Via Braunwald Klettersteig auf den Bös Fulen


Publiziert von ᴅinu , 4. August 2019 um 20:27.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum: 1 August 2019
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K3 (ZS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-SZ   Glärnischgruppe   Ortstockgruppe 
Aufstieg: 1282 m
Abstieg: 1282 m
Strecke:13,6 km

Am Nationalfeiertag auf den höchsten Punkt des Kanton Schwyz - als warm-up genehmigte ich mir die Genusskraxelei über den Braunwalder Klettersteig - es soll gemäss meinem Klettersteigführer der schönste der Schweiz sein. Ob ich es ebenso empfand lasse ich im Raum stehen :-D
 
Auf einem der grossen Parkplätze der Braunwald-Bahn parkiere ich mein PW. Das Timing ist optimal, der Zug fährt mich direkt nach dem Lösen der Tageskarte (26.- mit Halbtax) hinauf ins Feriendorf. Von der Bergstation bis zur Seilbahn sind 100 Höhenmeter und ein Kilometer Distanz zu bewältigen. Pünktlich zur ersten Fahrt der Gondelbahnen treffe ich in der Talstation ein. Mit mir rund die Hälfte der Zuginsassen - alles begeisterte Klettersteigler, welche scheinbar die frühen Morgenstunden ausnutzen wollen. 
 
Oben am Gumen befanden wir uns im Nebel, welcher bis zum Einstieg in den Klettersteig anhielt. Der Zustieg war dadurch pflotschig/rutschig, was zusätzliche Vorsicht verlangte: Mit matschigem Profil auf Eisenstangen geht der Halt verloren. Dank den zunehmenden Sonnenstrahlen trocknete auch de Sohle relativ rasch und der Klettersteig wurde zum Genuss. Bereits der erste drittel des Klettersteiges startet direkt in die Senkrechte. Die Schwierigkeit nimmt meines Erachtens im zweiten Drittel eher ab - wäre da nicht der psychologische Aspekt mit der Höhe welche dazu kommt. Der mittlere Teil wartet mit einer Brücke und einem Notbiwak auf. Auf der Rasenfläche beim Notbiwak machte ich eine kurze Pause, bevor es in den dritten und letzten Teil des Klettersteiges ging. Dazu kraxelt man dem Stahlseil entlang Richtung Ausstieg, bis sich der Weg verzweigt und man zum Einstieg der letzten Felswand traversieren kann. Der letzte Teil des Klettersteiges wird spürbar schwieriger, wobei der erste viertel der Wand am meisten Kraft abverlangt. Hat man diesen Viertel geschafft wird es nach Oben zunehmend einfacher. 
 
Oben auf dem letzten Gipfel der Eggstöcke angekommen wäre es möglich, auf der Anhöhe direkt Richtung Bös Fulen zu wandern. Ich entschied mich zuerst dem Hochalpinen Wanderweg entlang abzusteigen, da ich nicht wusste, wie steil der Eggstock gegen den Bös Fulen abbricht. Des Rätsels Lösung: Es gibt zwischen den Felsabbrüchen mögliche Durchschlupfe, über steile Wiesenhänge. Über grosse Schrattenflächen mit tiefen Spälten erreichte ich die kleine Hütte. Von der Hütte muss man aktuell noch grössere Schneefelder überqueren, der Altschnee ist aktuell gegenüber den Schuttflächen vorzuziehen, er ist sehr kompakt (Trittschnee).
 
Vor der Rampe, welche auf den Grat des Bös Fulen hinauf führt, machte ich meine Mittagspause. Die Rampe ist bereits vom Klettersteig sichtbar. Der mitgebrachte Pickel sowie der Helm war meines Erachtens Pflicht, die mitgebrachten Steigeisen sowie weiteren Kletterutensilien blieben im Rucksack. Die Rampe kann von rechts unten, entlang dem quer-verlaufenden Felsband über Felsstufen erreicht werden. Dabei nutzte ich ab der Felsband den aperen Bereich zwischen dem quer verlaufenden Felsband und dem bereits 1-2 Meter abgerutschten Schnee. Bei der Rampe angekommen gibt es wiederum ein Schneeband, welches auch 1-3 Meter von der Felswand abgerutscht ist. Mir erschien der Durchgang zwischen der Felswand und dem rund 1 Meter hohen Schneeband sicherer - Dank Helm (Achtung: Steinschlag). Kurz vor der schmalsten Stelle der Rampe wechselte ich auf die andere (äussere) Seite des Schneebandes. Am schmalsten Durchgang der Rampe gilt besondere Vorsicht: Der Kieshang rutschte bei jedem Schritt ein wenig ab, Richtung steile Chälen/Furche. Auch der anschliessende Hang mit feinem Kies verlangt vor allem beim Abstieg Vorsicht, ein abrutschen wäre fatal - Den Pickel konnte ich an diesen Stellen Ideal zum stabilisieren und sichern einsetzen.
 
Entlang des mit gelben Punkten bestens markierten Pfades kraxelte ich die Rampe hinauf. Im oberen drittel der Rampe stehen einem zunehmend fixe Steinblöcke zur Verfügung, welche ein sichereres Gefühl geben.
 
Oben auf dem Grat angekommen erblickt man bereits die erste Schlüsselstelle des Grates zum Gipfel. Es werden noch zwei weitere ähnliche Stellen kommen. De drei Schlüsselstellen sind alle im zweiten Schwierigkeitsgrad zu erkraxeln, entweder auf der Gratschneide oder auch auf der Nordseite über gut sichtbare Wegstrukturen im Fels. Achtung: Stellenweise halten die Steine nicht! Ich habe mehrere Steine mit wenig Kraft aus dem Fels gezogen. Trotz vielen Begehungen ist ein Testgriff ein wichtiger Teilschritt beim begehen des Grates, ein unerwarteter Stein der sich löst könnte an den Schlüsselstellen fatale Folgen haben. Dazwischen zeigt sich der Grat breit und harmlos.
 
Überglücklich machte ich eine längere Gipfelrast. Der Bös Fulen ist ein wilder Berg mit wunderbarer Rundumsicht. Leider zogen die Wolken auf, wobei ich mich entschloss den Abstieg zu starten. Vorsichtig kletterte ich die Schlüsselstellen ab. Auch in der Rampe galt es, vorsichtig abzusteigen, der abrutschende Kies stellte vor allem im mittleren Teil einen unangenehmen Untergrund dar - Dank dem Pickel konnte ich die heiklen Stellen zusätzlich absichern, sei es den Pickel im kompakten Schnee oder eben im Kies zu verankern.
 
Unten angekommen, wanderte ich die ungefähre Aufstiegsspur hinab. Auf dem offiziellen Abstieg des Klettersteiges angekommen, treffe ich auf eine grosse Schafherde. Beim Unteren Bützi entdecke ich am ganzen Hang Edelweisse, die ersten in meinem Leben - soweit ich mich Erinnern kann :-) Die Freude ist riesig! Über den Höhenweg erreiche ich wieder die Bergstation Gumen, wo ich noch kurz einkehre, bevor ich mit den beiden Bahnen hinunter zum Parkplatz fahre.
 
Die Kombination des Klettersteiges und der Hochtour auf den Bös Fulen ist keine riesige Tour, die Höhenmeter und auch die Distanzen sind machbar. Der Bös Fulen ist jedoch ein wilder Berg, es lohnt sich, das richtige Material dabei zu haben.

Der "Bös Fulen" war mein zwanzigster Kantonshöhepunkt.

Gefallen einem Klettersteige, so lohnt es sich meine Sammlung von Klettersteigberichten zu sichten.
 

Tourengänger: ᴅinu


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Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

Felix hat gesagt:
Gesendet am 5. August 2019 um 09:18
super - Gratulation!

lg Felix

ᴅinu hat gesagt:
Gesendet am 5. August 2019 um 12:34
Danke Dir Felix.
Gruss Dinu


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