Piz Tambo Überschreitung Nordgrat - Südgrat und Erkundungen am Dente
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An schönen Frühlings- und Sommertagen pilgern vom Splügenpass ganze Heerscharen zum Pizzo Tambo. Der ebenso dominante (17 km) wie formschöne Gipfel gilt als erstklassiger Aussichtspunkt. Umso erstaunlicher, dass von allen 38 hikr-Begehungen keine einzige über den Nordgrat erfolgte - rühmt doch der SAC Führer Bündner Alpen 3 diesen als "Eine der schönsten wenig schwierigen Klettereien im Gebiet von überdurchschnittlicher Gesteinsqualität". Auch der Südgrat, an dem wir uns im Abstieg versuchen, wird als "schöne Klettertour" gepriesen. Das erste Urteil können wir bekräftigen, beim zweiten sind wir etwas anderer Meinung. Darum wurde dann auch nichts aus einem Abstieg über den gesamten Südgrat - was wir in eine Erkundungstour am "Dente" ummünzten. Der Zahn im Südgrat zog uns jedoch fast die unsrigen. Und ob wir wirklich am Zahn herumturnten, wissen wir immer noch nicht...
Von all diesen Zitaten, Zahngeschichten und den anderen Angaben im SAC-Führer hatten wir zum Zeitpunkt der Tour keine Ahnung, da der Entscheid für die Tambo Tour genau dreissig Minuten vor Abmarsch auf dem Splügenpass fiel. Ursprünglich hatten
Delta und ich (bzw. meine müden Beine vom Vortag) unterschiedliche Wunschtouren für diesen Tag ausgesucht und wir einigten uns zuletzt auf den gutbündnerischen Kompromiss Piz Grisch - bis wir kurz nach Andeer die Option Tambo auftauchte.
Kreuz und Quer von Nord nach Süd nach Ost über den Pizzo Tambo und seine Zähne
Um 7.30 starten wir beim Berghus Zoll in Richtung Nordgrat, wobei nach dem Sattel beim Alpeltistock nochmals fast 100 hm abgestiegen werden muss, darauf in groben Blockhalden zu den drei Tambosee unter der Nordflanke. Über die markante Seitenmoräne und einen schlecht gestuften, aufsteilenden Hang (T4) erreichen wir den Nordgrat unmittelbar vor den ersten Aufschwüngen auf ca. 2600m.
Hier folgen 650 Höhenmeter Gratkraxelei in erstaunlich festem grauem Granit, wobei oft Wegspuren die besten Umgehungen vorgeben. Die ersten Aufschwünge werden links (östlich) umgangen, wobei die Wegführung meist offensichtlich ist. Steilere Abschnitte mit Kletterstellen im II. und fakultativ III. Grad wechseln sich mit Block- und Gehpassagen ab, wirklich heikle Stellen konnten wir keine ausmachen; insgesamt T5+ II.
Um viertel vor zehn, nach über einer Stunde Gratkraxelei stehen wir auf dem Pizzo Tambo - für mich nach dem Ritzlihorn innert 25 Stunden das zweite mal auf exakt 3279m! Leider ists quellumwölkt, wir sehen vom legendären Panorama nur einzelne Ausschnitte.
Nach ausgiebiger Rast brechen wir auf zur Erkundung am Südgrat, was erst ganz passabel in etwas brüchigem Fels geht. Die Felsqualität wird zunehmend mieser und nach 400m Gratstrecke zwingt uns auf etwa 3180m eine wilde, labil wirkende Turmgruppe zu einer Umgehung in der Ostflanke. Auch dort ist mit dem Gletscherschwund das Gelände nicht stabiler...
Delta entdeckt bei einer Erkundung einen Obelisken auf einem messerscharfen Gratstück, dass für uns eindeutig "Il Dente" sein muss*. Über brüchige Bänder (T6) an dessen Fuss. Nach einigem hin und her entschliesst sich
Delta für einen Besteigungsversuch, so haben wir wenigstens unser Seil nicht vergebens mitgeschleppt. Der messerscharfe Grat entpuppt sich als bröckelig und wenig reiterfreundlich, besonders zu neuen Berghosen. Ich bin froh, meinen Begleiter nach diesem Eiertanz wieder wohlbehalten zurück zu haben und verzichte auf einen Versuch meinerseits. Wir beide haben auch genug von einer weiteren Erkundung im Bruchgelände des Südgrats, welcher wenig später unter P. 3151 einen grossen Abbruch aufweist.
Eine schuttige Querung bringt uns auf den spaltenarmen Glescherrest, wo wir dank dünner Schneeauflage ohne Steigeisen bequem aufsteigend zum Normalaufstieg am Ostgrat queren. Als Zugabe gönnen wir uns den Abstieg über den gesamten Ostgrat übers Lattenhorn und den Piz Tamborello. Weite Stecken sind eine schöne Gratwanderung im T4/T5, zwischen Lattenhorn und Tamborello umgehen wir einige Türme in der Südflanke.
Der finale Abstieg zum Gefährt ist schnell geschafft und wir feiern die durchaus gelungene Erkundgstour - und meine erste Tambobesteigung - bei Speis und Trank ins Splügen.
* Der SAC-Führer bezeichnet P. 3151 als "Il Dente". Dieser Gendarm im Südgrat hat jedoch nicht wirklich die Form eines Zahnes... andererseits ist unser Obelisk zwar von der Form ein fast perfekter Zahn, aber doch arg klein - wer weiss genaueres?
Ausrüstung: Helm und Stöcke zweckmässig, Steigeisen, falls der Gletscherrest aper ist. Ein kurzes Seil und Schlingen zur fakultativen Sicherung. Für den Südgrat empfiehlt sich komplette Kletterausrüstung und vertrauter Umgang mit fragilem Gestein.
Von all diesen Zitaten, Zahngeschichten und den anderen Angaben im SAC-Führer hatten wir zum Zeitpunkt der Tour keine Ahnung, da der Entscheid für die Tambo Tour genau dreissig Minuten vor Abmarsch auf dem Splügenpass fiel. Ursprünglich hatten

Kreuz und Quer von Nord nach Süd nach Ost über den Pizzo Tambo und seine Zähne
Um 7.30 starten wir beim Berghus Zoll in Richtung Nordgrat, wobei nach dem Sattel beim Alpeltistock nochmals fast 100 hm abgestiegen werden muss, darauf in groben Blockhalden zu den drei Tambosee unter der Nordflanke. Über die markante Seitenmoräne und einen schlecht gestuften, aufsteilenden Hang (T4) erreichen wir den Nordgrat unmittelbar vor den ersten Aufschwüngen auf ca. 2600m.
Hier folgen 650 Höhenmeter Gratkraxelei in erstaunlich festem grauem Granit, wobei oft Wegspuren die besten Umgehungen vorgeben. Die ersten Aufschwünge werden links (östlich) umgangen, wobei die Wegführung meist offensichtlich ist. Steilere Abschnitte mit Kletterstellen im II. und fakultativ III. Grad wechseln sich mit Block- und Gehpassagen ab, wirklich heikle Stellen konnten wir keine ausmachen; insgesamt T5+ II.
Um viertel vor zehn, nach über einer Stunde Gratkraxelei stehen wir auf dem Pizzo Tambo - für mich nach dem Ritzlihorn innert 25 Stunden das zweite mal auf exakt 3279m! Leider ists quellumwölkt, wir sehen vom legendären Panorama nur einzelne Ausschnitte.
Nach ausgiebiger Rast brechen wir auf zur Erkundung am Südgrat, was erst ganz passabel in etwas brüchigem Fels geht. Die Felsqualität wird zunehmend mieser und nach 400m Gratstrecke zwingt uns auf etwa 3180m eine wilde, labil wirkende Turmgruppe zu einer Umgehung in der Ostflanke. Auch dort ist mit dem Gletscherschwund das Gelände nicht stabiler...


Eine schuttige Querung bringt uns auf den spaltenarmen Glescherrest, wo wir dank dünner Schneeauflage ohne Steigeisen bequem aufsteigend zum Normalaufstieg am Ostgrat queren. Als Zugabe gönnen wir uns den Abstieg über den gesamten Ostgrat übers Lattenhorn und den Piz Tamborello. Weite Stecken sind eine schöne Gratwanderung im T4/T5, zwischen Lattenhorn und Tamborello umgehen wir einige Türme in der Südflanke.
Der finale Abstieg zum Gefährt ist schnell geschafft und wir feiern die durchaus gelungene Erkundgstour - und meine erste Tambobesteigung - bei Speis und Trank ins Splügen.
* Der SAC-Führer bezeichnet P. 3151 als "Il Dente". Dieser Gendarm im Südgrat hat jedoch nicht wirklich die Form eines Zahnes... andererseits ist unser Obelisk zwar von der Form ein fast perfekter Zahn, aber doch arg klein - wer weiss genaueres?
Ausrüstung: Helm und Stöcke zweckmässig, Steigeisen, falls der Gletscherrest aper ist. Ein kurzes Seil und Schlingen zur fakultativen Sicherung. Für den Südgrat empfiehlt sich komplette Kletterausrüstung und vertrauter Umgang mit fragilem Gestein.
Tourengänger:
Delta,
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