auf.

Von der Gipfelstuba wandert man deshalb zunächst einmal auf einem steilen, teils grobschottrigen und steinigen Ziehweg in einem Bogen hinunter zur Wegverzweigung bei der Muttelbergalpe. Hier muss man sich nun entscheiden in welche Richtung man den Gratweg über die Ochsenhöfer Köpfe begehen möchte. Im Endeffekt ist es Geschmacksache. Da ich den Widderstein und die Allgäuer Alpen bei der Gratbegehung nicht im Rücken haben wollte, kam für mich nur die West-Ost Begehung in Frage.

Daher hielt ich mich bei der Abzweigung links und folgte dem Fahrweg hinunter bis zu einer weiteren Weggabelung. Um auf den Höhenweg über die Stierhofalpen zur Starzelalpe zu gelangen hält man sich hier nun rechts. An der Oberen Lüchlealpe vorbei führt anschließend ein Alpweg durch das Kar hinüber zu einem Bergrücken. Um diesen herum geht’s nun durchgehend oberhalb der Baumgrenze und mit wunderschönen Ausblicken leicht bergab, die verfallene Äußere Stierhofalpe passierend, zur Inneren Stierhofalpe. Zwei Bachgräben auslaufend erreicht man in leichtem Auf und Ab eine gute ¼ Stunde später bereits die Alpböden an der Starzelalpe.

An der Starzelalpe setzt nun der Steilanstieg zum Grünhorn an. Zunächst leiten die Markierungen über die Weiden hoch zu einem Graben. Mit diesem zur Linken geht’s anschließend weiter zu einem Boden um sich dann dem vom Starzeljoch herabziehenden Steilhang zuzuwenden. Wieder deutlich an Steilheit zulegend steigt man auf teils schuttigem Weg hoch zum von der Ochsenhofer Scharte herüberziehenden Wanderweg. Auf diesen wechselnd verlangt unterhalb des Starzeljochs noch ein felsdurchsetzter Wegabschnitt Achtsamkeit. Kurz darauf ist dann auch schon das üppig bewachsene Joch erreicht, sodass man sich nach einer kleinen Verschnaufpause gleich dem Südgrat des Grünhorns widmen kann.

Weiterhin steil führt der Steig zwischen dichtem – sich aber zusehends auflockerndem und von Wetterfichten ablösendem – Buschwerk dem Grat entlang hoch zu einem schrofigen Gratabschnitt. Direkt über die Schneide hinweg, steigt man anschließend – auf wieder breiter werdendem Grat – mühelos zu einer kleinen Mulde unterhalb des Gipfels auf. Über einen Grashang aus dieser nun hoch zum Kreuz am Grünhorn. Vorbei an den winterlichen Bollwerken des Lechquellengebirges, reichte der Blick zu meiner Überraschung bis zum Tödi und Claridenfirn; gegen Osten markierte die Zugspitze den höchsten Gipfel im Panorama.

Der Abstieg durch die steile Ostflanke zur Ochsenhofer Scharte erwies sich aufgrund der Schneeschmelze als eine etwas rutschige und schmierige Angelegenheit. Dazu steigt man zunächst wieder in die Mulde südlich vom Gipfel ab. Hier nach links und in einem Bogen quer durch die Flanke hinüber zum Ostgrat. Ab hier gab's wieder trockene Verhältnisse, sodass sich der Weiterweg zur Ochsenhofer Scharte wieder gemütlich bewerkstelligen ließ.

An der Scharte angelangt wartet nun das Glanzstück der Runde: Der Gratweg über die Ochsenhofer Köpfe. Dass er viel begangen ist habe ich schon erwähnt, zu den Anforderungen habe ich mich aber noch nicht geäußert. Die Überschreitung des westlichen Ochsenhofer Kopfs bis zur Litzescharte weist keine großen Hindernisse auf. Der sich stets an den Gratverlauf haltende Weg ist zwar durchaus ruppig und steil, doch fehlen Stufen und Felsabsätze, die die Zuhilfenahme der Hände erfordern. Letztere mehren sich erst im Aufstieg zum östlichen Ochsenhofer Kopf und insbesondere im Übergang zum Lüchlekopf. Wobei sich die anspruchsvollsten Stellen aber erst im Abstieg vom Lüchlekopf finden.

Insgesamt vermittelt der Gratweg aber doch einen recht ruppigen und steinigen Eindruck, der mit seinen zahlreichen hohen Stufen und Absätzen auf die Knie geht. Recht ausgesetzte oder luftige Stellen gibt es trotz der durchaus jähen Abbrüche ins Schwarzwassertal aber nicht. Einen Tick einfacher erscheint mir die Begehung in umgekehrter Richtung, also von Ost nach West.

Ab der Bergstation am Muttelbergkopf ist wieder „sicheres“ Alpgelände erreicht. Man kann vom Grat entweder gleich direkt über einen Grashang zur Liftstation absteigen oder man hält sich weiter an den Gratverlauf und steigt erst ein gutes Stück nach der Liftstation zur Skipiste hinunter. In beiden Fällen folgt man zum Schluss der Piste in einem Bogen bergab zum vom Vormittag bekannten Fahrweg. Zur Bergstation gilt's dann noch gute 150 Höhenmeter abzuarbeiten.

 

Gehzeiten:

Walmendinger Horn, Bergstation – Obere Lüchlealpe – Innere Stierhofalpe (ca. 50'') – Starzelalpe – Starzeljoch (ca. 45'') – Grünhorn (ca. 25'') – Ochsenhofer Scharte – Ochsenhofer Kopf, W-Gipfel (ca. 40'') – Litzescharte – Lüchlekopf (ca. 40'') – Walmendinger Horn, Bergstation (ca. 50'') – Walmendinger Horn (Auf- u. Abstieg ca. 15'')


Tourengänger: Grimbart


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Kommentare (2)


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quacamozza hat gesagt:
Gesendet am 25. Oktober 2017 um 11:02
Hallo Grimbart,

eindrucksvolle Bilder und eine schöne Tour, die ich kommende Woche eigentlich auch machen wollte. Aber das Wetter spielt nicht mit.

Sportlichen Gruß
Ulf

Grimbart hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. Oktober 2017 um 19:57
Hallo Ulf,

Das Wetter kann man nicht planen, die Berge laufen einem aber auch nicht davon. Vom Zeitpunkt her, wäre die kommende Woche sicher ideal gewesen.

BG
Erwin


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