Lothener Köpfl 1118m - Die alten Puschtra

Lange vor der Besiedlung von Bruneck war St. Lorenzen die Hauptstadt des Pustertals, besser gesagt die Römersiedlung Sebatum. Noch ältere Puschtra lebten auf der nahegelegenen Sonnenburg, hier wurde eine jahrtausendelange kontinuierliche vorgeschichtliche Besiedlung nachgewiesen.
Während Alex meinen vorgeschichtlichen Opel für den kommenden Winter rüstet, nutze ich die Zeit und mache mich auf die Spuren der ersten Pustertaler. An der Sonnenburg vorbei führt mich die Markierung unter den Südabbrüchen von Lothen Richtung Irenberg. Bald erreiche ich eine Terrasse mit Blick auf die vielen Kuppen in der Umgebung, sie waren vermutlich allesamt einst besiedelt und mit bescheidenen Ringwällen umgeben. Heute fällt der Blick auf Gehöfte, Wald und Weideflächen, nur mit viel Fantasie kann man sich vorstellen, wie es hier vor Jahrtausenden ausgesehen hat.
Ich streife ein wenig in der Umgebung umher und nach anderthalb Stunden kommt der Gasthof Irenberg in Sicht. Ich gönne mir ein Kaffepäuschen mit Apfelstrudel, denn der höchste Punkt meines Ausflugs wartet schließlich noch, das Lothener Köpfl. Mehr als ein bewaldeter Buckel ist es allerdings nicht, ohne Aussicht, aber umgeben von schönen Kieferwäldern in gemütlicher Mittelgebirgslage. Ein Wander- und Radlparadies, im Sommer von den italienischen Pilzsesammlern durchpflügt.
Der Weg zieht weiter nach Lothen und Fassing, der Blick öffnet sich auf den Brunecker Kessel und die Geräusche der modernen Puschtra dröhnen aus der Ferne. Ich umrunde den Sonnenburger Kopf und spare mir den archäologischen Wanderweg zum Gipfel einschließlich der zusätzlichen Höhenmeter. Stattdessen besteige ich später in Heilig-Kreuz den Sturmbühel, für die 20 Meter reicht meine Motivation. Am Fuße der unscheinbaren Erhebung hat man vor Jahren die Reste einer römischen Villa entdeckt, einschließlich Tempel, Bad und Fußbodenheizung! Modern, die alten Römer! Außerdem fanden die Archäologen 6000 Jahre alte Steinwerkzeuge, sie stammen von den vielleicht ältesten Pustertalern. Wenig später steige ich wieder in meinen noch nicht ganz so alten Rüsselsheimer, in der Hoffnung, dass wir es beide gut über den Winter schaffen.