Noch "ganz in weiß" - Hintere Schwärze (3628m) via Nordwand


Publiziert von simba , 19. Juni 2017 um 18:08.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum:16 Juni 2017
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   I 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2050 m
Abstieg: 2050 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Ötztal nach Vent
Unterkunftmöglichkeiten:Martin-Busch-Hütte

Als "Nordwand-Begeher" sind wir doch komische Gesellen - nach einer brütend warmen Frühsommer-Woche und Gewittern am Donnerstag, sehnten wir den Samstag aufgrund seines "hervorragenden" Wetterberichts herbei: deutlich kälter sollte es werden und dazu ein stürmischer Nordwind. Beste Aussichten...

Die Anfahrt per MTB zur Martin-Busch-Hütte war bereits stürmisch, aber noch von tief hängenden Wolken geprägt. Im Sommerdress froren wir etwas, was vermutlich erklärt, dass wir in unter 1,5 Stunden bereits die Hütte erreichten.

Diese verließen wir zu stockdunkler - aber sternenklarer - Nacht bereits einige (im Riesenlager unter dem Dachgiebel leider schlaflose) Stunden wieder. Der Aufstieg über den Marzellkamm ist bestens ausgeschildert und markiert - dessen alte erdrutschgefährdete Umgehung mit hinreichend großen Steinen abgesperrt. So muss bis auf über 2800m angestiegen und dann wieder bis auf ca. 2680m zum Marzellferner abgestiegen werden. Am Gletscher merkt man den schneearmen Winter: Dieser war bereits über vielfach blank im unteren Bereich. Ganz links entlang der Felsbänke der Mutmalspitze stiegen wir, ein, zwei Spalten die notwendige Beachtung schenkend, ins obere Gletscherbecken auf. Dort sieht man erstmals die imposante Nordwand der Hinteren Schwärze, zugleich wird aber auch klar, weshalb es die "Hintere" und nicht die "Vordere" Schwärze ist: Bis man einmal unter der Wand steht, zieht es sich am flachen Gletscher ordentlich.

Die Wand selbst befand sich leider nicht mehr in den "hervorragenden Trittfirn-Bedingungen", wie sie mir in der Woche zuvor hochgelobt worden war. Verblieben war nur mehr eine - auch von fast blanken Stellen durchbrochene - dünne Schicht des weißen, wadenschonenden Goldes, so dass man fast durchweg mit Eisgeräten und Steigeisen im Eis selbst kletterte. Die noch im Wintermodus befindlichen Waden reklamierten immer wieder Ruhe- und Standpausen für sich, weshalb wir die Wand mit 3 Standplätzen und dazwischen jeweils mehreren Längen am laufenden Seil durchstiegen. Starke Windböen und damit verbundener (leichter) Spindrift steigerten die alpine Empfindung der Unternehmung auf ein erfreulich angenehmes Niveau und verlangten immer wieder ein gutes Gleichgewichtsgefühl.

Oben gab es erstmal Erholung für die Waden und dann ohne Steigeisen einige leichte Klettermeter (I) über den brüchigen und ausgesetzten Felsgrat zum engen Gipfel mit tollen Tiefblicken in die Nordwand und Weitblicken bis zum Piz Bernina.

Im Abstieg gingen wir den oberen steilen Teil seilfrei, ab dort wo es steil auf die Gletscherrampe hinabgeht, seilten wir dann an - die ersten Spalten waren im Becken bereits unter dem Schnee auszumachen. Der Abstieg ist im oberen Teil kurzweilig an großen Seracs und Spalten vorbei, im Gletscherbecken des Ferners ist die Querung hinüber zu den Felsen der Mutmalspitze und der Abstieg an diesen entlang zum Anseilplatz an den Moränen des Ferners dann doch etwas eintönig und langatmig. Den unvermeidlichen Gegenanstieg zum Marzellkamm gingen wir nach einer ausgiebigen Pause gemächlich an, immerhin war es dank tiefer Temperaturen nur wenig schweißtreibend. Umso rasanter war dann die abschließende MTB-Abfahrt hinab nach Vent - wie immer bei Touren an der Martin-Busch-Hütte noch einmal ein abschließendes Highlight.

Schwierigkeiten:
NW: ZS, I (max. 50-55°, 270m)
Normalweg: WS-, I

Tourengänger: simba


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