Eis(en)zeit - Durch die Eisenzeit auf die Zugspitze


Publiziert von kaos , 25. September 2016 um 12:15.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum:21 September 2016
Wandern Schwierigkeit: T6+ - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 2100 m

Ursprünglich war der 11. Juni für die Eisenzeit angepeilt aber das Wetter machte uns einen gehörigen Strich durch die Rechnung. So wurde aus der Tour ein wunderschöner Abschluss des Bergsommers und mein kleines Zugspitze³ Projekt (Höllental, Jubiläumsgrat, Eisenzeit) konnte erfolgreich abgeschlossen werden.


Die Eisenzeit ist eine neue Route die im unteren Teil dem alten Zustieg der Zahnradbahn Bergarbeiter folgt und im obereren Teil dann die Riffelnordwestwand der Zugspitze durchsteigt. Ist die Wegfindung bis zum Tunnelfester vier noch relativ einfach und eindeutig ändert sich der Charakter der Tour danach grundlegend und die wenigen Bohrhaken wollen gezielt angesteuert werden. Aktuell dürfte die Eisenzeit, 2014 von Michi eingerichtet noch eine zweistellige Begeherzahl aufweisen, daher liegt auch noch sehr viel loses Zeug rum und der Weg ist teilweise nicht einfach zu finden. Daher waren wir mit Martin, einem befreundeten Bergführer aus Garmisch unterwegs.



Aber nun zum Tourbericht:


Getroffen haben wir uns kurz nach 8 Uhr am Bahnhof Eibsee im Nebel da es die letzten Tage noch geregnet hatte. Die aufkommenden Zweifel ob des Wetters wurden schnell bei einem Blick auf die Gipfelkamera zerstreut (Sonne) und wir kauften uns ein Ticket bis zur Haltestadtion Riffelriß, welche wir um 9 Uhr dann auch erreichten. Von dort geht es über den Wanderweg in Richtung Riffelscharte bis der Weg nach einiger Weile Rechts abzweigt, hier auf das Steinmännchen achten damit man nicht an der Riffelscharte landet.

Nach 30 Minuten entdeckt man dann immer mehr Spuren von den Bergarbeitern wie das alte Stromkabel und den "Klettersteig" welchem es zu folgen gilt. Achtung: Das Stahlseil kann nicht verwendet werden da es ursprünglich mit Holz im Fels verankert war, welches nach 80 Jahren verwittert ist.

Im unteren Teil gibt es viel zu sehen so liegt im "Eisenlager" neben einer alten Löwenbräu Bierkiste aus Metall auch ein Bohrer mit passender Bohrmaschine (?). Man kann nur hoffen, dass die ganzen Relikte auch in Zukunft noch dort verbleiben und nicht geklaut werden.

Kurz unterhalb des alten Strahlers kommt die "Harakiri-Leiter" welche durch zwei Bohrhaken deutlich entschärft wurde. Allerdings sollte man die Leiter nicht mit dem vollen Körpergewicht belasten und aufpassen, dass man mit selbiger nicht nach hinten hinausfällt. Kurz nach dem Strahler kommt dann auch die "Kletter-Schlüsselstelle", wer hier weiche Knie bekommt sollte absteigen.

Es folgt die erste Kaverne, der erste Bierflaschen Fund (natürlich auch Löwenbräu) und noch zwei stabile Leitern wobei die zweie heruntergeklettert wird. Nach guten 2,5 Stunden waren wir dann am Tunnelfenster Vier wo die Bergarbeiter während ihrer Mehrtagesschichten wohnten. Den mit zwei Stahlseilen abgespannten Tunnel NICHT betreten - das ist der Zugang zum Zugtunnel, Lebensgefahr!


Ab dem Tunnelfenster vier ist man dann auf dem neuen Teil der Route und hier ist die Wegfindung nicht mehr ganz einfach und es gibt auch kein Topo der Tour. Letztlich wechseln sich hier 3er bzw. leichte 4er Kletterpassagen mit alpinem Gehgelände ab. Wenn man alle Bohrhaken findet braucht man keine Klemmkeile, ohne gute Führung wäre ich aber sicherlich an dem einen oder anderen vorbei geklettert.


Gegen halb Zwei erreichten wir dann die Wintergrenze was unser Vorankommen deutlich verzögerte. Es lag etwas Schnee und der Fels war an vielen Stellen mit einer dünnen Eisschicht überzogen. Daher entschlossen wir uns die letzten 2-3 Seillängen mit Steigeisen zu klettern da viele Fingerlöcher mit Eis und Schnee aufgefüllt waren. Insbesondere die letzte Seillänge vor dem Grat war bei den Verhältnissen einiges anspruchsvoller als sonst, insbesondere im Vorstieg.

Um 14:15 entsiegen wir dann der Schattingen Nordwestwand und standen in der Sonne oberhalb des Höllental Klettersteiges. Im Seig selbst war sehr wenig los weshalb wir uns problemlos abseilen konnten. Die Abseilstelle ist etwas unterhalb vom Grat, einfach auf das Steinmännchen achten. Abgeseilt wird in der Rinne rechter Hand mit einem Zwischenstand.


Die letzten 200 Höhenmeter ging es dann durch den verschneiten Klettersteig auf den ungewohnt ruhigen Zugspitzgipfel welchen wir um 15:40 Uhr nach 6,5 Stunden inkl. Pausen und Mixed Klettern ;-) erreichten.



Fazit:
Eine anwechslungsreiche Traumtour mit viel Geschichte. Es macht Spaß sich die Überbleibsel der Tunnelbauer anzuschauern und sich zu überlegen, wie es hier wohl vor 800 Jahren aussah. Zuviel Zeit sollte man aber im unteren Teil nicht verschwenden, selbst bei guten Verhältnissen darf man 5,5 Stunden bus zum Gipfel einplanen. Aktuell rate ich von einer Begehung ohne lokalen Bergführer ab, an zuvielen Stellen kann man sich wegen der unklaren Wegführung versteigen, die Bergwacht Garmisch durfte dieses Jahr ja schon einige aus der Wand holen. Bei Interesse meldet euch einfach bei Martin Schmidt oder bei der Bergsteigerschule Garmisch.

Ein weiterer, toller Tourbericht zur Eisenzeit gibt es von mabon inkl. schöne Fotos mit toller Aussicht die uns leider etwas verwehrt wurde...

Tourengänger: kaos


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