Wieder Gewitter: schnell die halbe Filzenschneide und der Glatzer


Publiziert von Kris , 14. September 2017 um 18:29.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Zillertaler Alpen
Tour Datum:28 August 2017
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:Bahnstation Ahornbahn - Filzenkogel - Filzenschneid: P2262 - P2233 - P2317 (Nordgipfel) - retour - dann: Edel-Hütte - Glatzer und retour
Kartennummer:DAV Zillertal Mitte

Leider waren die Erwartungen für den vorliegenden Tag wieder die gleichen wie am Vortag: Gewitter bereits am frühen Nachmittag, teils wurde sogar 11 Uhr genannt. Nicht die besten Voraussetzungen zum Gipfelsammeln zumal das Wetter bereits morgens zweifelhaft aussah. Ich tat mich schwer mit der Entscheidung, kam dann aber zum Ergebnis, Seilbahnunterstützung wäre eine gute Option mit schnell möglichem "Rückzug".

Dafür sollte es in das mir bereits bekannte Gebiet der Ahornspitze gehen, die ich vor ca. 6 Jahren via Popbergschneide bestieg. Die Popbergschneide ist allerdings nur die halbe Miete, da vorgelagert noch die Filzenschneide zu ersteigen ist. Ebenfalls ausgelassen hatte ich damals den leichten Filzenkogel (ebenfalls aufgrund Gewitters). Daher bot dies eine gute Option für eine schnelle, aber alpine Route. Über die Filzenschneide an sich findet man relativ wenig, sie wird wohl v.a. von Einheimischen begangen. Bei Hikr tauchte während unseres Aufenthalts im Zillertal dann auch der erste Bericht auf Hikr auf.

Zu erst einmal fuhren wir nach Mayrhofen um uns dort mit der sogenannten Zillertal Activcard auszustatten, die (fast) alle Busse und Bahnen kostenlos macht sowie 1x Seilbahn Auf- und Abfahrt am Tag sowie weitere Rabatte einschließt. Im Nachhinein lässt sich sagen, sie rechnet sich schon ist allerdings nicht so attraktiv wie etwa im Ötztal, bspw. durch Aufpreise für Mauten oder Gipfelseilbahnen (Hintertux: immer noch 23€ p.P.!) Leider verkaufte die Tourismuszentrale die Karte wider Erwarten nicht und wir gingen einmal durch ganz Mayrhofen bis zur Ahornbahn (mit etwas Umwegen) und lösten dort das Ticket. Dann ging es geschwind hinauf auf die Station der Ahornbahn.

Dort schaut es noch schlimmer aus als noch vor 6 Jahren. Große Lettern ("AHORN") verschandeln die Landschaft genauso wie bspw. ein künstlich angelegter (Bade?See). Schnell daran vorbei folgen wir den deutlichen Spuren hinauf den Filzenkogel. Viele Wege führen hier nach Rom aufgrund der Vielzahl der Begeher und Abkürzungen. Der Weg bewegt sich im T1-2 Bereich, nie ausgesetzt und flott erreicht man so den ersten Gipfel des Tages, der den weiteren Weg über die Filzenschneid noch mit vielen Fragezeichen aussehen lässt. Er bietet aber bereits gute Blicke über weite Teile des Zillertals. Mit uns sind ein Vater mit seiner erwachsenen Tochter aufgestiegen, wobei er schon auf den ersten 300hm sichtlich schnaufte. Ich dachte also das wir nun folgend unsere Versuche über die Filzenschneide allein begehen werden könnten, täuschte mich aber: die beiden folgten uns auf die ebenjene Schneide.

Überraschenderweise geht es sehr entspannt los - es führen ebenso deutliche Trittspuren über den breiten Grat hinüber zum P.2262, welcher nach wenigen Höhenmetern erreicht ist. Eine Stange markiert den namenlosen Gipfel. Ab sofort wird es aber ernster. Die Trittspuren werden schlagartig wenig sichtbar und leiten einen steilen Grashang nach unten. Da das Gras noch vom Vortag leicht feucht ist gehe ich vor und lasse Franzi oben warten. Ich taste mich die erdigen Trittstufen nach unten und nach einigem Überlegen lasse ich sie als noch relativ unerfahrene Berggängerin nachkommen, denn danach wird es erst einmal wieder leichter. (T4-) Wir sahen nun die beiden anderen Berggänger nicht mehr und gingen davon aus das sie umgedreht sind von P2262. Das Gegenteil war der Fall - sie umgingen nur den steilen Abschwung in die Scharte und folgten Wegspuren durch die darunterliegende Flanke.


Aus der gleichen Scharte geht es weniger ausgesetzt erst auf den P2233 und dann zum Nordgipfel der Filzenschneide auf 2317m wobei hier auch kurz einmal an Kraxelstellen die Hände zum Gleichgewicht benutzt werden können, gerade bei Nässe. Der Grat verjüngt sich nun vor dem Nordgipfel bis zu einem exponiertem Punkt mit gutem Blick auf die kommenden Herausforderungen in Richtung Toreckenkopf. Nun wird es aber ernst - wir beobachten nun die beiden anderen Berggänger in der Traverse unter uns, die bock-schmal aussieht. Bei diesen - noch leicht nassen - grasigen Querungen schätze ich das Risiko eines Absturzes als nicht zu unterschätzend ein. Daher beobachten wir die beiden lange, wie sie oft auch selbst mit sich hadern und dann doch weitergehen und entscheiden uns quasi zum Rückzug, zumal das Wetter immer zweifelhafter aussieht.

Einmal wollen wir die Traverse aber doch noch antesten. Sie ist wirklich schmal und durch ausgesetzt. Das steile Grasgelände zieht quasi 1000 Höhenmeter nach rechts unten bis fast zum Stillupstausee. Unterbrochen von kleinen Schrofenstellen ist mir dies für Franzi zu heikel und dementsprechend kehren wir um. (T4+) Das weitere Gelände danach zieht nicht viel besser aus, der Weg traversiert exponiert unterhalb zweier Sägezähne des Grates, am Südgipfel vorbei in die Flanke des Toreckenkopfs und dann auf dessen Haupt. Ich schließe mich der Einschätzung von Refn hier auf Hikr mit T3+ nicht an und würde ebenfalls die Popbergschneide nicht als wirklich ausgesetzter beschreiben. Insgesamt meines Erachtens genauso wie die Popbergschneide ein unteres T5 wobei hier die Bewertung nicht in leichten aber exponierten Kletterstellen steckt sondern in der Ausgesetztheit und schmalen Traversierung im Steilgrasgelände. Ich denke, es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung, hier abzubrechen bei den gegebenen Verhältnissen.

Wir schreiten also zurück zum P2262 und ersteigen erneut dessen Haupt über die steile Grasflanke um dann unterhalb des Filzenkogels zurück zum Plateau an der Seilbahnstation. Da das Wetter zweifelhaft aber bisher stabil aussieht wollen wir den Tag noch weiter nutzen und steigen hinüber zur Edel Hütte womit wir endgültig wieder in der Zivilisation angekommen sind. Hier tummeln sich  -wie immer- sehr viele Wandersleute. Im Gedächtnis geblieben ist mir v.a. eine Gruppe von rüstigen Rentner-Damen die partout keinen Platz machen wollten - danke dafür ;-). An der Edel-Hütte nach gut einer Stunde angekommen überlegen wir, was wir nun noch machen wollen.

Eigentlich wollten wir auf den Toreckenkopf von der anderen Seite ersteigen um somit wenigstens diesen Gipfel abzuhaken. Allerdings sah das Wetter nun doch noch zweifelhafter aus als vorher .. ich sah mich nach Optionen um und sah den Übergang in Richtung Zillergrund/Alpengasthof Rose. Dort erspähte ich den P2320 der ersteigbar aussah.. man könnte ihn auch als Glatzer interpretieren, da daneben ein Aussichtspunkt namens am Glatzer auf der Karte verzeichnet ist. Ich war so frech, ihn hier so anzulegen ;-)

Also rüber im T2 Gelände und dann am Wegweiser am Glatzer weglos den Wiesenhang nach oben in unberührte Landschaften. WIr machen allerdings am Gipfel nur kurz Rast da es wettertechnisch nun nicht mehr so gut aussieht und es richtig dunkel zu uns rüberzieht. Weglos also wieder nach unten (T3+) und schnell wieder zurück zur Edel-Hütte wobei wir bereits erstes Donnern vernehmen. So flüchten wir uns in die Hütte und lassen es uns erst einmal gut gehen bei einem Leberkas mit Bratkartoffeln und einer Brettljause + Skiwasser. Widerwillig geht es dann nach draussen in den Regen, der uns gut durchweicht und den alternativen Weg zur Ahornbahn entlang. Gerade in der Talsenke unterhalb der Edel Hütte dann der große Knall - eigentlich dachten wir das Gewitter wäre bereits an uns vorbeigezogen es gab uns aber nochmal richtig einen einzelnen gewaltigen Blitz + Donner mit. So gingen wir - ohne Stöcke etc- noch etwas schneller in Richtung Bahnstation wo dann bereits wieder warmes Wetter und Sonnenschein herrschte.

Die Filzenschneide ist nicht umsonst eher den Einheimischen bekannt. Die ausgesetzten Steilgrasflanken sind nicht für den durchschnittlichen Wanderer zu empfehlen, der sich hier nicht wohlfühlt. Wer es aber dennoch tut, dem sei gesagt das es sich dabei um eine einsame, schöne alpine Tour handelt mit guter Verlängerungsoption bis hinauf auf die Ahornspitze - insgesamt eine untere T5-Tour.

KONDITION 2/5
ORIENTIERUNG 2.5/5
TECHNIK 3/5
EXPONIERTHEIT 3.5/5


Tourengänger: Kris, Franzii


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