Kurzbericht 

Clariden & Tödi Südwestwand


Publiziert von jfk , 11. April 2017 um 22:37.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum: 9 April 2017
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Ski Schwierigkeit: S-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-UR   Claridengruppe   CH-GR   Tödigruppe 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2300 m
Abstieg: 2800 m
Strecke:25 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Linthal Taxi bis Urnerboden (8 Fr.,Reservation pflicht) Seilbahn Urnerboden-Fisetengrat (12 Fr., Reservation am Wochenende in der Hauptsaison empfehlenswert)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Alpentaxi (Garage Furger 081 936 44 44 oder 076 441 44 40) das einen an der Schneegrenze holen kommt (für wenige Personen teuer, wir zahlten 100 Fr. für den Kleinbus und konten den Betrag durch fünf teilen) bis cff logo Disentis
Unterkunftmöglichkeiten:Planurahütte SAC, Biwakmöglichkeiten am Sandpass oder zwischen Chli Tödi und SW-Wand
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Der Tödi - Für viele ein Traumgipfel oder fast schon mystischer Berg. Für mich, etwas salopp formuliert, vorallem der Höchste Glarner und somit der drittletzte Kantonshöhepunkt, der mir noch fehlt. Ob ich nach einem Besuch die spezielle Aura die diesen Gipfel zu umgeben scheint wohl verstehe?

Alle Wege führen nach Rom und viele Routen auf den Tödi. Für mich als Liebhaber von schönen Eis- und Firnwänden hat sich aber relativ schnell der Klassiker über die Südwestwand herauskristalisiert - Zumal so bei einem Zustieg von Glarnerseite noch relativ einfach weitere bekannte Glarner Hochgipfel besucht werden können. So geht es am Samstag gemütlich und bei besten Verhältnissen vom Fisetenpass über Gemsfairenjoch und Clariden zum Sandpass. Da ich meinen neuen Skitourenrucksack und mein neues Daunenmätteli ausprobieren will, wird dort ein Biwak eingerichtet. Und ja, ein 25 Liter Rucksack zwingt einem zwar sich beim Gepäck aufs wesentliche zu konzentrieren, für das ganze Alpin- Skitouren- und Biwakmaterial inklusive Kocher und Spiegelreflexkamera ist er aber schon arg an der Grenze. Werde für solche Touren in Zukunft wohl wieder meinen 35L Alpinrucksack mitnehmen. Wie dem auch sei, Mit Reko, Polenta kochen, Lesen und Fotografieren vergeht die Zeit wie im Flug und schon bald reist mich am frühen Morgen erbarmungslos der Wecker aus meinem kuschelig warmen Schlafsack.

Erst einmal wird gemütlich Tee gekocht und dann geht es auch schon los. Heute wollen insgesamt etwa 15 Personen die Wand durchsteigen und da schadet es sicher nicht als erster einzusteigen. Dementsprechend zügig geht es vorwärts. Und während ich in der Wand höher steige, beginne ich immer mehr die spezielle Anziehung dieses Gipfels zu verstehen.
An diesem Sonntag bin ich der erste, der sich bei bestem Wetter und perfekten Verhältnissen im Gipfelbuch eintragen kann. Es folgen allerdings noch ca. 80 Nasen und so wird es auf dem Gipfel bald schon einmal eng, Da es bereits am frühen Morgen relativ warm ist, verzichte ich auf die Abfahrt via Punteglias und Fuorcla Posta Biala. Zusammen mit Jan und seinen Kollegen, die ich in der Südwestwand getroffen habe, fahren wir hinunter ins Val Russein und bestellen zusammen ein Taxi um dem elend langen Fussmarsch das Tal hinaus zu entgehen - Nochmals Danke an dieser Stelle!

Zur Route:
Topo Tödi SW-Wand, Touren Karte


Zur Route muss mit obiger Karte und dem Topo sowie den Berichten (*hier und *da) von Alpin_Rise & Alpinist nicht mehr viel gesagt werden. Anzufügen ist, dass man bei guter Firnlage im oberen Wandteil statt  über das Couloir rechts der beiden markanten Felstürme und den Südgrat, den Gipfel auch direkter und schöner über ein gleich neben dem Westgrat  liegendes Couloir und eine Firnrippe die wenige Meter unterhalb des Gipfels auf dem Westgrat mündet erreichen kann. Bei fehlendem Firn ist diese Variante aufgrund plattiger Felsen und Schutt allerdings heikel.

Im allgemeinen ist die Felsqualität in der Wand sehr bescheiden, weshalb es durchaus Sinn macht, die Wand im Frühjahr zu begehen.

Für Alpin-Nerds:
Als Biwak-Lektüre hatte ich die Erstausgabe des Clubführers durch die Glarneralpen von 1902 mit dabei. Interessant wie sich mit der Zeit die Routen, aber auch die Beschreibungen und Präsentation derselben bis zur aktuellen Ausgabe verändert haben. Die Beschreibung zur Südwestwand sowie ein paar Routenskizzen vom Tödi aus diesem Führer sind bei den Fotos angefügt. Auf zwei bemerkenswerte Punkte zum Gletscherschwund und den Führertarifen möchte ich unten noch kurz eingehen. Auf Seite zwei im Vorwort findet man die folgende Feststellung des Autoren zum ersten Thema: 

"Eine Hauptfehlerquelle liegt überdies im Zurückgehen der Gletscher seit der Vermessung, die durchschnittlich eine Abnahme erfahren haben, so dass sich, zu vorgerückter Jahreszeit namentlich, ein auffallender Kontrast mit der Karte ergibt. Der Sura- Glärnisch- Bächi- Sand-Firn, das Schneefeld am Ruchi und auf dem Vrenelisgärtli, der Clariden- Biferten- Limmeren- Puntaiglas- u. Meergletscher, sie alle sind in den letzten Sommern unter dem Regiment des Föhns stark abgeschmolzen und es entspricht die Geländezeichnung gegenwärtig nur bis ungefähr Mitte Juli der Wirklichkeit." 

Merke: Der Klimawandel wurde bereits zur vorletzten Jahrhundertwende wahrgenommen, nur war damals die Ursachenforschung mit dem Föhn als Hauptübeltäter noch etwas simpler als heute.

Ebenfalls Interessantes zeigen die Erleuterungen zu den Führertarifen der Sektion Tödi. So durften Beispielsweise Führer mit maximal acht Kilogramm Gepäck beladen werden, während Träger zu lediglich 70 Prozent des Führertarifs bis zu 20 Kilo schleppen mussten. Für eine Tour auf den Tödi über die Normalroute von Linthal aus, musste man dem Führer für heutige Verhältnisse eher wie ein Trinkgeld anmutende 35 Franken berappen. Berechnet man die Teuerung mit ein entsprächen das heute 317 Franken. Zum Vergleich: Die selbe Tour mit 4-6 Teilnehmern pro Führer kostet heute bei der Alpinschule Tödi 495 Franken pro Person. Und: Ein gelernter Arbeiter verdiente damals im Schnitt 6 Franken am Tag (Frauen 3.20, aber das ist eine andere Geschichte). Zu bedenken ist dabei, dass ein Führer damals wie heute auch in der Hauptsaison kaum auf über 20 Touerntage pro Monat kam oder kommt.

Tourengänger: jfk


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen