Schatzberg, 1898m


Publiziert von lila , 8. Januar 2017 um 23:34.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Kitzbüheler Alpen
Tour Datum: 6 Januar 2017
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT2 - Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 900 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:kostenloser Parkplatz an der Seilbahn in Inneralpbach
Kartennummer:Freytag & Berndt WK 151 Zillertal, Tuxer, Jenbach, Schwaz 1:50.000

Meine allererste Skitour bin ich vor 35 Jahren gegangen - trotz meiner Behinderung habe ich mich all die letzten Jahre nicht davon abhalten lassen, das zu tun, was ich am allerliebsten mache, nämlich Skitouren gehen. Wandern ist schön, Klettern noch schöner, aber Skitouren, das war schon irgendwie die Königsdisziplin für mich. Naja, irgendwann schleicht sich langsam, aber stetig der Zahn der Zeit an die morschen Knochen heran und nagt an einem - genau genommen nagt er am Knorpel im Knie. Und der ist dann irgendwann fast weg und die Ärzte schlagen die Hände über dem Kopf zusammen, ohgott-ohgott, und was hat der Kollege denn da gemacht, so ein Pfuscher, da muss man ja sofort nach-operieren und glätten und überhaupt und blablabla. Dabei tut die Erkenntnis, dass man alt wird und besser nicht mehr durch den Tiefschnee hüfpt wie ein junges Skihaserl viel mehr weh als das ganze Knie...

Nun denn, Peter kommt aus Frankfurt - wie die Clara bei Heidi. Nur dass er nicht im Rollstuhl sitzt, aber Skifahren kann er trotzdem nicht. Und er weigert sich auch hartnäckig, es zumindest mal zu probieren. Viel zu kalt und zu materialaufwendig und überhaupt, das Verletzungsrisiko... All meine Überredungskünste sind in den letzten zwei Jahren gescheitert und jetzt - mit meinem kaputten Knie -  gibt es ja keinerlei Grund mehr, mir zuliebe auf die rutschigen Bretter zu steigen und im wahrsten Sinne des Wortes Hals- und Beinbruch zu riskieren. 

So kommt es, dass wir uns als Kompromiss auf eine Schneeschuhwanderung einigen. Für ihn die allererste, für mich immerhin die zweite, nachdem ich mit einem meiner Söhne vor zwei Jahren schon mal mit diesen klobigen Tretern experimentiert habe. Nach zwei Tagen Dauerschneefall ist die Lawinengefahr nicht zu unterschätzen, wir nehmen uns erstmal ein bescheidenes Ziel vor, den Schatzberg. Der Parkplatz in Inneralpbach ist gesteckt voll, ganz viele schnelle Autos mit Münchner Kennzeichen spucken ambitionierte Väter mit weniger ambitionierten Kindern in bunten Pistenklamotten aus. Kalt ist es, an die -10°, feinster Pulver also für die Skitourengeher, von denen nicht wenige das gleiche Ziel haben wie wir. 

Brav gehen wir erstmal auf der Straße ein Stück den Lueger Graben hinter, bis zur Buamkapelle, wo der Fahrweg abzweigt zu den Höfen weiter oben. Der Wanderweg auf den Schatzberg ist durch die gelben Schilder auch ohne bzw. mit verschneiter Markierung gut zu finden, er folgt die ersten ca 200 HM dem Fahrweg und zweigt erst weiter oben ab in den Wald. Hier kommen uns die ersten Snowboarder entgegen, die vor Freude über die unverspurten Powder-Hänge juchzen. Ab und zu fluchen sie auch, Untergrund hat's ja keinen, die 40 cm Neuschnee sind in den letzten zwei Tagen auf die grüne Wiese gefallen. "Schöne Grüße vom Belag" haben wir da früher gesagt, wenn Wurzel oder Stein von unten den Ski geküsst haben. 

Es geht schon, das Gehen mit Schneeschuhen. Ist wackeliger als mit Skiern, ungewohnt. Aber die Spitzkehren sind deutlich einfacher und wenn's einen doch mal schmeißt, hat man seine Gräten viel schneller wieder sortiert und die Gefahr, sie sich unterm Schnee zu verdrehen, ist echt viel geringer - z'wengs der Hebelgesetze :) 

Ein bisserl blöd komm ich mir schon vor, diverse Menschen mit meinem so geliebten münchnerisch-oberbayerischen Heimatdialekt wedeln an mir vorbei durch den Pulver, während ich mich ungeschickt in einer Skitourengeher-Aufstiegsspur nach oben quäle. Peter ist tourenskimäßig nicht vorbelastet und tut sich deutlich leichter mit den Schneeschuhen. Er gibt sogar zu, dass es Spaß macht, trotz des gefrorenen Wassers überall. 

Der Gipfel des Schatzberges ist wenig spektakulär, der Skilift von der Auffacher Seite endet knapp darunter. Aussicht und Gipfelsonne sind natürlich trotzdem schön, auch wenn es zapfig kalt ist. Und bergab geht es mit Schneeschuhen immer noch besser als ohne, wenngleich die Gleitphase zwischen den Schwüngen schon irgendwie fehlt - mir zumindest - Peter hüpft vergnügt zu Tale. 




Tourengänger: lila


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (1)


Kommentar hinzufügen

countryboy hat gesagt:
Gesendet am 8. Januar 2017 um 23:55
Willkommen in der Welt der Schneeschuhe. :-) Ich bin kein Skitourengeher (also auch nicht "vorbelastet"), aber ich hab auch schon neidisch hinterhergeschaut, wenn andere nach den Aufstiegsmühen genüsslich die Hänge runterkurven. Trotzdem habe ich sowohl auf- wie abwärts immer meinen Spass. Der wird bei dir mit den nächsten Touren bestimmt noch weiter zunehmen. Wenn die Zeit alle Wunden heilt (leider keine abgenützten Knorpel), dann hoffentlich auch den Abschiedsschmerz vom Skitüreln.
Beste Grüsse,
Yves


Kommentar hinzufügen»