Von der Medrigalm zum Rotpleiskopf


Publiziert von Grimbart , 18. September 2016 um 14:56.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Samnaun-Gruppe
Tour Datum: 3 September 2016
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 1150 m
Abstieg: 1150 m
Strecke:ca. 12,60 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit der ÖBB nach Landeck-Zams, Bahnhof. Weiter mit der Buslinie 4240 nach See, Gemeindeamt
Unterkunftmöglichkeiten:Ascher Hütte (DAV), Hotels in See i. P.
Kartennummer:ÖK-25V Nr. 2226-Ost (Landeck); Kompass WK-Nr. 42 (Landeck, Nauders, Samnaungruppe)

Der Rotpleiskopf in der Samnaungruppe ist einer der wenigen hohen Paznaungipfel, der mit einem Steig erschlossen ist und bei dem sich eine Überschreitung geradezu aufdrängt. Diese kann sowohl vom Fisser Schönjöchl als auch von der Seeer Medrigalm aus in Angriff genommen werden. Der günstigeren Verkehrsanbindung wegen kam für mich jedenfalls nur See i. Paznaun als Ausgangspunkt in Frage. Bei einer voraussichtlichen reinen Gehzeit von 6 h kam mir zudem die wanderfreundliche Betriebszeit der Medrigjochbahn sehr gelegen. Sie sorgte für einen Zeitpuffer von 8½ h. Anstatt sich von der Stoppuhr im Kopf hetzen zu lassen, war somit jedenfalls genügend Zeit für eine ausgiebige Gipfelrast und eine Einkehr in der Ascher Hütte gegeben.

 

Das erste Zwischenziel des Tages war zunächst die Ascher Hütte. Dafür folgt man von der Bergstation dem breiten – im Winter als Skipiste dienenden – Fahrweg bis zur vor zwei Jahren neu errichteten Talstation der Versingbahn. Ein Mahnmal für Größenwahn. Die Eingriffe in die Natur sind jedenfalls unübersehbar und der erhoffte Zusammenschluss mit dem Skigebiet von Serfaus-Fiss-Ladis steht mehr als in den Sternen.

Kurz vor der Versingbahn verlässt man den Fahrweg und steigt auf einem Fußweg zwischen Alpenrosen und Heidelbeeren der bereits sichtbaren Ascher Hütte entgegen. Bei einem Rechtsbogen, der vom Medrigjoch herunterführenden Skipiste wird diese nun nach links hinüber gequert. Danach führt der Steig durch welliges Gelände hinauf zum Versorgungsweg der Ascher Hütte. Hier nun nach links zur nahen Ascher Hütte, die mit einem traumhaften Blick zum Regenten des Verwalls und zu den Lechtaler Granden rund um die Parseierspitze aufwarten kann. Für Wehmut sorgt allerdings die Versingbahn die wie ein Fremdkörper in dem weitläufigen Kar der Kübelgrube wirkt.

Von der Ascher Hütte geht’s auf einem Fußweg kurz hinunter zur neu errichteten Skipiste. Über diese hinweg hält man den Markierungen folgend auf den Rotpleiskopf zu. Dabei wird das ein oder andere Gebirgswässerchen überquert. Durch das blockübersäte Gelände hält der Steig im Anschluss auf eine Steilstufe zu. Nach dem steilen Zick-Zack-Abschnitt dreht der Steig nach Norden ab und führt um eine Geländerippe herum hinein ins Kar zwischen Gamsbergspitze und Rotpleiskopf. Ein stiller Flecken. Auf eine von Schafen belagernde Anhöhe zuhaltend war bald danach Schluss mit der Gemütlichkeit. Für die nächsten 20 Minuten stand die mühsame Traversierung eines riesigen Block-, Geröll- und Schuttfeldes am Programm. Da turnt man dann vorwiegend von Markierung zu Markierung durch teils abschüssiges Gelände. Ein kleiner Vorgeschmack auf die bevorstehende Blockturnerei am N-Grat des Rotpleiskopfs.

An der Spinnscharte angelangt konzentrierte sich mein Blick nach Süden auf den unteren Teil des N-Grats und eine Felswand, die den direkten Weg über den Grat versperrte. Bis dorthin steigt man zunächst über den noch gutmütigen Grat ohne Schwierigkeiten hoch. Bei der Felsstufe angelangt gilt es dann unter Zuhilfenahme der Hände bis unter die Felswand hochzusteigen. Unter dieser hindurch traversiert man westseitig zu einer Felsrippe hinüber. Das GK vor Augen führt der Steig durch die Flanke wieder hinauf zum Grat.

Es folgt nun der anspruchsvollste Teil des Aufstiegs. Über Blockwerk nähert man sich der versicherten Schlüsselstelle. Gleich zu Beginn gilt es sich über einen großen Block hochzuziehen. Hier würde es nicht schaden, wenn die Drahtseilverankerung schon ein wenig tiefer angebracht worden wäre. Mangels anderer Griffmöglichkeiten erschien mir der Griff nach dem Haken als die einzige sinnvolle Option. Hat man sich über den Block hochgewuchtet geht die Blockturnerei weiter. Ein paar scharfe Gratzacken werden schließlich ostseitig ausgesetzt umgangen. Nun geht’s wieder ohne Drahtseilsicherungen weiter, wobei an einer Stelle eine Versicherung durchaus noch gerechtfertigt gewesen wäre. Ein scharfkantiger Block ragt in den Steig hinein. Rechts glatt gehobelte Felsblöcke und links der Abgrund. Die Alternativen sind bescheiden. Hat man den Blockverhau gemeistert wartet der Endspurt. Über Blockwerk und Geröll erreicht man den Gipfel des Rotpleiskopfs wieder ohne große Mühen.

Die Aussicht lässt nichts zu wünschen übrig: Lechtaler, Wetterstein, Stubaier, Ötztaler, Ortler-, Sesvenna- und Samnaungruppe, Silvretta sowie Verwall runden die rühmenswerte Aussicht ab. Und wie es der Zufall so wollte stellte es sich bei einem Gespräch mit einem Tiroler heraus, dass wir zwar nicht verwandt sind aber eine gemeinsame Tante haben. Die Frau meines Taufpaten ist die Schwester seiner Mutter. Und um das zu erfahren muss man auf einen Berg im Paznaun steigen. So klein ist die Welt.

Der Abstieg Richtung Kübelgrubenscharte gestaltete sich dann recht einfach. Der Westflanke entlang zieht der Steig hinab bis zu einer Geländerippe. Um diese herum folgt ein kurzer Abstieg zwischen Blockwerk hinunter zum Sattel beim Vorgipfel. Hier trennen sich nun die Wege. Geradeaus führt der Steig zur Kübelgrubenscharte, nach rechts weisen die Markierungen durch eine steile Geröllrinne hinab in die Kübelgrube. Ein Abstieg der aufgrund seines Untergrundes (Geröll, Schutt, gepaart mit feinem Sand) und der Steilheit des Geländes zur Vorsicht mahnt. Da ist man dann recht froh, dass der Steig nicht durchgehend die Geröllrinne hinunterführt sondern auf eine Grasrippe zuhaltend diese verlässt. Über die Grasrippe steigt man schließlich im Zick-Zack zu einem großen Block- und Trümmerfeld ab. In der Blockturnerei mittlerweile geübt folgt man den Markierungen bergab zur Bergstation der Versingbahn.

Ab der Bergstation geht’s auf einem Fahrweg durch die Kübelgrube hinunter zur verdienten Einkehr bei der Ascher Hütte. Der Abstieg zur Medrigalm erfolgt dann wieder über die vom Aufstieg her bekannten Fuß- und Fahrwege. Um die letzte Gondel (17 Uhr) nicht zu verpassen, sollte man Bedenken, dass man für den Abstieg eine gute Stunde benötigt.

 

Gehzeiten:

Medrigalm, Bergstation – Versingbahn, Talstation – Ascher Hütte (ca. 1' 15'') – Spinnscharte (ca. 1' 20'') – Rotpleiskopf (ca. 45'') – Kübelgrube – Versingbahn, Bergstation (ca. 55'') – Ascher Hütte (ca. 25'') – Versingbahn, Talstation (ca. 40'') – Medrigalm, Bergstation (ca. 25'')


Tourengänger: Grimbart


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Kommentare (3)


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churfirst hat gesagt:
Gesendet am 18. September 2016 um 19:16
Tolle Tour, der Rotpleiskopf steht auch auf meiner Liste!

Von der Ascher Hütte zur Medrigalm kann man zur Not über einige Wiesen abkürzen. Schreddert zwar ggf. die Menisken, aber es geht dann auch in einer halben Stunde

Gruß
Michael

Grimbart hat gesagt: RE:
Gesendet am 19. September 2016 um 18:33
Hallo Michael,

Meinst du Abkürzungen über die Skipisten? Dafür liebe ich meine Knie zu sehr, die sollen auch im Alter noch was taugen.

Eine Woche später warst du ja am Furgler. Den habe ich mir für nächstes Jahr vorgenommen. Schwanke dabei noch zwischen einer Ein- oder Zweitagestour.

BG
Erwin



churfirst hat gesagt: RE:
Gesendet am 19. September 2016 um 22:03
Ja, über die Pisten - unter den Seilbahnen durch. Nicht kniefreundlich, aber schnell.

Der Furgler ist ab der Bergbahn ohne weiteres in 3h machbar, ab dem Gipfel waren wir nach 90 Minuten an der Ascher Hütte. Als Zwei-Tages-Tour würde ich den Furgler überschreiten, im Kölner Haus oder auf der Hexenseehütte nächtigen und am Folgetag über den Hexenkopf ins Paznaun zurückkehren.

Gruß
Michael






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