Gaißkogel (2820 m) - Pock around the clock!


Publiziert von 83_Stefan , 27. April 2018 um 17:16.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Stubaier Alpen
Tour Datum: 8 Juli 2017
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1050 m
Abstieg: 1050 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Entweder über die L13 aus Osten oder über die L237 aus Westen nach Kühtai. Kostenfreie Parkmöglichkeiten im Ort oder am Dreiseenlift.
Kartennummer:AV-Karte 31/2 - Stubaier Alpen Sellrain.

Hoch über dem Oberplenderle mit seinen kleinen Seen tanzt man wohlgelaunt am unterhaltsamen Grat gegen den Uhrzeigersinn vom Pockkogel hinüber zum Gaißkogel, am anspruchsvollen Gratabschnitt sorgt der wenige Meter unterhalb verlaufende Klettersteig für Netz und doppelten Boden. Einige wenige knackige Stellen fordern den Freund anspruchsvoller Bergtouren heraus, wer sich nicht traut, kann sie am Klettersteig auch umgehen - quasi eine T6-Tour zum Üben. Der Rest der Tour ist nicht übermäßig schwierig, aber äußerst aussichtsreich. Eine rundum lohnende Unternehmung, bei der man ganz unverbindlich einfach mal in die "T6-Welt" hineinschnuppern kann.

Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, besonders im Tiroler Skihotel-Dorf Kühtai mit seinen Bunkern. Man verlässt den Ort nach Süden auf gutem Wanderweg und steigt zum Speicher Finstertal hinauf, mit dem man das ehemals schöne Tal verschandelt hat. Aber der Mensch braucht nun mal Strom. Unter der Dammkrone quert der Weg ein paar Mal die schmale Teerstraße, die die Dammkrone für die Wartungsfahrzeuge erschließt. Oben wird dann ein kleiner Infopunkt erreicht und man hat erstmals freie Blicke über den See nach Süden.

Man folgt ein kurzes Stück dem Weg am Ostufer des Sees entlang bis zu einer Abzweigung, an der der Steig zum Pockkogel nach links abbiegt (beschildert). Auf ihm geht es hinauf ins reizvolle Vordere Karle und dann weiter unschwierig zum Steintalsattel. Hier hat man erstmals Aussicht auf die Ostseite. Von hier leitet der Steig über den problemlosen Südwesthang gleichmäßig hinauf zum ersten Gipfel des Tages, wo sich ein umfassender Ausblick in die Sellrainer Bergwelt auftut. Sogar das Wettersteingebirge zeigt sich bei klarer Sicht. So häßlich die Staumauern der beiden Speicherseen Finster- und Längental auch sein mögen - ihr türkisfarbenes Wasser zieht hier oben die Blicke magisch an.

Zu den beiden weiteren Gipfeln des Tagesprogramms sieht man schön hinüber. Es ist schnell klar: Die Schlüsselstelle ist der Übergang zum Windegg, der Weiterweg zum Pockkogel ist dann kein Problem mehr. Man folgt dem Gratverlauf nach Osten. Anfangs läuft der Klettersteig nur ein paar Meter daneben. Wer mag, kann der versicherten Route folgen, aber wesentlich interessanter ist es, direkt am Grat zu bleiben. Bald trennt sich dann auch schon die Spreu vom Weizen: Über plattige Felsen geht es recht ausgesetzt und griffarm steil hinunter (T6, II+; optional dem Klettersteig ein paar Meter weiter rechts über eine Leiter hinunter folgen). Der Grat wird flacher; bald darauf folgt ein brüchiger Aufschwung mit ordentlich Luft nach unten (T6, II, Umgehung über Klettersteig völlig problemlos), dann legt sich das Gelände zurück.

Am tiefsten Punkt zwischen Pockkogel und Windegg verlässt der Klettersteig den Grat steil nach Norden hinunter, aber das ist kein Problem, denn der Anstieg zum Windegg zeigt sich deutlich zahmer als der bisher bewältigte Part. Durch Blockgelände geht es aufwärts und überraschend schnell ist man droben. Der Rückblick zum Pockkogel zeigt einen aus dieser Perspektive überraschend markanten, schlanken Gipfel.

Nächstes Ziel ist der breite Gaißkogel. Zunächst durch steileres, felsiges Gelände hinunter, dann folgt ein einfacher Gratabschitt, auf dem es eben zu einer unbedeutenden Zwischenerhebung geht. Schließlich geht es wieder steiler, aber nicht schwierig hinunter in die Gaißkogelscharte. Hier trifft man auf einen Wanderweg und folgt ihm ohne erste Schwierigkeiten hinauf zum letzten Gipfel des Tages. Der Tiefblick nach Kühtai wird aus dieser Perspektive ergänzt durch die beiden kleinen Seen im Kar Oberplenderle - sehr hübsch! Weitere Hingucker sind die nördlichen Sellrainer Berge auf der anderen Seite des Sellraintals und über dem vollbrachten Tagwerk erhebt sich der Sulzkogel stolz in den Himmel.

Auf bekanntem Weg geht's wieder hinunter in die Gaißkogelscharte. Dort folgt man dem Steig sehr steil hinunter ins Oberplenderle. Das Kar mit den beiden hübschen Seen hat einen ganz besonderen Reiz. Bald gelangt man auf einem Wirtschaftsweg allerdings leider in den Dunstkreis der sehr touristischen Drei-Seenhütte, die im Winter Skifahrer en masse aufgrund der Seilbahn Erschließung anzieht. Man kann sich das "Untz-Untz-Untz" beim Aprés-Ski förmlich vorstellen.

An der Hütte zweigt man rechts ab und hält sich bald wieder links. Auf schwachen Wegspuren steigt man durch die sanften Grashänge wieder hinunter nach Kühtai, wo sich die Runde schließt.

Schwierigkeiten:
Von Kühtai via Speicher Finstertal zum Pockkogel: T2 (gute Steige).
Übergang zum Windegg: T6, II+ (zwei Stellen, sonst einfacher; optional Umgehung am Klettersteig).
Vom Windegg zum Gaißkogel: T4, I (im Abstieg vom Windegg).
Abstieg nach Kühtai via Drei-Seenhütte: T3 (Abstieg von der Gaißkogelscharte ins Oberplenderle sehr steil).

Fazit:
Eine sehr aussichtsreiche, abwechslungsreiche und ungemein kurzweilige 4*-Rundtour, lediglich der Abstieg durch das Skigebiet im Bereich der Drei-Seenhütte sowie die landschaftliche Narbe der Dammkrone des Speichers Finstertal stören ein wenig. Wer mal in die "T6-Welt" hineinschnuppern möchte, ist hier richtig aufgehoben.

Mit auf Tour: Bäda.

Kategorie: Stubaier Alpen, 4*-Tour, 2800er, T6.

Tourengänger: 83_Stefan


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