Ahornspitze (2974m) via Popbergschneide


Publiziert von Kris , 15. August 2011 um 20:48.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Zillertaler Alpen
Tour Datum: 3 August 2011
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1250 m
Strecke:Bergstation Ahornbahn - Edelhütte - Popbergnieder - P. 2586 - P. 2587 - P. 2635 - P. 2638 - Ahornspitze Südgipfel (2974m) - Ahornspitze Nordgipfel (2958m) - Edelhütte - P.2087 - Bergstation Ahornbahn (ca. 12km)
Kartennummer:DAV Zillertal Mitte

Angespornt von den Berichten von trainman und Gemse machte ich mich auf die Ahornspitze zu erstürmen - allerdings wollte ich die ganze Sache etwas.. würziger haben - die Popbergschneide als Aufstieg reizte mich deutlich mehr als der (neue) Normalweg, markanterweise benannt nach dem wohl berühmtesten Zillertaler - Peter Habeler. Dieser führt neuerdings mehrmals im Sommer kostenlos große Touristengruppen "auf seinen Lieblingsberg im Zillertal, da er ihn an den Mount Everest erinnere". Um so manchem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen - Peter Habeler erstieg zusammen mit Reinhold Messner 1978 als erste Menschen den höchsten Berg der Erde ohne Hilfe durch künstlichen Sauerstoff.

Bergstation Ahornbahn - Edelhütte - Popbergnieder (T3+, 2h)

Die Popbergschneide ist ein langer, aber relativ ebenmäßiger Grat, immer im leichten Auf und Ab und immer  im Absturzgelände geht es auf den neuen Normalweg zu, wo die Südflanke leicht brüchig, aber einfach erstiegen wird. Aber erst einmal starte ich an der Bergstation der Ahornbahn in der Bergsteigergondel (fährt bei gutem Wetter schon eine Stunde vor eigentlichem Betriebsstart). By fair means aus dem Tal wie trainman ist für mich - eigentlich viel zu untrainierten - Flachländer einfach nicht drin (2350 HM) - meine Grenze liegt ungefähr 400 Meter darunter. Also dann eben mit Unterstützung - schnell geht es ab der Bergstation los zur

Edelhütte (2238m), die ungefähr in einer Stunde auf gutem Steig erst fast eben, später dann mehr ansteigend erreicht ist (T2-T3).

Bis hierhin ist man nicht gerade alleine unterwegs, was sich nun schlagartig ändert - alle Mitläufer stiegen nun den Normalweg Richtung Ahornspitze hinauf, während ich dem Schild des Aschaffenburger Höhenwegs (7 Schneiden-Steig) zum Popbergnieder (2448m) folge. Alternativ (und wahrscheinlich noch deutliich schöner bietet es sich an, direkt von der Bergstation den Filzenkogel zu besteigen und über die Filzenschneid und den Toreckenkopf (2470m) zum Popbergnieder zu gelangen und von dort aus weiter die Popbergschneide zu besteigen. Zu den Schwierigkeiten dieser Route kann ich weniger sagen, denke aber, dass sie etwa genauso wie die Popbergschneide sein wird - landschaftlich ist sie sicherlich noch reizvoller und einsamer sowieso.

Mein Weg führt meistens gut markiert und mit durchgehendem Pfad auf das Popbergnieder zu - nur einmal gab es eine Stelle wo ich den Pfad verlor, was aber kein Problem darstellt, da man den Weiterverlauf des Weges einsehen kann und zur Not weglos dorthin aufsteigen kann. Je näher man dem Felsaufschwung unterhalb der Scharte kommt, desto mehr fragt man sich wie man dort leicht hindurchsteigen soll - bei meiner spärlichen Internetrecherche im Vorneherein las ich etwas von Drahtseilversicherungen - und so kam es auch. Erstaunlich einfach führt der Weg - an den schwersten Stellen mit Trittbügeln und Stiften entschärft durch den Aufschwung. (T3+)

Ist man erst einmal oben angekommen, baut sich rechts der Gipfel des Toreckenkopfs (2470m) auf - dieser kann wohl recht leicht ins Tourenbuch mit einem Umweg von etwa 20 Minuten aufgenommen werden - da ich nicht wusste wie gut ich in der Zeit lag (ich wollte die Seilbahn ins Tal bekommen) verzichtete ich darauf .. das stellte sich im Nachhinein als Fehler heraus, da ich mehr als genug Zeit hatte!

Popbergschneide  (T5, I, 1- 1 1/2h)

Ab der Scharte zweigt der Aschaffenburger Höhenweg zur Kasseler Hütte nach unten ab - der Weg auf die Popbergschneide geht gut ersichtlich nach links oben - hier also einsteigen - ab hier wird es nun ernst! Erst einen schrofigen Steilaufschwung bezwingen und dann länger auf grasigem Grat - immer exponiert an beiden Seiten etwas bergauf. Teilweise wird es wirklich sehr schmal, deswegen empfehle ich, die Popbergschneide nur bei gutem Wetter (kein Regen, Schnee) und nicht zu viel Wind zu besteigen! Je weiter man am Grat kommt, desto öfter verliert sich die Pfadspur in blockigem Gelände, welches direkt auf der Gratschneide erklettert werden muss (öfters Stellen I, T5) - stellenweise weicht die Pfadspur (durchgehend markiert durch kleine rote Punkte) meistens auf die untere rechte Seite der Schneide aus, nur selten geht es auf die linke Seite, wo meistens senkrechte Abbrüche warten - auf der linken sind es >nur< steile Grashänge. Verschnaufpausen, in dem man sich nicht im Absturzgelände bewegt gibt es nur sehr wenige! Also ist durchwegs Konzentration angesagt - Stolpern ist nicht erlaubt. 

Bald gelangt man an eine Stelle, die es verlangt in chaotischem Blockwerk neben dem Abgrund erst etwa 10 Meter unter die Gratschneide abzuklettern und dann wieder hinauf - alles etwas heikel, da man sich die Trittwahl gut überlegen sollte. Die Schlüsselstelle der Schneide wartet allerdings noch - erst wusste ich gar nicht, wo es weiter gehen soll, vor mir stand ein felsiger Aufschwung der Gratschneide (etwa II+) und eine weitere Markierung sah ich nicht - allerdings muss man an dieser Stelle nach links (sehr) heikel über Felsen klettern und dann etwa 2 Meter hinab, wobei der zu erreiche Tritt eine schmale, etwas unter dem Fels liegende und abschüssige Platte ist. Hier ist absolute Vorsicht angesagt! (T5, I+) 

 Danach wird die Schneide wieder etwas freundlicher, aber immer schmal nun geht es gegen Ende auch wieder etwas steiler hinauf, bis man das Ende der Schneide durch leichtes Blockwerk erreicht und nun auf den Peter Habeler-Gipfelweg trifft. Um noch etwas zur Schneide zu sagen - es gibt keinerlei Versicherungen oder Tritthilfen, man sollte sich also im exponierten I-er Gelände wohl fühlen, um die Schneide besteigen zu können!

Ahornspitze Südostflanke, Übergang Nordgipfel (T3+, 40min)

Der Schlussanstieg zur Ahornspitze ist nun nicht mehr so einsam, brüchig geht es die südliche Schutt- und Blockflanke recht einfach hinauf (T3+/T4-) - wenn ich hier allerdings fast mehr Turnschuhe und auch Sandalen(!) sehe als bergtaugliche Schuhe hab ich schon etwas ein ungutes Gefühl - ich meine soll doch jeder selbst entscheiden ob er unausgerüstet in die Berge will, doch bei dem Betrieb wird ein (auch) durch schlechtes Schuhwerk ausgelöster Sturz schnell zum Mitreißunfall! Unverantwortlich nenne ich das. 

Der Schlussaufstieg zieht sich ziemlich in die Länge, ab dem Ende der Popbergschneide brauche ich noch etwas mehr als 30 Minuten bis auf den 16 Meter höheren Südgipfel! (ohne Kreuz). Den höchsten Punkt werden hier allerdings die wenigsten ersteigen, da dies nur durch eine 8-10 Meter hohe Felswand (III-IV) möglich ist. Also los zum Übergang zum kreuzgeschmückten Südgipfel - hier geht es kurz seilgesichert, aber einfach (T3+) hinüber und über einen kurzen, steilen Aufstieg zum proppevollen Gipfel. Leider viel zu viel Betrieb hier oben! Ich trug mich also schnell ins Gipfelbuch ein und machte mich für meine eigentliche Rast auf zurück zum höheren Südgipfel - dort hat man mehr seine Ruhe, empfehlenswerter für die Pause. 

Ahornspitze - Edelhütte - Bergstation Ahornbahn (T3+ , 1 1/2h)

Der Abstieg ist im oberen Teil etwas mühsam, durch das rutschige und recht steile Gelände in der Südflanke, hat man erst einmal diese passiert, geht es allerdings im Handumdrehen - man hat das Gefühl eine Wanderautobahn hinunterzuhuschen - der neue Gipfelanstieg ist wahrlich nicht anspruchsvoll! Dabei kommt man auch am alten Normalweg, der durch die Nordwestflanke führte, vorbei - dieser ist aufgrund von vielem Steinschlag wohl endgültig gesperrt worden. Die 700 Höhenmeter zur Hütte gingen in einer guten Stunde von dannen und nun war noch sehr viel Zeit - ich beschloss etwas zu trinken und dann noch bei Bedarf zumindest den Filzenkogel zu besuchen. Also ab der Hütte in etwas weniger als einer halben Stunde vorbei an den Touristenmassen und dabei beobachtend wie das Wetter immer schlechter wird, kam ich bei der Abzweigung zum Filzenkogel kurz vor der Bergstation an. Im gesamten restlichen Zillertal gewitterte es bereits - vor allem im Tuxer Tal. 

Ich versuchte die Besteigung dennoch, da die Wolken über uns noch recht gut aussahen, und es bis zum Filzenkogel auch nicht sonderlich weit ist. Abgebrochen habe ich dann auf etwa 2150 Metern, da die Gewitterwolken nun doch geschwind zu uns rüberzogen - lieber verzichtete ich auf den Gipfel als mutwillig in dem freien Gelände bei einem Unwetter herumzuturnen. 

Also zurück zur Bergstation und gerade die - nur alle halbe Stunde fahrende - größte Gondel Österreichs (man fühlt sich eher wie in einem Sbahn-Waggon) bekommend, geht es wieder hinab ins Tal, wo den ganzen restlichen Tag die Gewitter und der Regen wüten. 

Wer auch immer vor hat, die Ahornspitze zu besteigen, sollte es sich gut überlegen nicht den Anstieg über die Popbergschneide zu nehmen, sie ist wirklich landschaftlich und bergsteigerisch um Längen interessanter als der Normalaufstieg - allerdings ist sie auch nicht ohne , also bitte je nach Fähigkeiten und vor allem der absoluten Schwindelfreiheit abwägen! Am besten dann auch den Aufstieg zur Popbergschneid über die Filzenschneid anschließen!


Tour im Alleingang.


KONDITION 3/5
ORIENTIERUNG 3/5
TECHNIK 3/5
EXPONIERTHEIT 4/5


Empfohlene Ausrüstung: Bergschuhe, unsichere Geher und Kinder vor allem an der Popbergschneide ans kurze Seil. Für die Drahtseilpassagen ist kein Klettersteigset notwendig (L)



Tourengänger: Kris


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Kommentare (2)


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Gemse hat gesagt: Masenauflauf ...
Gesendet am 16. August 2011 um 20:50
Hallo Kris,

... das ist ja schlimm wie es heute dort zugeht. Als ich 1965 hochgestiegen bin waren wir nur höchstens 4 - 6 Zweiergruppen, die sich gut verteilten. Am Gipfel waren wir beide gut eine halbe Stunde alleine.
Der Aufstieg über die Popbergschneid stand im damaligen AV-Führer mit II - III angegeben. Wegespuren oder gar Markierungen gab es nicht.

Auch der alte Normalweg war mit I+ angegeben, da äußerest steinschlaggefährtet und große rutschige Platten.

Tolle Tour und tolle Bilder

LG Karl

Kris hat gesagt: RE:Masenauflauf ...
Gesendet am 16. August 2011 um 21:35
Das wäre wahrlich eine Traumvorstellung und wahrscheinlich auch noch deutlich besser , wenn es diesen neuen, wirklich einfachen Gipfelaufstieg nicht geben würde - dieser hat es kaum verdient ein UIAA I zu tragen - die Drahtseile entschärfen den Gipfelübergang zu sehr. Alleine auf dem Gipfel steht man heute wohl nur noch an wirklichen Schlechtwettertagen - da wird der Aufstieg über die Südwestflanke wohl aber recht unangenehm.

Wenn man immer auf der Gratschneide der Popbergschneid bleiben würde, gäb es wohl durchaus ein Paar II, wenn nicht gar IIIer Stellen - die meiste Zeit ist es dennoch Gehgelände in ausgesetztem Gelände - Ausgeschildert ist das Ganze nicht, um wohl unbedarfte Berggänger abzuhalten - allein vor dem Anfang der Filzenschneid steht ein Warnschild, dass den Weg nur für Ortskundige/Einheimische empfiehlt.

Der Normalweg durch die Nordwestflanke sah auf die Ferne jedenfalls deutlich schwieriger aus, als der neue Anstieg.

In diesem Sinne Danke für die netten Worte und viele Grüße, Kris



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