Am eins auf dem Einshorn, leichter Fast-3000er (wohl) zum Saisonabschluss


Publiziert von mrz , 7. Oktober 2016 um 13:11.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Hinterrhein
Tour Datum: 5 Oktober 2016
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Uccello-Lumbreida   CH-GR   Gruppo Tambo-Curciusa 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1530 m
Abstieg: 1530 m
Strecke:Nufenen GR - Alp de Rog - la Vadreten - Einshorn-Ostgrat
Zufahrt zum Ausgangspunkt:A 13 zum Miniparkplatz direkt an der Ausfahrt Nufenen, von der Ausfahrt ca. 100 m Richt. Hinterrhein, dann links an der Forststrasse mit Wanderwegweiser zur Alp de Rog

Blauer Himmel lacht über den Adula-Alpen, Meteo und Schreibtisch versprechen, jede Tour diese Woche könnte der Saisonabschluss beim Wandern in der Höhe sein. Also wird kurzerhand das Wochenende, das wüst annonciert ist, auf die Wochenmitte vorverlegt, obwohl noch am 07:30 Uhr das Rheinwald unter dichten Wolken liegt. Ziel: der höchste Punkt der Schieferschichtung über dem Areuabach bei Nufenen, der eigentlich nur das durch eine Einsattelung allein stehende Nordende und der höchste Punkt des Grats vom Piz Cavriola ist, aber dank der steilen Wände in Nord und West aus dem Tal wie die perfekte Pyramide wirkt, das Einshorn, 2944 m, von dem man nach Ost und West die ganze Schweiz sieht.

Vom Parkplatz geht's zunächst über den Hinterrhein, ein wenig an ihm entlang, dann rechts auf den Bergwanderweg zur Alp de Rog. Nach einer ersten Stufe im Wald auf knapp 1800 m folgen gut 2 km Auf und Ab fast ohne Höhengewinn über allerhand Töbel, die aus der Guggernüll-Westflanke in den Areuabach einfliessen, zur Alp de Rog. Deshalb werden aus ca. 1450 m Höhendifferenz gerechnet vom Bett des Hinterrhein auch fast 100 m mehr Gesamtanstieg. Unterwegs warnt ein Schild vor ihre Kälber beschützenden Mutterkühen, von denen man sich fernhalten soll... auf italienisch. Ein Blick auf die Karte bestätigt: ja, zu meiner Überraschung bin ich heute im Misox unterwegs. Die Grenze zwischen Nufenen und Mesocco ist einfach ein Strich von Guggernüll zu Einshorn, und aus Ual Areua wird Valle Curciusa, aus Alp de Rog Alpe Roggio. Aha. Auch wenn das Haupttal weiter unter Wolken liegt, hier ist die Sicht schon klar.

Die Alpe Roggio ist noch bewohnt, allerdings nicht von Mutterkühen, sondern von Schafen, für die wohl auch bald Saisonende ist. Dort quert eine Brücke den Areuabach, und der Weg setzt sich in recht unmotivierten, kurzen Serpentinen fort. Unmotiviert, weil es hier nicht so steil ist, dass man sie braucht, und weil man in ihnen manchmal ein bisschen Höhe verliert. Wer weiss, welchen alten Pfad der Wanderweg hier nimmt. An einem beliebigen Punkt der Serpentinen kann man sich dann weglos in Richtung der vorderen Felsnase des Rückens I Porton wenden, die auf ca. 2280 m umstiegen wird. Auf der Nordseite wird es dann an diesem Morgen mit Schieferplatten unter Schneeresten und Reif zwar etwas unangenehm, aber sogar das liesse sich auf Gras umgehen, wenn man etwas Höhenverlust in Kauf nimmt.

Sodann präsentiert sich die unten steile, Richtung Grat alpartig abflachende Südflanke des Einshorns, die man entweder recht steil und direkt über den Bach oder in einem Bogen über den Talschluss von la Vadreten erreicht. Die Flanke ist klar gestuft, man hat die Qual der Routenwahl; versteigen muss man sich wollen, und dann wird's noch diffizil. Es geht immer irgendwie unschwierig weiter. Ich entschied mich für eine „Direttissima“ links des grossen Schieferfelds in der Mitte der Flanke. Nun vergehen kaum einmal 50 Höhenmeter, ohne dass neue Gipfel über den Horizont treten, aber den erhabenen Augenblick, wenn man erstmals ins Tal auf der aufstiegsabgewandten Seite schauen kann, verwehrt der Berg einem bis zuletzt, bis man auf dem Grat über der knapp 100 m senkrechten Nordwand steht. Für den Blick nach West muss man gar bis auf den Gipfel. Auch in den Schieferplatten im eigentlichen Gipfelaufbau bleibt es klar gestuft und einfach. Ich gebe dem Berg dennoch ein Hochtouren-L als Kompromiss, denn bei feuchtem Wetter ist das Schiefergelände dort oben nur etwas für sehr erfahrene Berggänger und bequem T6 oder WS. Ein Schienbein erinnert sich auch noch, dass Schiefer unter Schneeresten rutschig ist, und Schieferplatten sind eben scharfkantig.

Der Gipfel hält alles, was er verspricht: Der Blick schweift über die gesamte Bündner Hochprominenz und im Westen bis zum Monte Rosa. Das Uraltgipgfelbuch, das hier manche schon angesprochen haben, fand ich nicht im Steinmann, dafür aber Proviantreste. Die Riegel sind aber noch haltbar :-)

Abstieg in einem weiten Bogen über den Ostgrat ständig auf Gras, was aber keinen grossen Unterschied macht; das Schwierigste dort ist die steile untere Hälfte, und da muss man dann doch wieder durch die Schieferfelder. Dann durch den Talschluss von la Vadreten – Wegspuren! – und quer über I Porton mit kurzem Gegenanstieg auf ca. 2460 m über z.T. unangenehm kleine, immer noch unter Reif und Schneeresten liegende Schieferplatten, schliesslich weitgehend weglos zurück zum Wanderweg von Alpe Roggio zu Strec de Vignun. Wer das Einshorn als reine Genusstour machen will, sollte so aufsteigen, sich aber von den Wegen nicht zu viel versprechen, auch von dem, der den Strec de Vignun mit I Porton verbindet, nicht. Fast regelmässig fehlen da, wo der Weg sich verliert, auch die weiss-rot-weissen Zeichen und man macht Orienteering. Für einen offiziellen Wanderweg ist er z.T. in erschreckend schlechtem Zustand.

Tourengänger: mrz


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