Kleiner Lagazuoi 2778m - Auf den Spuren der Kaiserjäger


Publiziert von georgb , 28. August 2017 um 10:49.

Region: Welt » Italien » Venetien
Tour Datum:27 August 2017
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K1 (L)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 1100 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Gadertal-St. Kassian-Parkmöglichkeit Kriegerfriedhof Valparola
Kartennummer:tabacco Alta Badia

Die legendären k.u.k-Kaiserjäger haben am Lagazuoi unzählige Wege und abenteuerliche Steige erbaut, im verzweifelten Versuch, das wunderschöne Land um die Dolomiten in der Monarchie zu behalten. Einer dieser alten Kriegswege ist berühmt geworden, wurde versichert und zu einer Touristenattraktion ausgeweitet. Hundert Jahre später tummeln sich wieder Kompanien auf dem Kaiserjägersteig, von seiner Geschichte und den Leistungen der ursprünglichen Erbauer sind sie allerdings weit entfernt.
Auch von Norden hat man damals eine Weganlage zum Kleinen Lagazuoi eingerichtet, kaum jemand weiß davon und sie wird selten begangen. Von der Forcella Salares folgen wir der Piste und später den Steinmännern Richtung Spinarac. Der alte Weg ist noch gut zu erkennen, auch hier finden sich verfallene Kriegsbaracken und Kavernen. Der teilweise versicherte Steig zieht durch eine Rinne in der Nordflanke und folgt dem langen Rücken zum Gipfelkreuz.
Welch ein Kontrast, nach zwei Stunden Einsamkeit und Besinnung treffen sich hier Massen von Gipfeljägern verschiedenster Kategorien. Während manche in Sandalen vom nahen Gipfelrestaurant herüberschlurfen, stehen andere in Hochtourenmontur, mit Helm, Gurt, Klettersteigset und Handschuhen herum. Was für ein lustiger Haufen und ich als Teil dieses lustigen Haufens mittendrin ;-)
Nachdem ich das Treiben und die fantastische Aussicht ausgiebig genossen habe, verabschiede ich mich vom Lagazuoi und folge weiter den Spuren der Kaiserjäger, diesmal auf dem offiziellen gleichnamigen Steig. Ferratisti aller Nationen kommen mir entgegen, mit oder ohne Ausrüstung, gesichert oder kreuz und quer laufend!? Ich will mich schon lustig machen über die vielen überflüssigen Drahtseile und die Klettersteigsets, als ich vor der legendären Hängebrücke in die Abgründe blicke. Hier quert der Steig plötzlich ausgesetzt über ein schmales Band und an dieser Stelle verstehe ich jeden, der sich einklinkt! Fünf Meter, die es in sich haben, ich bin überrascht!
Für erfahrene Klettersteiggeher natürlich keine ernsthafte Herausforderung und bestens mit Stahlseil abgesichert, aber allemal eine psychologische Prüfung, nicht nur für Anfänger. Mit Blick in die senkrechten Abbrüche unter mir wird auch mein Griff am Draht fester und ich bin sehr dankbar dafür! Wieviel Dramen sich an dieser Stelle wohl schon angespielt haben, angesichts der Massen an "Principianti", die mir heute begegnet sind!?
Nach der Brücke und fünf Eisenkrampen öffnet sich das Gelände zu weiten Geröllhängen und unten glitzern die Autoschlangen an der Passstraße. Ich versuche, den Kontakt zu meiden und quere parallel dazu auf alten, verwachsenen Kriegssteigen und einem Labyrinth an Stellungsresten und Mauern Richtung Valparolapass. Ein faszinierendes Gelände, wie durch eine Stadt aus Stein schlängen sich die Spuren der Kaiserjäger.
Am Pass quere ich hurtig die Straße und flüchte in den Wald neben den dröhnenden Motos und Autos. Das Geräusch begleitet mich noch lange und hilft bei der Orientierung durch die Wälder über der Eisenofenalm. Erst an der Hütte kehrt Ruhe ein, Ruth, Ossi und nette Freunde erwarten mich, leisten mir Gesellschaft bei Graukas mit festen und flüssigen Beilagen ;-)
Ein herrlicher Tag geht zu Ende, an die Kaiserjäger erinnern nur noch die Gräber und ihre vielen Spuren, die sie hinterlassen haben.




Tourengänger: georgb


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