Klipperen, Gungern, Mittagsspitze und mehr - Die etwas andere Damülser Runde


Publiziert von boerscht , 22. Juni 2017 um 20:03.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Bregenzerwald-Gebirge
Tour Datum:15 Juni 2017
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1550 m
Abstieg: 1080 m
Strecke:15,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über das Furkajoch nach Damüls; kostenlose PP. an der Talstation der Ugabahn

Am Nachmittag sind zwar heftige Gewitter vorhergesagt, dies tut einer spannenden Tour im Bregenzerwald allerdings keinen Abbruch, muss man halt dementsprechend früh los ziehen und den Himmel im Auge behalten. Auf halbem Wege erstmal merken, dass die Wanderschuhe vergessen wurden, umdrehen und so eine Stunde später ankommen ist da nicht gerade der optimale Start.

Talstation Ugabahn - Korbschrofen T2; 1:30 h: 

Trotz der vergessenen Wanderschuhe und der dadurch verlorenen Zeit, sowie der doch recht langen Anfahrt über das Furkajoch, stehe ich m 8 Uhr abmarschbereit an der Talstation der Ugabahn. Die erste Bahn würde erst um 9 Uhr fahren, also nehme ich den Fußweg und gebe etwas Gas um die verlorene Zeit wieder reinzuholen. Über wunderbar blühende Wiesen geht es einfach und zügig innerhalb einer halben Stunde zur Ugaalpe. Die Temperaturen sind noch angenehm, steigen aber in dieser halben stunde schon merklich an. Zudem ist es recht schwül und ich schwitze jetzt schon wie verrückt.
Die gewonnenen Höhenmeter muss man nun leider wieder über einen ungemütlichen Fahrweg absteigen um zur Mittleren Argen-Alpe zu gelangen. Vorbei an einer unschönen Liftstation, von denen es hier mittlerweile immer mehr gibt, geht es weiter zur Sackalpe
Die Blicke wandern immer wieder zum geplanten Verbindungsgrat zwischen Klipperen und Gungern hinauf. Von hier unten sieht er gut machbar aus. Von Bildern die mir Grimbart letztes Jahr freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat wusste ich jedoch dass dies von oben ganz anders aussieht.
Auf dem Wanderweg zum Korbschrofen umrundet man die Aufstiegsflanke der Klipperen und sieht bald die eindrucksvoll, brüchigen Ostwände. Erinnert mich irgendwie an einen Hohen Ifen in Kleinformat.
Unterhalb der Felswand geht es, einige Höhenmeter verlierend in eine kleine Ebene, von der aus der Korbschrofen in wenigen Minuten erreicht ist. Um auf den höchsten Punkt zu gelangen muss man noch einen unschönen Stacheldrahtzaun überschreiten und man steht oben. Die Alpenrosen blühen prächtig und die Aussicht zur Kanisfluh, dem Gasthaus Edelweiß und ins Tal nach Au sind wirklich nicht schlecht für so einen kleinen Gipfel.


Korbschrofen - Klipperen T4+ I; 1h:

Vom Korbschrofen aus gehts nun auf die Klipperen oder auch Klippera genannt. Ich schaue mir von weitem die brüchige Felswand der Klipperen an um eventuell einen direkten machbaren Durchschlupf zu erkennen. Ein etwas grasiger Bereich sieht machbar aus. Ich gehe auf die Felswand zu und merke jedoch bald, dass das von weitem deutlich weniger steil aussieht als von nahem und wirklich sehr sehr brüchig ist. Eventuell etwas für T6 Liebhaber. Ich quere unterhalb der Felswand nun wie in Jackthepot´s Bericht beschrieben ans SO-Ende der Wand. Gegen Ende müssen in feinem Schiefer ein paar steilere Geröllfelder gequert werden. Hier gehts nun mit T4 Gelände los, wie ich es am liebsten mag.
Auch hier muss man über einen Stacheldrahtzaun steigen und steht dann auf dem Ausläufer des SO Grates. Die Südflanke ist nun recht steil und von schilefrigen Platten durchzogen. Der Weiterweg ist mir zunächst ein Rätsel, befindet man sich hier doch in einem recht steilen Kessel der oben und nach Westen hin durch ca 4 - 5 Meter hohen sehr steilen Fels/Gras Mix von der darüber liegenden Latschen-Zone abgegrenzt ist. Ich quere den Kessel etwas ansteigend und suche mir eine machbare Aufstiegsstelle in die Latschenzone (T4+ I), welche mit etwas Handeinsatz und ins Gras greifen doch gut zu machen ist. 
Nun stehe ich direkt im Latschen Dickicht. Die von Jackthepot bereits im Jahr 2011 beschirebnene freie Rinne finde ich leider nicht, ich bezweifle dass es die überhaupt noch gibt. Ca. 15, nicht enden wollende Minuten, kämpfe ich mich durch das Gestrüpp und komme mit völlig verkratzten Armen irgendwann oben heraus, definitiv nicht der beste Aufstiegsweg, aber wohl der direkteste.
Einfach geht es nun bei brütender Hitze die Grasflanke hinauf zum Gipfel der Klipperen. Hier steht ein kleines Gedenkkreuz und es gibt eine nicht ganz vertrauenserweckend aussehende Abseilstelle.
Überall blüht es und ich habe wohl noch nie so viele Schmetterlinge auf einem Haufen gesehen wie hier heute.


Klipperen - Gungern T4+ I (über Grat T6, II); 1:30h:

Nun sollte der spannendste Teil der Tour folgen. Die Jungs von Festivaltour sind den Grat schon in andere Richtung gegangen, den sehr informativen Bericht gibts hier.
Zunächst steigt man vom Gipfel in westliche Richtung ab, erst noch recht flach geht es über die Wiese bis zum Beginn des Grates. Steil geht es nun, noch nicht arg ausgesetzt im Fels/Gras Mix auf den eigentlichen scharfen Grat hinunter. Der mitgenommene Pickel kommt hier erstmals zum Einsatz und liefert doch etwas Sicherheit.
Nach ca. 5-10 Metern bricht ein ca. Fußballgroßer Fels, auf welchen, ich trete aus. Oha erstmal einen Schreck bekommen. Nach kurzem überlegen und dem anschauen des weiteren Verlaufs breche ich die Aktion lieber ab, so ganz alleine ists mir doch etwas mulmig hier oben, vor allem da die anspruchsvollsten und brüchigsten Stellen erst noch folgen.
So gehe ich nun wieder auf das grasige Plateau der Klipperen und steige zunächst Flach über Wiese, dann steiler durch ein Gestrüpp aus unmengen Alpenrosen in das Tal zwischen Gungern und Klipperen ab.

Nochmals auf den Grat blickend traue ich meinen Augen nicht ganz, hat sich da doch ein riesiger Steinadler mitten auf einem der Gratzacken niedergelassen. Also schnell das Tele auf die Kamera gepackt und ein paar Fotos geschossen.

Das Wetter scheint noch eine weile zu halten also entscheide ich mich die Gungern Gipfel dann halt noch auf anderem Wege mitzunehmen. Ohne möglichst Höhenmeter zu verlieren quere ich unter der steilen Flanke der Gungern nach Westen. Über eine Steinmauer geht es und dann wieder die Grathöhe anpeilend über recht steiles Gras hinauf auf den Grat.
Im Aufstieg taucht plötzlich der Steinadler wieder über mir auf, diesmal jedoch nicht alleine sondern noch von einem Rotmilan begleitet. Sehr eindrucksvoll wie die beiden über mir durch die Luft gleiten. So nahe am Trubel der Mittagsspitze hätte ich so etwas nicht erwartet.
Zwischen Wannenkopf und Gungern deponiere ich meinen Rucksack und gehe mit Pickel bewaffnet über den Grat zum ersten recht steilen Gipfelaufschwung zum Vorgipfel der Gungern. Das Gras ist recht steil, jedoch super gut zu gehen da es gut gestuft ist. Oben dann wieder recht flach bis zum Westgipfel der Gungern.
Zum Ostgipfel muss man noch einmal über recht steiles, auch hier gut gestuftes Gras absteigen und über etwas Fels durchsetztes Gelände, ein wenig ausgesetzt auf den Ostgipfel der Gungern aufsteigen.
Zwei schöne kleine Gipfel, welche wohl sehr selten besucht werden. Auch hier blüht es in Hülle und Fülle und es hat einen Haufen Schmetterlinge. Den Pickel braucht man nicht, ich wusste jedoch nicht wie steil es wird. Stöcke helfen jedoch sicherlich beim Abstieg etwas.


Gungern - Wannenkopf T3; 10 min:

Auf selbem Weg zurück zum Rucksack und dann einfach den schönen, nach Norden hin senkrecht abfallenden Grat entlang auf den Wannenkopf, auf dem ich auf einen ersten anderen Wanderer heute treffe, der hier oben ein paar Fotos macht und sich wundert wo ich denn herkomme. Von hier hat man einen imposanten Ausblick in die schroffen Abbrüche der Gungern und Klipperen. Immer wieder poltert es. Die wände sind wirklich sehr brüchig.


Wannenkopf - Damülser Mittagsspitze T3; 1h:

Vom Wannenkopf aus dann einfach über die platt gemachte Skipiste, vorbei an zwei riesigen Liftstationen auf den Wanderweg, welcher zur Mittagsspitze führt. Ab hier ist dann jede Menge los. 
Die Wolken quillen langsam immer mehr und es wird schon recht düster, die Mittagsspitze will ich jedoch noch schnell mitnehmen um die Runde abzuschließen.
Über den markierten Weg geht es in Serpentinen mit viel Gegenverkehr steil bergauf. Gegen Ende kommt noch die versicherte Stelle mit dicken Tauen, etwas arg übertrieben dick wie ich finde. Nach kurzer Pause auf dem sehr aussichtsreichen Gipfel mit Kreuz geht es wieder über den Wanderweg runter von der Mittagsspitze.
Über Fahrwege nun zurück zur Bergstation an der Ugaalpe
An der Bergstation gönne ich mir noch ein leckeres Schnitzel und pünktlich zum ersten Donnern nehme ich die Bahn nach unten zum Ausgangspunkt der Tour. 
Am Parkplatz angekommen öffnet der Himmel seine Pforten und es fängt an zu Schütten wie verrückt - perfektes Timing würde ich sagen. 


Die etwas andere Damülser Runde ist deutlich spannender als die normale über Ragazerblanken, Hochblanken und co. bleibt jedoch dem trittsicheren Berggeher vorbehalten, welcher auch die ein oder andere Kraxelstelle oder steiles Gras verkraftet. Orientierungsvermögen sollte man an der Klipperen mitbringen, wobei mein Weg nicht unbedingt der einfachste war, so jedoch der direkteste.
Kann die Tour nur bestens weiterempfehlen, ein wahrlicher Geheimtipp um Damüls. 


Tourengänger: boerscht


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