Klettersteig Braunwald (Vorderer und Mittlerer Eggstock)


Publiziert von Chrichen , 6. September 2017 um 13:33.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:15 August 2017
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Klettersteig Schwierigkeit: K3- (ZS-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Glärnischgruppe   Ortstockgruppe 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 580 m
Abstieg: 580 m
Strecke:ca. 4 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem ÖV: Zug bis Linthal Braunwaldbahn / Standseilbahn bis Braunwald / kurzer Fussmarsch, ca. 10-15 Minuten / Kombibahn bis Gumen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:(Gleicher Weg ungekehrt)

Der Eggstöcke Klettersteig in Braunwald gilt als einer der beliebtesten Klettersteige in der Schweiz. Dies ist sicherlich nicht unbegründet, handelt es sich doch um eine abwechslungsreiche und landschaftlich eindrückliche Route mit tollen Ausblicken. Der Klettersteig ist mit zwei Ausstiegen in insgesamt drei Segmente eingeteilt, wobei die ersten beiden (Leitereggstock, Vorder und Mittler Eggstock) der moderaten Schwierigkeit K3 entsprechen und der letzte Abschnitt zum Hinter Eggstock mit K5 recht anspruchsvoll ist. Da dies unser erste Klettersteig war, haben wir uns mit den ersten beiden Teilen begnügt.

Eigentlich hätten wir bereits am Wochenende im Wallis den Klettersteig zum Mittaghorn machen wollen. Neuschnee oberhalb von 2500m und eventuelle Vereisung waren aber alles andere als ideale Voraussetzungen, um erste Erfahrungen mit Klettersteigen zu sammeln. Also liessen wir es bleiben. Als dann am Dienstag schönes Wetter angesagt war, haben wir die Gelegenheit beim Schopf gepackt und sind losgezogen. Für mich war es nicht ganz einfach einzuschätzen, welche Schwierigkeitsstufe für uns ideal wäre. Nach einigen Nachforschungen hatte ich aber das Gefühl, dass ein gut eingerichtetes K3 passen könnte. Dies stellte sich als genau richtig heraus.

Gumen - Gumengrat - Einstieg Eggstöcke Klettersteig (T2)
Mit der Kombibahn fahren wir nach einem kurzen Fussmarsch von Braunwald nach Gumen hoch. Ab hier geht es einem stellenweise etwas matschigen Weglein in Richtung Nordosten folgend über Wiesenhänge dem Gumengrat entgegen (der Klettersteig ist auf dem Wegweiser bei der Terrasse des Bergrestaurants Gumen angeschrieben). Auf dem sanften Grat werden nochmals einige Höhenmeter gewonnen bis zur Hinweistafel neben der markanten Antenne. Bis hier werden ca. 200 Höhenmeter bewältigt. Auf der Tafel steht, man solle sich wegen eventueller Steinschaggefahr bereits an dieser Stelle vorbereiten und nicht direkt beim Einstieg. Dem leisten wir folge und nehmen Klettergurt, Helm und Klettersteigset hervor. Trotz Wochentag sind sehr viele Leute unterwegs. Die letzten Meter bis zum Beginn des Sicherungsseils sind schnell erledigt. Wir lassen noch zwei Personen vor, die einen geübteren Eindruck machen, bevor wir selbst einsteigen. Die bevorstehende Felswand wirkt furchteinflössend. Von Wanderungen und Bergtouren wissen wir aber, Nähe schafft Vertrauen.

Erster Abschnitt: Leitereggstock (K3)
Ziemlich rasch geht es denn auch steil in die Höhe, wobei dieser Abschnitt sehr gut ausgerüstet ist mit vielen Klammern, Stiften usw. Wir hatten zuerst befürchtet, dass wir eventuell langsam wären und Stau verursachen könnten. Dem ist aber nicht so. Wir kommen gut voran im "Fluss" der anderen Klettersteiggeher. Besonders schön sind die kurzen Gratpassagen auf diesem Abschnitt. Schneller als erwartet erreichen wir den Ausstieg, der auf eine sanfte Wiese hinaus führt. Der Leitereggstock ist eher eine Wiesenterrasse als ein Gipfel im eigentlichen Sinne. Die Sicherungsseile setzen sich ohne Unterbruch fort, wir klinken uns hier aber aus. Eine ganze Gruppe Jugendlicher macht gerade Pause. Deshalb gehen wir noch ein Stück weiter und finden unser eigenes Pausenplätzli. Aichen ist schlichtweg begeistert vom ersten Abschnitt. Jetzt schon ist klar, dass wir nicht den ersten Ausstieg wählen, sondern weitergehen und den Vorder und Mittler Eggstock anhängen. Auch wenn die bevorstehende Felswand wiederum abschreckend aussieht. Aus der Ferne wirkt es beinahe unwirklich, wie dort Leute herumturnen.

Zweiter Abschnitt: Vorderer und Mittlerer Eggstock (K3)
Der zweite Abschnitt ist denn auch etwas anspruchsvoller als der erste. Schlüsselstelle für mich ist das schmale Felsband direkt nach der Leiter. Diese Stelle ist leicht abdrängend, vor allem auch wegen dem Drahtseil, das Abstand zum Fels hat. Hier müssen wir kurz warten, bis unsere Vorgänger die Stelle geschafft haben. Ich tue mich damit etwas schwer, bis ich merke, dass es bei meiner Körpergrösse besser ist, eine Stufe tiefer liegende Tritte zu verwenden. Damit geht es dann ganz leicht. Aichen findet den Beginn der direkt darauf folgenden kaminartigen Passage anspruchsvoller. Hier geht es für mich wiederum ganz gut. Kurz darauf folgt nochmals eine sehr luftige Querung mit Eisenstiften im Fels, die ein bisschen Mut verlangt. Ich bin kein grosser Fan von Eisenstiften und verwende deshalb auch Tritte im Fels. Der weitere Weg bleibt steil, ist aber nicht mehr besonders schwierig. Beim Ausstieg befindet man sich schon beim Vorder Eggstock. Hier lassen wir uns nochmals etwas Zeit, um die Landschaft zu bestaunen. Der Glärnisch zeigte sich schon von Beginn an imposant. Von den Eggstöcken hat man zusätzlich ein schönes Panorama zum Bös Fulen und zur Karstebene im Umfeld vom Höch Turm.

Der Weiterweg zum Mittler Eggstock beginnt mit einem Abstieg entlang eines Grates, wobei meist in der Flanke gegangen wird. Bald schon überquert man die nur leicht wackelige Charlottenbrücke. An deren Ende gibt es ein Kässeli, das wir gebührend mit etwas Münz füttern. Danach folgt ein kurzer einfacher Wiederaufstieg zum Gipfel mit Kreuz.

Abstieg nach dem Mittleren Eggstock (K3)
Nach dem Mittler Eggstock folgt ein längerer Abschnitt über flaches Gras, der sinngemäss keine Sicherungsseile aufweist. Markierungen sind vorhanden. Kurz nach dem in auffälligem Weiss gehaltenen Biwak, beginnen dann wieder die Sicherungsseile. Abweisend zeigt sich die Felswand zum Hinteren Eggstock. Schon aus der Distanz lässt sich erahnen, dass diese nochmals um einiges anspruchsvoller wäre als die bisherigen Passagen. Mit einer Wertung von K5 ist dieser Abschnitt nichts für uns. Wie von Beginn an geplant lassen wir diese aus.

Steil geht es über Fels und Schrofen hinab, wobei ein Warnschild darauf aufmerksam macht, dass man unbedingt wieder das Klettersteigset einklinken sollte. Nach einem Weilchen kommt schliesslich die Verzweigung zum Hinter Eggstock bei der wir gerade aus weiter absteigen. Der durchgehend gesicherte Abstieg ist steil und erstaunlich lang. Er verläuft meist durch Schrofengelände und erinnert ein wenig an T5-Wandern. Zuunterst wird das Gelände nochmals steiler, bis die doppelte Drahtseilleiter erreicht wird. Sie ist gut verankert und wackelt viel weniger als befürchtet. Noch einmal ist Armkraft gefordert, bis schliesslich endgültig sanftes Gelände erreicht wird, und die Drahtseile enden. Auf gutem Wanderweg geht es danach zurück zur Bergstation Gumen (T2-T3).


Der Braunwalder Klettersteig hat uns grossen Spass gemacht und als Erlebnis sehr gut gefallen. Obwohl ich naturbelassene Routen lieber habe, werden wir sicherlich bald wieder einen nächsten Klettersteig ausprobieren. Die Schwierigkeiten sind insgesamt relativ konstant, respektive bis zum Mittleren Eggstock leicht ansteigend. Der weitere Weg ist dann wieder einfacher. Der Abstieg ist lang und vielleicht etwas monoton, hat uns aber trotzdem gut gefallen. Ein wachsames Auge findet hie und da ein Edelweiss. Trotz Wochentag waren sehr viele Leute unterwegs, die Stimmung war aber stets angenehm und freundlich. Stau gab es kaum. Auch waren die Abstände zwischen den einzelnen Gruppen ausreichend. An Sommerwochenenden mit schönem Wetter könnte es hingegen recht eng werden. Die Bezeichnungen der Gipfel auf der Karte stimmen übrigens nicht überein mit den Topos, Beschreibungen und Bildern, die man zum Klettersteig findet. Dies ist auch in diesem Bericht so. Der Klettersteig inklusive Ausstiege ist auf der Karte als gestrichelte rote Linie eingezeichnet.

Tourengänger: Chrichen, Aichen


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Kommentare (2)


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Stevo47 hat gesagt:
Gesendet am 6. September 2017 um 23:51
Wow Christian, wieder unglaublich schöne Bilder und man bekommt direkt Lust sich sofort einzuklinken - einfach wunderbar und ab damit auf die Favoritenliste! Wird meinen Kindern sicher auch Spass bereiten. Ganz herzlichen Dank dir!

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. September 2017 um 19:20
> Wow Christian, wieder unglaublich schöne Bilder und man bekommt direkt Lust sich sofort einzuklinken - einfach wunderbar und ab damit auf die Favoritenliste!

exakt - vielen Dank auch meinerseits!

lg Felix


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